Leserunde zu "Nur der Tod vergisst"

  • Liebe Forenteilnehmer,

    ich bin der Autor von "Nur der Tod vergisst" und würde gerne mit euch über diesen historischen Roman diskutieren. Ich habe den Roman geschrieben, weil unsere Väter und Großväter in der Wehrmacht waren oder in der Waffen-SS. Die wenigsten davon waren im Widerstand oder verfolgt. Dennoch wird fast die ganze Literatur zu diesem Thema aus deren Perspektive geschrieben. Guido Knopp meint: "Wir, die nach dem Krieg Geborenen sind ... nicht verantwortlich zu machen. Doch wir sind verantwortlich für das Erinnern ebenso wie für das Vergessen und Verdrängen - und für das Leugnen. Das ist keine Kollektiv-Schuld, aber Kollektiv-Verantwortung für Auschwitz und für Hitler." Unsere Väter sind aus dem Krieg zurückgekehrt und haben geschwiegen. Nur wenige haben über das Schreckliche berichtet, was sie erlebt haben. Mein Vater war Fallschirmjäger - viel mehr weiß ich nicht von dieser Zeit. Vielen von euch im Forum wird es nicht anders gehen.

    Der Protagonist meines Romans war begeisterter Soldat der Waffen-SS. Er wird in Oradour-Sur-Glane schuldig und will sterben, wird aber nur verwundet. Er erlebt die gnadenlose Vernichtung Pforzheims, seiner Heimatstadt am 23. Februar 45, gerät voll Hass in britische Kriegsgefangenschaft ... und flieht nach Südamerika. Der Roman dreht sich um Schuld und Vergebung. Es ist meines Erachtens nicht unsere Aufgabe, zu verurteilen, aber auch nicht zu ent-schuldigen. Inwiefern mir dies darzustellen gelingt, weiß ich nicht.
    Glücklich war ich darüber, dass ich einen ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS, der in Caen gekämpft hat, befragen konnte, ob sich die Dinge so zugetragen haben konnten. Vieles über die Flucht habe ich "Nazis auf der Flucht" von Steinacher entnommen.

    Ich würde gerne 5 Romane zur Diskussion hier verlosen und würde mich sehr freuen, wenn wir uns darüber unterhalten könnten.

    "Nur der Tod vergisst", Peter Hakenjos, ISBN-13: 978-3765086465, Broschiert: 224 Seiten, Verlag: Der Kleine Buch Verlag; Auflage: 1. (3. Februar 2014)

    Emailadresse entfernt, Diana

  • Hallo, Peter,

    willkommen bei uns im Forum!

    Habe Deinen Beitrag hier ins Unterforum "Bücher" geschoben, da paßt er besser als bei den Einheiten der Waffen-SS. Deine Emailadresse habe ich auch rausgenommen; wer persönlich Kontakt aufnehmen möchte, sollte dies über PN-Funktion tun, falls er nicht hier schreiben möchte.

    Nun noch abschließend eine Frage: Wie hattest Du Dir denn die Verlosung vorgestellt, wie soll das ablaufen?

    Gruß

    Diana

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert (Ingelore Ebberfeld)

  • Hallo Diana,
    der Einfachheit halber schicke ich jetzt nach Anmeldung. Es haben sich bislang nicht so viele gemeldet, dass ich aus einer Menge das Los ziehen muss. Wenn ich die Klaradresse habe, sende ich diese an den Verlag und der schickt das Exemplar zu.
    Da ich als Autor zu erkennen bin, damit auch meine Anschrift, war es mir egal, ob ich direkt oder über das Forum angeschrieben werde, verstehe aber, dass es besser ist, über das Forum.
    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo 'peterjoachim',

    das Buch ist schon erhältlich im Buchhandel?
    Das werde ich mir besorgen, zumal ich angeheiratete Verwandte mütterlicherseits kannte, Raum Bleicherode/Thr., die in der "Totenkopf-SS" waren.
    Mein Vater war am Ende bei der Kriegsmarine, es war oft Thema (ohne Schulkomplexe) und auf Diskussionen bin ich gespannt. Mich nerven dabei schon jetzt alle Weltverbesserer, die nicht dabei waren, aber alles verurteilen auf Teufel komm raus.
    Wenn die Diskussion in die Deutsche Alleinschuld abtriftet, mache ich aber nicht mit.
    Schönen Abend

    Peter Ziegenhorn

  • Hallo Sitting Bull,
    musst keine Angst haben - ich hoffe zutiefst, es geht nicht um so etwas, wobei es mir schon um Schuld geht. Neulich - darauf werde ich sicher noch zurückkommen - habe ich in einer Fernsehsendung einen Historiker gehört, der auf die Frage, wie er zur Bombardierung Dresdens steht nichts gemeint, nur: Deutschland hätte schließlich den Krieg angefangen. In dem Moment empfand ich für den Mann nur Scham. Einen tollen Satz habe ich heute gefunden: Verurteilen ist einfach. Verstehen ist besser.
    Dir noch einen schönen Abend.
    Viele Grüße aus Pfinztal
    Peter

  • Guten Abend,

    ich kürze ab:
    Peter will fünf Leuten das "Buch" zukommen lassen um dann darüber zu diskutieren.
    Modalitäten wurden genannt.
    Momentan bekommen wir nichtmal fünf Leute zusammen, die sich für dieses "Langzeitprojekt" interessieren.
    Das FdW mit all seinen Mitgliedern, und dann diese Flaute.
    Finde ich schade, wäre mal etwas anderes als die allseits bekannten Schnellschüsse...

    Wie auch immer, wer Interesse hat...

    Grüße Thomas

  • Hallo

    ich bin dabei :D
    @ Autor hast gleich PN

    Gruss Haiko

    Suche alles zur Pz.Abw.Abt 2 (1934-1940), Pz.jäg.Abt 2 (1940-1942), Pz.jäg.Abt 12 (1941-1943), Pz.jäg.Abt 302 (1942-1944), Pz.jäg.Abt 1302 (1943-1945) , Pz.jäg.Abt 1337 (1944-1945)

  • Hallo Thomas!!

    "Alter" Pessimist, die 5 Leute sind doch schon zusammen gekommen.
    Wie auch bei deinem Interessengebiet läuft hier viel hinter den Kulissen. ;)
    Jetzt lass uns mal das Buch lesen und der Rest kommt schon noch.

    Schönes Wochenende und ein bisschen mehr Vertrauen in "deine" Mitglieder. :)

    Gruß Gregor

  • Guten Abend, "oller" Gregor,
    ich bin sicher kein Pessimist, glaube nach wie vor am Erfolg unseres Projekts, das FdW.
    Dazu gehören solche Aktionen, ich kann da aber nur auf Mails reagieren, und wenn diese besagen es fehlen noch Leute dann schreibe ich, nicht immer, hier schon.
    Ich finde das nämlich sehr interessant, und ich hoffe, es wird ernst genommen.

    Und ich hätte gerne gewusst wer diese fünf Leute sind, ich muss mich darauf einstellen ab wann der Thread gesperrt wird. ;)

    Grüße Thomas

  • Hallo Thomas !!

    Also gestern waren es schon 3 Interessenten und mit Haiko und Justus sind es doch schon 5 (Sitting Bull nicht mit eingerechnet).
    Naja, wegen Tread sperren und so, wenn Peter von seinem "Hausrecht" Gebrauch macht geht doch alles seinen Gang.
    In der Not gibt es doch hilfreiche "blaue" Hände. ;)
    Ausserdem kann doch nur mitreden wer auch gelesen hat, oder? :)

    Gruß Gregor

  • Guten Abend Gregor,

    gut, für mich ist ein Glas auch eher halb voll als halb leer,
    wir werden sehen.

    Sollte es hier wirklich zu einer Diskussion kommen, glaub mir, es wird nicht einfach, der Hausrechtsknüppel müsste sichtbar an der Wand hängen.
    Grüße Thomas

  • Hallo ihr da,
    ich freue mich, dass so viele Interessenten zusammen gekommen sind. HIer in diesem Forum habe ich wenig Erfahrung mit Diskussionen und meine, wir sollten uns nicht beschränken. Was mich angeht, so interessiert mich vor allem der Umgang mit der Vergangenheit, den unsere Väter oder Großväter mit dem Krieg hatten. Das kapitelweise Lesen muss meines Erachtens nicht sein, da der Roman nicht so umfangreich ist, dass man ihn nicht in relativ kurzer Zeit durch hätte.
    Mir fällt immer wieder auf, wie verkrampft wir in Deutschland immer noch mit diesem Thema umgehen. Dabei trifft die Generation der Nachgeborenen keine Schuld. Wir dürfe uns fragen, was da los war. Das waren doch keine Unmenschen, die uns großgezogen haben. Aber dann sieht man wieder die Bilder von Wehrmachtssoldaten mit Fotos in den Händen, die vor Galgen stehen, an denen Frauen und alte Männer hängen. Wie passt das alles zusammen? Einen tollen Satz habe ich neulich in einem Buch, das aus den Zwanziger-Jahren stammt, gelesen: "Verachten ist einfach. Verstehen ist besser". Eine andere Frage, die mich immer umtreibt ist: Müssen wir den Mund halten bei den schlimmen Dingen, die die Alliierten getan haben, nur weil wir Deutsche sind und die Rechten als Ent-Schuldigung aufrechnen?

    Aber wir können gerne auch die historischen Ereignisse selbst diskutieren: Die Rolle der Kirche, die die schlimmsten SS-Leute getauft - und gerettet hat, über die Waffen-SS, die einmal bis zu 800.000 Mann stark war, und vor allem - wie aktuell ist der Inhalt des Romans noch heute. Denkt an die IS!

    Ich hoffe sehr, dass der Verlag die Bücher jetzt versendet und dass wir bald mit der Diskussion anfangen können ... aber das können wir ja schon heute :)

    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo Peter,
    ich habe mir das Buch im Buchhandel gekauft, da ich nicht auf das Los hoffen wollte und bin ganz begeistert davon. Es ist interessant geschrieben und von mir innerhalb eines Abends "verschlungen" worden.
    Es ist nur so, je mehr man darüber liest oder im Fernsehen in den vielen historischen Berichten sieht, desto mehr Fragen tauchen in einem selbst auf, wie wohl die eigenen Großeltern und Eltern mit allem umgegangen sind.
    Gruß Monika

    Edited once, last by moma (November 26, 2014 at 10:29 AM).

  • Hallo Monika,
    ich bin jetzt 66 und mein Vater ist tot. Aber genau das ist es, was mich auch umtreibt. Je älter man wird, umso intensiver setzt man sich wieder mit der Vergangenheit auseinander. Was mich hier im Forum auch interessieren würde ist, wie andere Väter, Großväter zum Krieg gestellt haben. Ich selbst habe immer nur gehört: Sie haben geschwiegen. Seltsam, oder? Anders verhalten haben sich diejenigen, die im inneren Widerstand waren. Die erzählen durchaus - das ist mein Eindruck. Da das Schweigen aber so ein allgemeines Phänomen war, würden mich auch hier die Erklärungen dafür interessieren.
    Gruß
    Peter

  • Hallo Peter

    Ich für meinen Teil kann nur sagen, daß meine Eltern kaum etwas erzählt haben. Vater war mit der 6.ID vor Rshew und erfror sich
    beide Füsse. Meine Mutter war Nachrichtenhelferin und auch in Russland gewesen, genauer gesagt in Shitomir.
    Was ich weiß, habe ich nur aus der WAST-Auskunft beider Elternteile und dann lesen, viel lesen.

    mit freundlichen Grüssen

    Uli

  • Ja Uli,
    so ging es uns fast allen. Mein Vater war zwar kein Nazi, aber im "geistigen Widerstand" war er auch nicht. Ich weiß zwar, in wasfür einer Einheit er war - Fallschirmjäger - aber anscheinend war das so etwas wie ... Granatwerfer abschießen und zurücklaufen zur Einheit. Vom Gegner hat er offenkundig nie etwas gesehen X/ Ich denke, die meisten sind einen anderen Weg gegangen als "Ulf". Sie haben sich nicht nur nicht verziehen, sie haben innerlich einfach ausgeblendet. Filbinger, Regierungschef in Baden-W. hat - glaube ich - einmal gemeint: Was damals richtig war, kann doch jetzt nicht nur falsch sein. (bin mir nicht ganz sicher, ob es von Filbinger stammt). Irgendwie war das auch die Haltung vieler ehemaliger Soldaten. Sonst wären ja die ganzen Kameraden umsonst gestorben. Vor der Konsequenz im Denken sind sie, meine ich, zurückgeschreckt.
    Viele Grüße
    Peter

  • Hallo zusammen!

    Das viel zitierte Schweigen der Väter habe ich selbst nicht erlebt, vielmehr mein eigenes Nicht-wissen-wollen. Krieg, Westfront, Ostfront (Rshew), Russlandfeldzug etc. waren für mich nur leere Worthülsen. Außerdem wollte man ja mit dieser Nazizeit nichts zu tun haben, man wollte ja alles anders machen, nur anders als die Väter sein. Wenn mein Vater ab und zu kurze Episoden erzählte, löste das in mir ein befremdliches Gefühl aus; ich wollte einfach nicht hören, was er durchmachen musste und erlebt hatte. Mein Vater war Berufssoldat, anfangs noch bei der Reichswehr. Erinnerlich ist mir noch gut, wie er sich über die Wehrmachtsausstellung in den 1990er-Jahren aufgeregt hat, wo man Soldaten teilweise als Verbrecher diffamierte oder darüber, wie schlecht Berufssoldaten nach dem Krieg behandelt wurden.
    Angestoßen durch den ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" habe ich dann in Vaters Papieren gekramt und erstmals über die Zeit im Krieg in seinen kurzen Aufzeichenungen gelesen und mir die verschiedenen Urkunden angesehen. Nach langem Zögern habe ich mich dann hier im Forum angemeldet; hier bekommt man nicht nur viele Informationen, man erfährt auch großes Verständnis unter Gleichgesinnten.
    Begriffen habe ich aber vor allem, dass ich versäumt habe, mit meinem Vater über diese wichtige Zeit in seinem - und unser aller - Leben zu sprechen und wie vieles somit unwiederbringlich im Dunkeln bleibt. Das beschäftigt mich sehr, wohl bis ans Ende meines Lebens.
    Was man immer wieder hört und liest ist, wie sehr diese Zeit unsere Eltern geprägt hat; das bedeutet aber auch, dass ihnen diese Prägung Profil gab. Sie waren bereits durch viele Höllen gegangen, wenig konnte sie noch erschüttern.

    Schönen Tag Euch allen!
    Gruß Cristiane

    "Feigheit ist die Mutter der Grausamkeit" Montaigne

    Suche Einsatzorte 3./schwere Artillerie Abt. 848 ab Juni 1943

  • Hallo Cristiane,
    vielleicht es genau das, was du meinst bezüglich des Nicht-So-Sein-Wollens, warum die Kriegsgeneration geschwiegen hat. Sie wollten in dieser Nazi-Gesellschaft groß werden, haben in der HJ oder beim BDM Werte erlebt, die sie als Kinder und Jugendliche akzeptiert haben und plötzlich ist das alles nichts mehr wert. Ihnen würde auf das, was sie als richtig empfanden und jetzt wissen, dass es falsch war, ohnedies nur Verachtung entgegenschlagen. Da ist es besser, den Mund zu halten. Für mich war es auch typisch, dass mein Vater alles Politische ausgeklammert hat. Ich wusste nie, was er gewählt hat, noch wie er poltisch dachte.
    Ein Appell an alle im Forum, die ihre Eltern oder Großeltern noch haben; Quetscht sie aus. Ich habe es versäumt und viele meiner Generation mit mir. Schont sie nicht, aber - und das ist total wichtig - verurteilt sie auch nicht. Das sollen andere tun. Wissen wir, wo wir in ihrer Situation gestanden hätten? Mit den Eltern und Großeltern stirbt so viel an Wissen und Information! Ich mache nur ein Beispiel: Vor einigen Jahren meldet sich bei uns ein Däne und weist sich als Halbbruder meiner Frau! aus. Ihr Vater wollte seine Mutter heiraten, sie aber hatte nach dem Krieg die Lust daran verloren und die Dänen haben alles getan, um Kontakte nach dem Krieg mit Deutschen zu unterbinden. Er war - in Dänisch - ein Drachenkind. Rassismus? Den gibt es nicht nur in Deutschland. Wir hatten von dem Halbbruder nicht die geringste Ahnung und er konnte mit uns erst zig-Jahre nach dem Krieg Kontakt aufnehmen, weil die dänischen Behörden die Akten unter Verschluss hielten.
    Also an alle: Wenn ihr noch Angehörige aus dieser Zeit habt, fragt, aber macht die Tür nicht zu durch moralische Verurteilungen.

  • Guten Abend Peter und alle anderen!

    Danke für Deine Zeilen Peter. Es tut immer wieder gut zu wissen, dass man nicht alleine so empfindet, denn leider bekommt man bei dem Thema Krieg und Vergangenheit wenig Verständnis (auch innerhalb der Familie) entgegengebracht. Der Mensch ist gut im Verdrängen, und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unserer Vorfahren ist oft schmerzlich. Das möchte ich auch, alle ermutigen mit noch lebenden Zeitzeugen zu sprechen, aber man muss einfach dafür bereit sein, man kann nichts erzwingen. Es gäbe noch so viele unerzählte (Leidens-)Geschichten, die bald unwiederbringlich verloren sind. Jeder von uns ist betroffen, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht. Urteilen oder gar verurteilen steht niemandem zu, der es nicht selbst erlebt hat.

    Gruß Cristiane

    "Feigheit ist die Mutter der Grausamkeit" Montaigne

    Suche Einsatzorte 3./schwere Artillerie Abt. 848 ab Juni 1943