Übungen im scharfen Schuß

  • Hallo Noricus,

    Mein Vater hat berichtet, dass die Eisenbahngeschütze von einem Bahnhof außerhalb des Truppenübungsplatzes auf den - dann gesperrten - Truppenübungsplatz bei Münsingen geschossen haben. An den Bahnhof/Ort kann ich mich nicht mehr erinnern.
    In der Literatur konnte ich bislang nicts dazu finden, außer einer Bekanntmachung, dass wegen Scharfschießen der Artillerie einige, außerhalb des Truppenübungsplatzes liegendes Gelände ( Ganze Täler D.U., Geländeteile und Straßen) am 04. 08. 1921 von 05.30 Uhr bis 08.00 abgesperrt ist.

    Gruß Karl

    Hallo Cabron,


    1. Die Truppenübungsplätze auf der Schwäbischen Alb,insbes. Münsingen, Heuberg und die Umgebung kenne ich sehr gut, aber inzwischen hat sich der Bahnstreckenverlauf geändert. Viele milit. Anlagen wurden, sowieso ab 1945, zurückgebaut, aber man könnte sich natürlich alte Streckenpläne und Bahnkörpereinrichtungspläne beschaffen, nur nicht schnell über die Feiertage.

    Hallo Karl,
    ich habe bis dato nur einen einzigen Hinweis gefunden, dass während des II. Weltkriegs Eisenbahngeschütze auf dem TrÜbPl Münsingen geschossen haben.
    Im Lazaretttagebuch ist mit Eintrag 16.09.1944 ein Soldat der Eisenbahnbatterie "Gneisenau" (38 cm Siegfried) erwähnt. Die Feuerstellung soll beim Bahnhof
    Kohlstetten (zwischen Münsingen und Großengstingen) gewesen sein. Wer die Lage der Eisenbahnstrecke kennt, weiß, dass dort keine Drehscheiben, egal
    welcher Art, aufgebaut werden können. Eine Möglichkeit wäre nur, dass die kurvige Strecke zum Richten entsprechend genutzt wurde.
    Der Verlauf der Eisenbahnstrecken bei Münsingen ist immer noch der gleiche wie 1901 (Bau der Strecke Schelklingen-Münsingen) bzw. 1893 (Honau-Münsingen).
    Zum von Dir erwähnten Artillerie-Schießen am 02.08.1921 auf dem Truppenübungsplatz Münsingen möchte ich noch etwas ergänzen.
    Weder die Vorschriften des kaiserlichen Heeres, noch die der Reichswehr kannten den Begriff der Aussenfeuerstellung. Die Reichswehrartillerie war
    aufgrund der geschlossenen Gefahrenbereiche deshalb gezwungen, bei der Nutzung des gepachteten Geländes ausserhalb des Truppenübungsplatzes
    das zu überschießende Gebiet zu sperren, um eventuelle Gefährdungen von Zivilisten auszuschließen. Innerhalb des Truppenübungsplatzes
    konnten Truppen jederzeit überschossen werden, allerdings unter Berücksichtigung der Gefahrenbereiche um das jeweilige Zielgebiet, das unterschied sich
    durch den vorgesehen Einsatz der Munitionstypen, je nach dem ob Brisanz-, Nebel- oder Übungsmunition (mit Deutladung) verwendet wurde.
    Mit den besten Grüßen
    Erich

  • Hallo Karl,

    danke für Deine Rückmeldung und die Links. Ich wollte nur bemerken, dass die Strecken, die ehemals von der Bundeswehr in Münsingen genutzt wurden noch bestehen und
    nicht rückgebaut wurden, wie so oft, wo die ehemaligen geschotterten Bahntrassen heute als Radwege genutzt werden. Die Bahnstrecken sind ja noch in Betrieb.
    Der Streckenverlauf ist bis dato noch immer so, wie er bei Baubeginn war. Nur der Ladebahnhof Oberheutal, der teilweise für die Standorttruppen und für die übende Truppe
    genutzt wurde, ist stillgelegt, aber die Rampe ist noch vorhanden und könnte auch heute noch benutzt werden. Der Bahnhof wurde direkt an die alte Strecke Schelklingen-Münsingen
    gekoppelt. Im Übrigen gab es entgegen der Angaben der WEB-Seite keine weiteren Gebäude!

    Gruß Erich

  • Hallo Erich,

    besten Dank für Rückantwort.

    Übrigens, ich finde schade, dass man auf dem ehem. Truppenübungsplatz keinen ( Beobachtungs -) Bunker etc. besichtigen kann. Habe die Wanderstrecke schon abgelaufen und auch ein paar genehmigte Wege. War dann anschließend Wanderstrecke für unsere Alpenvereinsektion.
    Ein Schäfer erzählte mir von Verlusten aus seiner Herde wegen nicht geräumten Blindgängern etc.

    Bist Du für den gefährlichen Job da oben zuständig?

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,
    danke für Deine Rückantwort. Ich war einmal zuständig für die Räumung von Munition, zusammen mit anderen Bw-Feuerwerkern. Daher kenne ich den Platz sehr gut.
    Zur Zeit ist nur noch ein alter Feuerwerkskamerad a.D. für die Altlasten zuständig, er arbeitet nebenbei für die BIMA (Bundesimmobilienanstalt), die als Teil des Bundes-
    finanzministeriums (=Eigner) für die Verwaltung des ehemaligen Truppenübungsplatzes zuständig ist. Allerdings arbeite ich ehrenamtlich für das Landesamt für Denkmal-
    schutz Baden-Württemberg , um die alten Anlagen des Truppenübungsplatzes zu erfassen und zu katalogisieren.
    Da ich in Nordbayern wohne, komme ich nur zu Besprechungen mit den Vertretern der Denkmalschutzbehörde nach Münsingen. Ich bin auch Mitglied im Museumsverein,
    der ein Museum im Alter Lager betreibt, das wirklich sehenswert ist.
    Eine Anmerkung noch: Glaube den Schäfern nicht alles, Viehverluste durch Blindgänger hat es soweit mir bekannt ist ,bis dato noch nicht gegeben. Das heißt nicht, das
    es ungefährlich ist, von den erlaubten Wegen abzuweichen. Vor allem soll das Betretungsverbot "Munitionsfreunde" abhalten, ihrer gefährlichen Beschäftigung nachzugehen.
    Ausserdem ist der ehemalige Truppenübungsplatz das Zentrum des Biosphärengebiets, wo der Naturschutz absolutes Vorrangrecht besitzt.
    Viele Grüße aus dem Fichtelgebirge und einen guten Rutsch wünscht Dir
    Erich