• Hallo,

    Carell schreibt in „Verbrannte Erde“ pathetisch über den Opfergang der 206. ID unter General Hitter. Die letzte Einheit, die in der Stadt (ein „Fester Platz“) Witebsk zu einem Opfergang antreten sollte, damit andere Truppenteile noch entkommen können.
    Soviel zur Legendenbildung.
    ------------------------------------------------
    Doch was sind die eigentlichen Fakten?
    22. Juni 1944 Operation Bagration läuft an. Der erste Schlag. 1. Baltische Front u. Teile d. 3. Weißrussischen Front greifen b. Witebsk a.d. Düna die 3. Panzerarmee General Reinhardt an, den Nordflügel der Heeresgruppe Mitte. Witebsk als erstes operatives Ziel der Roten Armee.

    Ich meine, dass es einmal diesen Threadtitel „Witebsk 1944“ gegeben hat, doch finde ich ihn nicht mehr. Falls ja, bitte verschieben, vielen Dank. Zwei gewaltige Zangen umfassen den „Festen Platz“ an der Düna, zeigt einmal mehr die Wirkungslosigkeit von Hitlers Strategie der „Festen Plätze“. Ein mächtiger Stoß trifft die 3. Panzerarmee völlig überraschend. Generaloberst Georg-Hans Reinhardt, Oberbefehlshaber 3. Panzerarmee, hatte Feldmarschall Busch im Mai 1944, bei einer Legebesprechung, darauf aufmerksam gemacht, dass sich ein starker Aufmarsch von Feindverbänden auf dem linken Flügel aufbaut und als Konsequenz daraus sei der Schwerpunkt der Abwehrbereitschaft auf Witebsk zu legen. Dies jedoch erfolgte nicht. OKH und Busch waren anderer Meinung. HQ Heeresgruppe Mitte, Minsk, Feldmarschall Busch an seinen Generalsstabschef Generalleutnant Krebs: „Was soll ich machen? Was soll ich machen?“
    Reserve: 14. Infanterie-Division und ein paar Pionier-Bataillone
    Rückwärtiges Armeegebiet: 201. Sicherungs-Division
    Hitler hatte befohlen, 3-4 Divisionen (über ein Drittel der gesamten Kampfkraft) im „Festen Platz“ Witebsk zu konzentrierten.
    Befehl: „Machen Sie Witebsk so stark wie möglich und legen sie ein ganzes Korps mit vier Divisionen in die Festung.“ Hitler glaubte, der Russe würde frontal gegen Witebsk anrennen und mit 20-30 Divisionen davor liegenbleiben. Aber der Russe rannte nicht. Er ging mit seinen Verbänden einfach an Witebsk vorbei. Generaloberst Iwan Tschernjachowski, 3. Weißrussische Front, einer der begabtesten sowjetischen Heerführer und sein rechter Nachbar, der glatzköpfige Bagramjan eröffneten den Angriff auf Witebsk. Gigantisches Trommelfeuer aus zehntausend Geschützen. Luftbombardement von zwei Luftarmeen mit über tausend Bomben. Erstes Treffen mit vier Schützenarmeen greift VI. Korps südlich von Witebsk an.
    Hauptwucht bei der 299. ID, die Division zerbricht. Zweiter Schlag: Panzerkorps und mechanisierte Verbände plus Kavallerie aus Lauerstellung in die aufgerissene Front, überrollen Widerstandsnester und jagen südlich an Witebsk vorbei. Bagramjan 1. Baltische Front mit drei Schützenarmeen und einem Panzerkorps gegen das IX. Korps Wuthmann nördlich von Witebsk. Stürmische Kämpfe im Abschnitt der 252. ID. Einbruch, Gegenstoß, Panzersturm, Luftbombardement. Nach 12 Stunden müssen die Schlesier weichen.
    IX. Korps setzt sich in eine Schutzstellung 35km hinter Witebsk ab. Wuthmann baut Sicherung auf. Bagramjans und Tschernjachowskis Flügel schwenken nach innen. Witebsk ist nach 3 Tagen eingeschlossen. Riegel Witebsk unter General Gollwitzer mit 4 Divisionen des LVIII. Korps ist nutzlos. Sie sollten Witebsk bis zur letzten Patrone verteidigen und die sowjetische Hauptmacht aufhalten. Generaloberst Reinhardt sieht die Katastrophe kommen und holt die 4. Luftwaffenfeld-Division aus Witebsk heran.
    Am 24. Juni 1944 war die Rote Armee schon weit an Witebsk vorbei in die Tiefe vorgestoßen. „Fester Platz“ Witebsk war ohne Sinn. Divisionen auf verlorenem Posten
    18 Uhr 30 Funkspruch Hitler an Gollwitzer: „Ausbruch LIII. Korps genehmigt. Eine Division bleibt in Witebsk und hält weiter. Der Name des Kommandeurs ist zu melden.“
    Gollwitzer bestimmt 206. ID unter General Hitter für dieses Himmelfahrtskommando.
    206. ID „Pik As“ Ausbruchsgenehmigung kam bereits zu spät.
    25. Juni 1944 Funkspruch b.d. 3. Panzerarmee von General Gollwitzer:
    „Lage grundlegend verändert. Völlige Einkreisung. 4. Luftwaffenfeld-Division besteht nicht mehr. 246. ID und 6.Luftwaffenfeld-Division in schwerem Kampf nach mehreren Fronten. Im Stadtbereich Witebsk erbitterte Kämpfe.“ Letzer Gang für das LIII. Korps mit seinen 35.000 Mann.
    19:30 Funkspruch aus Witebsk: „Einstehe für Kampf bis zum letzten. Gollwitzer.“
    Gollwitzers Kraft reichten keine zwei Tage. Funkspruch war letzte Meldung aus der Stadt.
    26. Juni 1944 morgens Ausbruch Richtung Südwesten
    27. Juni 1944 Teile d. LIII. Korps 20 km SW von Witebsk
    Sowjet. Chronist: „Einer etwa 8.000 Mann starken dt. Gruppe gelang des Ausbruch aus dem Kessel von Witebsk, doch sie wurde bald erneut eingeschlossen.“
    27. Juni 1944 Dt. Truppen kapitulieren. 20.000 Gefallene, 10.000 Soldaten u. Offiziere in Gefangenschaft, unter ihnen Gollwitzer und Stabschef Oberst Schmidt

    Schicksal der ostpreußischen 206. ID, die Witebsk halten sollte.
    Ständige Funkbefehle des Führerhauptquartiers: „206. ID hält die Stadt bis zur Entsendung.“
    Angesichts der roten Flut gab es nichts mehr zu halten. Divisionen im Einbruchsraum a. linken Flügel d. HGrp. wurden zermalmt. Witebsk war ein Grab.
    26. Juni 1944 16:25 Hitter gibt auf eigenen Entschluss Ausbruchsbefehl
    Antreten um 22:00, Verwundete auf Pferdefuhrwerk und Zugmaschine. Stoßgruppen kamen nur 15km weit. Sperrverbände der 39. Armee fingen sie auf und kreisten sie ein. Ausbruchsversuch mit aufgepflanztem Bajonett und „Hurrrra“ scheiterte. Letzter Einsatz der ostpreußischen Grenadier-Regimenter 301, 312 und 413. In einem Waldstück wurde erschlagen oder gefangen genommen, was noch übrig war. Auf abenteuerliche Weise retten sich zähe und zu allem entschlossene Soldaten und schafften es als Rückkämpfer irgendwann wieder zu den eigenen Linien zu gelangen. Die Division ist untergegangen.
    Abwicklungsstelle i. Rudolphstadt/Thüringen, da die Heimatgarnison in Ostpreußen schon gefallen war.
    Namen der 12.000 Soldaten, Unterlagen b.d. Witebsker Katastrophe mit untergegangen.
    12.000 Benachrichtigungen an die Familien und Angehörigen
    18. Juli 1944 amtliche Todeserklärung der Division und Auflösung. Feldpostzeichen: 18744.
    ------------------------------------------------------------------------
    Einige Soldaten der 206. ID scheinen das Fiasko in Witebsk und die wandernden Kessel überlebt zu haben. Gibt es irgendwo im Internet Augenzeugenberichte der Ereignisse ab dem 22. Juni 1944?

    Gruss,
    Bodo

  • Hallo Bodo,

    Lt. HMRG Beihefte Band 12 " Kriegsjahr 1944" Seite 91:

    ..... Am 25.6. vertieften die Sowjets ihren Einbruch ....
    Die 78. StD rückte entlang dem Dnepr in die befohlene Linie Deulin/Makarowo/Wydriza/Kolbeka/Orchi-See in die "Tiger"-Stellung ein, allerdings unter Verlust von ...

    Vielleicht hilft es.
    MfG Ludwig

    Never let go!

  • Hallo Ludwig,

    vielen Dank. In Google Maps sind diese Orte jedenfalls unbekannt. Vermutlich wurden sie nach dem Krieg umbenannt.
    Es muss eine Linie irgendwo westlich von Witebsk und Orscha sein.

    Okay, zurück zur 206. ID General Hitter.
    Ich versuche zu rekonstruieren: die 206. ID lag irgendwo außerhalb von Witebsk. Als sich der Ring um die Stadt am 25.06.44 (?) schloss, durfte das LIII. Korps ausbrechen, nur die 206. ID sollte in der Stadt verbleiben, um dort zu sterben.
    Was war dort? Ein kurzer Häuserkampf und die 206. ID wurde überrannt?

    Gruss,
    Bodo

  • Witebsk 1944

    Moin, ich versuche irgendwie die dramatische Situation von Witebsk in der Zeit vom 22.-27. Juni 1944 nachzukonstruieren aber leider gibt das Internet wenig her.Es gibt einen englischsprachigen Film [media]https://www.youtube.com/watch?v=jTmb-K1H0Ncaber[/media] aus der Sicht der Verteidiger sehr wenig.Ich habe das Internet unter verschiedenen Stichworten wie Witebsk 1944 – Gollwitzer- Hitter, 206. ID durchforstet aber das Ergebnis ist sehr unbefriedigend.

    Die Fakten sind klar:
    22. Juni 1944 Operation Bagration läuft an. 04:00 Feuerglocke der sowj. Artillerie auf Stellungen des LIII. Korps. Durchbruch der 43. und 39. Armee.

    23. Juni 1944 General Reinhardt, 3. PzArmee bittet OKH, Witebsk aufzugeben und Rückzug anzutreten

    24. Juni 1944 „Festung Witebsk/Fester Platz Witebsk“ ist eingeschlossen

    25. Juni 1944 Hitler befiehlt nach langem Zögern den Ausbruch des Korps, eine Division soll in Witebsk verbleiben, Name des Kommandeurs ist zu melden

    27. Juni 1944 Witebsk fällt

    Aber alles, was dahinter steht, wie Funksprüche der 206. ID an das LIII. Korps Gollwitzer und von dort weiter an die HGrp Mitte Busch und die an das OKH, die Wirkung der Feuerglocke, Berichte, Schicksale, Nachrichten, etc….

    Natürlich wurde in Deutschland nichts berichtet, die ganze HGRp Mitte ging unter, vielleicht zeitgleich Bobruisk, Schlag auf Schlag aber es waren ja nicht alle Angehörige der 206. ID gefallen, einige gingen in Kriegsgefangenschaft – haben sie nichts weiter berichtet?Vielleicht ist jemand von Euch in Besitz von
    Ernst Payk: Die Geschichte der 206. Infanterie-Division 1939 - 1945, Podzun, Bad Nauheim 1952, okay ist in der SUB Carl von Ossietzky, Universität Hamburg-Rotherbaum einsehbar…

    Aber vielleicht gibt es ja noch mehr Quellen…

    Gruss,Bodo

  • Hallo Bodo, leider habe ich keine Info für dich. Aber mein Schwiegervater hatte mir mal erzählt das er Feldwebel bei der 5. Luftwaffenfeldivision war und bei Witebsk 1944 in Gefangenschaft nach Sibirien kam. er sagte auch immer was vom Dnepr. Hätte ich damals doch besser zugehört, leider ist er schon vor vielen Jahren gestorben. Habe ich mich jetzt vertan mit der 4. oder 5. Luftwaffenfeld. oder war sie auch da?

    Gruß Reinhold

    Gruß Reinhold

    Suche alles zum Bau-Pi-Btl.25 oder Bau-Btl 25

  • Hallo Bodo.
    Mein Opa war von Anfang bis Ende bei der 206I.D. und hat Witebsk überlebt.
    Ich habe sein Soldbuch, ein Fotoalbum usw... Auch habe ich vor kurzem "Die Geschichte der 206. inf-Div" von Ernst Payk erwerben können.
    Leider wird das Geschehen ab 1944 nur grob auf den letzten 2 Seiten zusammengefasst. Quelle dazu: Major Dr. Schäfer.
    Mir ist leider auch unbekannt auf welch dramatische Weise mein Opa aus diesem Kessel entweichen konnte.
    Er war bei der Schnellen Abteilung, Aufklärung, vielleicht ein Vorteil?
    In seinem Notizbuch/Terminkalender fand ich neulich einen Eintrag "Treffen der 206.ID am 11. & 12. Oktober 1952 in Hannover bei Pastor Ernst Payk".
    Da hat er wohl noch ein paar ehemligen Kameraden getroffen.
    Ab 1945 war mein Opa dann übrigens bei der 4 ALA und wurde wieder zur Verteidigung Ostpreußens eingesetzt. Auch das hat er überlebt.
    Gestorben ist er 1969, deshalb kenne ich leider seine Geschichten nicht.
    Vielleicht hast Du noch mehr Infos zu den letzten tagen in Witebsk bzw Berichte anderen Überlebenden? Würde mich freuen.
    Grüße
    PikAs

  • Hallo PikAs,

    Ich habe sein Soldbuch, ein Fotoalbum usw

    wenn es dir nichts ausmacht, stell doch bitte dieses Fotos hier im Forum ein, ich bin mir sicher das würde hier vielen gefallen.

    schöne Grüße aus Südtirol

    Reinhard

    Suche alles über das SS-Polizei Regiment Brixen und die 31.SS-Freiwilligen-Grenadier-Division

  • Gibt es irgendwo Listen mit Namen von Soldaten der Grenadierregimenter 11, 53, 101 der 14 Inf.Div.? Ich vermute mein Opa war in einer der Einheiten. Ich habe eine Aufstellung der Orte von ihm gefunden. Er kam Jul. 1943 nach Orel von dort ging es dann über Orscha nach Witebsk. Irgendwann weiter in Richtung Nordwesten wo er verwundet nach Hause kam und dann gegen Ende des Krieges nochmal eingesetzt wurde im Raum Görlitz Zittau....Leider waren auf dem Zettel keine Einheiten angegeben und er hat nie viel darüber gesprochen.

  • Guten Abend Jens,,

    herzlich willkommen hier im Forum der Wehrmacht !

    Du kannst bei der Deutschen Dienststelle/Wehrmachtsauskunftsstelle in Berlin einen kompletten militärischen Werdegang deines Opas beantragen.
    https://www.forum-der-wehrmacht.de/www.dd-wast.de
    Leider dauert dieser ca 12-15 Monate und ist mit Koste ,ca 13-20 Euro verbunden,aber es lohnt sich,dann weißt du Bescheid über seine Einheiten und Einsatzorte !!
    Gibt es Feldpostbriefe,Urkunden, Fotos von Ihm in Uniform,daraus ließe sich auch auf Einheiten schließen ?
    Hier einmal der Eintrag im Lexikon zur Division,
    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/I…sionen/14ID.htm

    Servus Eumex
    Vivat Bavaria
    P.S. Achte mal auf das Fettgedruckte bei meiner Antwort !

    Edited once, last by Eumex (November 9, 2015 at 7:33 PM).

  • Grüß Gott Bodo,

    Einige Soldaten der 206. ID scheinen das Fiasko in Witebsk und die wandernden Kessel überlebt zu haben. Gibt es irgendwo im Internet Augenzeugenberichte der Ereignisse ab dem 22. Juni 1944?

    Der Vater einer Freundin von mir kämpfte in Witebsk - auf sowjetischer Seite. Ich schreibe ihr gerne einmal, sobald mein lahmer Arm wieder gut ist, falls Du daran interessiert bist, sie lebt in Perm.

    Gruß

    Wolfgang

    Edited once, last by Lobito060454 (November 10, 2015 at 12:01 AM).


  • Abwicklungsstelle i. Rudolphstadt/Thüringen, da die Heimatgarnison in Ostpreußen schon gefallen war.
    Natürlich wurde in Deutschland nichts berichtet, die ganze HGRp Mitte ging unter, vielleicht zeitgleich Bobruisk, Schlag auf Schlag aber es waren ja nicht alle Angehörige der 206. ID gefallen, einige gingen in Kriegsgefangenschaft – haben sie nichts weiter berichtet?

    Hallo Bodo, der Abwicklungsstab für die 206.Infanterie-Division war damals in Rudolstadt/Thüringen beheimatet.
    Über die Arbeit der Abwicklungsstäbe gab es 2003 einen interessanten Artikel in der Kultur-Wochenzeitung Der Freitag mit dem Titel "Die haben tot zu sein!", in dem die Arbeit und bewußte Informationsbehinderung und -Verschleierung des Abwicklungsstabes Stalingrad dargestellt wurde. Anhand der beim Bundesarchiv öffentlich gezeigten Dokumente lässt sich dieser Artikel bestätigen. Es ist wohl leider zu befürchten, daß das OKW und die Verantwortlichen nach der Niederlage in Witebsk ebenso verfuhren und gezielt den Briefkontakt zwischen Kriegsgefangenen deutschen Soldaten der 206.Inf.-Div. und ihren Angehörigen verhinderten.

    http://www.freitag.de/autoren/der-fr…ben-tot-zu-sein

    Die Dokumentation im Bundesarchiv ist in zwei Teile aufgeteilt - Stalingrad Teil 1 und 2: http://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkei…5/index.html.de

    Gruß, J.H.

  • Hallo

    Würde gerne ein Schreiben vom Abwicklungsstab für die 4.LFD., adressiert an meinen Urgroßvater einstellen.Dazu ein Schreiben der WASt aus der Kriegszeit (verm.1944) an Angehörige eines Stalingrad-Vermissten, der den Artikel "Die haben tot zu sein" in ein anderes Licht fallen lässt. Klappt leider nicht mit den Dokumenten!

    Rene

  • Hallo an Alle, hallo an Bodo 123.
    Ich habe diesen Beitrag gefunden; dieser trifft genau mein Problem.
    Selbst schon über 80 Jahre alt, versuche ich immer noch das Schicksal meines Vaters zu ergründen.
    Es betrifft den Zeitraum Jini-Juli 1944 im raum Witebsk, Boguschewskoje, Skog, Orscha.
    Mein Vater war dort ab 2.5.1944 im 4. (Maschinengewehr) Kompanie Grenadier-Regiment 101 eingesetzt.
    Unterstellt der 14.Infanterie Division. Zur 14.ID kann ich einiges finden, aber nichts zu diesem Regiment.
    Was ich weiß: Mein Vater geb.:1906, selbständiger Schmiedemeister, eingezogen 1941, Stationiert in Brüx,
    FPn 09599E, Erk.Marke: -1216-2 Fahrersatz Abt.24.
    Aus einigen wenigen Briefen:
    18.Feb.1942: 29 Mann in der Schmiede sind zu viel, 9 Schmiede auf Stube 4
    19.Feb. 1942 Schmied vom Dienst, Krankenstallwache bei 6 kranken Pferden.
    20.Apr. 1944 Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern, Unteroffizier.
    Brief vom 6.6.1944(Auszug)
    was nun noch kommt wissen wir ja noch garnicht.
    Vorläufig geht es mir noch gut, wir liegen jetzt wie ich dir schon mitteilte nicht mehr in dem Dorf
    wo wir so lange lagen, das war das längste Quartier was ich in Russland gehabt habe, denn ein viertel Jahr habe wir noch nicht festgelegen. (WO)
    in der selben Gegend liegen wir aber immer noch, bloß 14 Kilometer habe wir umgezogen.
    Unsere ganze Division ist rusgezogen, und liegen zur Zeit in Ruhe, da liegen alle Bataillone geschlossen
    in einem Dorf, und auch die Regimenter liegen so unmittelbar bei einander. (WO)
    Bloß das wir nun von der Armee der wir bisher seit dem Herbst vorigen Jahres unterstellt waren
    freigegeben sind, und somit aus der Heeresgruppe Mitte ausgeschieden sind ist bekanntgegeben
    worden. (WOHIN)
    Brief vom 17.6.1944 (Auszug)
    Wir sind nun wieder mal umgezogen witer nach Orscha zu, also nach südlich (WOHIN)
    wir liegen aber zur Zeit noch in Ruhe.
    Heute haben sie mir auch noch meine letzte Henne gemaust, da wird die Verpflegung wieder knapp,
    aber andere müsse auch ohne dem auskommen, aber es war doch schön wenn man alle Tage ein
    Ei hatte.

    War er (Vater) noch immer mit oder bei Pferden stationiert? wegen dem Huhn.
    Danach kämpfe im Raum Witebsk, 1,5km nördlich Boguschewskoje, Skog.
    Unbewiesene Aussage eines verstorbenen Verwanden: er habe versucht mit einem Gespann aus einem
    Kessel auszubrechen.
    Erste Handschriftliche Mitteilung von der Dienststelle FP 09599E "Vermisst" 22.7.1944
    Untrschrift "Hauptmann Unleserlich" ( Bild DSCN0791)
    Auskunft der WAST: 14.01.1942 2. Schwadron Fahr-Ersatz-Abteilung 24 Standort: Leitmeritz
    31.12.1942 2. Schwadron Fahr-Ausbildungs-Abteilung 24 Standort: Leitmeritz
    01.01.1943 3. Kompanie Veterinär-Ersatz-Abteilung 4
    01.05.19433 Standort Frankenberg
    25.05.1943 Stab III. Bataillon Grenadier-Regiment (motorisiert) 53
    02. 05. 1944 4. (Maschinengewehr) Kompanie Grenadier-Regiment 101
    Unterstellung: 14. Infanterie-Division
    Einsatzräume: September 1943 Brjansk,
    Oktober 1943-Mai 1944 Witebsk (aber dazu Brief vom 17.06.-> umgezogen
    nach Orscha)
    In alten Aufzeichnungen meiner Mutter ist vermerkt:" Vermisstenmeldung ausgestellt am 1. August 1944, Rudolf Langer, Hauptmann". Diese ist nicht mehr vorhanden.
    Das er zu Tode gekommen ist steht wohl nicht in Frage. Denn die 14.ID ist doch völlig aufgerieben worden.Aber zur 4. (MG) Kompanie Grenadier-Regiment 101 kann ich nichts finden.
    Wie war das Regiment aufgestellt, wie und wo eingesetzt, welche Kommandeure? Karten von deutschen Stellungen.
    Viele Fragen... freundliche Grüße, Rudi
    Ich würde mich freuen wenn jemand vom Forum zu diesen Fragen Auskunft geben könnte

  • Hallo Rudi !!

    Ich besitze leider nur Dokumente über die 14.ID bis Dezember 1943.
    Dort wird aber schon von der Um- und Eingliederung von Teilen des GR 53 in das GR 101 geschrieben (siehe Anhang 1).

    Die 14.ID hatte fast ständig schwere Abwehrkämpfe, was sich auch in den Gefechtsstärken deutlich machte (siehe die 2 Anhänge vom 19.11. und 29.11.43).
    Das GR 53 hatte durchschnittlich nur noch 50% seiner ursprünglichen Stärke.

    Die Ortsunterkünfte deines Vaters bzw. seiner Einheit sind in den Kriegstagebüchern sehr selten genannt, ich habe auch keine Ortsnamen gefunden.


    Quelle der Anhänge NARA T 315 R 655


    Gruß Gregor


  • In alten Aufzeichnungen meiner Mutter ist vermerkt:" Vermisstenmeldung ausgestellt am 1. August 1944, Rudolf Langer, Hauptmann". Diese ist nicht mehr vorhanden.
    Das er zu Tode gekommen ist steht wohl nicht in Frage.

    Hallo,

    weitere Informationen zu einer Vermisstenmeldung könnten beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuz erhältlich sein, sofern noch nicht erfolgt. Es besteht die Möglichkeit, dass dort auch eine Kriegsgefangenenakte oder ein Gutachten zum Verbleib des Gesuchten vorliegen: http://www.drk-suchdienst.de/de/suchanfragen

    Ist bekannt, ob es in späteren Jahren ein Aufgebotsverfahren für eine Todeserklärung des Gesuchten gegeben hat?

    Gruß, J.H.

  • Hallo J.H. entschuldige die späte Antwort.
    Eine amtliche Todeserkläeung liegt vor. Als Zeitpunkt des Todes ist der 31.Juli 1949 festgestellt.
    Ausgefertigt am 31.März 1959 amtgericht Glauchau.
    Gruß Rudi