SS-Oberführer Baron Cassius Freiherr von Montigny

  • Hallo zusammen,

    ich weiß nicht, ob die Person schon einmal hier behandelt wurde.

    Ich suche nähere Details zu SS-Oberführer Baron Cassius Freiherr von Montigny, der maßgeblich am Aufbau der Waffen-SS beteiligt war.
    Einschlägige Quellen Wikipedia, etc. sind natürlich bekannt aber was ist mit Details über von Montigny?
    Er war U-Boot Kapitän, Freikorpsmitglied, bei der preußischen Sicherheitspolizei, etc.

    Auf dieser Seite soll es ein Bild von ihm geben. Ist es die Person in der Mitte?
    http://reibert.info/threads/foto-i…e.274866/page-2
    07.07.1940 - 08.11.1940

    Cassius Freiherr von Montigny
    28.10.1890 Дюссельдорф, Германия
    08.11.1940 Бад-Тёльц, Германия
    Nr SS - 292 804 (01.04.1938)
    Nr NSDAP - 1 330 801

    Gibt es noch anderes Bildmaterial?
    Ist seine Personalakte zugänglich?
    Welche Informationen gibt es über seine Familie, außer dass er mit der Anna Freifrau von Montigny, geb. Lenhard, verheiratet war.
    von Montigny eine Adelsfamilie aus Düsseldorf (seine Geburtsstadt), eigentlich eher aus den Niederlanden...

    In der engl. Literatur wird er als "eiskalter" (weiß nicht mehr woher ich das habe, irgendwo gelesen), berechnender Aristokrat beschrieben und als fanatischer Ordnungs- und Disziplinfanatiker.
    Wie hat sich das geäußert während seiner Zeit auf den SS-Junkerschulen Braunschweig und Bad Tölz, an denen er teilweise Taktikausbilder und teilweise auch Leiter war.
    Die Beziehung zu Eicke soll schlecht gewesen sein. Begründung: Eickes Mißtrauen gegenüber altpreußischen Berufsmilitärs. Eicke schmiss ihn raus, dann wiederum machte er ihn zum Ia der SS-Totenkopfdivision.

    Außerdem ein sehr bunter Lebenslauf: Marine, U-Bootkapitän, Freikorps-Aktivist, Polizeidienst, Eintritt in die SS (warum nicht wieder zur Marine?), Ausbilder, Generalstab, Taktiklehrer....
    Viele Ungereimtheiten, die kein vernünftiges Gesamtbild ergeben.

    Falls jemand mehr weiß, bitte melden,
    vielen Dank und Grüße,
    Bodo

    Edited once, last by Bodo123 (July 30, 2014 at 5:05 AM).

  • Hallo,
    die Person in der Mitte könnte Gauleiter Wagner sein, wenn dann der links stehende,
    in schwarzer SS-Uniform?
    Grüße, ZAG

  • Hallo Bodo,
    Einige weitere Details zum Lebenslauf des Freiherrn v. Montigny ( nicht "Baron") findet man im Netz außerhalb Wikipedia.
    Jens Westemeier schreibt in seinem Buch über Peiper (3. Auflage) einiges zu den Konflikten M.mit der Wehrmachtsfuehrung seiner Kdrs. Zeit beim IR. 102.
    Beste Gruesse
    Ingo

  • Hallo Ingo,
    vielen Dank für den Tipp.
    Meinst Du das Buch: Jens Westemeier - Joachim Peiper (1915-1976). SS-Standartenführer. Eine Biographie?
    Mal sehen, ob das Werk in einer Bibliothek einzusehen ist.
    von Montignys Personalakte ist nicht zufällig im Internet einzusehen? Wahrscheinlich nicht.

    Ich denke immer noch über die Brüche in von Montignys Vita nach.
    Vom U-Boot-Kapitän mit 6 versenkten Schiffen im WK I, dann auf einmal Polizeidienst?
    Er hätte doch bei der Wiederbewaffnung der Reichswehr sofort wieder in die Reichsmarine einsteigen können. Ist zumindest ungewöhnlich und muss andere Gründe haben.

    Über seine Familie habe ich folgendes gefunden:
    von Montigny Uradel aus den Niederlanden (also kein preußischer Adel)
    General-Luitenant von Montigny und seiner Posteriorität wurde 1753 mittels eines kaiserlichen Diploms der Titel eines Barons verliehen.
    Quelle: Historisches Taschenbuch des Adels im Königreich Hannover

    Carl Wilhelm Joseph Meryn de Montigny, Offizier der Ehrenlegion, kommandierender Oberst der Nationalgarde von Lille
    Quelle: Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf: 1840

    Der Edelmann Anthony (Anton) von Lalaing (van Lalang) und 1. Graf von Hoogstraten, Herr von Montigny, Statthalter von Holland, Seeland und Utrecht (1522 – 1540) sowie Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies ....
    Quelle: http://mhhmohr.cadae.de/aufsatz_rennen…rennenberg.html

    Zu den möglichen Stammbäumen der Familie hier: http://www.myheritage.de/research?formI…www.verwandt.de
    Marotte de Montigny?


    Viele Grüße,
    Bodo

    Edited once, last by Bodo123 (July 31, 2014 at 5:02 AM).

  • Hallo Bodo,
    Ich meine Westemeiers 2013 veroeffentlichte Diss. "Himmlers Krieger" Peiper u. die Junkerschulengeneration.
    Dort steht ausführlich etwas in einer Fußnote zu M.
    Bin z. Zt. noch in Urlaub. Werde nächste Wo dort einmal nachschlagen u Bescheid geben. Auch werde ich einmal im Vopersal Band 1 zu M. nachschlagen.
    John P. Moore hat sich in US Foren schon mal zu M. geaeussert und auf die Personalakte verwiesen. Es kann sein, dass diese sich auf einer CD im Teil 4 seiner "Führerliste der Waffen- SS" befindet. Leider will ich diese CD's erst noch kaufen. Vielleicht kann einer der Besitzer hier im Forum einmal im Part IV nachschauen.
    In der Tat war M. wohl ein schwieriger Charakter. 1919 standen sehr viele Offiziere vor den Trümmern ihrer Existenz. Nichts anderes gelernt, fehlende "adäquate-sozial anerkannte" Berufsmöglichkeiten. Die Polizei war für sehr viele eine wesentliche Berufsmoeglichkeit um den Lebensunterhalt zu verdienen.
    Als Jahrgang 1890 hat M bis 1934 mit seinem Aufstieg bis zum OTL der Pol. durchaus Karriere gemacht. Viele aus dieser Alterskohorte haben ab 1934 beim Heer Karriere gemacht bis hi zu zahllosen Kommandierenden Generaelen!
    Ein Wechsel zur Marine hätte eine derartige Karriere wohl nicht ermöglicht .
    M. wäre wahrscheinlich als Korv.Kapt.(E) eingestellt worden und hätte nie ein Bordkommando erhalten. Ergaenzungsoffiziere wurden nahezu in "subalternen" Verwaltungsposten an Land verwendet; bis 1945 gab es kaum Befoeredungen über den Kapt. zur See hinaus.
    M. sah, nach 15 Jahren Landverwendung wohl bessere Chancen beim Heer. Schließlich wurde er schnell Batl. Kdr. Und dann Regts. Kdr. 102.
    Weiteres werde ich nächste Wo. nachschlagen.
    Beste Gruesse
    Ingo

  • Hallo zusammen,

    Ingo,
    ich habe mal die Arbeit von Moore "durchgeschaut", M. taucht zwar in der Liste selbst auf, Personalakte ist aber nicht vorhanden.

    Grüße Thomnas

  • Hallo Thomas,
    Vielen Dank fürs schnelle Nachschlagen im Moore. War auch nur ein Verdacht,
    Ob sich in den Biografien des Teil 4 etwas zu M. findet.

    Beste Gruesse
    Ingo

  • Hallo Ingo,

    Du hast natürlich vollkommen recht, die chaotischen Nachkriegsjahre 1918/19 hatten so manchen altpreußischen Berufsoffizier in seinem Weltbild nachhaltig erschüttert.
    Dennoch frage ich mich, warum dieser Rückschritt? Was bewegt einen kriegserprobten U-Bootkapitän zurück zum „Fußvolk“, in den einfachen Polizeidienst? Mit seinen Spezialkenntnissen hätte er bei der Marine seine Karriere fortsetzen können, spätestens bei der Wiederbewaffnung der Reichsmarine. Ein paar Dinge hattest Du ja bereits ausgeführt. Gut, wir kennen seine Beweggründe nicht.

    Über seine Familienverhältnisse in Düsseldorf, Mutter, Vater, etc. habe ich leider gar nichts gefunden.

    Was mich am meisten interessiert ist seine Persönlichkeit, sein Charakter und seine Weltanschauung. Dazu gibt es nur sehr wenige Quellen:

    The sole exception was the first operations officer (Ia) oft he SSTK, and the man most responsible for whipping the division into fighting shape, SS-Standartenführer Cassius Freiherr von Montigny. An ascetic, dour, and brilliant aristocrat, Montigny had earnded the Iron Cross, First Class while serving in the U-Boat arm of the German navy during the WW I. Physically, he resembled the classic stereotype of the cold-eyed, whaspishly thin, insufferably arrogant professional German officer. (Charles W. Sydnor: Soldiers of Destruction, Princeton University Press, ISBN-13: 978-0691008530, 1990, S. 47) von Montigny ein asketischer, strenger und brillianter (?) Aristokrat.

    …Hausser was helped in initiating the training programme by two men in particular: Felix Steiner and Cassius Freiherr von Montigny…[ ]..Montigny, a First World War U-Boat skipper, had similar strong ideas on discipline. Between them, he and Steiner were determined to create a force of men who would be tough, ruthless and self-disciplined, and to a large degree they suceeded. (Bruce Quarrie: Waffen-SS Soldiers 1940-45 auch Chris Mc Nab: Hitler's Armies (General Military), Kindle Edition, Osprey Publishing, ASIN: B005RXW2YC, Oktober 2011)

    1938 wurde er auf „Himmlers persönliche Bestrebung“ in der SS im Rang eines SS-Obersturmbannführers aufgenommen und 1939 in die SS-Totenkopfstandarte. Aber was hat ihn an „Totenkopf“ so fasziniert? War es die eiserne Disziplin und die anerzogene Härte?
    Den Tod geben und den Tod nehmen?
    Darauf habe ich keine Antwort.
    Bevor er im November 1939 Ia der SS-Totenkopf-Division unter Eicke wurde, musste er eine Zeit im SS-Ausbildungslager Dachau verbringen. Gemäß einschlägiger Quellen war er jedoch der einzige SS-Generalstabsoffizier des SS-Totenkopfverbandes, der nicht aus dem SS-Wachsturmbann Dachau stammte.

    Härte und Disziplin aber nicht nach altpreußischer Art auf dem Kasernenhof im stumpfen Exerzierdienst, sondern eher die schnelle, moderne, atlethische Truppe, so definierte sich die „neue“ Waffengattung der SS-VT bzw. Waffen-SS.
    Aber welchen Platz hatte dabei Cassius von Montigny? Er, der er doch die alten, stumpfen Werte verkörperte? Auf welche Weise prägte er die Ausbildung auf beiden SS-Führerschulen Braunschweig und Bad Tölz?

    Den Härtefall mit der SS-Totenkopfdivision während des Westfeldzuges, also der Ernstfall, den überlebte er nicht. Während des Frankreichfeldzuges erlitt er den Durchbruch seines Magengeschwürs und später, als er wieder dienstfähig war und als Leiter der SS-Junkerschule Bad Tölz versetzt wurde, überlebte er einen britischen Luftangriff nicht. Myokardio-Infarkt also Herzinfarkt. Mit 50 Jahren ein relativ früher Tod.

    Es bleibt ein schwammiges, höchst diffuses Bild über von Montigny, welches sich mir nicht erschließt. Vielleicht hat jemand von Euch Erklärungsversuche?

    Gruss,
    Bodo

    Edited 2 times, last by Bodo123 (August 1, 2014 at 3:48 AM).

  • Guten Morgen,

    möglicherweise sein Vorfahr:
    WP: Königlich Bayerisches 6. Infanterie-Regiment „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“
    Am 6. Mai 1746 wurde Johann Franz Adrian Freiherr Marotte von Montigny zum Oberstkommandanten ernannt. Am 13. Mai 1746 wurde das Pfalz-Zweibrückener Bataillon des Obersten von Montigny in Stärke neunzehn Offiziere und 350 Mann mit dem Landbataillon zu einem Regiment zusammengelegt, das in dreizehn Kompanien zu je 112 Mann gegliedert war.
    ...Js. der königliche Bauconducteur zu Dög.' gcndorf, Carl Freiherr Marotte von Montigny, und dessen Bruder, der königliche Postofficial zu Bamberg, Heinrich

    Re: Düsseldorfer in den Chroniken der deutschen Marinebesatzung, 1891-1918
    Cassius von Montigny * 28 Okt 1890 oo 25 Aug 1924 mit Anna Lenhart

    Gruss,
    Bodo

  • Hallo Bodo,

    ich habe mal in meine Unterlagen geschaut:

    Der bisherige Oberstleutnant und bis zum 20.April 1937 Kommandeur des Infanterie-Regimentes 102 der Wehrmacht, Cassius Freiherr von Montigny, wird mit Wirkung vom 1.April 1938 mit dem Dienstgrad dem Rang eines SS-Obersturmbannführers in die SS (-Verfügungstruppe) übernommen und vom 1.April 1938 bis 1.August 1939 Oktober 1939 als Taktiklehrer an der SS-Junkerschule Tölz eingesetzt. Kommandiert zur Junkerschule Braunschweig vom 1.April 1938 bis 30.1.1939. Am 30.Januar 1939 erfolgte seine Beförderung zum SS-Standartenführer.
    Am 31.August 1939 übernahm er die Führung der SS-Totenkopf-Standarte 2, die er bis zum 1.11.1939 führte (Nachfolger Heinz Bertling) Ab 1.11.1939 Ia der SS-Totenkopf-Division bis zu seiner Erkrankung am 27.5.1940.
    Am 25.Juli 1940 übernahm er als Nachfolger des SS-Standartenführers Julian Scherner die Führung der SS-Junkerschule Tölz, die er bis zu seinem Tod durch Herzanfall während eines britischen Luftangriffes am 8.11.1940 kommandierte. Sein Nachfolger wurde Werner Dörffler-Schuband. (Phil Nix in http://forum.axishistory.com/viewtopic.php?t=73652, s. a. W. Vopersal, S.K.K., Bd.1,S.75,289,296)


    ...SS-Standartenführer Cassius Freiherr von Montigny. An ascetic, dour, and brilliant aristocrat, Montigny had earnded the Iron Cross, First Class while serving in the U-Boat arm of the German navy during the WW I. Physically, he resembled the classic stereotype of the cold-eyed, whaspishly thin, insufferably arrogant professional German officer. (Charles W. Sydnor: Soldiers of Destruction, Princeton University Press, ISBN-13: 978-0691008530, 1990, S. 47) ...


    Wie Herr Sydnor zu d i e s e r Beurteilung kommen kann, ist für mich leider nicht ersichtlich, hat er ihn gekannt?!

    Der Freiherr hat m. E. ein Unterkommen gesucht, wo er militärisch eingesetzt wurde, und der RFSS suchte nach Ausbildern und Erziehern für seine Truppe (und Führeranwärter, da sind noch mehrere "alte Weltkriegs-Offiziere" als Taktiklehrer an den Schulen....)

    Als ehemaliger Taktiklehrer scheint er damit wohl auch die "Qualifikation" für die Dienststellung eines Ia "erworben" zu haben, obwohl ja anscheinend kein "gelernter" Generalstabsoffizier... aber Eicke als Divisionskommandeur soll ja da auch "anders" gewesen sein...


    "Mann/Frau" kann durchaus mit 50 einen Herzinfarkt bekommen, und auch daran versterben, je nachdem wie schwer das Myocard betroffen wurde, auch wenn man nicht gerade körperlich durch eine Magenerkrankung/ - Operation hinter sich hatte... Stress ist da ein großer Faktor...

    Mehr Angaben habe ich aber zu ihm nicht...

    Herzliche Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Guten Morgen,
    leider ist mein Beitrag verschwunden oder ich hatte ihn nicht richtig abgespeichert.

    Mich interessiert v.a. seine Persönlichkeit.
    von Montigny wird in den Quellen häufig als „überharter“ Offizier dargestellt. Daher wäre ja auch ein Blick in seine Personalakte sehr aufschlussreich gewesen, da die Person dort auch charakterisiert wird: „harte Führerpersönlichkeit“, etc., etc. Das traf natürlich auf eine lange Reihe von Offizieren der damaligen Zeit zu, die nichts anderes als den scharfen Preußendrill kennengelernt haben. Wir haben die Personalakte nicht und können daher auch nur spekulieren.

    Ordnung, Disziplin und Härte.
    Befehl, Gehorsam und Menschenschinderei. Wenn das die Welt des Freiherren gewesen war, dann muss er sich bei „Totenkopf“ sicherlich sehr wohl gefühlt haben. Ob er wohl auf irgendeine Weise in folgende Ereignisse involviert war:

    27. Mai 1940 Massaker von Le Paradis, 3. u.. Kp./I. Btl./2. SS Totenkopf Regiments (mot). unter SS-Obersturmführer Fritz Knöchlein. Hinrichtung von 99 brit. Kriegsgefangenen, da sie im Gefecht angeblich Dum Dum Geschosse verwendet hatten.
    Juni 1940 Eicke lässt „Totenkopf“ den La-Bassée-Kanal in sinnlosen Frontalangriffen stürmen, bzw. verheizen. Es kommt zu hohen Verlusten.

    Halt, v. M. musste ja schon am 27. Mai 1940 wegen Aufbruch seines Magengeschwüres raus aus der Front.

    Gruss,
    Bodo

  • Hallo Bodo,

    aus dem Urlaub zurück, kann ich jetzt einmal nachschlagen. ..
    Zuerst eine Entschuldigung. Ich habe mich bei der "Quelle" vertan. Zu Montigny steht nix im Westemeier, sondern im Merkl. Sorry.
    Aber das kommt davon, wenn man aus dem Gedächnis schreibt, ohne das Buch vor der Nase zu haben.
    "Montigny sympathisierte mit dem NS-freundlichen Walter v. Reichenau, musste aber aufgrund seiner politischen Aktivitäten im Dienst auf Veranlassung des Kriegsministers v. Blomberg Ende April 1937 seinen Abschied nehmen". Franz Josef Merkl "General Simon, Augsburg 2010, Seite 162 FN 4,.

    "Wegen seiner politischen Aktivitäten zugunsten der NSDAP unter den Männern in seinem Befehlsbereich wurde er vom [....] GFM v. Blomberg scharf getadelt. (Telegramm Blomberg an M. vom 28. April 1937, BDC, PersAkte v. M.) und musste zum 30. April 1937 seinen Abschied nehmen. Während der ersten Monate nach seinem Ausscheiden verfasste M. [...] eine Denkschrift und schickte sie an Himmler [...]. Darin kritisierte er Heer und Heeresführung als anti-nationalsozialistisch, bürokratisch, träge und einfallslos: Das Offizierskorps, so schrieb er, brauche einen völlig politisierten Kader neuer Männer, der die herrschende "Schleicher-Clique" entmachte und das Heer mit dem richtigen nationalsozialistischen Geist erfülle. Himmler war von dieser Denkschrift so beeindruckt, dass er sie, mit positiven Randbemerkungen versah, an Hitler zur Einsichtnahme weiterreichte. Anschließend erörterte er mit M. das Thema einer Karriere als SS-Offizier." Charles Sydnor "Soldaten des Todes", Paderborn 2002, Seite 41 und auch Merkl Seite 162/163.
    Wie hier schon in Antworten mehrfach dargelegt, trat M. zum 1. April 1938 als Ostubaf. in die SS ein und wurde der Junkerschule Bad Tölz als Taktiklehrer zugewiesen.

    Dass M. wohl nicht ganz "ohne Fachkenntnisse" gewesen sein muss, ist aus einem Urteil des Generalstabschef des Heeres GenOb. Halder ersichtlich.
    Am 2. Februar 1940 fand eine Besprechung zwischen Halder und M. bezüglich des Ausbildungsstands der T-Div., vor allem in Hinblick auf den Einsatz unter modernen militärischen Bedingungen, statt. M. sprach dabei das bereits Erreichte wie auch seine Sorgen an. (Berichte zum Ausbildungsstand und zu Ausbildungsmängeln vom 12. und 22. Februar 1940, BA MA Freiburg RS 3-3, Band 3). Der Inhalt dieser Berichte wird von Sydnor in "Soldaten des Todes" auf den Seiten 57-58 kursorisch referiert.

    Halder, ein bekanntermaßen "kritischer Geist" fasste das Ergebnis seines Gesprächs mit M. in seinem Tagebuch kurz und prägnant
    zusammen: "Ia SS Totenkopf Div. v. Montigny. Macht einen ordentlichen Eindruck. Das Gefecht der verbundenen Waffen wird eine schwierige Aufgabe für diese Division werden" (Franz Halder, Kriegstagebuch, Band 1, Stuttgart 1962, Seite 179, Eintrag für den 2. Februar 1940.

    Beste Grüße

    Ingo

  • Moin Ingo,

    herzlichen Dank für Deine Quellenrecherche.
    Wen ich das richtig interpretiere, dann sah v.M. für sich einen Bruch mit der alten Reichswehr, bzw. neuen Wehrmacht.
    Steiner und v.M. müssen ähnlich gedacht haben: der moderne Militär-Athlet, kleine, schlagkräftige Stoßtrupps, etc.

    Dann war v.M. ja vielleicht doch nicht der verknöcherte, altpreußische Schleifer?
    Wie er tatsächlich war, bleibt leider im Nebel der Geschichte.
    Gibt es eigentlich Aussagen von Junkerschülern über ihn und welche Meinung hatte Paul Hausser über v.M.?
    Ich werde es wohl nie erfahren.

    Gruss,
    Bodo

  • Hallo Ingo,

    so in etwa steht es auch in der WP:
    Im Herbst 1935 kommandierte Cassius von Montigny das Infanterieregiment 31 und übernahm 1936 das Kommando über das Infanterieregiment 102. Auf einer gemeinsamen Tagung von Offizieren der Wehrmacht und der SS-Verfügungstruppe des Jahres 1938 kam von Montigny zu dem persönlichen Entschluss, dass die „neue Wehrmachtnie die Garde- und Elitetruppe des Deutschen Reiches sein könne. Hinter dem Entschluss stand der Druck durch den Befehlshaber der Wehrmacht Werner von Blomberg.[1] So meldete er sich als Folge dessen zur SS und wurde am 1. April 1938 von Heinrich Himmler persönlich in die Allgemeine SS (SS-Nr. 292.804) aufgenommen.

    Heißt für mich: v.M. war unzufrieden mit dem "Althergebrachten" (impliziert ja vielleicht auch den altpreußischen Militärdrill oder nicht? Okay, nicht zwingend).
    Die Steiner-/Hausser-Truppe und die Stoßtrupptaktik übte auf ihn anscheinend einen viel größeren Reiz aus, als der alte Kasernenhofdrill noch aus den Zeiten des Soldatenkaisers Fritz.
    In diesem Zusammenhang müsste man v.M. vielleicht sogar als Wegbereiter der Modernisierung im Heereswesen sehen aber um das besser beurteilen zu können, müsste man schon genauer wissen, was und welche Lehrinhalte hatte er seinen Schülern in Braunschweig und Bad Tölz vermittelt.
    Taktiklehrer? Was hat er unterrichtet? Worum ging es genau? Führen von vorn? Auftragstaktik? Kampf der verbundenen Waffen?

    Gruss,
    Bodo

    Edited once, last by Bodo123 (August 10, 2014 at 7:26 AM).

  • Moin, Moin,
    über seine Familie habe ich nur ein paar Splitter herausbekommen:

    von Montigny 18. Jhrdt. i. kurhannoverschem Militärdienst
    hannoverscher Generalmajor, 1734 im Reuter-Regiment "Kurhannover", dann gab es da ja noch das Kurhannoversche Reuterregiment R 2-A
    Kommandeure:
    1690 Obrist Brennecke
    1694 Generalmajor de la Croix de Fréchapelle
    1711 Generalmajor von Schlüter
    1731 Oberst von Drewes
    1732 Oberst Rathmann
    1734, im April, Oberst Johann Carl von Montigny, starb als Generalmajor am 16. Juli 1754
    1754, im August, Oberst Carl Gustav von Dachenhausen, der 1758 das 5. Dragonerregiment des J. Cr. von Dachenhausen erhielt
    1758, im August, Oberst Christian Friedrich von Bremer, bekannt als Bremer senior, befördert zum Generalmajor 1761, Generalleutnant 1762, General der Kavallerie 1777, verstorben 1781 (kommandierender Oberstleutnant des Regiments ab 1761: Georg Wilhelm von Ramdohr)[1]

    kur-braunschweig-lüneburgischen Regimenter:
    Reuter/Kürassiere:
    Reuterregiment R 1-A (1683/2) - "Leib-Regiment Reuter"
    *1682 errichtet als "Regiment Prinz Georg Ludwig" (Fsm. Calenberg (Hannover)) - 1682 von Montigny - 1686 Georg Friedrich von Breidenbach - 1688 von Mersebusch - 1693 Ernst Boguslav von Podewils - 1703 Friedrich Hermann von Bennigsen - 1704 von Pentz - 1705 Georg Heinrich von Breidenbach - 1728 von Löwen - 1729 Georg von Launay - 1746 Friedrich von Heimburg - 1751 Heinrich Adolf jakob von Diemar – 1756 Maximilian Johann Christian von Breidenbach – 1756 Siegfried von Pentz – 1758 Franz Ludwig von Spörken – 1761 Wilhelm von Jonquières > †1803
    (Reuter - Pladdüütsch für Reiter?)
    Reuterregiment R 2-A (1672/2) - "Reuter-Regiment"
    *1665 errichtet als "Regiment von Villier" (Fsm. Lüneburg (Celle)) - 1671 Feige - 1674 Beauregard - 1690 Brenneke - 1694 Wilhelm de la Croix de Fréchapelle - 1711 von Schlüter - 1731 von Drewes - 1732 Rathmann - 1734 Johann Carl von Montigny - 1754 Carl Gustav von Dachenhausen - 1758 Christian Friedrich von Bremer (Alt-Bremer) - 1782 Hans Günther Karl von Hammerstein (1783 "2.Kavallerieregiment") - Dez. 1793 Prinz Ernst August - 1798 von Bülow > †1803

    Besitz St. Hülfe/Grafschaft Diepholz ("Deefholt" in der Diepholzer Moorniederung, also fast schon Ostfriesland)
    Haus de Montigny aus der Picardie/Nordfrankreich und Burgund
    Schloss Bracht in Belgien (Nähe Grenze zu Luxemburg) im Besitz der de Montigny.

    Gruss,
    Bodo

    Edited once, last by Bodo123 (August 12, 2014 at 4:55 AM).

  • Hallo,

    ich habe am IDA eine entsprechende Anfrage bzgl. der Familie von Montigny gestellt, scheue aber die Kosten, die damit verbunden sind.
    Also es gibt etwas in den Archiven, auch die Dienstdaten:
    Montigny, Cassius Freiherr v., Dienstdaten als SS-Offizier (Stand von 1938), geb. 28.10.90
    aber das ist glaube ich nichts Neues, also nichts, was ein kostenpflichtiges Gesuch rechtfertigt.

    Was mich interessiert, also die Persönlichkeit des Freiherrn, die bleibt wohl leider im Dunkeln.

    Gruss,
    Bodo

  • Guten Tag Bodo,
    über das IDA könntest Du vielleicht Kontakt zu den direkten oder indirekten Nachfahren bekommen (z.B. Todesanzeige). Ich denke, über Kontakt zum Familienverband könntest Du am ehesten etwas zu seiner persönlichen Entwicklung und ihren Äußerungen erfahren.

    Gruß, westermann

  • Hallo Westermann,

    ja, würde ich direkt und sofort machen. Aber bitte bedenke: Cassius von Montigny, verstarb mit nur 50 Jahren am 8. November 1940 in Bad Tölz an den Folgen eines Herzinfarktes während eines britischen Bombenangriffs. Er war innerhalb der neuen Waffen-SS neben Steiner einer der Vordenker/Reformer, aber anscheinend hatte er seine Familie sehr gut davon abgeschottet.

    Im Internet gibt es keinerlei Todesanzeige, keine Nachkommen, nichts dergleichen und ich weiß nicht, wo ich da ansetzen sollte.

    Steiner hat seine Memoiren „Die Armee der Geächteten“ hinterlassen aber von von Montigny bleibt nichts außer Fragmenten, ominösen Mythen und vielleicht noch jene benannten Quellen, die ihn, sagen wir mal so „eiskalten Preußenoffizier“ beschreiben.
    Schade, ich würde mir gern ein Bild von ihm machen,

    Gruss,
    Bodo

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    Hallo zusammen,

    im Prinzip läuft doch alles auf meine alte Frage zurück: Wie war denn die frühe Ausbildung der Waffen-SS tatsächlich? Vor dem Krieg. Steiner wollte etwas Neues: den athletischen Soldaten, der im Sprung zig Kilometer zurücklegt, den Stoßtrupp, die kleine, hochbewegliche Einheit?

    Aber welche Rolle spielte von Montigny dabei?

    Die alten "Schädel" in der neuen Waffengattung? Das passt nicht. Absolut nicht. Uralter Preußenadel, U-Bootkapitän im WK I und durch Polizeidienst und Freikorps ein „Schleifer vor dem Herrn“, er konnte doch gar nichts anderes?
    Doch wieder altpreußischer Exerzierdienst, Grüßen des Vorgesetzten, „STILL‘GESTAN‘“, „Kompanie richt Euch!“
    Das passt alles nicht zusammen!!! Denn das war genau das, was die neue Waffen-SS nicht wollte.

    Gruss,
    Bodo

    Edited once, last by Bodo123 (August 15, 2014 at 6:31 PM).