Hallo zusammen,
hallo Bodo
ich habe nun einmal alle mir verfügbaren Daten, Fakten und "Wahrscheinlichkeiten" bezüglich des Lebenslaufs von Cassius v. Montigny
zusammengestellt.
Mich hat überrascht, wie häufig in den spärlichen (öffentlichen) Quellen immer wieder "falsch" voneinander abgeschrieben wird.
Natürlich sind auch mir sicherlich Fehler unterlaufen; aber für einen Anfang mag es ja genügen.
Cassius Freiherr von Montigny
Kaiserreich und 1. Weltkrieg
28. Oktober 1890 geb. in Düsseldorf, Kronprinzenstr.28 Vater: Ferrand Carl Freiherr von Montigny, Stadtbauamtsassistent (1)
1892 Umzug nach Aachen, Arndtstr. 36.Vater wird Stadtbaumeister und später Stadtbaurat und Königl. Baurat.(nichtakademischer Ehrentitel) (2)
18. April 1896 Geburt des Bruders Karl Freiherr von Montigny * in Aachen
1. April 1909 Eintritt in die kaiserliche Marine als Seekadett (Crew 4/09) (3)
April / Mai 1909 Infanterieausbildung Marineschule Kiel
Mai 1909- Februar 1910 Ausbildung Seekadettenschulschiff „Hertha-Klasse“ Auslandsreise
März 1910 Fähnrichsprüfung
2. April 1910-31. August 1910 Ausbildung Marineschule Kiel, Düsternbrooker Weg
15.April 1910 Beförderung zum Fähnrich zur See Ausbildung zum Torpedooffizier
September 1910 Umzug der Marineschule von Kiel nach Mürwik. Einmonatiger Urlaub für die Crew 09
1.Oktober 1910-6. März 1911 Ausbildung Marineschule Mürwik
März 1911 Seeoffiziershauptprüfung (4)
September 1912- Dezember 1914 Linienschiff SMS Pommern Ausbildung zum Torpedooffizier
19. September 1912 Beförderung zum Leutnant zur See (Pat. D)
II. Torpedooffizier auf SMS Pommern
April 1914 Eintritt des Bruders Karl in die kaiserliche Marine (Crew 4/14)
Dezember 1914-Januar 1915 U-Boot-Schule Kiel Ausbildung zum U-Wachoffizier
Januar 1915- Februar 1916 II. und I. Wachoffizier auf SM UB 5 Februar 1916
2. Mai 1915 Beförderung zum Oberleutnant zur See (Pat. D)
März 1916 Kommandant SM UB 5
2. Oktober 1916- Kommandant SM UB 30
7. August 1917 Feindfahrten in der mittleren und östlichen Ostsee
21. Oktober 1916 Versenkung schwed. Küstenschiff August (346 BRT)
23. Oktober 1916 Versenkung schwed. Küstenschiff Elly (88 BRT)
24. Oktober 1916 Versenkung russ. Küstenschiff Elin (127 BRT)
24. Oktober 1916 Versenkung russ. Küstenschiff Ingersoll (239 BRT)
24. Oktober 1916 Versenkung russ. Küstenschiff Urpo (111 BRT) (5)
16. Februar 1917- Auslaufen aus Kiel zum Verlegungsmarsch nach Flandern
23. Februar 1917 Nach technischen Problemen muss UB 30 holländische Hoheitsgewässer anlaufen
23. Februar 1917-8. August 1917 Mit der Besatzung von UB 30 in Holland interniert
August 1917 zur Vertretung Kommandant UB 11 in Zeebrügge
Oktober 1917 zur Verfügung U-Boots-Flottille Flandern
28. Oktober 1917- 7. November 1917 Kommandant UB 10
Dezember 1917 U-Torpedooffizier-Lehrer in U-Boot-Abt. Kiel
19.September 1918- 1. November 1918 Kommandant UB 42 in Flandern
2. November 1918 Zur Verfügung der Marinestation der Ostsee
10. November 1918 Korv.Kapt. Wilfried von Loewenfeld sammelt republikfeindlicheMarineoffiziere in einer geheimen Gruppe (6)
Anmerkungen
(1) Die Familie des Cassius von Montigny stammt ursprünglich aus der Picardie. Der deutsche Zweig lebte vor allem in der Eifel und der Grafschaft Lüttich. Jakob Karl von Ferrand de Montigny, ein hannoverscher Generalmajor, erwarb 1701 die Herrschaft Thommen bei Lüttich. Sein Enkel Georg Friedrich August Ferrand von Montigny errichtete in der belgischen Ortschaft Bracht mitten im Ort zwischen 1782 und 1783 das gleichnamige Schloss. Mitte des 19. Jahrhunderts Jahrhundert gab die Familie von Montigny das Schloss Bracht auf und verließ die Eifel und Grafschaft Lüttich. Zahlreiche Nachkommen lebten im Rheinland.Aussagen über die soziale Schicht des Cassius v. M um 1890 lassen sich schwer treffen. Im regionalen Umfeld von Düsseldorf, Aachen und in der Eifel finden sich zahlreiche Träger des Namens von Montigny als Handwerker oder Ladenverkäufer. In der Kronprinzenstrasse leben vorwiegend Handwerksmeister, mittlere Beamte aber auch zahlreiche Offiziere der Düsseldorfer Garnison bis hin zum Generalmajor.
(2) Stadtbaurat entspricht in etwa heute, je nach Größe der Stadt, den Dienstgradgruppen A14-A16 Oberstleutnant/ Oberst (Jahreseinkommen zwischen 6.200 – 8.300 Goldmark brutto)
(3) Augenscheinlich muss Vater M. finanziell durchaus leistungsfähig gewesen sein, da er zwei Söhnen die Marineoffizierslaufbahn ermöglichen konnte. Die Minimal-Kosten pro Sohn beliefen sich für die Ausbildung und die verbindlichen Zuschüsse zum Offiziersgehalt für 4 Jahre bis zur Beförderung zum Oberleutnant auf mind. 7.235 Goldmark!! Anzumerken ist, dass ein akademisches Studium noch kostspieliger war.
(4) Cassius v. M. beendet die Prüfung als Viertbester von 190 Fähnrichen, von denen 21 durchfielen!
(5) Gesamtversenkungserfolge M. im 1. Weltkrieg = 6 Schiffe mit 964 BRT
(6) Zu dieser Gruppe gehören auch Wilhelm Canaris und Lothar von Arnauld de la Perriere, der erfolgreichste U-Boot-Kommandant im Krieg, Montigny und zahlreiche seiner Crewkameraden.
Freikorpszeit und Weimarer Republik
3. Februar 1919 Beitritt zur III. Marine-Brigade in Kiel (7)
4. Februar 1919-Mai 1919 Infanterieausbildung auf dem Truppenübungsplatz ockstedter Lager bei Itzehoe
18. Februar 1919 Übernahme der Brigadeführung durch Freg.Kapt.Wilfried von Loewenfeld
Juni 1919 Einsatz beim Verkehrsstreik in Berlin
17.August 1919- 26. August 1919 Einsatz beim ersten polnischen Aufstand in Oberschlesien
Oktober 1919- Februar 1920 Grenzschutzeinsatz in Oberschlesien südlich von Breslau
24. November 1919 Entlassung aus der Marine als Oberleutnant zur See a.D. (8)
13. März 1920-18. März 1920 Besetzung von Breslau im Rahmen des Kapp-Putsches (9)
25. März 1920- 16. April 1920 Einsatz bei Ruhr-Aufstand (Unterstellung 3. Kav.Div.) im 16. April 1920 Nordraum bei Bottrop/Kirchhellen. M. führt die Kampfwagenstaffel des Sturmbatallions von Arnauld de la Perriere (10)
31. Mai 1920 Auflösung der III. Marine Brigade auf dem TruppenübungsplatzSennelager/Paderborn (11)
Juli 1920 Eintritt als Oberleutnant(?) der Schutzpolizei in die preußischeSchutzpolizei (12)
1921 (?) Beförderung zum Hauptmann der Schutzpolizei.Hundertschaftsführer im Rheinland
25. August 1924 Heirat mit Anna Freifrau von Montigny, geb. Lenhart
1. Dezember 1926 Beförderung zum Major der Schutzpolizei
Dezember 1926- Oktober 1931 Bei der preußischen höheren Polizeischule Potsdam-Eiche Oktober 1931
Oktober 1931- 1. Februar 1934 Inspektionsführer beim Kommando der Schutzpolizei Oberschlesien, Breslau
1.November 1932 Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnummer 1.330.801) (13)
Anmerkungen
(7) Stärke der Brigade im Frühjahr 1919: 5. und 6. Marine-Regiment, Sturm-Btl. Arnauld de la Perière mit ca. 1.500 Soldaten
(8) Erstaunlicherweise wird M. nach 10 Jahren Gesamtdiensteit nicht der Charakter als Kapitänleutnant a. D. verliehen!
(9) In Schlesien tragen vor allem die Freikorps Aulock, Faupel und die III. Marinebrigade v. Loewenfeld den Kapp-Putsch. Die Freikorps Aulock und v. Loewenfeld besetzen die Stadt Breslau, nehmen zahlreiche missliebige Bürger fest, die zum Teil im Keller des Breslauer Generalkommandos gefoltert werden, in sieben Fällen mit Todesfolge.
(10) Die Kampfwagenstaffel besteht höchstwahrscheinlich aus vier ital. Beute-Straßenpanzern vom Typ Lancia 1 Z.
(11) Die III. Marine Brigade löst sich erst langsam auf
(12) Entgegen mancher Angaben konnte M. nicht (mehr) in die „Sicherheits“-polizei eintreten. Die Sicherheitspolizei war auf Druck der Alliierten am 22. Juni 1920 aufgelöst worden.
(13) Staatsbeamten war bis dahin die Mitgliedschaft in der NSDAP untersagt. Das Verbot der NSDAP-Mitgliedschaft für preußische Staatsbeamte wurde von am 29. Juli 1932 per Erlaß des Innenministers aufgehoben.
Drittes Reich und 2. Weltkrieg
1. Februar 1934 Beförderung zum Oberstleutnant der Schutzpolizei
1. Februar 1934-September 1934 Dienst bei der Polizeiverwaltung Berlin Polizeipräsidium Berlin (?)
1. Juli 1934 Beförderung zum Oberst der Schutzpolizei (14)
30. September 1934 Abschied bei der Preußischen Schutzpolizei
1. Oktober 1934 Übernahme in die Wehrmacht als Oberst. Verwendung als„Offizier beim Stabe“ und Batallionskommandeur
1. Oktober 1935 Kommandeur des Infanterieregiments 31 in Plauen (?) (15)
1. Oktober 1936 Kommandeur des Infanterieregiments 102 in Chemnitz (?) (16)
Frühjahr 1937 (?) Teilnehmer einer gemeinsamen Tagung von Offizieren der Wehrmacht und der SS-Verfügungstruppe (17)
28. April 1937 Scharfer Tadel des Reichskriegsministers Generalfeldmarschallv. Blomberg (18)
30. April 1937 Unter diesem Druck nimmt M. Abschied aus der WehrmachtÜbergabe des Regiments an Oberst Otto v. Knobelsdorff
Sommer/Herbst 1937 Oberst a.D. M. verfasst eine Denkschrift (19)
Winter 1937/1938 M. sendet diese Denkschrift an RFSS Heinrich Himmler (20)
Winter 1937/1938 Briefwechsel mit Himmler (21)
1. April 1938 M. wird von Heinrich Himmler persönlich in die Allgemeine SS(SS-Nr. 292.804) aufgenommen
1. April 1938 Direktbeförderung vom SS-Mann zum SS-Obersturmbannführer
1. April 1938-31. August 1938 Taktiklehrer an der SS-Junkerschule Bad Tölz 31. August 1938
31. August 1938- 30. Januar 1939 Kommandiert als Taktiklehrer an die SS-Junkerschule Braunschweig
Soweit der 1. Teil, Mein Rechner "spinnt"
Angesichts der noch vielen Lücken und "Unsicherheiten" wäre jetzt ein Blick in die Personalakte "Gold wert".
Beste Grüsse
Ingo