Hallo,
ich habe eine grundsätzliche Frage zum Umgang des deutschen Militärs mit den Zivilisten an der Ostfront.
Im Buch "Mir selber seltsam fremd" erzählt ein einfacher Soldat an der Ostfront, über eine schlechte Behandlung der Zivilisten, es werden Nahrungsmittel gestohlen, Häuser abgebrannt, Zivilisten willkürlich erschossen usw. Das Buch erzählt den Krieg aus einer sehr subjektiven Sicht. Nun las ich die ersten Seiten von "Ostfront 1944" von Rolf Hinze, dass genaue Gegenteil.
Ich zitiere von Seite 17, "Soweit die Truppe unter Versorgungsmängeln litt und sich aus den Ortschaften versorgen mußte, zeigte sich die Bevölkerung sowohl in Litauen als auch in Weißrußland in jeder Weise hilfsbereit. Vielfach lehnte sie angebotene Geldzahlungen ab, weil sie mit dem ihr zunächst unbekannten damaligen Besatzungsgeld noch nichts anfangen konnte. Außerdem begrüßten sie die deutschen Truppen als Befreier vom kommunistischen Joch, in den baltischen Staaten als Befreier von sowjetischer Fremdherrschaft. Das der Truppe entgegenströmende Wohlwollen wurde von der kämpfenden Truppe auch später nicht enttäuscht."
"[...] Außerdem wurde jede Leistung für die deutsche Truppe entgolten, meistens in Brot. Das wußte die einheimische Bevölkerung durchaus zu schätzen."
Weiter steht dort, die Truppe bekam z.B. während des Rückzugs 1943 Unterkünfte und Essen. Die Bevölkerung warf jedoch oft das Geld zurück in die vorbeifahrenden Wagen, weil sie von den vorstoßenden Russen Repressalien, aufgrund der Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern befürchteten.
Seite 19
"Den deutschen Soldaten hielt man nach dem Kriege in Presseorganen vor, die Führung der NS-Organe habe die sowjetische Bevölkerung als >Untermenschen< abqualifiziert. Diese NS-Propaganda erreichte die Soldaten an der Front vielfach nicht, weil diese nur selten Zeitungen erhielten.
[...]. Man gewann ein eigenes Bild über Litauer, Juden, Weißrussen, Ukrainer und andere Völkerschaften, erkannte auch deren oft eindeutige antikommunistische und (oder) antimoskowitische Einstellung und richtete das eigene Verhalten gegenüber der Bevölkerung danach aus."
Seite 20
"Nicht erklären konnte man sich allerdings, daß die wehrdienstpflichtigen Söhne und Väter dieser Zivilpersonen auf sowjetischer Seite kämpfend, teilweise deutsche Kriegsgefangene außerordentlich sadistisch behandelten und so zu Tode brachten.
[...]. Die deutsche Truppe ließ sich in ihrer Haltung zur Zivilbevölkerung durch solche Ausartungen keinesfalls beeinträchtigen. Auch der schon im Sommer 1942 erteilte Befehl Stalins, alle deutschen Soldaten, wo die Möglichkeit sich dazu biete, zu töten, veränderte die Haltung der deutschen Truppe nicht, gab jedoch Anlaß zu Überlegungen, wie sich die Frömmigkeit der Bevölkerung, zumindest auf dem Lande, und die erwiesene Gastfeundlichkeit, einerseits, mit sadistischen Massenmorden an wehrlosen Kriegsgefangene andererseits vereinabren lasse."
Das was hier beschrieben wird, steht immerhin im sehr deutlichen Gegensatz, zu dem was in vielen anderen Büchern zu lesen ist.
Darum die Frage, wie genau diese Beschreibungen von Rolf Hinze auf die Realität übertragbar sind?
Gruß,
Hank