Hallo liebe Forengemeinde,danke für die Zusammenstellung und Organisation für diese Thematik, ich bin sehr beeindruckt wie viel sich mit so wenig Information deuten und herausfinden lässt.
Zu meinem Anliegen, ich bin wie viele Andere auf der Suche nach Informationen über meinen Großvater der als 18jähriger 1943 zur Wehrmacht gekommen ist und nie viel darüber erzählt hat. Mich interessiert wann er wo und mit welcherem Truppenteil gewesen ist. Die Recherche und das Interviewen von meinen Verwandten ist leider nicht zielführend, weil die Aussagen teilweise sehr widersprüchlich sind. Meine Großmutter lebt noch, sie hat ihren Mann aber erst nach dem Krieg kennengelernt und nie viel darüber gesprochen. Demzufolge gab es keine Feldpost zu ihr und damit habe ich keine Feldpostnummer auftreiben können.
Ein kurzer Steckbrief, Passagen in Anführungszeichen sind Gedankenzitate von seinen Aussagen & ** bei widersprüchlichen Angaben seiner Söhne:
Roland Stöckner
- geboren im Oktober 1924 in Karlsbad (heute Karlovy Vary)
- gestorben im Dezember 1990 in Ammern (Thüringen)
- vor 1943 Ausbildung zum Schlosser (heute eher Kunstschmied genannt) in seinem Geburtsort Karlsbad
- 1943 zur Panzertruppe nach Schweinfurt gekommen, er selbst sagte er wäre Richtschütze im Panzer gewesen
- in Erlangen gewesen (laut meiner Recherche kommt nur der Pantherlehrgang in Frage, weil er von dem Panzer mal was erzählt hatte und denke ich kein Offizieranwärter gewesen sein kann)
- in Mellrichstadt gewesen
- in Rußland gewesen
- in Frankreich gewesen
- **kurzzeitig in englischer Gefangenschaft gewesen** vermutlich entkommen oder befreit
- in Sondershausen gewesen (laut meiner Recherche käme die Heeres Unteroffizier Schule - Panzerabwehr in Frage)
- in Elende in der Nähe von Nordhausen von einem Halbkettenfahrzeug eine Bombardierung von Nordhausen beobachtet
- Zum Kriegsende Panzer aufgegeben, wegen fehlendem Treibstoff - Ort entweder:
- bei Eisenach Richtung Bad Hersfeld "wir haben den Panzer hinter einem Brückenfeiler der nicht fertig gebauten Autobahn versteckt und sind dann zu Fuß weiter"
- oder bei Sondershausen aufgegeben - dort stehen aber keine Brückenfeiler!
- während oder nach der Kapitulation ist er nach Hause also nach Karlsbad gelaufen (warum hier keine Gefangennahme?)
! Die Angaben sind wahrscheinlich chronologisch falsch aufgelistet !
Anbei habe ich ein Foto von ihm und seiner Schwester Paula, das soll in Schweinfurt vor der Kaserne gemacht worden sein. Auf den Kragenspiegeln seiner Uniform sind links und rechts Totenköpfe, deshalb müsste es die Panzertruppe sein. Leider ist seine Schwester bereits seit vielen Jahren verstorben und ich habe keinen Kontakt zu den Angehörigen um vielleicht daher eine Feldpostnummer herauszufinden.
Seit etwa einem Monat läuft die Anfrage bei der WAST und ich habe seitdem recherchiert, dass er entweder bei der 2. Panzerdivision oder bei einer Ersatztruppe gewesen sein könnte.
Ich warte ab was von der WAST kommt und bin dann für die Recherche neu ausgerichtet.
Trotzdem habe ich einige offene Fragen:
Weiß jemand von euch ob dieses Foto wirklich in Schweinfurt aufgenommen wurde, weil etwas vom Gebäude darauf hinweist?
Weiß jemand ob es Einrichtungen der Wehrmacht in Mellrichstadt gab in denen er stationiert gewesen sein könnte? Ich habe darüber gar nichts gefunden und festgestellt dass die Hainberg-Kaserne (Panzerjäger) in Mellrichstadt erst 1960 gegründet wurde. Wir sind aber direkt nach der Grenzöffnung 1989 auf den Wunsch meines Großvaters direkt hingefahren, weil er das unbedingt wiedersehen wollte.
Noch etwas Offtopic:
Der Großvater hat mal erzählt er hätte einen Stammbaum der Familie für die Wehrmacht aufbringen müssen, einer seiner Söhne meinte das wäre nötig gewesen um für eine Offizierausbildung "genehmigt" zu werden - Ich selbst halte davon gar nichts, weil er zum Eintritt in die Wehrmacht keine höhere Reife hatte. Ist das eine Finte oder kann da was dran sein?
Sein Bruder war Rittmeister in der Panzerkaserne Schweinfurt. Könnte er deshalb vielleicht genau dort hingekommen sein?
Seine Eltern waren beide Strafgefangene wegen der KPD Mitgliedschaft, der Vater kam zum Bunkerbau nach Frankreich und wurde für die Gründung der Fundamente durch Sprengungen eingesetzt. Der war im Bergbau Sprengmeister. Die Mutter kam ins KZ Ravensbrück, hat das überlebt und ist zehn Jahre nach dem Krieg an den Folgen ihres KZ Aufenthaltes gestorben. Es soll Implantate in einer Zahnprothese gegeben haben die über eine Lange Zeit ein Gift abgegeben haben, daran soll sie später gestorben sein.
Der Großvater durfte vor seinem ersten Fronteinsatz seine Mutter in Ravensbrück besuchen (Abschied nehmen), er hat erzählt dass er zwei Stunden gewartet hat und sie wurde wohl in dieser Zeit "für den Besuch aufbereitet". Knallrotes Kleid und eine Schürze - der Kuchen den er ihr mitgebracht hatte wurde während dieser Zeit völlig zerbröselt.
Nach dem Krieg wurden alle Famileinmitglieder aus Karlsbad vertrieben und in der Gegend um Halle und nördlich von Erfurt angesiedelt.
Beste Grüße
Bastian Stöckner