Verwendung von Uniformen nach Ausscheiden aus aktivem Dienst

  • Hallo zusammen,

    weiß jemand was mit den Uniformen (Dienstanzug, Drillich etc.) passierte, wenn der Träger aufgrund einer schweren Verwundung ausgeschieden bzw. gefallen ist? Nehme an dass sie wieder zur Ausgabe gelangten, theoretisch könnte es also sein. dass jemand die Uniform eines Gefallenen bekommen hat?

    Mein Opa z.B. wurde am 17.01.42 einberufen, die Grundausbildung absolvierte er in Metz, 3./ Pi. Ers. Btl 8.
    Ab 17.06.42 war er dann im Raum Demjansk eingesetzt. 32 ID, 2./ Pi. Ers. Btl 2.
    Am 10.08.42 wurde er bei Polnowo Sseliger schwer verwundet, Verlust des linken Unterarms, Unterkieferdurchschuß und diverse Splitter im Rücken. Zu der Verwundung kam es während eines sowjetischen Angriffs, mein Großvater und ein Kamerad von Ihm befanden sich in einem vorgeschobenen MG-Schützennest, als links von Ihnen eine Artilleriegranate niederging, den Kameraden sofort tötete und meinem Opa die linke Hand wegriss. Nachdem der Ari-Beschuß aufhörte, konnte er seine Stellung noch ca. 10 Minuten gegen anstürmende sowjetische Infanterie halten. Nach eigenen Angaben hatte er zu diesem Zeitpunkt mit seinem Leben bereits abgeschlossen. Wegen der Kampfaktivitäten konnte er den Armstumpf nicht verbinden, so drückte er ihn in die Erde und schoss weiter bis er aufgrund des Blutverlustes zusammenbrach. Glücklicherweise konnte er noch rechtzeitig von seinen Kameraden geborgen und versorgt werden. Das Drücken des Armstumpfs in die Erde hatte aber eine Blutvergiftung zur Folge, die schließlich dazu führte dass der Arm im Lazarett noch zweimal bis zum Torso teilamputiert werden musste.
    Nach etlichen Lazarettaufenthalten ist er dann am 16.07.43 aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.

    Habe einige Fotos von ihm, manche im Dienstanzug, andere in Kampfuniform. Hierzu hab ich einige Fragen, wurde der Dienstanzug nach Abschluß der Grundausbildung mit zur Front genommen und dann im rückwärtigen Gebiet gelassen, oder musste er gleich nach der Grundausbildung zurückgegeben werden? Eine weitere Frage bezieht sich auf das EK2, das meinem Opa am 20.07.42 verliehen wurde, gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, wofür er diese Auszeichnung erhalten hat?
    Existieren eventuell Kriegstagebücher zur 32 ID, 2./ Pi. Ers. Btl 2. bzw. kann ich irgendwo nachlesen an welchen Kampfhandlungen die Einheit meines Großvaters im besagten Zeitraum teilgenommen hat?

    schon mal vielen Dank für die Antworten & herzliche Grüße,
    Chris

    Edited once, last by Kurfuerst96 (February 15, 2014 at 5:13 PM).

  • Hallo,Chris
    Ich habe mal auf dem Entlassungsschein meines Vaters vom 30.12.1940 nachgesehen.Er erhielt als Eigentum 1Hemd,1Unterhose,1Paar Socken oder Fußlappen,1Taschentuch,alles andere wurde also weitergenutzt.
    mfg karat

  • Grüss Gott Chris,

    herzlich willkommen hier im Forum der Wehrmacht.
    Ich glaube nicht,dass Dein Opamit dem ,,Pionier-Ersatz-Bataillon 2'' in Russland war,dieses war in Stettin.Vielmehr dürfte er im Pionierbataillon 2 gedient haben,siehe hier,
    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/P…at/PiBat2-R.htm
    Zum EK II,wenn die Aussage so stimmt,dann für das weiterkämpfen,mit der Verwundung.Eigentlich sollte er das Verwundetenabzeichen( in Silber? )auch bekommen haben,Verlust von Gliedmaßen!

    Servus Eumex

  • Tag allerseits,

    es gab während des Krieges viele schwerkriegsbeschädigte Berufssoldaten aller Dienstgrade. Und eben diese aus dem aktiven Dienst ausgeschiedenen
    Berufssoldaten trugen vielfach ihre Uniformen während der ganzen Kriegszeit weiter.

    Gruß
    Bert

  • Hallo zusammen,

    @Eumex, hast Recht, auf dem WAST-Schreiben steht ab 17.06.42 2. Kompanie Pionier Bataillon 2, habe den Zusatz 'Ersatz' versehentlich aus der vorhergehenden Zeile übernommen.

    Das EK2 hat er aber laut mir vorliegender Urkunde bereits am 20.07.42 erhalten, also knapp drei Wochen vor seiner Verwundung am 10.08.42. Das mit dem Verwundetenabzeichen könnte stimmen, ich meine es sogar mal als Kind gesehen zu haben. Werde mal meine Oma nach dem Wehrpass fragen, müßte dort ja theoretisch auch vermerkt sein?

    herzliche Grüße,
    Chris


  • weiß jemand was mit den Uniformen ...passierte, wenn der Träger aufgrund einer schweren Verwundung ausgeschieden bzw. gefallen ist?

    Am 10.08.42 wurde er ... schwer verwundet,
    Nach etlichen Lazarettaufenthalten ist er dann am 16.07.43 aus dem aktiven Dienst ausgeschieden.


    Hallo, Chris,

    zur Beantwortung Deiner Frage hänge ich Dir drei Dokumente aus dem KTB der 213. Sicherungs-Div. an.
    Die Uniformen wurden der Wiederverwertung zugeführt. Sie mußten den Soldaten ausgezogen werden.
    Wenn dies nicht möglich war, wurden die Nähte aufgetrennt. AM MANN AUFGETRENNT!
    Die Bekleidungssituation war eben nicht besonders gut.
    Die Dokumente sind aus 1943.
    In einem Fotoalbum eines Angehörigen der Div. existiert eine Seite mit Beerdigungsfotos vom Januar 1942.
    Darauf ist u.a. ein gefallener Soldat zu sehen, daneben Fotos einer zerfledderten Uniform (siehe Anlage).
    Ich vermute, es ist die Uniform des Verstorbenen.
    (Wir wissen ja alle, dass schon im Winter 41/42 Winterbekleidung Mangelware war.)

    Hatte hier schon etwas dazu geschrieben (klick mich): Stahlhelme


    Und 1945 im Januar sah es dann so aus:

    " Abschrift
    Reichsminister des Innern . . . . . . . . . . . . Berlin, 2.1.1945
    NW 7, Unter den Linden 72

    . . . . . . . . Schnellbrief .... , den 8.1.1945

    An die Herren Landräte

    Erfassung von Beamtenuniformen und Beamten Dienstkleidung bei der Spinnstoffsammlung 1945

    In der Zeit vom 8. bis 31. Januar 1945 findet die Spinnstoffsammlung als Volksopfer statt,
    die den besonders großen Bedarf der Wehrmacht für die neu aufgestellten Einheiten und den
    Volkssturm für die nächste Zeit sicherstellen soll. Ihr kommt kriegsentscheidende Bedeutung
    zu. Es ist deshalb Pflicht aller Dienststellen und Dienststellenangehörigen, alles zu tun, um
    der kämpfenden Front außer Waffen und Munition auch Uniformen und Ausrüstungsgegen-
    stände zur Verfügung zu stellen. Die Abgabe jedes entbehrlichen Stückes der Uniformen und
    der Ausrüstungsgegenstände ist ein Teil der Hilfe, die in diesen entscheidungsvollen Monaten
    die Heimat der Front gewähren kann und muss. Deshalb muß erwartet werden, dass Uniformen
    und Ausrüstungsgegenstände, die nicht dienstlich dringend benötigt werden, dem Volksopfer
    zufließen. Dabei handelt es sich vor allem um solche Uniformen, die über das unumgänglich not-
    wendige Maß hinaus bei Beamten vorhanden sind, oder um Uniformen solcher Beamten, die zur
    Wehrmacht eingezogen in den Ruhestand versetzt oder verstorben sind.

    Die unterstellten Behörden haben engstens mit den Beauftragten der NSDAP.
    zusammenzuarbeiten.

    In Vertretung gez. Dr. Stuckart."

    Gruß von Margarete


    T315 R1635 - 213. Sich.-Div - 0172 - Altkleidung.jpgT315 R1635 - 213. Sich.-Div - 0192 - Kleidung -.jpgT315 R1635 - 213. Sich.-Div - 0204 - Kleidung Tote.jpgRepki Januar 1942.jpg

    Edited 3 times, last by Margarete (February 20, 2014 at 10:05 PM).

  • Moin!

    Ich habe mal einen Bericht gesehen in dem eine ältere Dame, die in besagter Zeit Näherin gewesen ist, berichtet hat, dass Uniformen und Uniformteile von der Front wieder so gut es eben ging zusammengesetzt wurden.
    Für einen Feldblusensammler kann das wichtig sein, wenn sein Stück scheinbar aus verschiedenen Stücken besteht. Es kann dann also trotzdem "Original" vernäht sein.
    Ihre Aussage war "da kamen Mäntel teilweise Steif voll Blut getränkt bei uns an". ---- auch ein harter Job :(

    Liebe Grüße
    Marc

  • Moien,
    nach Aussagen von Veteranen war es üblich, das man nach einer Verwundung die Uniform ausgezogen bekannt. Als außergewöhnlich empfinde ich den Fall eines deutschen Jagdfliegers, der Anfang 1945 nackt und verwundet in das Lazarett Bad Ems eingeliefert wurde! (Es gibt Bilder davon).Da er nicht ansprechbar war, wurde er auf dem OP-Tisch liegend, fotografiert, und diese Fotos wurden mit der Todesmeldung (als Unbekannter) an die WASt geschickt.
    h.

    Edited 2 times, last by AviaB.33 (March 11, 2014 at 12:20 PM).

  • Hallo,

    grundsätzlich erhielten die Soldaten früher neben neuer schon immer auch getragene Kleidung. Folglich war die Uniform nach dem Ausscheiden aus dem Dienst abzugeben, sofern diese nicht privat beschafft worden ist. Offiziere bekamen bekanntlich Kleidergeld und beschafften sich die Uniformen selbst.

    Selbst ich habe 1964 im Landesdienst neben einer neuen Ausgehuniform noch gebrauchte Kleidung erhalten. Ausgenommen war die Unterwäsche und Socken.

    Gruß Karl