Zielspinne Artillerie ?

  • Hallo zusammen,

    diese Zielspinne habe ich im Nachlass eines Kampfbeobachters der Luftwaffe gefunden.
    Er hatte vor seiner Luftwaffenzeit eine Ausbildung an der Artillerieschule in Jüterbog.

    Ich bin auf dem Gebiet der Artillerie ein absoluter Laie, und möchte gerne wissen, wozu
    und vor allem wie man diese Zielspinne verwendet. Im Netz habe ich leider überhaupt
    nichts gefunden. Danke für die Hilfe !

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  • Hallo an ???.

    Ich denke, mit der Zielspinne wurde in der Ausbildung der Schußwinkel im zugewiesenen Schußfeld trainiert.

    Im Nullpunkt unten befindet sich das Geschütz und entsprechend den anvisierten Zielpunkten wurden die Winkel
    in Grad angegeben. Mit diesen Angaben wurde die Zieleinrichtung durch den Richtschützen eingestellt.

    Gruß Roland

    Als ich hätte fragen sollen, war ich zu jung.
    Als ich hätte fragen wollen, waren Sie zu alt.

  • Hallo,

    die Zielspinne wurde von dem früheren österreichischen Inspekteur der Artillerie und später in die dt. Wehrmacht übernommenen RK Träger, General der Artillerie, Robert Martinek ( Gefallen in Russland) erfunden/erdacht. Die Zielspinne wurde auch von den vorgeschobenen Beobachtern (VB) zur Zielansprache verwendet.

    Gruß Karl

    Nachtrag:
    Heute nennt man die Zielspinne bei der BW Beobachtungsspinne.

    Edited 2 times, last by Karl Grohmann (January 26, 2014 at 4:25 PM).

  • Hallo,

    Eine Zielspinne wird etwa auch für einen behelfsmäßigen Schießplan empfohlen
    (Quelle: Lehrstab A der Artillerietruppe, Umdruck Nr. 40 v. Januar 1939)

    "Ein behelfsmäßiger Schießplan wird mit Hilfe eines Gittertnetzes 1:25.000 und einer Karte erstellt.
    Auf das Gitternetz werden B-Stelle, Grundgeschütz (Arbeitsgeschütz) und Grundrichtung (Grundrichtungslinie) eingetragen.
    ...
    Zusätzlich wird jetzt diese Zielspinne mit dem Nullpunkt auf der Position der B(eobachtungs)stelle aufgeheftet
    und die 1000m Entfernungen seitlich (oder entlang der Nullinie) bezeichnet.
    ...
    Auf dem Platz des Grundgeschützes (G.G.) befestigt man einen drehbaren Plansektor, legt die Linealkante auf die Grundrichtung
    und stellt den 0-Punkt des Sektors durch einen Bleistiftstrich in Verlängerung der Nullmarke fest."

    In die Zielspinne kann man dann leicht alle Ziele nach Entfernung und Winkel eintragen.
    (Winkel kann man etwa durch ein optisches Gerät mit Strichplatte messen,
    Entfernungen werden etwa aufgrund der Karte oder mit sonstigen Mitteln bestimmt)
    Mit dem Plansektor kann man dann leicht die relativen Winkel zur Grundrichtung (mehr / weniger)
    sowie die Entfernung ablesen und damit ein Feuerkommando geben.

    Soweit in aller Kürze die (oder eine) Verwendung der Zielspinne. Siehe auch die beigefügten Bilder.

    Gruß
    Franz

  • Hallo,

    dieses Lineal wird im Text von der Artillerieschule ausdrücklich als "Plansektor" bezeichnet.
    Vielleicht war der Begriff "Schießhaken" auch nicht offiziell ?

    Habe jetzt alle meine Unterlagen durchsucht, der Schießhaken kommt nirgends vor (H.D.v 200 div., Kommandobuch, Merkblätter)
    der Plansektor nur in den Unterlagen von Jüterbog (siehe unten).
    Habe den Begriff "Plansektor" jetzt aber auch im "Taschenbuch der Artillerie" von 1961 gefunden !!

    Woher wohl der Begriff "Schießhaken" stammt ?
    (Im Thread zur sFH18 führt Matthias leider nicht an, von wo seine Liste stammt.)

    Vielleicht kann Matthias oder einer der Forumsleser dazu Auskunft geben ?

    Zur weiteren Info für alle Interessierten noch ein Auszug aus meinen Jüterbog-Unterlagen zur VB-Ausrüstung sowie zwei Seiten Erläuterung zur Zielspinne.

    Gruß
    Franz

  • Ist alles sehr interessant, was Ihr schreibt. Schonmal vielen Dank dafür !
    Was mich wundert, dass ein Angehöriger des Heeres zur Luftwaffe wechselt.
    War dies üblich ?

    Gruß
    Christian

    Zum Dank als Anlage ein Stundenplan des Lehrstabes A Jüterbog von 1942
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