"Das Denk/Nachdenkzeichen" im FDW

  • Hallo,

    vor 40 Jahren, am 18.September 1981, wurde in München der Film "Das Boot" uraufgeführt. Der WDR hat dazu einen kurzen Bericht veröffentlicht: https://www1.wdr.de/radio/wdr4/wor…m-kino-100.html

    Gruß, J.H.

    Edit: Das Buchheim-Museum in Bernried hat passend zum Jubiläumsjahr der Verfilmung seit August 2021 seine Dauerausstellung um den Themenbereich "Das Boot" überarbeitet und erweitert: https://www.buchheimmuseum.de/aktuell/2021/boot

    Edited 2 times, last by Johann Heinrich (September 17, 2021 at 11:52 AM).

  • Moin,

    am Abend des 10. November 1943 wurden im Hamburger Gefängnis am Holstenglacis vier Lübecker Geistliche durch das Fallbeil hingerichtet. Die Ermordeten: Kapläne Eduard Müller, Johannes Prassek und Hermann Lange sowie der

    Pastor Kar-Friedrich Stellbrink. Alle hatten auch öffentlich gegen die Verbrechen des NS-Regimes Stellung bezogen. Sie werden heute die vier Märtyrer genannt.

    Gruß

    Horst

  • Hallo,

    auf Anordnung des Oberstaatsanwalts wurden die Sterberegistereinträge der 4 Hingerichteten als "geheim" eingestuft und erst in den Nachkriegsjahren ergänzende Einträge (der letzte 2006!) zu den familiären Verhältnissen vorgenommen.

    Beste Grüße

    PS: Mit den vier vorgenannten Geistlichen wurden an diesem Tag drei weitere Personen durch das Fallbeil hingerichtet, darunter eine Frau.

    Diana

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert (Ingelore Ebberfeld)

  • Alle hatten auch öffentlich gegen die Verbrechen des NS-Regimes Stellung bezogen. Sie werden heute die vier Märtyrer genannt.

    Hallo,

    allen vier Geistlichen wird heute mit einer Gedenkstätte am Lübecker Rathaus gedacht (rechter Hand des Eingangs zum Ratskeller). Der Medizinhistoriker Peter Voswinckel hat vor einigen Jahren einen sehr lesenswerten Band zu allen 4 Ermordeten erarbeitet (Geführte Wege. Die Lübecker Märtyrer in Wort und Bild.)

    Viele Grüße

    OB

  • hallo,

    was mich dabei interessiert: auf welche Weise konnten sich die menschlich Gebliebenen und die Täter und Helfer nach dem Ende des dritten Reiches wieder begegnen?

    Grüße von Hector

  • Moin,

    die Geschichte der Lübecker Geistlichen in der Zeit von 1933 - 1945 ist hochspannend. Danker/Schwalbe beschreiben sie in ihrem Standardwerk "Schleswig-Holstein und der Nationalsozialismus". Auffallend viele Geistliche der evangelisch-lutherischen Landeskirchen zeigten sich begeistert von der NS-Bewegung und begrüßten den "nationalen Aufbruch". Stellbrink selbst, zunächst in den 20´er Jahren in Brasilien glühender Anhänger der Nazis und seit 1930 auch NSDAP-Mitglied, durchschaut in den 30ér Jahren die Kirchenfeindlichkeit seiner Partei und entwickelt sich zu deren Gegner. So bezeichnete er in einer Predigt den verheerenden Bombenangriff auf Lübeck als mächtige Warnung Gottes. 1937 schließt ihn die Partei aus. Zum Tode verurteilt (wie auch die Geistlichen Lange, Müller und Prassek) wird er am 23. Juni 1943 in Lübeck durch den reisenden 2. Senat des Volksgerichtshofes.

    Bemerkenswert auch: Der verurteilte Stelllbrink und seine Familie erhalten von ihrer Konfession keinerlei Unterstützung. Die Lübecker Kirchenführung betreibt sogar schon vor seiner Verhaftung im April 1942 seine Entlassung und lehnt später für den "Volksverräter" ein Gnadengesuch ab. Seine Familie verarmt. Erst 1993, 50 Jahre nach seiner Ermordung, rehabilitiert ihn die Kirchenführung und das Urteil wird aufgehoben.

    Beste Grüße

    Horst

  • Moin,


    in diesem Zusammenhang möchte ich an die Lübecker Notkonfirmation von 1937 erinnern: 1000 Menschen zogen, unterstützt von der Lübeck-Büchner-Eisenbahn, nach St. Nicolai in Mölln, um ihre Kinder dort konfirmieren zu lassen, nachdem deren Pastoren vom Lübecker Bischof abgesetzt worden waren.
    Hier ein Link


    Die Geschichte der Lübecker Notkonfirmation von 1937

    Ich selbst bin über zwei Menschen mit dieser Begebenheit „verbunden“: 1. Mein Orgellehrer war einer dieser Konfirmanden. 2. Mein Opa Arno, den ich in Russland gesucht habe, war, da es zunächst am Dom keine Pfarrstelle für ihn gab, vom Lübecker Bischof als „Pastor beim Bischof zu Lübeck“ berufen worden. Sein überschwängliches Gratulationsschreiben zum DKiG besitze ich heute.

    Viele Grüße,

    Justus

  • Hallo zusammen,

    zur Erinnerung an die Novemberpogrome 1938 eine Veröffentlichung des Hessischen Landesarchivs:

    Vor dem Novemberpogrom des Jahres 1938 gab es in Frankfurt neben den fünf großen zahlreiche kleinere Synagogen und Betsäle. Hierzu gehört die sog. "Träub'sche Synagoge", die sich in einem der 1711 errichteten Spitalshäuser am Börneplatz 6 (oder 10) direkt am Alten Jüdischen Friedhof befand.

    Laut der Aufstellung in der sog. "Entschädigungsakte" soll sie insgesamt 160 Plätze gehabt haben. Nach Erinnerung eines Zeugen verfügte sie über vier Torahrollen mit zugehörigem Schmuck und eine Megillah. Zudem besaß sie eine Besonderheit: Eine fest gebaute Laubhütte (Sukka), die noch aus dem 18. Jahrhundert stammte. Die Sukka hatte Bleiglasfenster und eine Art Klappdach, um den halachischen Vorschriften zu entsprechen.

    Die Laubhütte ist in einem Artikel abgebildet, der im November 1938, wenige Tage vor dem Pogrom, im "Jüdischen Gemeindeblatt" erschien. Von der Synagoge selbst sind keine Innenaufnahmen bekannt. Auf einer Zeichnung von Peter Becker aus dem Jahr 1872 ist der Ostgiebel der Spitalshäuser sowie ein Anbau, bei dem es sich um die besagte Laubhütte gehandelt haben könnte, dargestellt.

    Synagoge und Laubhütte wurden während der Pogromnacht des Jahres 1938 geschändet und stark beschädigt. Die Spitalshäuser wurden später durch Kriegseinwirkung fast völlig zerstört.

    Im sog. "Rückerstattungsverfahren" Anfang der 1960er Jahre bezweifelte die Entschädigungsbehörde nicht nur die Platzzahl, sondern gleich die ganze Existenz der Synagoge, da sie im Adressbuch des Jahres 1938 nicht mehr genannt war und keine Zeugen für die Pogromnacht gefunden werden konnten.

    (HHStAW Abt. 518 Nr. 1264)

    Grüße

    Jockel

    Der Mensch ist böse von Jugend auf (Bibel 1. Mose 8, 21)

  • Hallo,

    ich erinnere an den Volkstrauertag, der morgen bundesweit begangen wird. Die zentrale Gedenkfeier findet in Berlin im Bundestag statt. Neben mehreren Rednern wird Reinhold Beckmann auftreten und sein sehr eindrucksvolles Lied "Vier Brüder" vortragen, es erzählt die Geschichte seiner Mutter, die im 2. Weltkrieg ihre vier Brüder verlor. Übertragung in der ARD am Sonntag ab 13.30 Uhr.

    Bereits heute wurde in meinem Heimatort Heikendorf/Möltenort am U-Boot-Ehrenmal der Gefallenen aller Nationalitäten der U-Boot-Waffe gedacht. Veranstalter war die Kieler U-Boot-Kameradschaft gemeinsam mit dem Volksbund.

    Die Bundesmarine war nicht nur durch das Marinemusikkorps sondern auch durch viele Dienstgrade vertreten. Auch die Bevölkerung nahm zahlreich teil. Eine eindrucksvolle Gedenkfeier.

    Beste Grüße

    Horst

  • Hallo,

    finde es gut, was Horst im voran gegangenen Post schilderte. Es bleibt die Hoffnung, dass derer weiter gedacht wird, die durch Krieg, Gewalt und Vertreibung ihr Leben verloren, auch wenn die letzten Zeitzeugen nicht mehr unter uns weilen.

    Dem gegenüber stehen das zunehmende Beschmieren und Beschädigen von Gefallenendenkmälern. Da mache ich mir schon Sorgen, dass der Konsens darüber, dass solche Stätten ihre Würde behalten müssen, nicht mehr im vollen Umfange existiert.

    MfG Wirbelwind

  • Guten Tag,

    hier noch eine Erinnerung an den November 1919:

    Am 18. November 1919 verlas Hindenburg -seit Juni im Ruhestand- vor dem Ausschuss der Nationalversammlung für die Schuldfragen des Weltkriegs eine Aussage über die "Ursachen des deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1918", die in der Öffentlichkeit ungeheures Aufsehen erregt.

    Trotz der Überlegenheit des Feindes, so behauptete er, wäre der Krieg gewonnen worden, wenn "Heer und Heimat" zusammengestanden hätten. Stattdessen habe eine "heimliche Zersetzung von Flotte und Heer" eingesetzt. "So mussten unsere Operationen misslingen, es musste der Zusammenbruch kommen; die Revolution bildete nur den Schlussstein."

    Damit machte sich Hindenburg zum prominentesten Vertreter der sogenannten Dolchstoßlegende, treffender: Dolchstoßlüge.

    Grüße

    Jockel

    Der Mensch ist böse von Jugend auf (Bibel 1. Mose 8, 21)

    Edited once, last by jockel55 (November 30, 2021 at 9:00 AM).

  • Hallo Jockel,

    zur Erinnerung an die Novemberpogrome 1938

    beim Lesen der Tagebücher von Victor Klemperer hat mich besonders erschreckt, wie "schleichend" dieser Prozeß war. So notierte Herr Klemperer die Machtergreifung Hitlers erst in seiner Wochenzusammenfassung i.S. von "wieder einer, der bald abgewirtschaftet hat". Als er als Jude dann nicht mehr mit der Straßenbahn oder seinem Auto fahren durfte, meinte er in etwa: "Nun, laufen ist gesund". Später tröstete ihn, daß einige Kollegen zu ihm hielten, als er aus dem Beruf gedrängt wurde.

    Als dann (nach 5 Jahren Hitler-Regime) die Synagogen brannten, meinten "alle", das sei es nun gewesen, schlimmer könne es nicht werden, dabei fing es erst an: Judenhaus, regelmäßige Schläge bei der Gestapo und ("erst") 1942 der gelbe Stern. Seiner Ermordung entging Herr Klemperer nur als Frontkämpfer des 1. WK und da seine "arische" Frau zu ihm hielt und ja, tatsächlich, der Bombardierung von Dresden, deren Augenzeuge er war (seine Schilderung weicht von denen heutiger Historiker ab).

    VG

    Silvio

  • Guten Tag,

    vielleicht noch erinnerungswürdig für den November 1949:

    - In einer Bundestagssitzung entschieden sich die Abgeordneten mit 200 gegen 176 Stimmen (3 Enthaltungen) für Bonn gegen Frankfurt als Bundeshauptstadt.

    - In Paris beschloß der Ständige Ausschuß des Europarats einstimmig, die Bundesrepublik und das Saarland als assoziierte Mitglieder in den Europarat aufzunehmen.

    Grüße

    Jockel

    Der Mensch ist böse von Jugend auf (Bibel 1. Mose 8, 21)

  • (...)anbei ein Foto, heute vor 80 Jahren vor Moskau. Hier begann die erste schwere Niederlage der Wehrmacht, ihr Mythos der Unbesiegbarkeit ging unter.(...)

    Danke für das denkwürdige Foto.

    Tja, schon Napoleon stand vor Moskau, damals war es wärmer dort. Die Russen hatten Teile ihrer Stadt in Brand gesteckt.

    si vis pacem para bellum

  • Hallo zusammen,

    Quote

    Tja, schon Napoleon stand vor Moskau....

    tja, und Hitler hätte daraus lernen können denn beiden scheitern während des Feldzuges an ähnlichen Problemen

    und beiden hätte Wissen können das der Feldzug gegen Russland schon beim antreten verloren war.

    Gruss Dieter