"Das Denk/Nachdenkzeichen" im FDW

  • Guten Abend,

    als ein ehemaliger Soldat in der Bundeswehr, 1978/79, kann ich mich nicht daran erinnern, daß der 20. Juli 1944 auch nur ansatzweise damals

    erinnert, oder gar gewürdigt wurde.

    Das ist nun 40 Jahre her, und ich mag mich gerne irren, aber damals beim "Bund" gab es nichts, keine Feierlichkeiten, kein Antreten,

    keine Ansprachen, absolut nichts.

    Wenn es so gewesen wäre, dann würde ich das erinnern, leider nicht.

    Gruß

    Micha

    P.S. Und ich bin mir sehr sicher, daß ein Großteil der damaligen Kameraden von diesem Datum niemals etwas gehört hatten,

    sie gar nicht wußten, was das Datum des 20. Juli 1944 überhaupt bedeutete.

    Edited once, last by Holzkopf (July 20, 2019 at 11:14 PM).

  • Hallo Micha,

    ich war dreimal am 20. Juli Soldat, einmal AGA, einmal U-Lehrgang und einmal letzter Tag Nijmwegenmarsch. In dze AGA war man froh, wenn man überlebte, U-Lehrgang war sogar relativ gemütlich nachdem wir beim ersten Stuben- und Spindappell GrpFhr, ZgFhr auch, die Zähne gezogen hatten dank der Vorarbeit unseres Spiesses Meister Proper. In Nijmwegen war es letzter Tag mit "Via Triumphalis" und Abschlussball. Dass es an diesem Tag ein Attentat gegen Hitler gegeben hatte, wusste ich sit spätestens der Sexta. Aber ich habe bei der BW nie eine Erinnerung daran erlebt. Zu dem Heutigen in Berlin äussere ich mich nicht, da das Tagespolitik wäre.

    Gruss

    Rainer

    Suum cuique

  • Moin Rainer,

    genau so war es, in dem damaligen Tagesbetrieb nullkommargarnichts über den 20. Juli 1944.

    War kein Thema, entweder totgeschwiegen, oder lauter unwissende Menschen, die nichts damit zu tun haben wollten, Mitte der 1970er Jahre.

    Großes Thema war damals ein Kamerad in der San-Gruppe, der einen "Atomkraft - Nein Danke" Aufkleber auf seinem Auto hatte.

    Mit diesem Scheiss haben sich die Offiziere beschäftigt, über Monate hinweg.

    Der 20. Juli 1944 war kein Thema, nicht einmal, das Thema gab es nicht.

    Gruß

    Micha

  • Moin,

    für mich sind die Akteure des Widerstandes vom 20. Juli 1944 vorbildliche Persönlichkeiten, egal welchen politischen Lagern sie zuzuordnen waren, gleich auch, welche Vorstellungen sie für die "Zeit danach" hatten. Sie handelten mutig in einer Zeit, in der die Mehrheit der Zivilgesellschaft den Nazis zujubelte oder sich wegduckte. Alle diese Widerständler stehen für Werte wie Menschenrechte und Freiheit. Die heute gelegentlich geäußerte Kritik an Einzelnen dieser Personen gerät für mich ins Kleinkarierte. Bewahren wir die Erinnerungen an ihren Mut .

    Beste Grüße

    Horst

    Edited once, last by Onkel Horst: Zu flott getippt (July 21, 2019 at 6:57 PM).

  • Hallo zusammen,

    in diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die derzeitige Sonderausstellung im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden hinweisen:

    https://mhmbw.de/sonderausstellungen/derfuerhreristtot

    Neben einem Überblick über die Personen des 20. Juli ist auch die Lagebaracke aus dem Film „Operation Walküre“ zugänglich. Ich habe mir die Ausstellung angesehen und musste feststellen, dass die Baracke sehr eng und klein gebaut ist. Auf dem Kartentisch liegen, unter einer Glasplatte, die damaligen Lagekarten vom 20.07.44. Auf dem Boden sind die Standorten der Anwesenden Personen angegeben. Ich kann einen Besuch nur empfehlen.

    Grüße

    Alex

  • Guten Abend Horst,

    vielleicht noch ein paar Informationen am Rande zu deinem Besuch. Der Besuch der Sonderausstellung ist kostenlos. Die Ausstellung findet sich rechts hinter dem Hauptgebäude und man kann auf dem Hof rechts am Hauptgebäude vorbei in die Sonderausstellung gehen. Auf dem Außengelände sind diverse Fahrzeuge der BW und Streitkräfte des Warschauer Paktes zu sehen. Das Außengelände kann ebenfalls kostenlos in Augenschein genommen werden. Als wir in die Sonderausstellung gegangen sind, saß niemand am Eingang, so dass wir nicht fragen konnten, ob fotografieren gestattet ist. Die Ausstellungsräume sind aber videoüberwacht. Ich empfehle daher unbedingt vorher zu erfragen, ob das fotografieren der Lagebaracke erlaubt ist. Wir haben leider keine Bilder.

    Grüße

    Alex

  • Guten Abend,

    möchte heute und hier erinnern an einen Mann,

    der sich vor 77 Jahren das Leben nahm,

    um Deportation und Ermordung zu entgehen.

    Er ist einer von vielen, die den Freitod wählten.

    Grüße, Kordula


    Samuel Sund, 4. Januar 1867 - 13. Sept. 1942,

    Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm 35a.

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo zusammen,

    auch wenn zwei Tage zu spät, so möchte ich doch an den Freitod von Walter Benjamin am 26.09.1940 in Portbou erinnern. Der, trotz Grenzübertritt nach Spaninen, noch immer befürchtet hat, wieder nach Frankreich ausgeliefert zu werden und damit den Deutschen, vor denen er floh, wieder in die Hände zu fallen.

    Am Ende bleiben die Worte dieses Mannes, die zu seinen Lebzeiten kaum Beachtung fanden und erst nach seinem Tod durch Adorno ein breiteres Publikum fanden. Dazu möchte ich aus Benjamins Werk Einbahnstraße zitieren:

    "[...] Wieder und wieder hat es sich gezeigt, daß ihr Hangen am gewohnten, nun längst verlorenen Leben so starr ist, daß es die eigentlich menschliche Anwendung des Intellekts, Voraussicht, selbst in der drastischen Gefahr vereitelt. So daß in ihr das Bild der Dummheit sich vollendet [...]".

    Grüße

    Alex


    Walter Benjamin, 15.07.1892 - 36.09.1940

  • Hi Alex,

    vielen Dank für diesen Hinweis und auch den Link;

    die Ausführungen darin scheinen - soweit ich das beurteilen kann -

    von einem wirklichen Kenner Walter Benjamins geschrieben.

    Drei dort erwähnte Texte sind mir besonders aufgefallen:

    -- Photographie [in: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit]

    -- Die Aufgabe des Übersetzers

    -- Der destruktive Charakter

    Hier gefunden: https://www.textlog.de/walter-benjamin.html;

    die beiden letztgenannten in: Illuminationen (hier).

    Werde weiter dort lesen, deshalb nochmal Danke.

    Grüße, Kordula

    PS: Die Delbrückstraße (Geburtshaus) im sog. Professorenviertel

    wurde nach dem Krieg abgerissen + zum Autobahnkreuz.

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo,

    genau so war es, in dem damaligen Tagesbetrieb nullkommargarnichts über den 20. Juli 1944.

    ich habe noch mal in meinem Kram nachgesehen. Es wurde vorher bei den ROAB-Unterrichten besprochen, obwohl ich insgesamt diese als verschwendete Zeit betrachte. Z. B.: Drei Tage im Gelände und dann soll man Vortrag zur Tagespolitik, sprich Nordirlandproblem, halten. Keiner von uns hatte sich damit beschäftigt. Man hatte einfach keine Zeit.

    Gruss

    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo,

    der NDR hat aktuell einen Beitrag zu dem Luftangriff auf die Stadt Braunschweig heute vor 75 Jahren veröffentlicht. Durch diesen Luftangriff am 15.Oktober 1944 wurden ca. 90% der Gebäude in der Braunschweiger Innenstadt zerstört: https://www.ndr.de/geschichte/chr…schweig100.html

    Edit: Hier noch der Filmbeitrag im Regionalprogramm des NDR: https://www.ndr.de/nachrichten/ni…schweig106.html

    Gruß, J.H.

  • Guten Abend,

    möchte erinnern an Cäsar von Hofacker, 1896-1944.

    Grüße, Kordula


    Vor 75 Jahren, am frühen Abend des 20. Dezember 1944,

    wurde er in Plötzensee ermordet, am Galgen erhängt.

    So wie zuerst am 22. Dezember 1942 die ersten Verurteilten der Roten Kapelle.

    Ihnen sollten viele folgen, umgebracht auf dieselbe erniedrigende, grausame,

    qualvolle Weise. Das Regime hat sich auf brutale Weise gerächt.

    Überliefert ist, wie von Hofacker während des Prozesses am 30. August 1944

    Freisler mit den Worten unterbricht:

    „Sie schweigen jetzt, Herr Präsident! Denn heute geht es um meinen Kopf.

    In einem Jahr geht es um Ihren Kopf!“

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo zusammen.

    Gestern wurde in Memmingen der 75000 Stolpersteine verlegt.

    Ich finde diese Art des Andenkens gut auch wenn es Kritik dazu gibt zb. das die Namen mit Füßen getreten werden.

    In unserer Gesellschaft in der viele Leute oft mit hängenden Köpfen durch die Straßen laufe den Blick stur nach unten gerichtet finde ich das einen guten Weg.

    Hier ein Artikel dazu.

    https://allgaeu-rechtsaussen.de/2019/12/30/mem…rtha-rosenbaum/

    Grüßle Petzi

  • Hallo,

    am vergangenen Donnerstag, dem 30.Januar war der 75.Jahrestag der Versenkung des ehemaligen KdF-Schiffes Wilhelm Gustloff. Im weiteren Verlauf des 2.Weltkrieges kamen bei den späteren Versenkungen der Steuben am 10.Februar, der Goya am 16.April sowie der Cap Arcona, der Thielbek und der Deutschland am 3.Mai 1945 tausende von Menschen ums Leben.

    Gruß, J.H.

  • Hallo,

    wobei die Versenkung der Cap Arcona und der Thielbek durch Flugzeuge der Royal Air Force kurz vor Kriegsende für die darauf befindlichen KZ-Häftlinge aus Neuengamme besonders bitter war. Ob absichtlich die Schiffe armiert wurden und den grauen Anstrich bekamen, um als Truppentransporter zu gelten und damit den Beschuss durch britische Flugzeuge herausforderten, läßt sich wohl nicht zweifelsfrei nachweisen. Klar zu sein scheint, dass die These, die besagten Häftlinge sollten nach Trelleborg verbracht werden, nicht stimmen kann. Die Maschinenanlage der Cap Arkona war desolat. Eine Überfahrt bis Trelleborg deshalb nicht möglich.

    MfG wirbelwind

  • Guten Abend ans Forum,

    1945 besaßen die alliierten Luftstreitkräfte die totale Lufthoheit in einem von Deutschland verkündeten totalen Krieg. Auf der See und auf dem Lande wurde damals von alliierten Flugzeugen attackiert, was angegriffen werden konnte. Farben, Kennzeichnungen und Waffen, mit denen zivile von militärischen Objekten theoretisch zu unterscheiden waren, spielten dabei wohl keine Rolle. Zumal in militärischen Objekten Zivilisten und in zivilen Objekten Militärs oder sich in beiden Objekten beide Gruppen, gerade gegen Kriegsende, befanden bzw. befinden konnten.

    Damals konnte man nur -ganz egal wer es war- zur falschen Zeit am falschen Ort sein.

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

    (PH)