Estnische, lettische, litauische Luftwaffenhelfer

  • Liebe Kollegen,

    die nachstehende Anfrage in einem anderen Forum blieb leider ohne Ergebnis - vielleicht weiß jemand etwas:

    Es ist bekannt, dass in den baltischen Staaten einige tausend Jugendliche als Luftwaffenhelfer einberufen worden sind.
    U. a. sollen nach Zeitzeugenaussagen am Fliegerhorst Köln-Ostheim lettische oder litauische LwH bei der leichten 886 gewesen sein, andere behaupten, es wären ukrainische Jungen gewesen.

    Also unsichere Quelle.
    Wer weiß von anderen Fällen über den Einsatz baltischer LwH/Flakhelfer im Reichsgebiet?

    Dank im Voraus
    Euer
    Aders

  • Hallo,

    Quellenlage zu diesem Thema ist ja auch nicht so besonders gut...
    Zu den estnischen LwH liegen mir nur wenige Hinweise vor.
    Der Einsatz der Jugendlichen als LwH soll wohl im März 1944 beschlossen worden sein. Grundausbildung erfolgte im Reich, danach erfolgte anscheinend vorrangig ein Einsatz in deutschen Flak-Einheiten in Estland.
    Hier wäre mir nur die Flak-Abt 127 bekannt, die im Kurlandkessel "endete".

    Verwendung im Reichsgebiet vermutlich in Berlin (Nebel-Kompanie 24?)

    Gruß
    Christian

    Suche alles zu Esten in Polizei, Wehrmacht & Waffen-SS

  • Hallo,

    hier einige Zahlen.

    Juni bis September 1944 (Freiwillig / Unfreiwillig) Flakhelfer:

    1383 - Russen
    5933 - Ukrainer
    2354 - Weißrussen
    1012 - Litauer
    3000 - Esten
    3614 - Letten

    Davon etwa 2500 Mädchen

    Quelle: Samlib.ru

    Feldpostmeister_at

  • Danke für diese Hinweise.

    Es scheinen ja etliche baltische Freiwillige 1945 als "Displaced Persons" in Westdeutschland gestrandet zu sein. Ich weiß von einer "Letten-Siedlung" in Porz-Westhoven (südöstlich von Köln) - die Kinder wurden von britischen Soldaten eskortiert zur Schule gefahren. In Münster i. W. gab es sogar ein lettisches Gymnasium.

    Beste Grüße
    G. Aders

  • Hallo zusammen,

    vielleicht ein wenig „off topic“, aber da ich das heute bei der Suche nach anderen Informationen gefunden habe..

    in Hinrichs/ Dohse, Die Erkennungsmarken der SS-Einheiten, Selbstverlag, Schwerin, 2011, S. 142 unten ist eine Erkennungsmarke „Fl.H.Kdtr. AO12/XI – 236 SS-Z. ung“ abgebildet.
    Fliegerhorst-Kommandantur Ao 12/XI SS-Zögling ungarisch, Markennummer 236

    Die Verfasser schreiben dazu: „Hierbei handelt es sich nicht um eine SS-Erkennungsmarke im eigentlichen sinne. SS-Zöglinge sind Jugendliche, die zu jung für den Einsatz in der Waffen-SS waren und in Luftwaffeneinrichtungen meist als Flakhelfer oder beim Luftschutz zum Einsatz kamen. Hatten sie dann das richtige Alter erreicht, sollten sie zu SS-Einheiten versetzt werden. Warum auf den Marken bereits SS (in Runen-Form!) vermerkt ist, bleibt spekulativ. Vermutlich sollte es auch eine motivierende Wirkung für die Jungen haben...“

    Herzliche Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo Roland,

    das gleiche gilt zumindest für die estnischen LwH.
    Hab mal meine Unterlagen weiter gesichtet...

    Die LwH wurden zum Jahresende 1944 zur Waffen-SS überstellt. Insgesamt sollen im Zuge des Rückzugs aus Estland wohl 800 LwH den Weg ins Reich gefunden habe. Sammelort war anscheinend Wismar. Davon sollen 150 nach Jena gekommen sein. Vermutlich Flak-Helfer (Zeiss-Werke ?).
    Die restlichen 650 sind zum SS-Ausb.u.Ers.Rgt 20 nach Dänemark.
    Hier wurde wohl ein "Jugendlichen"-Batl. gebildet (Führer Hstuf. Triik), welches ab Ende April im Rahmen des III.(germ.)SS-PzK zum Einsatz kam. Genannt wird die schw.SS-PzAbt. 103.
    Vielleicht hast du da ja weitere Informationen?

    Gruß
    Christian

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  • Hallo Christian,

    ich habe leider nur den Bericht von Walter Valtin vorliegen, der erwähnt die Luftwaffenhelfer nur zum Schluss:

    Das Btl. Made musste am 28.5.45 die restlichen Waffen abgeben und marschierte dann an den Uklei-See in der Nähe von Malente, Siebeck. Aufbau von Unterkünften, zunächst bunkerartige Holzhütten, an einem Steilhang, dann Schilf- und Reedhütten.
    Aus dem “Btl. Made” wurde nun das I. Bataillon des Estnischen Reserve-Regimentes (das andere Bataillon blieb bis zuletzt in Kopenhagen? s.a. DF 3/99). Nach und nach wurden am Uklei-See alle in britische Gefangenschaft geratenen Esten gesammelt, u.a. 472 Mann aus dem Lager Neuengamme, die bisher schwer unter den Misshandlungen der belgischen Bewacher zu leiden hatten, sowie 724 junge estn. Luftwaffen-Helfer, Jhg. 1926/27.
    (Bericht Walter Valtin in DF 7-8/96, S.10-11, s.a. DF 3/94,S.23-24)

    Ich denke nicht, dass die Jungen noch zu einem Kampfeinsatz kamen, da auch das „Btl. Made“ nicht mehr dazu kam??!!

    Weitere Details habe ich nicht mehr, aber vielleicht kann man ja mal Petter Kjellander fragen, der ja ein Buch über die Estnische Division geschrieben hat... ;)


    Herzliche Grüße Dein Rolandus

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Quote

    Original von RolandP
    Das Btl. Made musste am 28.5.45 die restlichen Waffen abgeben und marschierte dann an den Uklei-See in der Nähe von Malente, Siebeck. Aufbau von Unterkünften, zunächst bunkerartige Holzhütten, an einem Steilhang, dann Schilf- und Reedhütten.
    Aus dem “Btl. Made” wurde nun das I. Bataillon des Estnischen Reserve-Regimentes (das andere Bataillon blieb bis zuletzt in Kopenhagen? s.a. DF 3/99). Nach und nach wurden am Uklei-See alle in britische Gefangenschaft geratenen Esten gesammelt, u.a. 472 Mann aus dem Lager Neuengamme, die bisher schwer unter den Misshandlungen der belgischen Bewacher zu leiden hatten, sowie 724 junge estn. Luftwaffen-Helfer, Jhg. 1926/27.
    (Bericht Walter Valtin in DF 7-8/96, S.10-11, s.a. DF 3/94,S.23-24)

    Hallo Roland,

    danke für die Informationen.
    Das Ers.Rgt hatte 2 Bataillone. I./- unter Hstuf Triik und das II./- unter Hstuf Made. Beide Btl wurden getrennt von einander in Marsch gesetzt. Das I./- vermutlich wie oben geschildert, das II./- unter Made kam nur bis Neumünster, geriet unter anderem in einen britischen Luftangriff und verweilte dort wohl auf Befehl von Made, um nicht mehr an die Front zu gelangen. Die Reste vom Rgt verlegten Anfang Mai zum Btl. Made nach Neumünster.

    Gruß
    Christian

    Suche alles zu Esten in Polizei, Wehrmacht & Waffen-SS

  • Hallo Christian,

    vielen Dank für diese Informationen :]

    Das war mir so auch noch nicht bekannt... ich habe Petter mal angeschrieben, er will mal in seine Unterlagen schaun, vielleicht kommt ja noch was... ;)

    Herzliche Grüße Dein Rolandus

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Moin,

    noch ein paar Ergänzungen zu den lettischen LwH( Silgailis, A., S.196f):
    Es scheint ein LwH-Ausb.Btl. Fabig gegeben zu haben, Standort Riga. Dieses Btl. ist dann im Oktober 1944 über Libau nach Eger verlegt worden (Unterstellung Hauptbannführer Nickel).
    Verwendung der Jugendlichen beim Flak-Rgt. 43, sowie ohne Einheitsnennung bei Flak-Einheiten im Raum Thüringen, bzw. Niederfinow bei Berlin.

    Im übrigen spricht er an, dass die lettischen LwH Ende 1944 alle SS-Zöglinge wurden.

    Gruß
    Christian

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  • Wieder einmal Dankeschön!

    Was geschah mit den Jungs nach Kriegsende? "Überstelllung" an die Sowjetunion, wie es mit den Kosaken und den Wlassow-Leuten gemacht wurde und verblieben sie als "DPs" in den Westzonen?

    Beste Grüße
    G. Aders

  • Moin,

    mir wäre keine Überstellung bekannt. Da die USA/GB die baltischen Staaten ja nicht als Bestandteil der UdSSR anerkannten, wurden sie als DP behandelt. Es ist ja auch ein großer Teil der baltischen DP später in die "anglikanische" Welt ausgewandert.

    Gruß
    Christian

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  • Hallo zusammen,

    hier mal aus meinen Unterlagen...

    Herzliche Grüße Euer Rolandus

    Dienststelle Hauptbannführer Nickel/ HJ Einsatzkommando Reich

    Die Anfänge der Dienststelle lagen in dem 1943 gebildeten „Weißrussischen Jugendwerk“.
    „ … Um die bescheidene Selbstverwaltung aufzuwerten und damit gleichzeitig ein Gegengewicht gegen die Partisanen zu schaffen, bildete Kube im Juni 1943 einen landeseigenen „Vertrauensrat“, Rada, der allerdings nur Konsultativbefugnisse besaß und baute im gleichen Monat eine nationalistische weißrussische Jugendbewegung auf.
    Das Weißrussische Jugendwerk stand unter Leitung des HJ-Führers Siegfried Nickel, der etwa 10000 Jugendliche zur freiwilligen Arbeit ins Reich verpflichtete. …“
    (Hans-Werner-Neulen, An deutscher Seite, S. 304, s. a. Hitler's Children: The Hitler Youth and the SS. Book by Gerhard Rempel; University of North Carolina Press, 1989: “ … Hauptbannführer Siegfried Nickel, at twenty-nine a veteran HJ leader, headed the Administrative Center East. Interestingly enough he did not join the party. …“)

    Anfang 1944 vereinbarten Vertreter des Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, des Reichsführers-SS (SS-Hauptamt), des Reichsmarschalls als Oberbefehlshaber der Luftwaffe und des Reichsjugendführers, männliche Jugendliche ukrainischen, weißruthenischen, lettischen, estnischen und litauischen Volkstums im Alter von 15 bis 20 Jahren auf freiwilliger Basis für einen Kriegseinsatz im Reich anzuwerben.

    Die Durchführung wurde im April 1944 dem Hauptbannführer Nickel, einem Funktionär der Hitler-Jugend, übertragen. Diesem unterstand seit seiner Gründung im Jahr 1943 schon das „Weißrussische Jugendwerk“, das sich am Vorbild der Hitler-Jugend orientierte.

    Die Dienststelle Hauptbannführer Nickel/ HJ-Einsatzkommando Reich (Feldpostnummer 14298: (24.3.1944-6.11.1944) 18.4.1944 Dienststelle Hauptbannführer Nickel für die Ausbildungslager in den besetzten Ostgebieten, 13.6.1944 gestrichen, (7.11.1944-Kriegsende) 9.11.1944 Dienststelle Hauptbannführer Nickel) sorgte in der Folgezeit für Anwerbung, Auswahl, Versorgung und Zuführung der Jugendlichen zu Luftwaffe, SS, Marine, Industrie und anderen Bedarfsträgern.

    Sie unterstand direkt dem Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete. Ansprechpartner der Waffen-SS war das SS-Hauptamt.
    (Manfred Richter in Deutsche Feldpost 1939 – 1945, Rundbrief 109, Januar 2010, Seite A 3086: „Im Jahr 1988 wurde erstmals im Rundbrief 43 (Seiten 1649/51, Jahreswende 1987/88, dort ein Beleg einer Feldpostnummern-Benachrichtigungskarte eines ukrainischen Jugendlichen, der als SS-Zögling dient, auf der er am 28.2.1945 die Fp.Nr. 36100 AB (? (23.4.1944-24.11.1944) 11.10.1944 Feldpostamt 1) mitteilte, deren Post über das Feldpostmat 18 lief) sowie ergänzend dazu im Rundbrief 44 auf Seite 1719 über die recht unbekannte Dienststelle Hauptbannführer Nickel (HJ-Einsatzkommando Reich) berichtet.
    Abgebildet war im RB 43 ein Umschlag des HJ-Einsatzkommandos Reich mit inliegendem Antwortschreiben betreffend der Einstellung als SS-Zögling bzw. Luftwaffenkampfhelferin, und im RB 44 ein Umschlag des HJ-Kriegseinsatzkommandos Adria (vom 21.12.1944, siehe unten) Der Erwerb eines Belegs aus dem Bereich dieser Dienststelle veranlasst mich zu nachfolgender Ergänzung und Vertiefung. …“, im Folgenden „Richter, Feldpost, S.“)

    Hauptbannführer Siegfried Nickel selber schrieb: „ …Am 5.3.1944 wurde mir der Auftrag erteilt, eine Dienststelle zu errichten, die die Anwerbung 15-20jähriger junger Kräfte aus den Völkern der besetzten Ostgebiete für den Kriegseinsatz im Reich vornehmen sollte. Die Klärung der politischen und arbeitsmäßigen Fragen, die Zusammenstellung und Einweisung des Personals sowie die Erstellung der Erfassungslager, die Bereitstellung der Einkleidung und Ausrüstung, die Einrichtung der Dienststellen, die Entwürfe und die Beschaffung des ersten Propagandamaterials sowie die Einrichtung von Außenkommandos erforderte Zeit bis zum 27.5.1944.
    Die längste Zeit wurde benötigt zur Klärung der politischen Frage, die zu ständigen Auseinandersetzungen mit den nachgeordneten Dienststellen des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete führten, besonders in Riga und Kauen.
    Die Dienststelle konnte
    a) am 27.5.1944 im mittleren Abschnitt der damaligen Ostfront,
    b) am 4.6.1944 im Südabschnitt der damaligen Ostfront,
    c) am 15.6.1944 in Litauen,
    d) am 15.6.1944 in Estland,
    e) am 18.7.1944 in Lettland
    mit der praktischen Arbeit beginnen.

    Von da bis zum 20.9.1944 - also in knapp 4 Monaten – wurden einem Einsatz zugeführt
    1. 18 917 Jungen
    2. 2 500 Mädchen
    Insgesamt 21 417

    Zu 1: Die eingesetzten Jungen verteilen sich wie folgt
    a) 1 838 russische SS-Helfer
    b) 5 953 ukrainische SS-Helfer
    c) 2354 weißruthenische SS-Helfer
    d) 1 012 litauische SS-Helfer
    e) 3 000 estnische Luftwaffenhelfer
    f) 3 614 lettische Luftwaffenhelfer

    Die unter a – f bezeichneten sind alle bei der Luftwaffe eingesetzt, und zwar
    1 000 bei Luftnachrichten
    1 000 bei L.S. mot
    265 bei Werften
    alle übrigen bei der Flakartillerie

    g) 302 russische SS-Helfer konnten nicht mit zurückgeführt werden und wurden dem AOK 9 in Bobruisk übergeben, sind bei der Truppe eingesetzt worden und zum größten Teil gefallen.
    h) 346 estnische Luftwaffenhelfer erhielt die Kriegsmarine als Marinehelfer
    i) 250 ausgelesene ukrainische SS-Helfer erhielt nach 8-wöchtlicher vorbereitender Ausbildung in einem WE-Lager die galizische Schützendivision als Unterführernachwuchs. …
    k) 96 über 20 Jahre alte Kräfte erhielt das SS-Hauptamt zum Austausch gegen germanische Freiwillige aus der deutschen Rüstungsindustrie
    l) 81 Jungen unter 1,40 m erhielt die Luftnachrichten-Instandsetzungs-Werkstatt 8/III in Hohenfried/ Ostpr. zur Ausbildung als Anlernlinge
    m) 99 untaugliche Kräfte erhielt das Bauamt der Reichsjugendführung zu KLV-Bauten
    n) 427 über 45 Jahre alte Kräfte erhielt die Luftwaffe

    41 Jungen sind bisher im Einsatz gefallen, 2 Jungen wurden mit dem EK II ausgezeichnet.

    Zu 2: 500 Mädchen ukrainischen und russischen Volkstums wurden der Luftwaffe für einen Einsatz an Scheinwerferbatterien zugeführt.
    2000 Mädchen sind z. Z. im Stellungsbau an der Ostsee unter Führung von BDM-Führerrinnen eingesetzt und gehen danach zur Luftwaffe.

    Alle Stellen sind mit den erhaltenen jungen Kräften zufrieden. Die Jungen sind für ihren Einsatz begeistert auf der einen Seite, anspruchslos auf der anderen Seite. Erzieherisch lässt sich mit ihnen alles verwirklichen. Die Erziehung bei der Luftwaffe erfolgt durch meine Dienststelle nach den gegebenen Richtlinien.

    Über diese Kräfte hinaus wurden schon vorher der deutschen Rüstungsindustrie Kräfte zugeführt, und zwar.
    1.) 3 500 Jungen und
    500 Mädchen den Junkers-Werken
    2.) 2 000 Junge und
    700 Mädchen der OT
    Insgesamt: (S. 236, Lücke im Original)

    Aus den besetzten Ostgebieten sind somit durch die unter Führung der Hitler-Jugend stehende Dienststelle
    18 917 Jungen der Luftwaffe
    5 500 Jungen der Rüstungsindustrie
    2 500 Mädchen der Luftwaffe
    1 200 Mädchen der Rüstungsindustrie
    Insgesamt 28 117
    zugeführt würden.

    Der dabei abzuwickelnde Vorgang umfasst
    Anwerbung
    Abtransport
    hier Entseuchung – Untersuchung – Einkleidung – erster vorbereitender Dienst – Personalerfassung (Ende S. 236)
    Abtransport ins Hauptlager
    hier Vorausbildung mit Sprachschulung bis zur vollkommenen Beherrschung der deutschen militärischen Kommandosprache – Exerzierdienst bis zur Bewegung in der Marschkolonne – Schießvorschule – Leibesübungen (Grundschule) – Innendienst – Verhalten in und außer Dienst – Benehmen gegen Vorgesetzte.
    Erziehung und Betreuung nach den gegebenen Richtlinien
    Postzensur und Postverkehr.

    Die Dienststelle wickelte diese Vorgänge mit eigenem Personal ab, ohne zur ersten Anforderung Nachforderungen zu treffen. Die ersten Jungen (2 000) wurden am 8.7.1944 an die Truppe abgegeben.
    Ukraine, russische, weißruthenische und litauische SS-Helfer wurden von vornherein ins Reich, estnische und lettische Luftwaffenhelfer in ihrer eigenen Heimat bei deutschen Luftwaffeneinheiten eingesetzt.
    Die estnischen und lettischen Luftwaffenhelfer sind mittlerweile ins Reich zurückgeführt worden, wobei rund die Hälfte die Truppe selbst zurückführte, bei der anderen Hälfte die Truppenteile völlig auseinandergelaufen waren. Der größte Teil der dadurch verlorengegangenen Jungen ist mittlerweile durch Kommandos meiner Dienststelle wieder gesammelt und ins Reich geführt worden und wird aus den Hauptlagern erneut der Truppe abgegeben.

    Den Auftrag, auch Mädels anzuwerben, bekam die Dienststelle erst am 1.7.1944

    Die Dienststelle führte den Auftrag in nachfolgender organisatorischer Form durch:
    In den besetzten Ostgebieten selbst waren wirksam entsprechend den drei Heeresgruppen
    a) das HJ-Einsatzkommando Nord
    b) das HJ-Einsatzkommando Mitte
    c) das HJ-Einsatzkommando Süd

    Darüber stand die Dienststelle in Berlin als Einheit Feldpostnummer 14298
    Die Kommandos wurden von je einem HJ-Führer geführt. Die Dienststelle verfügte über 16 Erfassungslager in den besetzten Ostgebieten, neben den vier Hauptlagern Eger, Krems, Pütnitz und Lobbe im Reich. Weiter über 68 PKW´ s, 14 LKW´ s und Waffen und Munition für sämtliche Kommandoangehörige. Bewaffnung besteht aus Pistolen, Karabiner, lMG´ s, sMG´ s, Granatwerfer.

    Das Personal setzt sich wie folgt zusammen:
    1. HJ-Angehörige 3 Führer
    3 BDM-Führerinnen
    71 volksdeutsche Jugendführer als Sprachmittler und
    Hilfsausbilder
    2. SS-Angehörige 26 SS-Führer
    234 Unterführer und Mannschaften
    Kraftfahrer und Sprachmittler
    3. Luftwaffenangehörige: 37 Offiziere
    221 Unteroffiziere und Mannschaften
    insbesondere Funktions-Unteroffiziere für Bekleidung,
    Verwaltung, Verpflegung, Transportkommandos
    4. 5 Schreibkräfte

    Von diesem Personal wurden zum 1.10.1944 wieder abgegeben:
    1. 12 SS-Führer
    134 Unterführer und Mannschaften
    2. 15 Luftwaffenoffiziere
    134 Luftwaffenunteroffiziere und Mannschaften
    3. 1 HJ-Führer
    Das Kommando hatte im Einsatz 5 Tote und 7 Verwundete.

    7 Kraftfahrzeuge wurden unbrauchbar bzw., gingen verloren. Das gesamte Material, bis auf ganz geringe Ausfälle, sowie Uniformen und Ausrüstungsgegenstände konnten zurückgeführt werden.

    Nachdem anfänglich das gesamte Personal als nur zur Dienststele kommandiert galt, gilt es seit dem 1.10.1944 als versetzt. Die Dienststelle hat nunmehr eigen KStN. Ein Stabsoffizier der Luftwaffe und ein SS-Führer bei der Dienststelle haben je die vollen Befugnisse eines Regimentskommandeurs. Den stärkeren Personalaufwand erfordern die Personalvorgänge:
    1. Personalerfassung
    2. Transportbegleitung
    3. Verwaltung
    4. Bekleidung
    5. Verpflegung und Küche.

    Am 1.8.1944 erhielt die Dienststelle den Auftrag, ihre Tätigkeit auf die Angehörigen der Emigration der Ostvölker im Reich und in den besetzten Gebieten auszudehnen. Die Auftragserteilung erfolgte für die besetzten Gebiete zu spät. Über diesen Gesamtvorgang kann erst später berichtet werden.
    Weiter werden seit diesem Zeitpunkt der Dienststelle Anträge verschiedenster Art und in den verschiedensten Ländern zugewiesen, die entweder nur Teilergebnisse bringen können oder zu spät kamen, insbesondere in Frankreich, Belgien, Serbien und Griechenland. Z. Z. ist die Dienststelle nach Neubildung von Kommando und Umbildung der gesamten Arbeit tätig:
    a) mit dem HJ-Kriegseinsatzkommando Niederlande
    b) mit dem HJ-Kriegseinsatzkommando Adria
    c) mit dem HJ-Kriegseinsatzkommando Süd in der Slowakei und in Ungarn
    d) mit dem Sonderkommando Olt. Nagel in den Flüchtlingslagern im Reich (Ende S. 238)
    e) mit den Außenstellen Wien, Posen- Litzmannstadt, Prag und Berlin bei der Emigration der Ostvölker
    f) mit abgestellten Einsatzkommandos bei der Rückführung der Volksdeutschen aus dem Südosten.

    In der Aufstellung begriffen ist das HJ-Kriegseinsatzkommando Polen, in Vorbereitung ein Kommando für Norditalien und das Protektorat.
    Besonderer Aufwand erfordert z. Z. die Aktivierung der politischen Erziehung und Betreuung der bei der Truppe im Reich stehenden Kräfte. Die Hautlager im Reich sind z. Z. belegt mit rund 1 600 Jungen und knapp 1 000 Mädchen, deren Angabe an die Truppe laufend vor sich geht.

    Die Dienststelle hat weiter übernommen, dem Bauamt der Reichsjugendführung die vom Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz freigegebenen 4 000 Arbeitskräfte in für die Anwerbung freigegebenen Volkstümern zuzuführen. Vorbereitende Maßnahmen sind eingeleitet. Heil Hitler! Der Chef der Dienststelle Nickel, Hauptbannführer
    (Der Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, Dienststelle Hauptbannführer Nickel, Berlin C 2, Klosterstraße 79, No. 717/44 geh. vom 19.10.1944, betreffend „Vorlage über die Tätigkeit der Dienststelle Hauptbannführer Nickel im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete“, aus Band XXVII, Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg, Do. 1137-PS, S. 12-18, Fotomechanischer Nachruck München 1989, in Gisela Miller- Kipp (Hrsg), „Auch Du gehörst dem Führer“ – Die Geschichte des Bundes Deutscher Mädel BDM …, Juventa-Verlag, Weilheim und München, 2001, S.234 unten – 239 oben)

    Dem HJ-Einsatzkommando Reich wurden zur Durchführung der übertragenden Aufgaben in den Ostgebieten nachgeordnet:
    - HJ-Einsatzkommando Nord
    - HJ-Einsatzkommando Mitte
    - HJ-Einsatzkommando Süd

    Neben den vier Hauptlager Eger, Krems, Pütznitz und Lobbe verfügte die Dienststelle im Herbst 1944 über 16 Erfassungslager in den Ostgebieten.

    Zum Hauptlager Krems: „ …Ansichtskarte (vom 3.4.1945) … auf der Vorderseite eine Stadtansicht von Olmütz (heute Tschechien). Sie trägt einen gut lesbaren Stempel der "Dienststelle Hauptbannführer Nickel" mit der Nummer 4. …
    Absender ist ein "Oberst. Otto Haake. Kriegseinsatz-Süd Hauptlager in Krems- Mautern"
    … Krems-Mautern (Mautern wurde 1938 in die Gauhauptstadt Krems eingemeindet) liegt in Niederösterreich also ca. 220 km von Olmütz entfernt. …
    Otto Haake scheint es auch geschafft zu haben denn ausweislich einer anderen Karte, nach dem Krieg verfasst, landete er in Schleswig-Holstein. …

    „ … Obersturmführer Otto Haake hat den einzigen Bombenangriff auf Krems Mautern vom 2. April 1945 anscheinend gut überstanden. Dieser Angriff galt vor allem dem Bahnhof. Die in der Ukraine von der „Dienststelle Hauptbannführer Nickel“ angeworbenen Flakhelfer waren Teil der 14. Waffen SS Grenadierdivision „Galizien“. Mit dem Vorrücken der Front wurden im Mai 1944 etwa 3000 Westukrainische Jugendliche Flakhelfer nach Schlesien, Mähren und Österreich verlegt. Ihre Aufgabe war die Flak-Verteidigung von Eisenbahnlinien bzw. Flussschifffahrt. Neue Ausbildungslager wurden in Troppau, Hulczin (Polen), Eger und Krems etabliert. In den nächsten Monaten folgten tausende mehr Jugendliche. Ab August 1944 wurden die Lager Eger, Linz und Krems als reine Reserve- bzw. Ausbildungslager geführt. Die Ausbildung erfolgte an 8.8 bzw. 37mm Vierling. Ab 1945 wurden die Jugendlichen als „letzte Reserve“ auch an der Panzerfaust ausgebildet! Krems war eines der unbeliebtesten Ausbildungslager, die Essensversorgung war miserabel.

    Mit dem Rückzug vor der vorrückenden Roten Armee in 1945 kam auch der Rückzug der Ukrainer. Wer immer die letzten Monate und Wochen des Krieges überlebte, rüstete nach langem Marsch in Flensburg und Stralsund ab. Insgesamt dienten etwa 10.000 ukrainische Jugendliche in verschiedenen Funktionen innerhalb der Wehrmacht. …“
    (in http://kunst-und-troedel.com/showthread.php?p=3607)

    Zu den lettischen „Luftwaffen-Helfern“ heißt es: „ … Am 27.Juli 1944 wurden die Jahrgänge 1927 und 1928 zum Dienst als Luftwaffen-Helfer einberufen. Die Einberufung wurde vom lettischen Stab der Jugendorganisation in enger Zusammenarbeit mit dem Stab der Luftflotte 1 vorgenommen. Sie begann am 2.August und endete am 9.September 1944.
    Einberufen wurden insgesamt 4 139 Jugendliche – davon kamen 562 freiwillig – von denen
    3 614 angenommen wurden. Sie wurden Angehörige des Wehrmachtsgefolges und genossen die Schutzbestimmungen der Jugendgesetze…“ (Hans Stöber, Die lettischen Division im VI. SS-Armeekorps, Munin-Verlag, Osnabrück, 1981, S.278 unten)

    Nach anderen Angaben wurde bereits im Frühjahr 1944 von der Lettischen Selbstverwaltung verlangt, lettische Jugendliche der Jahrgänge 1927 und 1928 für militärische Dienste in der Deutschen Luftwaffe einzuziehen. Dieses Verlangen soll so energisch abgelehnt worden sein, dass von deutscher Seite die Verhaftung des Vorsitzenden der Lettischen Selbstverwaltung, General Dankers, beabsichtigt war. (Arthur Silgailis, Latvian Legion, Bender Publishing San Jose, USA, 1986, S. 218, dies soll während der Nürnberger Prozesse bekannt geworden sein) Durch den Vorstoß der Roten Armee nach Lettland Ende Juli 1944 war dann aber die Selbstverwaltung gezwungen, den deutschen Forderungen nachzugeben. Am 27.Juli 1944 gab sie die Einberufung lettischer Bürger des Jahrgangs 1927 zum militärischen Dienst als Luftwaffen-Helfer bekannt. Jugendliche des Jahrgangs 1928 waren aufgerufen, auf freiwilliger Basis an diesem Einsatz teilzunehmen. (Silgailis, Latvian Legion, S. 218)

    Im Gegensatz zu früheren Einberufungen, die durch den Generalinspektor der Lettischen Legion erfolgt waren, wurde die Lettische Jugend-Organisation LJO mit der Abwicklung der Einberufung beauftragt. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Luftwaffe erstellte de LJO die Dienstbestimmungen für die Luftwaffenhelfer und führte die Einstellungen durch. Diese Dienstbestimmungen wurden anschließend durch die Lettische Selbstverwaltung bestätigt, danach galten die Luftwaffenhelfer als Hochschul-Studenten, die der Luftwaffe unterstellt waren.
    Während des Dienstes in der Luftwaffe unterstanden sie der deutschen Militärgerichtsbarkeit mit den Schutzbestimmungen der Jugendgesetze. …“ (Silgailis, Latvian Legion, S. 218)

    „ … Ihr Einsatz sollte im lettischen Raum erfolgen, um die Schulausbildung nicht zu unterbrechen….“ (Stöber, Lettische Divisionen, S. 279 oben)


    Um ihre Schulausbildung fortsetzen zu könne, wurden sie ihrem Schuljahrgang entsprechend zu Klassen zusammengefasst und jeweils einer Einheit zugeführt, die Lehrer wurden durch die lettische Selbstverwaltung gestellt. Ein Betreuungslehrer wurde jedem Einheitskommandeur für die Ausbildungsfragen zugeteilt.
    Die Überwachung der Einstellung der lettischen Luftwaffenhelfer erfolgte durch den Luftgaustab Ostland, die den Hauptmann Edgars Rempe als lettischen Verbindungsoffizier berief. (Silgailis, Latvian Legion, S. 218)
    Außerdem galten die jugendlichen Luftwaffenhelfer nach wie vor als Angehörige der Lettischen Jugendorganisation. Ein Führer der LJO wurde der jeweiligen Einheit zugeteilt und diente als Vermittler zwischen den Jugendlichen und der militärischen Führung. Überwacht wurde dieses durch den Chef des Stabes der LJO, Eriks Rullis. (Silgailis, Latvian Legion, S. 220)

    Um die Verbindung der Jugendlichen mit ihren Familien zu gewährleisten, sollten diese zweimal im Jahr einen 14tägigen Urlaub erhalten, zu denen zusätzliche die Tage der An- und Abreise zu ihren Heimatstädten kamen. Alle 5 Wochen sollten sie einen 48stündigen Urlaub erhalten, zu dem wiederum die Zeit der An- und Abreise kamen. Luftwaffenhelfer, deren Familien im Einsatzraum der jeweiligen Einheit wohnten, sollten einige Stunden in der Woche frei erhalten mit der Erlaubnis, über Nacht bei diesen zu verbringen. (Silgailis, Latvian Legion, S. 218)

    Die Erfassung der lettischen Jugendlichen erfolgte durch eine Musterungskommission, die sich aus einem Vertreter der Lettischen Jugend-Organisation, einem Repräsentanten des SS- und Polizeiführers Lettland sowie einem Musterungs-Offizier und einem Arzt, die beide der Luftwaffe angehörten, zusammensetzte.
    Da sich ein Teil Lettlands bereist in russischer Hand befand, konnten die Einberufungen nur in sieben Bezirken und der Stadt Riga erfolgen. Von 4 140 Untersuchten wurden 3 614 angenommen, darunter 562 Freiwillige. Einige Jugendliche waren erst 15 Jahre alt. (Silgailis, Latvian Legion, S. 218, S. 219 nur zwei Photos vom Lufftwaffenhelfer Urbins, 15 Jahre alt, der für die Vernichtung eines T 34 mit dem EK II ausgezeichnet wurden. )

    Etwa 1 500 Luftwaffen-Helfer wurden dem sogenannten Luftwaffen-Helfer-Ausbildungs-Bataillon „Fabig“ zugeteilt, um als Bodenpersonal ausgebildet zu werden. Die Restlichen kamen zu Flak- und Scheinwerfer-Batterien des Flak-Regiments 43. (Silgailis, Latvian Legion, S. 220)
    Nach ihrer Ankunft wurden sie eingekleidet und mussten eine Dienstverpflichtung unterschreiben, leisteten aber keinen Eid! Die Dienstverpflichtung lautete:
    „Ich verspreche, als Luftwaffenhelfer im Kampfe gegen den Bolschewismus unter allen Umständen treu, gehorsam und tapfer meine Pflicht zu tun und alle meine Kräfte einzusetzen wie es sich für einen lettischen Jugen geziemt!“ (Silgailis, Latvian Legion, S. 220)

    Die ersten Verluste erlitten die lettischen Luftwaffen-Helfer am 19.September 1944, als das Ausbildungs-Bataillon „Fabig“ während eines Luftangriffes 38 Tote und über 100 Verwundete verzeichnen musste. (Silgailis, Latvian Legion, S. 220)

    Photo soll den 15jährigen lettischen Luftwaffen-Helfer Urbins zeigen, der für die Vernichtung eines T 34 mit dem EK II ausgezeichnet wurde. (Silgailis, Latvian Legion, S. 219) Ein Zeitpunkt oder andere nähere Angaben sind nicht genannt

    Urbins, zweiter von links, mit Kameraden seiner Einheit. . (Silgailis, Latvian Legion, S. 219)

    Als sich die militärische Situation in Lettland verschlechterte, verlegte das Ausbildungs-Bataillon „Fabig“ im Fußmarsch von Riga nach Liepaja, und wurde von dort am 12.Oktober 1944 zum Fliegerhorst Eger in das Sudetenland verbracht. (Silgailis, Latvian Legion, S. 220)

    „ …Im Herbst 1944 begann die Überführung der Luftwaffen-Helfer nach Eger/ Sudetenland, wo sie dem HJ-Hauptbannführer Nickel unterstellt wurden.
    Insgesamt waren dort ca. 2 500 lettische Jugendliche. Nach der Kapitulation mussten auch sie den schweren Gang in die Gefangenschaft antreten. Sie verblieben zum größten Teil in Deutschland. …“ (Stöber, Lettische Divisionen, S. 279 oben)

    Während des Aufenthaltes auf dem Fliegerhorst Eger im Sudetenland wurde das Ausbildungs-Bataillon „Fabig“ verwaltungsmäßig der „Dienststelle Hauptbannführer Nickel“ unterstellt, bei der es sich um eine Organisation des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete handelte. Einsatz- und versorgungsmäßig unterstand das Bataillon jedoch der Luftwaffe. (Silgailis, Latvian Legion, S. 220)
    Auf dem Fliegerhorst waren Angehörige aus 20 verschiedenen ethnischen Gruppen zusammengezogen worden.
    Das Hauptbüro der „Dienststelle Hauptbannführer Nickel“ lag in Troppau, wo auch der Chef des Stabes der Lettischen Jugend-Organisation untergekommen war.
    Gegen Ende des Jahre 1944 wurden die Luftwaffen-Helfer in „SS-Zöglinge“ umbenannt, dazu wurde ein besonderes Abzeichen – ein schwarzes Dreieck mit der Innenschrift „SS-Zögling“ – auf der Uniform getragen. (Silgailis, Latvian Legion, S. 220)

    Die Verlegung der lettischen Luftwaffen-Helfer zu verschiedenen Luftwaffen-Einheiten begann Ende November 1944, als 1 072 Mann zu Luftwaffen-Einheiten in Thüringen und bei Niederfinow bei Berlin erfolgte.
    Bis Ende des Krieges waren insgesamt 2 500 lettische Luftwaffen-Helfer nach Deutschland gebracht worden. Die meisten davon wurden durch die Truppen der Westalliierten gefangengenommen. Bei der deutschen Kapitulation befanden sich aber auch noch etwa 500 Luftwaffen-Helfer in Kurzeme im „Brückenkopf Kurland“, und gerieten in russische Kriegsgefangenschaft. (Silgailis, Latvian Legion, S. 220)

    Zu den ukrainische SS-Helfern schrieb Michel Melnyk: „ … The Germans drafted youths from all occupied nations between 14-18 years of age to undergo pre-military training as Flak-Helfer (Flak helpers) with the Luftwaffe. The programme was administered by the Hauptstelle (Main Office) of the Hitler Youth organisation in Berlin. Recruitment and training were the responsibility of Hauptbannführer Nickel and the newly formed 'Dienstelle Nickel' which had a staff of about 100 Officers, 200 NCO's and men and over 100 boys and girls from the Hitler Jugend. This organisation operated through 3 branches: Kommando Nord (Baltic), Kommando Mitte (Belorus and East Ukraine and Kommando Sud (Generalgouvernment) 'Dienstelle Nickel' delivered the conscripts to the Oberkommado der Luftwaffe (OKL) for distribution through Luftgaukommandos (LKG) which undertook the training as required. Neither the Ukrainian Central Committee nor the Military Board approved of the programme but Alfred Bisanz acting on his own initiative, issued a poster under the names of members of the Military Board (i.e.; Zeleny and Navrotsky) without their knowledge or consent.

    A youth camp was established in the Austrian village of Malta (? Vermutlich “Mautern” bei Krems), for young Ukrainians aged 15-18 whom the Germans had been recruiting in Galicia since April 1944. Malta was one camp of several in which the Germans placed young men (and women) recruited from both east and west Ukraine, whereupon some received pre-military training prior to their wholesale conscription into the Luftwaffe as auxiliaries or Flak-Helfer. The two respective groups who were geographically separated, were also distinguished by arm brassards in the Ukrainian national colours of blue and gold, bearing either the Galician lion emblem (for Galician Ukrainians) or Trident emblem (for those from the Reichkommisariat Ukraine) and diamond shaped cap badges in those colours.
    In this capacity they served as anti-aircraft gunners, searchlight operators, or with signals and transport sections often in the most threatened cities such as Berlin, Dresden, and Hamburg. Theoretically, on reaching the age of eighteen the young men could request transfer to the Galician Division where they would automatically qualify as officer and nco candidates. By way of an inducement the Galician recruits only were promised that their schooling would continue throughout their training and service, although the evidence suggests that this was only honoured in part. 6,547 boys and 1,121 girls from Galicia were registered although the total number employed was in the region of approximately 14,000.
    In practice the Luftwaffe jealously guarded this source of manpower and did not encourage contact with the Galician Division, so that ultimately it was only from one such camp in the Austrian village of Malta, that approximately 280 youths later transferred after completion of their training.

    For an interesting and detailed account of the personal experiences of a Ukrainian youth who joined the Galician Division having first undergone training at this camp see 'Victim of Circumstance' Michael Paziuk, Bridge Books, Wrexham, Clwyd, 1993. See also P. Pilkiv "Ukrainian Youths in the Division" (Visti Kombatanta, Nr. 2, 1995). I would like to express my gratitude to Mr Paziuk for placing his comprehensive photographic collection on this subject at my disposal for the purposes of my research.

    The Author of the book 'On The Horns of a Dilema - Prof HUNCZAK, was also a Ukrainian flak helper….”
    (Melnyk 25.3.2006 in http://forum.axishistory.com/viewtopic.php?f=51&t=97974&start=0)

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • (Rest)

    Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs, Fliegerhorstkommandanturen und Flughafenplatzkommandos, Bestand RL 21, Bearbeitet von Elfriede Frischmuth, Freiburg 2003 http://www.gyges.dk/RL-21%20Flg%20Hrst%20Kom.pdf
    in RL 21 1 Reich 1.21 Fliegerhorstkommandantur Giebelstadt 330 Disziplinarische Behandlung der SS-Zöglinge v. 9.2.1945

    Zu den Flakeinheiten im Raum Schweinfurt heißt es: „ … Stärker fielen die Russen in den Flakbatterien auf. Bei diesem zahlenmäßig größten Kontingent handelte es sich hauptsächlich um ukrainische und weißrussische Gefangene. Es ist heute nur noch schwer zu unterscheiden, welche der Ausländer bei der Flak als Gefangene gehalten und welche sich aus "Hiwis", aus Hilfswilligen, rekrutierten und somit mehr oder weniger freiwillig Dienst bei der Flak taten. Allein die bessere Verpflegung als in den Gefangenenlagern reichte als Verlockung aus.
    Russische Hilfswillige bekamen deutsche Flakuniformen, verpaßt mit dem Ärmelspiegel ROA (Ruskaja Osvoboditelnaja Armija = Russische Befreiungsarmee). Aufgrund seiner Recherchen beim Schweinfurter Major Dr. Held kommt Golücke zu dem Urteil: "Es gab keine Verbrüderung, aber das Verhältnis war gut. Disziplinarmaßnahmen waren in Schweinfurt nicht notwendig. Schwierigkeiten entstanden erst später mit den selbstbewußteren weißrussischen SS-Zöglingen, wurden aber immer durch deutsches Personal verursacht." -[5-14G] (in http://www.ulla-basler.de/alfred/deutsch/jolly-p305.htm: Kapitel 5 des Buches „Feuerglocke“ von Dr. Franz Dülk, Fritz Fickentscher,

    Das Einsatzpersonal kam vorwiegend aus den Bereichen HJ und SS, ergänzt durch zahlreiche volksdeutsche Jugendführer als Sprachmittler und Hilfsausbilder. (Richter, Feldpost, S. 3086)

    Nach einer zentralen Einführungsausbildung wurden den Bedarfsträgern, vorwiegend der Luftwaffe für den Flak-Einsatz, bis Oktober 1944 über 21 000 sogenannte SS-Zöglinge zugeführt und dort auch nach weiterer Ausbildung eingesetzt. (Richter, Feldpost, S. 3087, s. a. Seite 3088
    Feldpostbrief Beleg Heimat-Front, Lenne-Industrie-Gesellschaft m.b.H, Wedohl i. Westfalen am 10.9.1944 an Leutnant E. Brüninghaus, L 60386, L.P.A. Breslau (23.4.1944-24.11.1944) 3.6.1944 Luftwaffen-Stammlager für SS-Zöglinge 2, dazu L 61041 (8.9.1943-22.4.1944) 11.5.1944 Luftwaffen-Stammlager für SS-Zöglinge ,.s. a. Seite 3089
    Feldpostbrief vom 27.11.1944 aus (23) Oldenbrok-Mittelort über Brake (Oldenburg) an den SS-Zögling Duma Kyrylo, Fliegerhorstkommandantur A (o) 30/VII 13a Bayreuth 4 (Bayreuth-Bindlach) Feuerschutzstaffel 235/VII)

    Im Juli 1944 wurde der Auftrag der Dienststelle Hauptbannführer Nickel ausgedehnt auf die Anwerbung weiblicher Jugendlicher, die insbesondere als Luftwaffenkampfhelferinnen bei Flak-Scheinwerfereinheiten eingesetzt werden sollten. (Richter, Feldpost, S. 3087, Brief-Beleg eines Gefreiten, Damgarten, Lw.K.H.Hptl. (Luftwaffen-Kampf-Helferinnen-Hauptlager), rückseitig auf Feldpostbrief Front-Heimat am 13.1.45 mit Postaufgabestempel von Damgarten/ Pommern nach Berlin-Charlottenburg in Richter, Feldpost, S. 3087)

    Im August 1944 wurde angeordnet, ähnliche Aktivitäten wie in den Ostgebieten, auch in anderen Ländern zu entfalten. Hierzu wurden errichtet und waren anschließend tätig:
    - HJ-Kriegseinsatzkommando Niederlande in den Niederlanden
    - HJ-Kriegseinsatzkommando Adria in der Operationszone Adria
    - HJ-Kriegseinsatzkommando Südost in der Slowakei und in Ungarn und
    - Sonderkommando Oberleutnant Nagel in den Flüchtlingslagern des Reiches

    Spezielle Einsatzkommandos kümmerten sich auch um die im Rahmen der Volkstums-Politik aus dem Südosten zurückgeführten Bevölkerungsgruppen.

    Eine Ausweitung der Aktivitäten auf Norditalien, Generalgouvernement und Böhmen-Mähren war geplant und teilweise im Anlaufen.

    Weiterhin geplante Aktivitäten in Frankreich, Belgien und auf dem Balkan konnten durch den Kriegsverlauf nicht mehr umgesetzt werden. (Richter, Feldpost, S. 3088)

    Unabhängig von den Aktivitäten der Dienststelle Hauptbannführer Nickel fand vor dem Rückzug im Osten auf Anregung militärischer Dienststellen in Teilen des Operationsgebietes eine Erfassung und Überführung von Jugendlichen im Alter von 10 bis 14 Jahren zwangsweise in das Reichsgebiet statt – die sogenannte „Heuaktion“.
    Ziel dieser Aktion war die Gewinnung von Anlernlingen für die deutsche Wirtschaft etwa in ähnlicher Form wie dies bereits zuvor im Rahmen des Weißruthenischen Jugendwerkes 1943 und 1944 auf freiwillige Basis geschehen war (Richter, Feldpost, S. 3089, s. a. http://de.wikipedia.org/wiki/Heuaktion )

    „ … Ab März 1944 musste Nickel auf Weisung der SS 15- bis 20jährige Weißruthenen, Ukrainer und Balten zum halbmilitärischen Einsatz rekrutieren (Heu-Aktion). Im Oktober 1944 hatte er 28117 Jugendliche und Heranwachsende als SS-, Luftwaffen- und Marine-Helfer sowie für die Organisation Todt und die Rüstungsindustrie angeworben. …“
    (Hans-Werner-Neulen, An deutscher Seite, S. 304)


    Beleg für das Kriegseinsatzkommando Adria, Triest, bei „Der Oberste Kommissar in der Operationszone „Adriatisches Küstenland“ vom 21.12.1944
    Dienstbrief der Dienststelle Hauptbannführer Nickel, HJ-Kriegseinsatzkommando Reich, Berlin NW 87, Klopstockstraße 47 vom 21.12.1944
    Unterschrift des Oberleutnant Nagel, Chef des Kommandos

    s. a. Personalbuch für Luftwaffenhelfer hier für einen SS-Zögling aus der Ukraine, ausgestellt am 20.7.1944 durch das Einst.-Kdo.I Eger / Flg.-Ers.-Batl.III, mit Foto in Uniform und Nummer, weitere Einheiten : Flak-Ausb.-u.Schießstab 2/XI Büsum, 2./Lei.Flak Abt.755; komplett eingekleidet worden.
    Dazu das Gesundheitsblatt und ein Personalblatt des Jungen des Jahrgangs 1928.

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Wie immer sehr erstaunlich, was du so alles aus dem Hut zauberst Roland! :)

    Vielen Dank dafür!

    Gruß Christian

    Suche alles zu Esten in Polizei, Wehrmacht & Waffen-SS

  • Hallo Christian,

    ich wundere m i c h auch immer wieder, w a s ich so alles im Laufe der Jahre "zusammengeschrieben" habe ... :rolleyes:

    Herzliche Grüße Dein Rolandus

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo,

    Ganz toll beschrieben. congrats
    Ist dir im Zusammenhang mit litauischen Luftwaffenhelfern schon mal das Übernahmekommando 2 der Luftwaffe mit Sitz in Kauen/Kowno untergekommen . Zeitraum April 1944 bis August 1944

    Oder ein Sonderstab Banse?

    Gruß

  • Hallo Flak8.8,

    wir legen hier großen Wert auf "Grußformeln".

    Ein "Hallo" am Anfang und ein "Gruß" am Ende hat noch niemanden geschadet.

    Gruß Micha

    Suche alles zur 208.Infanterie-Division

  • Herzlichen Dank, Roland!

    Mit esten Grüßen
    Gehard Aders

    PS: Ich muss mir eine neue Tastatur kaufen - da fallen immer mehr Zeichen aus!

    Edited 2 times, last by Aders (August 10, 2013 at 4:44 PM).