Rund um die Schlafgelegenheit

  • Moin.
    Ich bin da voll auf deiner Seite. 8 Jahre gelernter Panzergrenadier. Wenn ich daran denke, wie ich manchmal geschlafen habe.Wind, Wetter, Hitze, Regen, Schnee. In Kanada machmal alles in einer Nacht. Nur in Poncho gewickelt am Baum, im Loch, stehend im Turm oder wer den SPz Marder kennt, auf den hochgeklappten Rückenlehnen im hinteren Kampfraum. Heute wäre es der glatte Horror für mich, so etwas mehr als 20 Jahre später. Aber wir wussten, irgendwann gehts wieder rein, duschen und trockene Kleidung. Wer hatte das Glück schon in den Kriegen des letzten /Jahrhunderts/Jahrtausends...Arme Hunde.

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
    *Erst wenn der letzte Soldat bestattet ist, dann ist der Krieg zu Ende* http://www.verdun14-18.de

    Edited 3 times, last by Oliver (November 19, 2017 at 8:55 PM).

  • Hallo Zusammen,

    zwar ist dieser Thread schon älter, aber immer noch interessant. Aktuell lese ich das Buch "Blutende Fronten" von Roland Kaltenegger. Hier findet sich ein Hinweis der die Begründung des Posts

    Wenn die Soldaten durchs Land gezogen sind, haben sie auch oft Scheunen von den Bauern in Beschlag genommen. Im Heu ließ es sich ganz gut aushalten und relativ gut betten.

    liefert.

    Ein Auszug aus dem o.g. Buch (S.115-116):

    "Dieser unterbreitete ihnen eine Anordnung des Armees-Oberkommandos 10 vom 26. August 1939. Dort stand über das Sanitätswesen zu lesen:[...]

    2. In einigen Ortschaften [...] sind vereinzelte Typhusfälle aufgetreten. Trinkwasser darf hier nur im gekochten Zustand genossen werden. Jenseits der Grenze ist mit Ruhr, Cholera, Fleckfieber und Trachom zu rechnen.Daher besser in Scheunen übernachten oder biwakieren, als zweifelhafte unsaubere Quartiere zu beziehen. Vor Belegung von Einzelquartieren ist stets festzustellen, ob sich in demselben ansteckende Kranke, auch Augenkranke, befinden oder befunden haben. In diesem Fall solche Häuser nicht belegen, sondern diese durch große Schilder für Belegung sperren! Massenquartiere vor Belegung durch zuständigen Bataillon-Truppenarzt prüfen lassen. Keine Gebäude und so weiter belegen lassen, ohne gründlichste Reinigung, die nach Weisung des Truppenarztes zu erfolgen hat. Die Benutzung von gebrauchtem Stroh zum Schlafen ist nicht statthaft. Ebenso darf auf nicht überzogenen oder mit bereits gebrauchter Wäsche überzogenen Kopfpolstern oder Betten nicht geschlafen werden. Häuser, in denen ansteckende Kranke gelegen haben oder Ungeziefer vorhanden ist, sind von der Belegung auszuschließen."

    An anderer Stelle in diesem Buch (Seitenzahlen finde ich nicht mehr) ist auch beschrieben, daß aus diesen Gründen Strohsäcke als Schlafunterlage gegenüber Matratzen vorzuziehen sind. Auch Verwundete sollten aus hygienischen und praktischen Gründen während des Aufenthaltes im HVPl gebettet werden.

    Das Buch enthält eine Reihe von persönlichen Tagebuchauszügen, die vielfach (beiläufig) die Übernachtungsqualität erwähnen. Die Soldaten freuten sich über die Möglichkeit auf einer Matratze schlafen zu können, beschreiben aber an keiner Stelle die Strohsäcke oder -Lager als negativ.

    Gruß Christian

    Dankbar für Informationen über: (Pz)PiBtl 51, PzPiErsBtl. 19, PiBtl 675 (116 PD), PiBtl 203 (203 ID)

  • Moin,

    scheinbar habe ich vor Jahren dieses Thema übersehen.

    Hier ein Foto zur Unterbringung in Gebäuden in Polen.

    Truppenteil ist eine Luftwaffenbaukompanie.

    Polen 1941 3te Unterkunft Bild1.jpg

    Es ist sogar eine Matratze als Unterlage vorhanden.

    Mit freundlichem Gruß aus dem Norden

    Achim

    In Memoriam: Richard Möller *06.06.1907 MIA 16.01.1945 und Wolfgang Möller *04.02.1936 +11.05.2012

  • Hallo Christian,

    ich habe mehrfach auf trockenem Stroh und Strohsäcken ( In der Landwirtschaft, im Gartenhaus und bei den Pfadfindern im Zeltlager) gut geschlafen. Strohsäcke muss man aber immer gut aufschütteln und das Stroh, wenn es "platt" ist wechseln. ( Taugt dann immer noch als "Einstreu" fürs Vieh) Ich glaube aber, dass ich heute mit den Augen Probleme wegen dem Feinstaub hätte, wäre aber allenfalls beim aller, aller letzten Aufgebot und Strohsäcke gibt es -zumindest bei uns und derzeit - nicht mehr!.

    Wenn man sich daran gewöhnt hat, empfindet man den Geruch sogar als angenehm, vielleicht weil man weiß ich kann mich da hinlegen.

    Man kann auch Bettbezüge als Strohsackersatz nehmen, muss aber mehr reinstopfen.

    Achim,

    ein sehr passendes Foto; super! So wie es mir scheint, ist das nicht nur Stroh, sondern ausgestreutes Getreide ohne Leinensäcke. Man sieht die Ähren, die früher ohne künstlichen Dünger und spezielle Aufzucht etc. meist kleiner waren. (Zumindest habe ich das so in Erinnerung).

    Obwohl der Bettenbau -auch noch zu meiner Zeit - eine nahezu heilige Handlung war - wollte man nicht auffallen, so findet dieser im "Reibert: Dienstunterricht im Heere"

    Jahrgang 1940, Innerer Dienst S. 57 neben einem Foto nur folgende Erwähnung:

    " Morgens wird das Bett gelüftet, der Lagersack aufgeschüttelt (Matratze gedreht) und danach das Bett geglättet.

    Im " Dienstunterricht für den Infanteristen des Deutschen Heeres" , Ausbildungsjahr 1914/15 findet sich in "Dritter Abschnitt 1. Kasernen und Stubenordnung - die übrigen Mannschaften" S. 48 nur folgendes:

    " Täglich hat er den Strohsack aufzuschütteln und die Matratze umzuwenden".

    Gruß Karl

    Edited 2 times, last by Karl Grohmann (May 22, 2021 at 4:51 PM).

  • Guten Morgen an Euch alle,

    hier ein paar Gedanken von mir zu dem Bild von Achim und Euren Beiträgen:

    Sehr tolles Bild, ich staune schon über das Gewehr an der Wand - hätte ich in 1939 nicht da erwartet.

    Ich nehme das Bild mal und projeziere es gedanklich in meine heimtaliche Region am östlichen Fuße des Westerwaldes und in den Zeitraum der Einquartierungen 39/40.

    Sicherlich ist der Hygiene Aspekt bei der Unterbringung der "gesunden Truppe" ein maßgeblicher Faktor wie er von Karl im untersten Absatz aufgeführt wird.

    Die Infrakstruktur in den kleinen Orten begünstigte die Ausbreitung von Krankheiten wie Ruhr, Chorlera u.ä..

    Für mein Dorf (ca. 2000 Einwohner in 1950) ist der letzte Cholera Ausbruch für Anfang der 50er Jahre vom Gesundheitsamt festgehalten. Begründet durch die Tatsache, das einige Bereich des Dorfes noch nicht an die Kanalisation angeschlossen waren und die Gruben der Plumpsklos zu nahe an den häuslichen Brunnen lagen.

    Hygiene war damals nicht so präsent wie heute. Viele Erkrante wurden zu Hause gepflegt und das häusliche Leben fand ja nur in der Küche statt mit mehreren Genartionen an einem Tisch ... die Resultate in Bezug auf Infektionen für die Einquartierten kann man sich leicht ausmalen.

    In den Dorfchroniken lese ich, das Der großeteil der Truppe in Schulen und Turnhallen untergebracht war, in den kleineren Dörfern in Scheunen - höhere Dienstgrade in Einzelquartieren.

    In unserer Region war Stroh oder Heu als Material für Schlafstätten noch verbreitet - die Soldaten kannten das also.

    Ich selbst habe in den 80er Jahren als Kind mehrmals in Scheunen übernachtet.

    Der Geruch ist von vorneherein eine Gewohnheitssache finde ich - ist halt Natur. Der "Städter" kannte so was in den 80ern schon kaum noch. Das dürfte in 1939 ähnlich gewesen sein.

    Das Stroh ist durch den Halm, wenn es gut gepackt ist, sehr stabil und die eingeschlossene Luft isoliert erstaunlich gut.

    Zudem war das damals schon Nachhaltig, denn man konnte das Bettzeug nach Gebrauch als Streu (wie schon erwähnt) noch verwenden.

    Heu als "Bettbau-Material" halte ich erst mal für fraglich, aber nicht unwahrscheinlich.

    Die Wiesen wurden in unserer Region früher 3-4 mal im Jahr geschnitten für das Vieh - da dürften weiniger lange Halme angefallen sein.

    Wie hoch waren den in dieser Zeit die Zahlen für Dinge wie "Heuschnupfen" ect ? Ich habe mich damit nie beschäftigt und vermute nur, das sie viel, viel niedriger Lagen wie heute.

    Claudio

  • Hallo zusammen,

    hier müssten wir uns eigentlich mit den Aufgaben des Quartiermachers beschäftigen, der die Häuser/ Unterkünfte für die Soldaten aussuchte, mit den Bewohnern verhandelte, durch einen Zettel an der Türe die Belegung für die Soldaten festlegte und letztlich ( Im Heimatgebiet/Manöver) die Kostenfrage regelte, falls Kosten entstanden. Oft wurden die Soldaten auch dort mitversorgt, denn es galt früher als Pflicht und Ehre Soldaten aufzunehmen, war sogar gesetzlich geregelt.

    (Ergänzung zu vorstehender Erwähnung des Quartiermachers.)

    Gruß Karl

  • Heu als "Bettbau-Material" halte ich erst mal für fraglich, aber nicht unwahrscheinlich.

    Die Wiesen wurden in unserer Region früher 3-4 mal im Jahr geschnitten für das Vieh - da dürften weiniger lange Halme angefallen sein.

    Wie hoch waren den in dieser Zeit die Zahlen für Dinge wie "Heuschnupfen" ect ? Ich habe mich damit nie beschäftigt und vermute nur, das sie viel, viel niedriger Lagen wie heute.

    Claudio

    Hallo Claudio

    Früher wurde vor der Verkopplung ( Zusammenlegung der Wiesen und Felder zu größeren Stücken) nicht vor Johanni 24.6 Heu gemacht.

    Entsprechend waren die Halme ausgereift.

    Ich kann mich selber noch daran erinnern daß der dritte Schnitt nur in Jahren gemacht wurde wenn es gut lief!

    Heuschnupfen und Asthma treten heute viel häufiger auf als früher!

    Hat was mit der Hygiene zu tun!

    Kinder die in ihrem ersten Lebensjahr, in einmal in einem Stall wahren, haben ein viel niedrigeres Risiko daran zu erkranken.

    Gruß Arnd

  • Hallo Arnd,

    als ich vor vielen Jahren mit dem Moped an den Gardasee fuhr, habe ich unterwegs in Heuschobern übernachtet.

    Früher gab es auch Matratzen die mit Seegras gefüllt waren.

    Soldaten, vor allem Kraftfahrer, schliefen schon früher bei entsprechender Witterung im Fahrerhaus oder auf der Pritsche/Ladefläche. Panzerbesatzungen im Einsatz oft in einem Loch unter der Wanne. Kommandeure/Stäbe schliefen oft in ihren Omnibusen, so lange sie welche hatten.

    Wie ich gehört habe, schlafen die Soldaten heute bei Kälte nur in ihren beheizten Fahrzeugen und Panzern, so sie welche haben.

    Gruß Karl

  • Hallo Schläfer,

    Es geht auch ohne Unterlage.

    Nach einem zerstörerischen Bombenangriff auf meine Heimatstadt Nordhausen/Harz am 4. April 1945 fand ich mit meiner Mutter Unterkunft im Keller einer Zichorienfabrik, der Kommandostelle .

    In den Räumen drängten sich viele Menschen, dicht bei dicht .

    Es gab keinen Platz , um sich auf dem Boden zum Schlafen auszustrecken.

    Die Erwachsenen schliefen Seite an Seite im Sitzen.

    Schliesslich fand ich Zehnjähriger im Vorzimmer des Kampfkommandanten einen Platz auf dem Fußboden unter einem Tisch, wo ich mich ausstrecken konnte.

    Ab und zu hat mir jemand unter dem Tisch auf die Arme oder die Beine getreten.

    Das hat mich aber kaum aus meinem tiefen Schlaf gerissen.

    Im Keller des Gefängnisses der sowjetischen GPU-Geheimpolizei im August 1945 lagen die deutschen Häftlinge auf Holzbänken ohne Unterlagen.

    Zwei Häftlinge teilten sich eine Bank.

    Schlafen Kopf an Kopf ging nicht.

    Aber Kopf an Füße ging.

    Sie werden sich nicht die Füße geleckt haben, aber der einstige NS-Oberbürgermeister und der zukünftige SPD-Funktionär waren von da an Freunde.

    Gruss jostdieter

  • Grüß Gott Karl,

    hat mir mein Vater auch so erzählt, Loch unter der Wanne beim Motor, gab zusätzlich Wärme ab und war zugleich Regen-und Splitterschutz....

    Früher haben wir auch als Kinder im Heuschober verstecken gespielt, abends dann beim Schneuzen war das Taschentuch ganz schwarz.....

    Servus Eumex

    Vivat Bavaria

  • Hallo Claudio,

    das Bild ist mit 1941 datiert. Hatte ich leider vergessen, dazu zu schreiben.

    Verlegung der Luftwaffen-Bau-Kompanie 8/See von Frankreich in Richtung Osten, Endziel Russland.

    Mit freundlichem Gruß aus dem Norden

    Achim

    In Memoriam: Richard Möller *06.06.1907 MIA 16.01.1945 und Wolfgang Möller *04.02.1936 +11.05.2012

  • Wie ich gehört habe, schlafen die Soldaten heute bei Kälte nur in ihren beheizten Fahrzeugen und Panzern, so sie welche haben.

    Gruß Karl

    Hallo Karl

    In meiner Zeit bei der BW musste ich nie im Feld schlafen!

    Hab nur von Offizieren gehört dass der Ofen mal nachts ausging und sie durch die Kälte geweckt wurden, dann war anfeuern angesagt.

    Wie der einfache Soldat geschlafen hat weiß ich nicht, habe auch nicht gefragt!

    Bin schön brav und unauffällig in Heeres Casino geblieben, unsichtbar für die Kompanie!

    Sicher ist sicher, nicht dass einer noch komische Ideen bekommt!

    Gruß Arnd

  • Wie ich gehört habe, schlafen die Soldaten heute bei Kälte nur in ihren beheizten Fahrzeugen und Panzern, so sie welche haben.

    Das ist Quatsch ! Stimmt nicht! Wir haben immer noch Truppenteile die es hart und kalt mögen ;) Wir haben in diesem Winter, endlich mal wieder Winter, unsere Ausrüstung getestet und bei minus 13* im Schnee geschlafen. kein Problem. Natürlich haben wir in den 90gern gerne auf der Heckplatte unseres Leoparden gepennt. War hart aber warm. Also, was ich sagen möchte: wir haben immer noch eine kämpfende Truppe, die gut ausgebildet ist und bereit ist Schmerzen und Qualen auf sich zu nehmen.

  • Hallo,

    zu meiner Zeit bei der BW in der Grundausbildung im Februar, sind wir richtung Wilhelmshaven in Meernähe gefahren und haben dort

    auf freier Pläne mit Einmann Zelt und Schlafsack übernachtet. Knobelbecher ausgezogen,2 Paar Strümpfe an und in Arbeitszeug

    hingelegt. Geschlafen hat man kaum da es schön kalt war und der Wind pfiff. In der Stammeinheit waren wir auf Übung in Munsterlager

    in einen (glaube) 8 oder 10 Mann Zelt, lagen dort auf Heusäcken

    Gruß Burkhard

  • Hallo Freunde,

    als Soldat im 2. WKR. in Russland kann ich mich sehr gut an das "Schlafen" an der Front erinnern. Abgesehen dlavon, dass die Läuse mir immer einen Teil des Schlafes raubten, kenne ich den Schlaf auf blanker Erde, im Schnee oder wenn vorhanden auf einem Stück Holzbrett.

    Bei Narwa lagen wir beide Funker im Winter sehr oft in einem Schneeloch (löffelchensweise) wobei uns die dicken Winteranzüge eiigermassen vor Kälte schützten. Fast zur Tortur wurde durch die Körperwärme das Jucken der Läuse, die zum Kratzen und Bewegen veranlassten. Am Morglen war in der Regel eine Seite der Hose vom getauten Schnee nass, die dann durch die Kälte wieder gefror und es beim Gehens schepperte. Beim täglichen Rückzug im Mittelabschnitt, schliefen wir meistens auf blankem Boden, wo wir nach stundenlangem

    Nachtmarsch gerade waren. Unvergessen ist mir die erste Nacht auf der "Frischen Nehrung", wo ich nach der Rettung von Balga übergesetzt wurde und bei strömenden Regen in einer Art "Laubhütte" jämmerlich fror und mich wie ein Igel auf ein kurzen Stück Holzbrett an den aufgestellten Ofen legte und aus Verzweiflung und Schmerz weinte. Dies nur einige Beispiele, über Schlafen an der Front.

    Aus der Vorkriegszeit kenne ich auch als Pimpf bei der HJ das Übernachten auf Heu und Stroh zur Genüge, das uns damals viel Freude bereitet hat.

    Herzliche Grüße

    Ferdi