Hallo,
Zwei wichtige Luftlandeunternehmen, welche im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten sind.
Die 34. Infanterie-Division bildete im Westfeldzug das Luftlandekommando Hedderich. Oberleutnant Hedderich befehligt 125 Freiwillige. Das Kommando untersteht dem AOK 16 direkt. Abgesetzt wird im Raum Longwy.
Die erste Abteilung vor 5:00Uhr in 25 bereitgehaltene "Fieseler Störche". Die Maschinen setzen die Männer an den Monate vorher bestimmten Straßenkreuzungen ab. Das Kommando hatte den Auftrag, diese Kreuzungen zu sperren, eventuell auftauchenden Feind abzuwehren und die Straßen für die im Landmarsch anrollenden Vorausabteilungen freizuhalten.
Die erste Gruppe landet bei Bochmit 50 Meter neben der Straße, auf der sich gerade eine Wagenkolonne nach Süden bewegt. Die Soldaten springen aus den Flugzeugen und jagen auf den Pkw zu. Der Fahrer desselben, es ist Erbgroßherzog Jean, kann gerade noch wenden und auf einem Nebenweg entkommen. Nur fünf Minuten haben gefehlt, dann wäre der luxemburgische Thronfolger in Gefangenschaft geraten.
Oberleutnant Hedderich geht mit seiner Gruppe am Fuße des Zolverknapps nieder. Die Männer sägen Bäume um und legen diese quer über die Straße. Herankommende und protestierende Gendarmen werden freundlich und bestimmt abgewiesen. Die dritte Gruppe unter Leutnant Oswald setzt mitten im Sumpf bei Foetz auf. Die Maschinen gehen dabei zu Bruch. Der Leutnant bleibt mit seinen 9 Soldaten allein. Er lässt die Straßen sperren fährt mit einem requirierten Pkw nach Esch und stellt dort französische Panzerkräfte fest. Es ist die erste Begegnung deutscher Soldaten mit Alliierten Panzertruppen. Glücklicherweise hatte Oswald gerade Verstärkung erhalten! Hauptmann Brede ist mit seiner 1./MG-Btl 3 heran und bezieht gleich Stellung in Lallingen, einem Ortsteil von Esch. Es ist jetzt 8:00Uhr.
Die Spitzengruppe des 3. Pz.-Spähwagenregiments der 13. franz. mot. Brigade unter Leutnant Rouzee fährt von Süden her in Esch ein. Ca. Zehn Minuten später zerreißt eine von Oswalds Soldaten gelegte Mine den ersten feindlichen Panzer.
Nun knallen die MG- und Karabinerschüsse von allen Seiten. Die Franzosen stutzen, ziehen sich zurück und warten auf Verstärkung. Bald sind ihre Schützen da! Es kommt zu Straßenkämpfen. Ein Zug Schützen vom 2. Dragoner-Regiment unter Leutnant Weber stößt auf die Sperre von Bredes Kradschützen. Ein anderer Zug, von Leutnant Thirion geführt, gerät am Ausgang nach Schifflingen in deutsches Feuer. Ein Zug deutsche Panzerjäger prescht über die Brücke von Depbech, protzt ab und nimmt die anrollenden franz. Panzer unter Feuer. Die Franzosen versuchen die unterlegenen deutschen Kräfte zu umzingeln, doch immer wieder holen sie sich eine Abfuhr. Das Gefecht dauert noch den ganzen Tag.
Als es Abend wird, haben 90 deutsche Soldaten die gesamte 13. mot. Brigade der Franzosen aufgehalten. Die Franzosen ziehen sich in der Nacht zurück.
Die beiden letzten Gruppen des Kommandos landen südlich Bettemburg und bei Friesingen. Die erste Gruppe wird von dem Kommandanten des Gendarmeriebezirks Esch, Oberleutnant Steffen, zur Rückkehr aufgefordert, worauf die Soldaten allerdings gar nicht eingingen, sondern befehlsgemäß ihre Sperren bauten. Sie harrten dann aus, bis ein Zug des MG-Bataillon 3 eintraf.
Der fünften Gruppe unter Leutnant Lauer ist das Soldatenglück nicht hold. Es gelingt zwar das Zollhaus von Friesingen zu besetzen. Bald darauf aber sind die ersten franz. Kradschützen und Panzer da. Die Gruppe, auf sich allein gestellt, kämpft bis zur letzten Patrone. Leutnant Lauer und drei seiner Männer sind gefallen, die restlichen in Gefangenschaft geraten.
1. Gruppe = ???
2. Gruppe = Oberleutnant Hedderich
3. Gruppe = Leutnant Oswald
4. Gruppe = ???
5. Gruppe = Leutnant Lauer
Ein Zweites Luftlandekommando unter dem Namen "Operation Niwi" spielt sich am 10.Mai an der belgisch-luxemburgischen Grenze ab.
Der Name Niwi leitet sich von den beiden belgischen Orten Nives und Witry ab, bei denen gelandet werden soll.
Halder notierte am 26.2.1940 in sein Tagebuch:
"350-400 Mann, in zwei Gruppen aufgeteilt, liegen in Crailsheim. Sie werden am Tage A-1 nach Bitburg geflogen. Ihr Auftrag lautet, den Weg für das XIX. AK. westlich Martelingen zu bahnen."
Das III. Bataillon des Infanterie-Regiments "Großdeutschland" wird zu diesem Unternehmen befohlen. Sein Kommandeur, Oberstleutnant Garski, erhält folgenden Befehl:
"Nachrichten und Meldeverbindungen auf den Straßen Neufchateau - Bastogne und Neufchateau - Martelingen unterbinden. Anmarsch von Reserven aus Neufchateau verhindern. Durch rückwärtigen Druck auf die Bunkerlinie die Wegnahme der Bunker erleichtern."
Das Bataillon ist am Vorabend zum Flugplatz Bitburg – Deckendorf geflogen. Am Morgen des entscheidenden Tages starten 5:00Uhr früh 98 „Fieseler Störche“, um die Männer zu ihren Einsatzorten hinter der belgischen Grenze zu bringen.
Es wurden zwei Gruppen gebildet:
Gruppe Witry = Oberstleutnant Garsky
Gruppe Nives = Hauptmann Krüger
Jede der Gruppen besteht aus einer Kompanie Infanterie, einer schweren MG-Gruppe und einer Gruppe Pioniere.
Die Gruppe Witry landet wie vorgesehen auf dem Wiesengelände zwischen Witry und Traimont. Oberstleutnant Garsky versucht seine Gruppen und Züge zu sammeln. Da die "Störche" ziemlich weit voneinander niedergegangen sind, vergeht kostbare Zeit, welche dem Gegner in die Hände fällt.
Die Landung der zweiten Gruppe steht von Anfang an unter einem schlechten Stern. Der Pilot des Führungsflugzeuges verliert die Orientierung und setzt seinen "Storch" anstatt bei Nives auf ein Feld 14 km südlich davon auf. Die übrigen Flugzeuge folgen und setzten in einem weiten Umkreis von rund 3 km auf. Als der Hauptmann Krüger diesen Irrtum erkennt, bemüht er sich, seine Kompanie zusammenzufassen. Damit kann der erste Auftrag, der sofortige Durchstoß nach Bodange, nicht durchgeführt werden.
Hauptmann Krüger rückt mit seiner Kompanie nach Westen. Er besetzt das kleine Dorf Leglise und gewinnt hier die Straße nach Norden in Richtung Traimont. Die 7. und 10. Kompanie der belgischen Ardennenjäger-Division greifen unverständlicherweise nicht an, obwohl sie genau deren Bewegungen beobachten können. Damit ist es Krüger möglich schon gegen 9:00Uhr Traimont zu erreichen, das soeben von den Soldaten Garskis gegen harten Wiederstand einiger beherzter Belgier genommen wurde.
Der Bataillonskommandeur gibt den Befehl zum Stoß nach Osten. Es gilt, in den Rücken der Bunkerfront von Bodange zu gelangen. Die Belgier sind jetzt aufmerksam geworden und wenden sich mit schnell herbeigerufenen Verbänden gegen das III./IR GD. Sie verteidigen Witry ziemlich hartnäckig und räumen erst gegen 14:00Uhr den Ort.
Die Belgier geraten jetzt allerdings in eine Zange, da von Osten her die Vorausabteilung der 1. Panzer-Division erscheint. So vergehen nochmals vier Stunden, bis sich die Männer des III./IR GD, welche an diesem Tage lediglich 9 Tote, 7 Verwundete und 3 Vermisste zu beklagen haben, mit den Soldaten der 1. PD ostwärts Fauvillers vereinigen. Oberstleutnant Garski bringt 6 gefangene Offiziere und 76 Ardennenjäger mit. Er hat mit seinem Bataillon den Auftrag erfüllt.
Ergänzungen jeglicher Art sind sehr willkommen!
Gruß
Tobias
Quelle:
- Werner Haupt, "Sieg ohne Lorbeer - Der Westfeldzug 1940"
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