Unbekanntes Klein-U-Boot

  • Als ich vor vielen Jahren die Verzeichnung des Archivs der ehem. Aerodynamischen Versuchtsanstallt Göttingen (AVA), damals eine Zweigstelle der DLR, betreute, stieß ich auf einen undatierten Längsschnitt-Plan eines Kleinen U-Boots, der auch einigen U-Boot-Spezialisten Rätsel aufgab:

    Der Antrieb war ein Kreislaufmotor + ein E-Motor. Am ungewöhnlichsten schien mir die Torpedobewaffung: recht kleine Torpedos (deutlich dünner und kürtzer als die der KM) waren in einer Trommel wie bei einem Trommel-Revolver gelagert.

    Hat jemand von Euch schon mal von einem solchen Projekt gehört bzw. gelesen?
    Falls nicht Entwurf für die KM, dann vielleicht für Japan oder Italien?

    Als Datierungshilfe könnte der "Kreislaufmotor" dienen, bei dem bei Unterwasserfahrt die Abgase mit Sauerstoff aus Flaschen angereichert und wieder em Einlasstrakt zugeführt wurden. Seiot wann kannte man dieses Prinzip?
    Ich werde versuchen, einen Plan aufzutreiebn und hier einzustellen.

    Danke für Eure Hinweise

    Gebhard Aders

  • Hallo

    Englisches Wikipedia

    Closed cycle diesel engines
    This technology uses a submarine diesel engine which can be operated conventionally on the surface, but which can also be provided with oxidant, usually stored as liquid oxygen, when submerged. Since the metal of an engine will burn in pure oxygen, the oxygen is usually diluted with recycled exhaust gas. As there is no exhaust gas upon starting, argon is used.
    During World War II the Kriegsmarine experimented with such a system as an alternative to the Walter peroxide system, including a variant of the Type XXVIIB Seehund midget submarine, the "Klein U-boot". It was powered by a 95 hp Diesel engine of a type commonly used by the Kriegsmarine and which was available in large numbers, supplied with oxygen from a tank in the boat's keel holding 1,250 litres at 4 atm (410 kPa). It was thought likely that the boat would have a maximum submerged speed of 12 kn (22 km/h; 14 mph) and a range of 70 mi (110 km), or 150 mi (240 km) at 7 kn (13 km/h; 8.1 mph).

    Mein verstorbener Onkel wurde gegen Ende des Krieges als 17Jähriger für Kleinst-Uboote ausgebildet, ist aber nie zum Einsatz gekommen. Er sagte immer mein Glück war es, dass ich für eine Naheselbstmordmission ausgebildet wurde und dem Verheizen im Volkssturm entkommen bin. Noch grösseres Glück war es dass die Einsatzbasen überrannt wurden.

    Chattius

    Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt. - David Hilbert
    Eine Diskussion mit Menschen deren Standpunkt drei- und nicht vierdimensional ist erübrigt sich. - Chattius

    Edited once, last by chattius (February 14, 2013 at 2:03 PM).

  • Hallo,

    eine gewisse Ähnlichkeit zum XXVII A "Hecht" ist wohl gegeben, aber "Hecht" stammt von 1943.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Ja, gewisse Ähnlichkeit mit Hecht ist da.

    Was mich an der Zeichnung stutzig macht:
    erstens: sie sie sehr detailreich, also nicht das Produkt eines Spinners, der von nichts eine Ahnung hat.
    zweitens: Das "Ding" hat weder Auftriebs- noch Regelzellen, ist offenbar von vornherein für reine Unterwasserfahrt ausgelegt.
    drittens: Sehr Euch mal die Größe des Torpedos an - da hätte doch nur eine Sprengladung von sehr, sehr geringer Größe rein gepasst.

    Leider gibt es im Göttinger Archiv der DLR nur diese, etwa 1 m lange Zeichnung, keine Beschreibung, Berechnung, Auftragserteilung o.ä.

    Rätselhaft - wenigstens für mich.

    Beste Grüße

    Euer
    Gebhard Aders

  • Hallo,

    da hier offensichtlich auch vermutet werden darf:

    Das Kleinst - U - Boot hat gem. Zeichnung keinen Turm.
    engl. Kleinst - U - Boot ohne Turm gab es.
    Z. B. vom Typ "XE", da gab es 1 - 12 .

    Die deutschen und alle anderen mir bekannten Typen von Kleinst - U - Booten ohne Turm hatten mindestens eine Glaskuppel.

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,

    alles richtig, es handelt sich aber "nur" um eine Zeichnung. Ich denke mal, da hat sich einer Gedanken gemacht und diese zu Papier gebracht. Eine Studie vielleicht?

    Verregnete Grüße aus dem Norden
    Marc-Oliver

    Suche alles über die 58. Infanterie-Division und das Artillerie-Regiment 158 sowie der Veterinärkompanie 158!

  • Hallo Marc - Oliver,

    ich würde Dir zustimmen, wenn da nicht vor der Einstiegsluke eine Periskop ( Nr.11) wäre, das die Steuerung ohne Turm ermöglicht und die Luke sich ähnlich wie die Turmluken verschließen lassen würde.
    Für mich sieht es, auch in der Planungsphase, komplett aus, zumal ich die Zeichnung mit denen von "Rössler, Fock" u. a. Autoren verglichen habe.

    Gruß Karl

  • Hallo @all,
    irgendwie passt da nichts zusammen, die Größe der Luke im Verhältnis zum Torpedo, wo sollte denn der Fahrer sitzen? Ist irgendwie auch alles zu klein, bzw die Luke zu groß.

    Gruß
    Marc-Oliver

    Suche alles über die 58. Infanterie-Division und das Artillerie-Regiment 158 sowie der Veterinärkompanie 158!

  • Noch mal die Besonderheiten bzw. Merkwürdigkeiten, die ich als nicht-technisch vorgebildeter Laie sehe:
    1. das Ding ist für reine Unterwasserfahrt ausgelegt, hat keine Auftriebs- oder Regelzellen - es sei denn, die wären außerhalb der Hülle angebracht und auf der Zeichnung nicht zu sehen. Das Boot kann nur begrenzt tauchen, allein mit Hilfe das Ruders.
    2. durch fehlende Regelzellen dürfte es schwer sein, nach Abschuss eines Torpedos das Boot zu trimmen.
    3. Das Boot hat einer Kreislaufmotor, d.h., die Abgase werde mit Sauerstoff aus Flaschen dem Ansaugtrakt wieder zugeführt. 1939 dürfte das kaum erprobt gewesen sein! Wo die Treibstofftanks sitzen, kann ich aus der Zeichnung nicht entnehmen.
    4. Die Torpedos sind vergleichsweise winzig, nicht einmal 2 Meter lang - so was gab es nicht.

    Ich nehme an, dass es sich um eine Studie handelt - fragt sich nur, ob Auftragsarbeit oder "Denksportarbeit" eines Ingenieurs der AVA. Wie gesagt, es gibt im dortigen Archivs nichts weiteres dazu.

    Beste Grüße
    Gebhard Aders

  • Hallo Gebhard,

    mein reden, siehe Post vom 29.10.

    Gruß
    Marc-Oliver

    Suche alles über die 58. Infanterie-Division und das Artillerie-Regiment 158 sowie der Veterinärkompanie 158!

  • Hallo Marc - Oliver u. a. ,

    auch wenn alles auf Vermutungen und Annahmen besteht, scheint es mir doch so, dass Du nach den neueren Ausführungen von Aders richtig liegst.
    Somit ziehe ich meine "Annahme" zurück.

    Gruß Karl

  • hallo turmbergsurfer2, der Biber oder auf english "beaver" dieses modell kann es nicht gewesen sein, denn wenn man der schnitt plan von anders anschaut, hier bemerkt man dass der periskop, vor der turm montiert war (n°11) und der turm hat der (n°14) auf dem plan von aders!

    aber noch ein weitere von mir, denn sowie aders gesprochen hatte von elektro motoren, so denke ich, dieser weitere passt eher zu dieser beschreibung!
    http://www.uboat.net/types/molch.htm

    also der "molch" oder "salamander" auf english!

    Grüße Gerard

  • Danke für Eure Mitteilungen, aber...

    Bei Fock, Marinekleinkampfmittel und Rössler, Ubootbau, wird zwar erwähnt, dass vor dem Krieg der Marineleitung Entwürfe für Klein-Uboote vorgelegt wurden, aber da ist nichts Konkretes dabei bzw. nichts über einen Entwurf, der dem "ELT1" nahe kommt.
    Fassen wir mal zusammen: Wenn ich von der Größe des Fahrstandes ausgehe, dürfte das "Ding" etwa 8 m lang gewesen sein und ein Verdrängung von 8 ts gehabt haben. War also ein sehr kleines Gerät.

    Und die Zeichnung für das "Bötchen", so detaiilliert sie auf den ersten Block ist, gibt mehr Rätsel als Erkenntnisse auf.
    Das Boot hatte keinen Turm, sondern nur eine Einstiegsluke, es war für reine Unterwasserfahrt ausgelegt, wie der angedeutete Wasserspiegel zeigt., allerdings wohl nur mit sehr begrenzter Tauchttiefe.
    Die Zeichnung hat keine Hinweise auf Tauch- oder Reglerzellen innerhalb des Bootes, auch nicht auf Treibstoffbunker. Wie man den Restauftrieb nach Verschuss der Torpedos und Verbrauch des Treibstoffs ausgleichen wollte, bleibt ungeklärt.
    Ich sehe kein Untersetzungsgetriebe zwischen Motor und Welle, und das heißt, dass der Motor weniger als 1000 U/min laufen musste, damit die Antriebsschraube noch Wirkung hatte. So einen serienreifen kleinen Motor gab es damals noch nicht.
    Interessant ist aus meiner Sicht die Nachladevorrichtung für die Torpedos. Offenbar wurde über ein Gestänge ganze Kammern mit den geladenen Torpedos gewechselt.
    Aber so kleine Torpedos - schätzungsweise um die 1,90 m lang und 20 cm dick - hat es m. W. nie gegeben, wären auch sinnlos gewesen - der Sprengkopf hätte allenfalls dazu ausgereicht, den Boden eines hölzernen Segelschiffs aufzureißen.

    Also meiner Ansicht nach eine interessante Studie für ein nicht ausgereiftes Projekt, viellicht sollte die Zeichnung dazu dienen, um in Göttingen bei der AVA Strömungsversuche zu machen. Schließlich hatte man da auch z. B. Modelle Scharnhorstklasse untersucht.

    Beste Grüße
    Gebhard Aders

  • Hallo Gebhard,
    ich glaube nicht einmal, daß die Torpedos so lang sein sollen, eher ein bis 1,20mtr. Als Vergleich nehme ich mal die Luke. Für mich sieht es nach einer "ersten" Studie für noch (weiter) zu entwickelnde Kleinstuboote aus. Eine zweite Möglichkeit wäre (ja, ja, ich weiß, wäre, wenn...) dass dieses Boot in die Region des zu bekämpfenden Ziels "geschleppt" und erst dann aktiv wird (Vergleich zur Aktion gegen die "Tirpitz"). Dagegen sprechen allerdings die, für mich zumindest, die zu kleinen "Torpedos".

    Gruß
    Marc-Oliver

    Ergänzung:

    Wer sagt eigentlich, dass das ein Uboot ist? Die Entwicklung der Kleinstuboote begann doch erst 1943/44! Das AVA war doch rein auf Luftfahrt ausgerichtet, oder?

    Suche alles über die 58. Infanterie-Division und das Artillerie-Regiment 158 sowie der Veterinärkompanie 158!

    Edited 3 times, last by MOK (November 7, 2013 at 4:22 PM).