Geschichte von Geislingen a. d. Steige

  • Hallo liebe Mitglieder,

    Ich komme aus Geislingen a. d. Steige, mich würde es mal interessieren was damals hier in Geislingen und Umgebung so vor sich ging als die Alliierten einrückten.... auch die Firma WMF (die in Geislingen ansässig ist) dürfte da nicht unwichtig sein....

    evtl. weiß ja jemand etwas genaueres (besonderes Interesse die Orte Aufhausen und Türkheim....

    LG

  • Hallo geklauter_held,

    was hast Du denn schon in Deinem persönlichen Umfeld recherchiert ?
    Da kommen das Stadtarchiv, die Stadtbücherei, das Firmenarchiv der WMF u.ä. in
    Frage. Auch Chroniken von Heimatvereinen bieten u.U. entsprechenden Stoff.
    Dort hast Du die besten Chancen, genaueres "aus erster Hand" zu erfahren !

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo,

    ich kann nur soviel beitragen:

    "Da General Merker (soweit mir bekannt Komm. Gen. in der Albrandstellung) keine beweglichen Einsatzkräfte zur Verfügung standen, hatten die Amerikaner frei Fahrt in Richtung Ulm. Gegen Mittag des 22. 04. (1945 D.U.) sah die Lage wie folgt aus:
    -Feind stößt von Geislingen Richtung Ulm."


    Quelle: Schraml, Erich: "100 Jahre Truppenübungsplatz Münsingen"


    Gruß Karl

    Edited once, last by Karl Grohmann (December 20, 2012 at 7:55 PM).

  • Hallo,

    in Aufhausen gab es ein größeres Gefecht am 22.04. als die von Hausen kommenden amerikanischen Panzer vom Ortsrand Aufhausen beschossen wurden. Die deutschen Soldaten, überwiegend "Wlassow" Soldaten hatten sich mit MGs, Gewehren und Panzerfäusten eingegraben. Nach kurzem Kampf besetzten die Amerikaner den Ort und nahmen zahlreiche Soldaten gefangen. Nach den Aufzeichnungen des Württ. Statistischen Landesamtes ca. 180 Soldaten.

    In Türkheim hatten sich auch einige Wlassow-Soldaten verschanzt, der größte Teil zog sich aber nach Amstetten zurück. Nur ein Trupp mit ca. 20 Soldaten blieb zurück und beschoss die Amerikaner, gab aber soweit ich weiß keine Verluste.

    Ansonsten hat es in Bad Überkingen noch ordentliche Kämpfe gegeben als sich eingie 16-18 Jährige "Soldaten" vorgenommen haben, bis zum Endsieg zu kämpfen. 25 Deutsche Soldaten und 3 Amerikaner sind gefallen, 2 Panzer wurden abgeschossen.

    Recherchiere gerade diesen Kampf, da mich insbesondere die amerikanischen Verluste interessieren.

    Weitere Infos erhälst du aus den Ortschroniken und Archiven, jeder fängt mal klein an ;)

    Zur WMF und dem Außenlager des KZ Natzweiler
    http://www.geislingen.de/fileadmin/Date…Aussenlager.pdf

    Gruß Alex

  • Hallo zusammen,

    zur direkten Ansprache wären die Vornamen nicht schlecht, mit Pseudonymen unterhalte ich mich nicht gerne.

    Hier sind zwei Quellen, die für den Anfang reichen:

    1. "Göppingen unterm Hakenkreuz", herausgegeben vom Stadtarchiv Göppingen, es gibt noch
    weitere Veröffentlichungen, die alle über das Stadtarchiv noch zu beziehen sind.

    2. "Jahresheft des Geschichts- und Altertumsvereins Göppingen 1961, darin der Bericht
    "So endete der Krieg im Kreis Göppingen" - kurze Darstellung des Kriegsendes im Landkreis Göppingen
    mit Quellen.

    Desweiteren sind die Sterbebücher der Gemeinden interessant, ich habe vor etlichen Jahren Kopien davon
    gezogen, daraus geht hervor, dass in Bad Ditzenbach bzw. Bad Überkingen am 22.04.45 ein Gefecht
    stattgefunden hat, bei dem 26 deutsche und 2 amerikanische Soldaten gefallen sind.

    An den Kämpfen waren auf deutscher Seite wahrscheinlich Soldaten des Bau-Pionier E.u.A Btl. 5 aus Böhmenkirch
    beteiligt, bzw. E.u.A. Rgt. 370 (Bartholomä), die beide zur 465 E.u.A. Division/ neu (seit 07.04.1945) gehörten.
    Das Geschehen ist auch in der Quelle Nr. 2 vermerkt. Die weiteren Angaben stammen aus dem Bericht des
    General Merker für die "Historical Division" (BA Nr. B-565), hier sind auch interessante Skizzen dabei.
    Auf amerikanischer Seite war die 44th. Infantery Division -144th Inf.Rgt. beteiligt, unterstützt vom selbständigen
    772th Tank Bataillon, dass der 44th. Infantery Division unterstellt war.

    Merker erwähnt auch, dass der Kampfkommandant von Geislingen am Spätnachmittag des 20.04.45 meldet:

    "Stundenlange Staubentwicklung von etwas 15 - 17 Uhr auf Strasse Hohenstaufen - Göppingen in Richtung
    Göppingen" und etwas später
    " Eislingen, Salach feindbesetzt, Süssen, Gingen, Kuchen feindfrei".

    Am 20.04.45 abends wird das Schließen der Sperren an den Steigen beschlossen.

    Der Kampfkommandanten meldet um 20.00 Uhr, dass der Volkssturm von der Bevölkerung gehindert
    wird - meist fremdländische Arbeiter - die Sperren zu schließen. Daraufhin wird über Geislingen das Standrecht
    verhängt.
    Geislingen ist scheinbar erst am 22.04.45 von den Amerikanern besetzt worden.

    Das wär´s,
    Gruß Erich

  • Hallo Erich,

    hab dir ne Private Nachricht geschrieben. Freut mich dass es doch noch mehr Personen gibt, die in diesem Gebiet forschen.
    Für die Geislinger Fraktion sei der 2. Band der "Gesichte der Stadt Geislingen an der Steige" ans Herz zulegen. Dort steht alles zum Kriegsende drin. Viel ist in Geislingen zum Glück nicht passiert!

    Die US-Panzer rollten am 21.04 gegen 16 Uhr durch die Stuttgarter Straße [B 10] . Es gab einige kurze Gefechte mit kleinen Gruppen deutscher Soldaten, aber keine wirklich nennenswerten Kampfhandlungen. Es sind aber noch einige dt. Soldaten gefallen.
    Die genaue Anzahl ist schwierig zu ermitteln, da auch noch einige im Lazarett verstorben sind und auch noch Soldaten in die Heimat überführt wurden und entsprechend nicht in den Kriegsgräberlisten auftauchen. Meine Liste aus den Kirchenbüchern ist leider nicht vollständig. Die meisten Todesfälle habe ich aber erfasst für die Zeit zw. 21.04. und 23.04.

    Gruß Alex