Hallo zusammen,
von einem Freund erhielt ich folgende Ausarbeitung, die m. E. interessant ist, daher stelle ich sie hier mit seinem Einverständnis hier ein!
Herzliche Grüße Roland
Die Juralinie und das Kampfgebiet Fränkische Schweiz April 1945
U.W. , im Januar 2011
Eigentlich sollte in dieser Ausarbeitung nur kurz aufgezeigt werden dass die Juralinie eine Fiktion ist. Wie es leider in der Natur einer Sache liegt, die sich mit der historischen Aufarbeitung befasst, wurde sie immer länger. Erstens ist es erstaunlich wie gut die Geschichte von Zwangsarbeit, KZ-Außenlagern etc. erforscht wird, von Privatpersonen wie auch Historikern, jedoch dem Kriegsverlauf wenig bis gar keine Beachtung geschenkt wird. Wie so oft wenn dem Zeitgeist nachlaufende „Personen“, die oft genug selbstgerechte zürnende Eiferer sind, sich nicht die Mühe machen die Gegebenheiten genau unter die Lupe zu nehmen kommt es zu Verfälschungen, so auch bei diesem Thema. Beispielhaft darf genannt werden dass die Zeitzeugen immer SS gesehen haben, obwohl weit und breit keine solchen Einheiten zu diesem Zeitpunkt eingesetzt waren. Zweitens stellt man sehr schnell fest dass eine neutrale Aufarbeitung fast unmöglich ist, denn man wird selbst als Nazi hingestellt, wenn man eben nicht wie o. g. die Gräuel aufzeigen möchte, sondern das reale Kampfgeschehen, und dazu gehört die Wehrmacht ebenso wie die SS und die Luftwaffe. Bei Recherchen im Internet stellt man schnell fest dass Fehler, falsche Angaben und ähnliches übernommen werden, ohne diese selbst nachzuprüfen. Einer schreibt vom anderen ab, ohne Nennung der Quellen und ohne Prüfung der Angaben.
Das Urheberrecht der hier vorliegenden Ausarbeitung liegt beim Autor. Jede Veröffentlichung, Vervielfältigung oder auszugsweiser Abdruck bedürfen der Erlaubnis.
Aber beenden wir diesen kurzen Ausflug in die heutigen Gegebenheiten und eilen in die Vergangenheit.
Am 15.08., Mariä Himmelfahrt, feiert die Pfarrei Hollfeld jährlich ihr Patronats- und Pfarrfest. Verbunden ist dieser Tag mit einer Lichterprozession zum Marienplatz, als Dank für die Rettung der Heimat vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg und der Abwendung der Verteidigung der Juralinie im April 1945. Dieser jährlichen Feier liegt ein Gelübde des damaligen Stadtpfarrers und Dekan von Hollfeld, Herrn Kurt Weirather, zugrunde.
Ein Unterrichtsprojekt „Archivpädagogik“ in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Bamberg als
Unterrichtsmodell für den Geschichtsunterricht in der 10. Jahrgangsstufe, leider ohne Jahrgang, lautet: Die Stunde Null in Bamberg . Überleben und Wiederaufbau nach dem Krieg. Auch hier wird im Zusammenhang mit der Archivforschung in der zeitlichen Aufarbeitung des Kriegsendes die Juralinie genannt.
In einer Ansprache von Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick am Palmsonntag (20. März 2005) im Bamberger Dom konnte man u. a. hören: … Die Juralinie wurde vor allem durch die Initiative des Bamberger Weihbischofs Landgraf und des Hollfelder Pfarrers Weirather verhindert... Der Priester habe entscheidend dazu beigetragen, die von Hitler in den letzten Kriegstagen geplante "Juralinie" zu verhindern. Weirather sei es gewesen, der die entscheidenden Männer zusammen gebracht, inspiriert und zur Missachtung der persönlichen Anordnungen Hitlers aufgefordert habe, so der Bamberger Erzbischoff.
Der Pfarreinverbund Hollfelder Land berichtet darüber: „Was fand in dieser denkwürdigen Nacht des 02.04.1945 in Hollfeld statt? Es war eine geheime Konferenz mit vier Teilnehmern, die das Ziel hatte, die von Hitler befohlene „Jura-Verteidigungslinie“ mit den vorgesehen Hauptkampforten Bamberg, Hollfeld und Pottenstein als Bollwerk für seine geliebte Stadt Bayreuth, zu unterwandern und die kampflose Übergabe der ganzen Region zu erreichen.“
Im Bamberger Volksblatt Nr. 52 vom 2.4.1955 findet sich eine Skizze, die die Juralinie zwischen den Festen Orten Hollfeld und Pottenstein mit einer Verlängerung nach Norden über Hollfeld hinaus zeigt, ferner 2 Verteidigungsringe um den Festen Ort Bamberg.
Albart spricht in seinem Buch „Vom Hakenkreuz zum Sternenbanner“ von der Festung Bamberg, die ein Pfeiler in Hitlers Juralinie sein sollte, einer Linie, die es nur auf dem Papier gab und in den Hirnen weniger Fanatiker, wie er schreibt. Er führt auch aus das Wächtler als Reichsverteidigungskommissar kategorisch darauf hinwies dass Bamberg und Hollfeld Hauptstützpunkte der Juralinie seien.
Sucht man im Internet so findet man etliche Foren, von Sondengängern und Hobbyhistorikern, in denen sich immer und immer wieder die Juralinie als angeblicher Fakt findet. Hitler selbst soll sie als Schutz für Bayreuth gefordert haben. Jedoch: die Juralinie ist eine Fiktion.
Die Fränkische Schweiz, wohl am ehesten durch die „Teufelshöhle“, einer Tropfsteinhöhle bei Pottenstein, bekannt, auf deren Höhenzügen bzw. Tälern die Verteidigungslinie laufen sollte, wurde während des Krieges nicht nur zur Ausbildung der 24. SS-Division verwendet, sondern barg auch geheime Forschungseinrichtungen und beherbergte die SS-Dienststelle „Ahnenerbe“. Hierzu später.
Da die Gegend nahezu völlig von systematischen Bombenangriffen verschont wurde (bis zum 1.4.44 waren im Gau Bayerische Ostmark leidiglich 34 Wohnungen, überwiegend im Raum Regensburg, zerstört worden, Berlin zählte hier bereits 308400 und München 11280 zerstörte Wohnungen lt. Festschrift der Industrie u. Handelskammer Bayreuth von 1993) wurden mehr und mehr Dienststellen in die Region verlegt, so baute z. B. die Organisation Todt die Kasematten der Festung Rosenberg in Kulmbach aus, um dort die Fertigung von Messerschmitt-Flugzeugen zu ermöglichen.
Der Höhleneingang der Teufelshöhle war schon lange Zeit bekannt. Dieses Höhlenportal endete früher nach etwa 85 Metern und wurde Teufelsloch genannt. Der spätere SS-Standartenführer und Höhlenforscher Hans Brand durchbrach im Jahr 1922 eine etwa neun Meter dicke Abschlusswand und entdeckte dahinter tropfsteingeschmückte Höhlenteile, die bis August 1923 gangbar gemacht wurden, in weiteren Erschließungsmaßnahmen wurden weitere Höhlenräume erschlossen und mit Stollen verbunden, bis Pfingsten 1931 die Teufelshöhle der Öffentlichkeit zur vollständigen Besichtigung freigegeben wurde. Hans Brand, promovierter Geologe und Bergbauingenieur, war zunächst als Studienprofessor an einer Münchener Oberrealschule tätig. Sein Weg führte über den „Stahlhelmbund“ und den „Lehrerbund“ weiter zu seinem Eintritt 1935 in die NSDAP und schließlich 1939 zum Angehörigen der SS. Er war er innerhalb des SS-Ahnenerbes Leiter der Forschungen zur Karst- und Höhlenkunde. Und hier schließt sich der Kreis zwischen der Division und der Dienststelle der SS, auf die später eingegangen wird. Für seine Verdienste um den Fremdenverkehr war Brand bis 1948 Ehrenbürger der Stadt Pottenstein. 1961 wurde ihm zu Ehren eine Gedenktafel an der Teufelshöhle angebracht und eine Straße nach ihm benannt. Die Gedenktafel wurde mittlerweile wegen Brands NS-Vergangenheit wieder entfernt. Die Gemeinde Pottenstein profitiert jedoch noch heute Fremdenverkehrsmäßig von seinen Bauvorhaben, u. a. dem Schöngrundsee, für die Ausbildung der Karstwehr und seiner Erschließung der Teufelshöhle.
Brand engagierte sich innerhalb des Ahnenerbes bereits im Frühjahr 1942 für die Nutzung seiner Kenntnisse als Höhlenforscher zur Kriegsführung regte die Aufstellung einer Karst-Sondertruppe an. Er führt in Schriftverkehr aus dass "die Zivil- und Militärforschung im gegenseitigen Austausch sich fortlaufend ergänzen und unterstützen kann". Brand bezeichnete eine Karstwehr als militärische Teilorganisation der Karst- und Höhlenforschung. "…bin ich natürlich gerne bereit, die Gründung, Organisation und einstweilige Führung des Karst-Wehrtrupps zu übernehmen", schrieb er. Am 10. Juli 1942 erließ das SS-Führungshauptamt den Befehl zur Aufstellung einer Karstwehrkompanie, die im November 1942 zum Bataillon aufgestockt wurde.
Im als „Geheim“ gekennzeichneten Aufstellungsbefehl des SS-Führungshauptamtes (SS-FHA, Org. Tgb.Nr. 3890/42 geh.) heißt es: "Auf Befehl des Reichsführers-SS wird mit Wirkung vom 10.7.1942 in der SS-Kaserne Dachau eine SS-Karstwehrkompanie zu zwei Zügen aufgestellt ...Zur Schulung der SS-Karstwehrkompanie im Gelände findet auf Antrag des Führers der SS-Karstwehrkompanie Verlegung in den Raum Pegnitz und Pottenstein statt. Führer ….. ist SS-Sturmbannführer Dr. Brand. Die SS-Karstwehrkompanie untersteht dem Reichsführer-SS unmittelbar...“ Die Ist-Stärke des Bataillons wurde am 1. Februar 1943 auf 204 Mann beziffert. Brand schlug die Kriegsnutzung aller Erkenntnisse des Karst- und Höhlenwesens "in einer Sonderkampftruppe ähnlich der Dschungeltruppe der Japaner" vor. Zunächst war vorgesehen die Einheit im Süden Russlands in den dortigen Karstgebieten zum Einsatz zu bringen.
Brand berichtete über die Ausbildung in Pottenstein schriftlich an den Persönlichen Stab Himmlers am 15.2.1943. Er betonte, daß die karstgebirgsmäßige Schulung und Waffenausbildung in Pottenstein so weit gediehen sei, dass die Männer als brauchbare Ausbilder für neuaufzustellende Formationen dieser Art verwendet werden könnten. Das Lager liege zusammen mit geräumigen Exerzier- und Sportplätzen auf mehreren weitflächigen und windgeschützten Höhenterrassen. Für die Schulung zur raschen Bezwingung der in Karstniederungen häufig auftretenden Poljenüberschwemmungen durch Spezialfloßsäcke und andere Übersetzungsgeräte werde am Fuß des Barackenhanges eine Wasserübungsanlage geschaffen, der Schöngrundsee. Das Lager am Bernitz bestand aus einem Exerzier- und Sportplatz, 27 Gebäuden, Ställe für 350 Pferde bzw. Tragtiere und Hallen für rund 100 Fahrzeuge. Das nach Brand`s Worten Vorhandensein eines karstwehrwissenschaftlichen Instituts mit Bibliothek, Archiv und Laboratorien in Pottenstein, hiermit meinte er wohl sein eigenes, begünstigte die Verlegung. Siehe hierzu auch Engelbrecht „Touristenidylle und KZ-Grauen“.
Die später zur 24. Waffen- Gebirgs-(Karstjäger-)Division der SS erweiterte Einheit wurde bis Sommer 1943 in Pottenstein ausgebildet. Spieß in Pottenstein war SS-Oberscharführer Hans Adolf Jensen. Das Bataillon hatte im April 1943 eine Gesamtstärke von 517 Mann lt. dem Buch „Karstjäger! Guerriglia e controguerriglia nell´OZAK 1943 – 45“ von Sergio Corbatti, Marco Nava, Associazione MADM-Brianza, Italien, 2005 , welches wohl die genaueste Beschreibung der Karstjäger bietet.
Das Bataillon wurde unter Zurücklassung einer Nachersatzkompanie (SS-Karstwehr- Ersatzkompanie), diese wird lt. Nachweis geführt von SS-Obersturmführer Dr. Hans Jöllinger, nach erfolgter Ausbildungszeit nach Italien und Slowenien verlegt. Da der Nachersatz für die Karstwehr nach der Verlegung weitgehend aus Italienern und Freiwilligen aus dem Alpenraum erfolgte ist unklar ob nach dieser Zeit die Ausbildung des Nachersatzes noch in Pottenstein stattfand, da weitere Ausbildungsstandorte in der Nähe des Einsatzraumes vorhanden waren. Vermutlich eher nicht, da die Kompanie eigentlich die Feldersatzeinheit im Divisionsverband darstellt, ein Feldersatzbataillon hingegen eine Ausbildungs- und Ersatzeinheit ist die nicht im Divisionsverband agiert. Als Standort wird dennoch seit 15.1.1944 Pottenstein, seit 1.10.1944 Gradiska genannt.
Doch auch während der Verwendung im Adriatischen Küstenland erinnert er sich an die Ausbildungsanlage in Pottenstein. In seinem Bericht "Die SS-Karstwehrschulungsstätte Pottenstein" an das SS-Führungshauptamt beschrieb er am 20. März 1944 seine Einheit und die Ausbildungsmöglichkeiten äußerst positiv: "Die SS-Karstwehrformation gliedert sich in SS-Karstjäger, SS-Karstfestungspioniere und SS-Karstwehrwissenschaftler. Sie ist...eine absolut selbständige Gebirgssondertruppe..., eine neuartige Kombination von MPi-ausgerüsteten Kletterschützen mit Nahkampf-, Minen- und Baupionieren sowie mit allen schweren Waffen ...In Pottenstein finden sich ...16 Spezialschießbahnen, 30 Klettergärten, 78 Übungshöhlen, 20 Schulungsschächte und 12 große Dolinenkampffelder, ferner neben Exerzierplätzen, Wasserübungsanlagen, Sportplätzen, Luft- und Schwimmbädern 28 zweckdienlich eingerichtete, mit fließendem Wasser und elektrischem Licht versehene Gebirgsbaracken für 1200 Mann, 400 Pferde und 100 Kraftwagen. Außerdem ...ein karstwissenschaftliches Institut mit ca. 7000 Büchern und Abhandlungen, Plänen, Spezialkarten, Archiven und Laboratorien sowie eine weitläufige Vorführbaracke für 1000 Mann..."
In Nachfolge des Karstwehrbataillons rückte lt. Bundesarchiv Abt. R NS 33/ 12 (Ausbildungs- und Ersatz Einheiten, Schulen und sonstige Heimatdienststellen der Waffen-SS) die SS-Nachrichten-Ausbildungs-Abteilung 1 in Pottenstein ein, der bis zum Kriegsende im Ort verblieb. Die Nachrichtenschule der Waffen-SS selbst verblieb als Ausbildungsstelle in Nürnberg. Ab dem 10.01.1945 befindet sich dort ebenfalls das SS-Nachrichten-Ausbildungs- u. Ersatz-Regiment, auch wird eine SS-Fortifikations-Forschungsstelle in Pottenstein genannt.
Der Karstwehr und den daraus entstandenen Einheiten werden zahlreiche Kriegsverbrechen zur Last gelegt. So wurden drei Tage vor der deutschen Kapitulation in Italien bei einem Massaker am 2. Mai 1945 in Avasinis durch eine unbekannte SS-Einheit 51 Einwohner aus Rache für einen Angriff von Partisanen ermordet, dies wurde der Karstwehr zur Last gelegt. Im Jahr 2007 wurde das Verfahren von der Staatsanwaltschaft Würzburg eingestellt.
Bevor wir uns nun dem Kriegsgeschehen zuwenden noch einige Worte zu den verwendeten After Action Reports der US Armee. In vielen Publikationen werden diese verwendet, aber After Action Report ist nicht gleich After Action Report. Die US Armee verfügte in der Divisionsebene über die G-1, G-2, G-3 sowie G-4 Stellen, die verschiedene Aufgaben wahrnahmen. Hierzu aus der offiziellen Stellenbeschreibung:
• G-1 (Personnel) - Personnel and administration section of the general staff or principal staff officer heading that activity in a division or higher command.
• G-2 (Intelligence) - Intelligence section of the general staff or principal staff officer heading that activity in a division or higher command. G-2 is responsible for the Production of Intelligence; Counterintelligence; Intelligence Training for all Staff Members.
• G-3 (Operations & Training) - Operations and training section of the general staff or principal staff officer heading that activity in a division or higher command.
• G-4 (Logistics, Supply, Construction) - Supply and maintenance section of the general staff or principal staff officer heading that activity in a division or higher command.
Während sich die G-1 Reports hauptsächlich mit den Verlusten beschäftigen, geben die G-2 Reports bereits einen Überblick über das Kampfgeschehen. Für den Interessierten sind jedoch die G-3 Reports ausschlaggebend, wird hier doch mit Angabe von Zeit und Ort der Kampfverlauf beschrieben. Die G-4 Reports befassen sich mit der Nachschublage.
Auf Regimentsebene wurde diese Teilung fortgesetzt, S-1 bis S-4 für die einzelnen Bataillone, auch hier aus der offiziellen Beschreibung der Stellen:
• S-1 (Personnel) - S-1 is the regiment's principal staff officer for all personnel matters, including planning and supervision of matters of procurement, classification, assignment, pay, promotion, transfer, retirement and discharge, decorations, citations, honors, awards, religious, recreational, welfare, postal service, morale, stragglers, and collection and disposition of POW s.
• S-2 (Intelligence) - S-2 is the regiment's principal staff officer for all matters dealing with military intelligence, including collection, evaluation, interpretation, and distribution of information about the enemy.
• S-3 (Operations) - S-3 is the regiment's principal staff officer for all matters dealing with operations and training, including organization, training, and combat operations.
• S-4 (Logistics) - S-4 is the regiment's principal staff officer for all matters dealing with logistics, including supply support.
Auch hier sind die S-2 und S-3 Reports diejenigen, die für eine Ausarbeitung am interessantesten sind, da sie genauestens Einblick geben, jedoch muss berücksichtigt werden dass eben für die Bataillone wieder einzelne dieser Dienstgrade vorhanden sind. Die einzelnen Reports der einzelnen Regimenter finden sich im Rahmen des Meldeweges in denen der Division. Somit sind beide Reportreihen die Grundlage. An der Nummerierung erkennt man, dass die US Armee dem S-2 einen höheren Stellenwert einräumte als dem für den Einsatz zuständigen S-3. Bei der Wehrmacht war es umgekehrt, hier kam zuerst der für die Operationen verantwortliche Ia (erster GenStab Offz), dann der für die Versorgung zuständige Ib (zweiter GenStab Offz), dann erst der für das Feindbild verantwortliche Ic (dritter GenStab Offz). Interessant sind auch die Berichte des Provost Marshall der Division, denn diese geben Aufschluss über die „Feindeinheiten“ im Sektor, so dass aus diesen Berichten die eingesetzten deutschen Einheiten genannt werden.
Aber zurück. Am 7. März hatten US Truppen bei Remagen den Rhein überschritten, am 22./23.März setzten sie bei Oppenheim über. Am 1. April schloss sich der Ruhrkessel, am 6. April war Würzburg erobert worden. Die Alliierten befanden sich überall auf dem Vormarsch im Altreich.
Kampfkommandant von Bayreuth und Schutzbereichsführer Oberfranken war zu diesem Zeitpunkt nach seiner Ernennung am 23.03.45 Generalmajor August Hagl, der am 14.04. in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet.
Licht ins Dunkel der Geschichte der Juralinie bringt eine Ausarbeitung von Siegfried Pokorny, abgedruckt im Archiv für die Geschichte Oberfrankens, Band 89, 2009.
In der Nacht vom 2. auf den 3. April 1945 kamen im Pfarrhaus von Hollfeld vier Männer zusammen. Die Teilnehmer der nächtlichen Zusammenkunft waren der Bayreuther Oberbürgermeister SS-Standartenführer Dr. Fritz Kempfler, der Hollfelder Pfarrer Dekan Kurt Weirather, der Bamberger Weihbischof Dr. Landgraf und der Höhere SS- und Polizeiführer, SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Dr. Benno Martin. Eigentlich, so wird sich Landgraf später erinnern, sollte die Unterredung anderer Dinge gelten. Welche das waren ist leider nicht bekannt. Er habe aber die Zusammenkunft genutzt, um sein Ersuchen vorzubringen, Bamberg und die Juralinie nicht zu verteidigen sowie die Munitionsfabriken nicht zu sprengen. Zu diesen ebenfalls später. Martin hätte zugesagt, so Landgraf, sich „energisch dafür beim zuständigen SS-Oberstgruppenführer verwenden zu wollen“. Das Treffen sei, hat Pokorny herausgefunden, von Kempfler und Martin initiiert worden. Das hat auch Weirather in einer eidesstattlichen Erklärung 1950 bestätigt. Vermutlich hofften Martin und Kempfler, dass man über Landgraf Kontakt zu den US-Streikräften herstellen könne, um den Wehrkreis XIII, zu dem auch die nördliche Fränkische Schweiz gehörte, kampflos übergeben zu können. Ein Kontakt kam aber nicht zustande.
Kunze berichtet in seinem Buch „Kriegsende in Franken u. der Kampf um Nürnberg im April 1945“ über die folgenden Tage: Am 10. April stand das amerikanische XV. Korps für den geplanten Vorstoß nach Südosten bereit. Die 106. Cavalry Group fühlte in Richtung Bamberg und Coburg vor. Am 11.04. erfolgte der Vormarschbefehl in Richtung Nürnberg. Die 3. Division rückte auf dem linken Flügel vor. Die deutsche Gegenwehr war außerordentlich gering. Hierzu aus der später veröffentlichten offiziellen Kriegsbetrachtung der Division: „Lohr, Gemunden and Bad Kissingen fell. Regiments leap-frogged forward, division CP advanced from 15 to 25 miles daily, wire communication was a luxury when obtainable. Enemy resistance stiffened. The German high command ordered fanatical "last man" stands at every town in order to give the Nazis time to prepare defenses in larger cities. The rapid push continued after the 3rd held up two days while the 42nd Inf. Div. reduced Schweinfurt. Bamberg was next. When it elected to fight, the 3rd and 45th left the town a smoking ruin. This was the last bastion before Nurnberg where the division had a mock celebration of Hitler's birthday. It was only a matter of days before Augsburg, Munich, Salzburg and Berchtesgaden belonged to the 3rd.” Die linke Flanke des Vormarsches deckte die 14. US-Panzerdivision unter General Albert G. Smith. Sie bildete die Naht zur links davon vorgehenden 3. Armee.
Am 12. April erhielten die 3. (Maj. Gen. John W. O'Daniel) und 45.US-Infanteriedivision, unterstellt der 7. US Armee unter General Alexander Patch, den Befehl, die Stadt Bamberg einzunehmen, während die 106. Cavalry Group in östlicher Richtung aufklären sollte. Aus der Geschichte der 106. Cavalry Group: “Through the winter months of December and January, the 106th was engaged in sporadic encounters with the enemy along the Rhine. It was not really until the new campaign in March that the 106th again was given an offensive mission. This time, they were sent out in advance of XV Corps through the Siegfried Line near Saarbrucken. The 106th spearheaded the advance across the Rhine, and moved through rapidly Aschaffenburg (on the Main river), Bad-Orb, Bamberg, Nurnberg, and then across the Danube and on to the autobahn to Munich. Here the 106th accepted the surrender of the 9th Hungarian Division, which comprised some 8,800 men.” Zugeordnet ist zu dieser Zeit auch das das US 601st Tank Destroyer Bat. unter dem kommandierenden Offizier William R. Harrison. Ausgerüstet ist dieser Verband mit M-36 Tank Destroyern.
In Vormarschrichtung rechts dieser Einheiten ging die 42. US-Inf.Div vor, die nach mehrtägigem Artilleriebeschuss die Stadt Schweinfurt eingenommen hatte. Noch waren am 13. April ihr 222. und 242. Regiment dabei, die Stadt zu sichern, da erreichte die Division der Befehl des XXI. US-Corps, beschleunigt in südöstlicher Richtung vorzustoßen und Fürth anzugreifen und damit das XV. US-Corps bei der Eroberung Nürnbergs zu unterstützen. Als Marschweg war die Reichsstraße 8 von Kitzingen nach Fürth vorgesehen.
Die Division überquerte den Main bei Nordheim, erreichte südöstlich von Kitzingen die heutige Bundesstraße 8, der Vormarsch erfolgte mit dem 222. Regiment links, dem 232. Regiment rechts der Straße; das 242. Regiment fungierte als Divisionsreserve. Der rechte Flügel der Division hielt Kontakt mit Einheiten der 12. US-Panzerdivision; den linken Flügel sicherte die Aufklärungsabteilung, die durch motorisierte Spähtrupps Kontakt mit dem rechten Flügel der 3. Infanteriedivision hielt.
Nordöstlich der genannten Einheiten operierten im Raum Coburg mit Stoßrichtung Südosten nach Kronach und Kulmbach, die 11. US Panzerdivision sowie die 71. US Infanteriedivision, die der 3. US Armee unter General Patton unterstellt waren. Diese Einheiten waren zunächst in östlicher Richtung vorgegangen und schwenkten erst auf Höhe Erfurt nach Süden und Südosten ab. Am 10.04. wurde Coburg von Einheiten der 11. Panzerdivision nach kurzem Kampf eingenommen. Die Trennungslinie zwischen den beiden US Armeen war etwa Würzburg-Lichtenfels-Ansbach-Freising. Hierzu aus dem After Action Report der 71. US Infanteriedivision: „On 12 April the 71st Infantry Division and the 11th Armored Division were poised in readiness to continue the attack to the east and southeast with the mission of seizing Kulmbach and Bayreuth“.
Dem Kampfkommandanten von Bamberg, Oberst Körner, standen nur die Reste der dort stationierten Ausbildungs- und Ersatzeinheiten (u. a. die Fahnenjunkerschule 4 Bamberg, Kommandeur ab Februar 1945 Major Johannes Teuber), eine Genesendenkompanie von etwa 200 Mann und Volkssturm zur Verfügung. Ein Schreiben vom 31.03.45, Der Befehlshaber im Wehrkreis XIII, mit dem Betreff „Kampfeinsatz des Ersatzheeres“, in dem …zur Zerschlagung eines Feindeinbruches in Franken..die sofortige Bildung von Kampftruppen.. gefordert wird, listet für Bamberg die Kav.A.Abt 20, P.L.Abt.35 sowie Kf.A.Kp.113 in Stärke von gesamt 857 Mann auf und sieht hierfür, da die Bewaffnung unzureichend war, die Zuführung von 460 Gewehren, 34 MG sowie 120 Panzerfäusten vor (Bundesarchiv-Militärarchiv, RH53-13/95). Im näheren Umkreis finden sich in Hof das Ld.Schtz.A.Btl. I/13 in Stärke von 1342 Mann, sowie in Bayreuth das Gren.E.Btl.42 in Stärke von 1310 Mann (dem lt. der Meldung 600 Gewehre, 26 MG sowie 260 Panzerfäuste zugeführt werden sollten).
Die Reit- und Fahrschule des Wehrkreises XIII (Oberst Schmidt, Adjutant Rittmeister Behncke), -vormals bis 1939 Heeres-Remonteschule Wehrkreis XIII- deren Standort sich ebenfalls in Bamberg befand, war bereits mit allem Personal am 7.4. nach Schloss Burgellern bei Scheßlitz, westlich von Bamberg, umgesiedelt. In der zweiten Hälfte des Krieges, als die Frontformationen einerseits jeden Soldaten brauchten, andererseits aber auch Reit- und Zugpferdematerial vermehrt benötigte, entschloss sich zu Beginn des Jahres 1943 die Abt. Reit- und Fahrwesen (Insp. 3) im OKH Frauen und Mädchen, die im Umgang mit Pferden Erfahrung hatten, als sogenannte Bereiterinnen einzustellen. Dadurch wurden zahlreiche Offiziere und Unteroffiziere, die als Remontereiter beim Stammpersonal der Wehrkreis-Reit- und Fahrschulen eingesetzt gewesen waren, für die Frontverwendung frei. Die Bereiterinnen erhielten die Uniform der Stabs- und Nachrichtenhelferinnen, allerdings mit Stiefeln, lederbesetzter Reithose und Sporen. Auf Schloss Burgellern verblieb das Personal bis zum 11.4., bei herannahen der US Truppen und den Kämpfen bei Hallstadt verlegte man über Bayreuth und Engelmannsreuth bis nach Seiboldsricht bei Grafenwöhr, wo sie am 14.4. nachgewiesen ist. Ihr Weg endete am 4.5. in Tettenhausen am Waginger See (Annegrete Schwenck, Von zu Hause fort und wieder zurück. Norderstedt, 2009).
Im Raum Hallstadt befand sich nach Albart ein Flak-Regiment sowie eine ungarische Einheit. Genannt wird von ihm eine Ausstattung mit 67 französischen Beutegeschützen verschiedener Kaliber. Eine Quellenangabe hierfür nennt er nicht. Die ungarischen Großverbände waren zu diesem Zeitpunkt zur Verteidigung Ungarns eingesetzt. Es sollten jedoch nach einer Besprechung Ende Oktober 1944 insgesamt 20 ungarische Divisionen neu aufgestellt werden, die Schulung begann im Gebiet des Altreichs. Eine solche Ausbildungseinheit, denn nur solche wurden im Westen im Jahr 1945 eingesetzt, dürfte wohl auch die von Albart angesprochene gewesen sein. Es handelte sich dabei nach amerikanischen Unterlagen um insgesamt 4 Schwadronen (7., 8., 9. und 12. Schwadron) einer ungarischen Husaren Einheit ohne schwere Waffen, nur unzureichend mit MG und Panzerfäusten ausgerüstet. Die deutschen Kräfte gehörten im Groß der 36. Volksgrenadierdivison an, ferner wird ein Pionierbat. 46 genannt, die nach den Befragungen der Kriegsgefangenen von Regensburg aus in Marsch gesetzt worden waren. Ferner wird genannt die 2. Marschkompanie Luftwaffenersatzbat. 12 aus Fürth. Eine wirkungsvolle Verteidigung war mit den geringen Kräften kaum möglich. Es darf festgehalten werden, dass die Führung des LXXXII. Armeekorps keine Kampftruppen in die Stadt schickte und somit wesentlich zur Schonung Bambergs beitrug.
Im Raum Bamberg gab es zu diesem Zeitpunkt zwei Munitionsfabriken oder –anstalten. Eine davon in Bamberg selbst zur Versorgung der dortigen Garnison, hier war in der Zwischenkriegszeit eine Fertigung der Firma Messerschmitt untergebracht bevor der Umzug nach Augsburg/Haunstetten stattfand. Hier befand sich auch eine Art "Werksflugplatz" von Messerschmitt, der noch im Zweiten Weltkrieg als Notlandefeld ausgewiesen war. Eine weitere Munitionsanstalt befand sich in Breitengüssbach nördlich von Bamberg, die Luftwaffenmunitionsanstalt 1/XIII, zugehörig der Luftzeuggruppe 12 Wiesbaden. Gefertigt wurden dort Infanterie-, Bordwaffen-, Abwurf-, Leucht-u. Signalmunition nach folgender Quelle: BA- MA Freiburg RL 2 III/419- Freiburg. Verfügungsberechtigt in Breitengüssbach war im April 1945 allein das Militär, nach Hitlers Befehl vom 19.03.45 (Nero-Befehl) die Wehrmacht. Da das Lager aber ein Luftwaffenlager war dürfte die nicht erfolgte Sprengung wohl mehr der Kompetenzüberschreitung zuzuschreiben sein.