Hallo Leute,
#karl grohmann
Das ist richtig - aber das ging allen Industriebetrieben so. Bei einem ungeplanten Rückzug ist schlagartig jegliches Transportgerät Mangelware. War bei der wiederaufgebauten Kriegsindustrie im Donezgebiet genauso. Auch die Wolfram und Molybdänminen im Kaukasus konnten nicht umfangreich zerstört werden. Wenigstens gelang da der Abtransport von einigem Erz.
Zum Ursprungsthema:
BLAU war ein riskantes Unternehmen, aber keinesfalls absehbar zum Scheitern verurteilt. Man beachte auch den überraschenden Angriff der Russischen Elite im Mai 1942 bei Charkow. Da konnte die Wehrmacht einen überragenden Kontererfolg verbuchen - also war die Kampfkraft gegeben. Auch die Russen hatten Transportprobleme: Man schaue sich nur einmal den Nachschubweg von Fabriken im Ural/Sibirien an die Schwarzmeerfront im Verlauf der Operation an. Ein unterschätzter Faktor war, das die Russen (mit allierter Hilfe) überraschend schnell immer neue Verbände aufstellen oder bestehende auffüllen konnten.
Früher habe ich die offensichtlichen operativen Fehler der Führung ebenfalls nicht verstanden - heute mit Kenntniss vieler wirtschaftlicher Faktoren - war diese Operation, bei gegebener Erfolgschance, geradezu zwingend, auch in ihrer Ausführung.
Dazu war das Donezgebiet zum Zeitpunkt des dt. Angriffes wieder zu einem erheblichen wirtschaftlichen Faktor ausgebaut worden - und lag dicht hinter der Front. Eine reine Operation Richtung Stalingrad hätte zwar das Vorfeld vergrössert, aber auch die Frontlinie gedehnt.
Ein idealer Verlauf der Operation hätte sicherlich auf der totalen Eroberung von Stalingrad aufbauend, die Angriffe entlang der Wolga und des Hauptkammes der Kaukasus gen Süden inkludiert. ABER dazu war schlichweg einfach keine Zeit mehr. Dazu kam das Momentum des überraschenden Durchbruchs im Süden (Rostow war stärker befestigt als Stalingrad) - und Clausewitz schreibt auch "das es sinnvoll, ja zwingend sein kann - sich nicht die starken, sondern die schwachen feindlichen Positionen als Ansatzpunkt für die eigene Hauptmacht auszuwählen".
Im 1. Weltkrieg scheiterte die Deutsche Westoffensive 1918 ua. dadurch, das die Reserven gegen erkannte starke Feindformationen geworfen wurden - anstatt wie die später so genannte Blitzkriegtaktik - immer dem schwächsten Widerstand zum Ziel zu folgen.
Schon ein Erreichen des Kaspischen Meeres und damit eine Unterbrechung der Bahnlinie Astrachan-Kaukasus hätte womöglich schon für ein Umschlagen der Waagschale genügt. Und dazu wäre im August ´42 sicherlich ein zusätzliches Panzerkorps (SS-LAH, SS-Reich, 7. Pz. Div) ausreichend gewesen.
Aber das Hemd war damals halt auch schon überall zu kurz - aber Angesichts der Möglichkeiten im Erfolgsfall - hätte man dies (aus heutiger neunmalkluger Sicht) eingehen sollen.
Gruß
MIT dem Kaukasusgebiet war eine rohstoffwirtschaftliche Autarkie (inkl. des Kautschuks aus Löwenzahn) und eine Verhandlungsposition der Stärke gegeben.
Gruß