Hallo zusammen,
im Lexikon der Wehrmacht finden sich zum GenOberst Friedrich Dollmann (7. Armee, Bretagne/Normandie 1944) folgende Angaben, die mir zumindest zweifelhaft vorkommen (zumal jede Quellenangabe fehlt):
a) Er hätte die Sinnlosigkeit der Verteidigung Cherbourgs erkannt und den "14.000 Soldaten starken Besatzung" den Befehl zum Durchbruch nach Süden gegeben;
b) Er hätte in der Folge in seinem Gefechtsstand bei Le Mans Selbstmord begangen, als er für diesen eigenmächtigen Befehl zur Rechenschaft gezogen werden sollte.
zu a):
Dass der gesamten Besatzung Cherbourgs der Ausbruchsbefehl gegeben worden sein soll, habe ich noch nie irgendwo gelesen.
Carell (und auch Bernage, a.u.a.O., S. 24) beschreibt z.B. in "Sie Kommen" auf Seite 172 f., dass die deutsche Front durch den Vormarsch der Amerikaner nach Westen bis Barneville in zwei Teile getrennt worden sei. Daraufhin habe die auf dem nördlichen Teil der Cotentinhalbinsel befindliche 77. I.D. (bzw. Teile davon) den umstrittenen Befehl zum Durchbruch erhalten. Bei dem Durchbruch wurde auch der Kommandeur der 77. I.D., General Stegmann, durch alliierte Flieger getötet. Da sich in der Verteidigung mehrere Divisionen bzw. Verbände nach Cherbourg zurückgezogen haben, müssen in Cherbourg auch mehr als die besagten 14.000 Verteidiger gestanden haben. Bernage etwa nennt in "Battle of Normandy - The guide" auf Seite 31 allein 39.000 Gefangene bei der Kapitulation Cherbourgs und der letzten Widerstandsnester um den 30. Juni 1944 herum.
zu b):
Ob Dollmann Selbstmord beging oder an einem Herzinfarkt gestorben ist, ist meines Wissens heftig umstritten. Man liest es einmal so und einmal so. Einen glaubhaften Beleg für die eine oder andere These habe ich noch nicht gesehen.
Wie seht Ihr die oben angesprochenen Punkte?
Gruß,
Marcus