Frage zu SS-Pol.Rgt.2, Verbleib 1945

  • Hallo Frank,
    das deines Bundeslandes.
    Brandenburgisches Landeshauptarchiv
    wenn du in Potsdam im Archiv , den Bestellzettel mit dieser Signatur ausfüllst bekommst u.a. genau diese Fernschreiben.Ist verfilmt und mindestens 400 Seiten, größtenteils Funksprüche zum Luftkrieg1945.
    Ich selbst habe 128 Kopien gemacht.
    Gruß Uwe

  • Hallo an alle,

    ich kann aus den Forschungen zu meinem Großvater, und auch aus Berichten erster Hand von ihm und zweiter Hand von meinem Vater bestätigen, dass das 44 neu aufgestellte SSPol.Rgt. 2 Anfang Januar 45 im Elsass war. Mein Opa gelangte dorthin über das SSPol.Rgt 13, das 44 noch in Nord-Jugoslawien/Kärnten eingesetzt war. Mein Großvater hat leider einige Orpo-Einheiten durchlaufen, zunächst Pol.Btl. 311 (Jena), mit dem er 40/41 zunächst bei/in Neu-Sandez beim BdO Krakau ist. Am 22.6.41 geht er mit seinem Btl. über den San bei Przemysl und folgt als Teil des AOK17 und der 444. Sicherungsdivision der Heeresgruppe Süd über Lemberg, Winniza, Uman nach Dnjepopetrowsk (Dez. 41). Möglicherweise Beteiligung eines oder mehrer Kompanien seines 311er Bataillons an Massenexekution von 5000 Juden in Kherson Ende September 1941. (Suche dazu noch Primärquellen, bisher nur italienische Quelle und eine nicht zugängliche amerikanische Quelle; Wolfgang Curila und Stefan Klempp verneinen Beteiligung des 311 an Aktion in Kherson, da 311 AOK 17 und nicht dem HSSPF unterstellt gewesen sei.) Wird Feb. 42 bei Losowaja (Ukraine) verwundet als die Rote Armee bei Isjum zum Gegenangriff übergeht. April 42 über Lazarett in Krakau-Syrohomli in die Reserve in Jena abgestellt und dort auf dem 1.Polizeirevier, hat er im Dezember 42 eine Affäre mit einer französischen Kriegsgefangenen beim Zeisswerk Jena.In der Familienerzählung hat er das aber nie gesagt. Da sagte er, er sei verurteilt worden, weil er einem Kameraden unerlaubt Urlaub gegeben habe. Beschönigende Schutzbehauptung. Unklar, ob Affäre oder Missbrauch oder schlicht Prostitution oder alles zusammen. (Habe seine Personalakte im Staatsarchiv Weimar gefunden und eingesehen). Wird kurzzeitig Feb 43 vom Polizeirevier Jena in das 5. Wachbtl. Weimar versetzt, während sein Verfahren vor dem SS- Polizeigericht noch läuft. (Suche Infos zu diesem nirgends verzeichneten Bataillon. Gehörte es zu Wachmannschaften in oder um das KZ Buchenwald?) Wird wegen der Affäre mit der Französin schließlich verurteilt und vorübergehend ins SS-Polizeigefängnis Danzig-Matzkau bei Danzig gebracht. Für 2 Monate. Danach Frontbewährung. Diese beginnt Juli 43 in Bialystok im besagten SS-PolRegt. 13. Vermutlich Teilnahme an schlimmen Verwüstungsaktionen in Weißrussland. (Suche hierzu noch nach genaueren Angaben. Für Hinweise sehr dankbar.) Dann „Rehabilitation“ im Dezember 43. Dazu werden leider konkrete Tötungen an der Front im November 43 als „Bewährungstaten“ aufgelistet. Im März 44 ist sein SSPol.Reg. 13 in Kärnten/ Slowenien im Einsatz. Nach der Neuaufstellung des SS-Pol.Rgt. 2 Mitte 44 stösst mein Opa im Sommer 44, nach einem Zwischenaufenthalt in der Polizeiwaffenschule Dresden-Hellerau, gegen Ende des Krieges zu diesem neu aufgestellten Regiment 2 und er wird Januar/Februar 45 in Herrlisheim im Elsass, vermutlich im Rahmen des letzten Offensivangriffs der Operation Nordwind, verwundet. Wie ich hier lerne, wohl als Teil einer Kampfgruppe Gieseke, die offenbar Teil einer/der Div.905 war, die evtl. als Teil der 16. Volksgrenadierdivision im Verband des LXIV. Armeekorps eingeordnet war. Verbindung zur 19. Armee und/ oder Heeresgruppe Oberrhein oder Heeresgruppe G (Blaskowitz) noch nicht ganz klar. Es gibt aber auch Hinweise auf eine Kampfgruppe Sarnow innerhalb dieser Großverbände der Heeresreste. Die angebliche Verlegung des Pol.Rgt 2 nach Februar 45 vom Oberrhein in die Lausitz, auf die ich auch immer wieder als Info stoße, passt nicht recht zu dem weiteren Gang meines Großvaters. Ich kann die Kritik an dieser Verlegungsbehauptung mit einer sicheren Nachricht aus meiner Familiengeschichte aus erster Hand stützen: Zunächst im Februar 45 im Lazarett in Bad Dürrheim, taucht mein Opa in den letzten Kriegswochen, vermutlich April 45, also noch während des Krieges, in Bayern, in Sandsbach bei Verwandten auf. Wäre er zu der Zeit in der Lausitz gewesen oder von dort her gekommen, etwa als Teil der Hgr. Weichsel, wäre das praktisch ausgeschlossen gewesen. Bin deshalb sehr an den allerletzten Kriegswochen interessiert, denn er erschien in Sandsbach in Zivil. Er hatte sich aus dem Lazarett in Bad Dürrheim nach eigenen Aussagen „selbst entlassen“, ist also defacto desertiert. Seine Uniform hatte er in Sandsbach/Bayern nicht mehr an. Das muss extrem riskant gewesen sein. Er musste dabei die Deutschen mehr fürchten als die Amerikaner. Er geht ja im Grunde mit der zurückweichenden deutschen (Rest-)Front vom Südschwarzwald, Richtung Niederbayern, bei Regensburg, das östlich Sandsbach liegt und das erst am 28.4. kampflos an die Amerikaner übergeben wird. Er verbringt die letzten Kriegstage dann „auf einem Heuboden in Sandsbach“. Wer weiß Genaueres über das ganz finale Ende des SS.Pol.Rgt. 2 „im April 45“ in Bayern? Ist er vielleicht doch erst kurz vor Sandsbach desertiert oder tatsächlich 350km von West nach Ost in der aufgelösten Kampfzone „zwischen den Fronten“ oder knapp hinter der deutschen Front nach Osten, Richtung Sandsbach desertiert? Gibt es noch Ortsangaben, Zeitangaben, letzte Befehlsstrukturen??

    Bin für alle Hinweise entlang der „Route“ meines Großvaters dankbar. Kein schönes Kapitel, aber lehrreich. Ich weiß, dass viele meiner Anmerkungen hier nicht direkt zum aktuellen Thread passen. Muss meinen Langtext wohl mal zerlegen und meine Fragen auch an anderen Stellen platzieren. Aber der Hauptfokus meiner Frage schließt sich am Ende meines Langtextes direkt an das Threadthema an. In diesem Sinne.

    Liebe Grüße

    Christoph, Berlin

    Einheiten von besonderem Interesse: Ordnungspolizei: Polizeibataillon 208 bzw. 311 (Jena), SS-Polizeiregimenter 13 ab Juli 43 (Bialystok) bis Verlegung nach Kärnten; SS-Polizeiregiment 2 ab Juli 1944; 2. SS-Standarte Frankfurt am Main, 83. SS-Standarte Oberhessen

    Mehr Licht.

    Edited 14 times, last by heinrich1912 (December 30, 2019 at 11:48 PM).

  • Hallo zusammen,

    eine kleines Funkstuck aus den Crowcass Detentions Lists 16-20: hier findet sich für Major d.Sch. Gerhard Sarnow (*12.08.1905) neben der Angabe für 1939-1944 (beim BdO Berlin) für den Zeitraum vom November 1944 bis zum März 1945 der Eintrag SS-Police,445.Div, 905.Div, SS-Pol.Regt.2, 2.Bn. mit den Ortsangaben Freiburg, Offendorf (vermutl.Offenburg) und Herlesheim (vermutl. Herrlisheim/Elsaß). Sarnow befand sich 1947 noch in französischer Kriegsgefangenschaft in Baccarat/Lothringen (205.POW-Camp/Officers), vermutlich war also für ihn im März der Krieg vorbei.

    Sarnow, Gerhard.jpg

    Grüße Frank

    PS: noch eine Nachfrage

    PolBtl Sarnow mit unterstellter 1 Kp.GendEinsKdo Walter

    Ist dieser Major d.SchP. Sarnor identisch mit dem Führer Pol.Batl. Sarnow in der Kampfgruppe Reinefarth im August 1944 in Warschau?

    Edited 3 times, last by micha18 (August 15, 2021 at 6:23 PM).

  • Hallo,

    Ich lege einen Bericht der 12th Armored Division auf 553 VGD bei. Ich habe keinen Thread zu dieser Division gefunden. Da es mit dem SS-Pol.Regt.2 zu tun hat, füge ich es hier hinzu.

    Gruß

    Javier

  • Hallo zusammen,

    Hauptmann d.Sch. Konrad Jansen (final Major) gibt die Orte Drusenheim, Herlebheim und Hagenau für den Januar 1945, (dann im Lazarett) und für März Hagenau, Scheibenhardt und Hagenbach mit dem 2.SS-Pol.Regt. an (aus den Crowcass Detentions Lists). Anschließend war in Karlruhe, im Laufe des Krieges beim 3/319.PB (1941), 308.PB (1941/42) und 16.SS-Pol.Regt. (1942/1943)

    Grüße Frank

  • Hallo !

    Es wurden ja hier schon sehr viele interessante Infos zu diesem SS-Polizei-Regiment 2 gegeben.

    Ich finde, es wäre trotzdem nützlich, diese einmal zusammen zu fassen, auch wenn das meiste

    irgendwo schon in den früheren Beiträgen erwähnt wurde :

    Einsatz des SS-Pol.Rgt 2 im Westen ab 18. Dezember 1944 :

    Herkunft :

    Vermutlich im Laufe des Novemder 1944 wieder aufgestellt aus dem Gerüst des früheren

    SS-Pol.Rgt. 2. [Nach Neufeld, Huck, Tessin, S. 88: Mitte Nov. in Brandenburg a.H.]

    Der Grossteil der Mannschaften scheint aus zur Luftschutz-Polizei eingezogenen

    Zivilisten bestanden zu haben. Offiziere und Unterführer waren Polizei-Beamte, denen nur

    zum Teil eine gewisse Kampferfahrung aus dem Bandenkampf zugesprochen wurde.

    Das Regiment kam nach nur 3 wöchiger Ausbildungszeit zum Einsatz.

    Die Ausstattung mit Waffen, Gerät und Fahrzeugen soll dagegen sehr gut gewesen sein.

    [Siehe Meldung v. 23.2.45 unten, KTB Div.Nr. 905]

    Rgts-Kdr.: Oberstleutnant Gieseke

    I. Btl.: Kdr. Major Walden

    II. Btl.: Kdr. Major Sarnow

    III.Btl.: Kdr. Major Jansen

    Alle 3 Btle. waren ähnlich gegliedert: 1.-3. Kp. ca. 8-12 le. MG, 4. Kp. 8 s.MG

    Unterstellung und Einsatz :

    Das SS-Pol.Rgt. 2 traf ab 18.12.45 am Oberrhein ein, im Raum Achern, (N Offenburg) ein und löste

    dort das Rgt. Wacker ab (Gneisenau Einheit des WKVII), das in den Brückenkopf Colmar verlegt wurde.

    Ab Anfang Januar 1945 wurde unter Führung von Genmaj. Hüther eine Kampfgruppe aus 2 Regimentern

    und weiteren Unterstützungseinheiten gebildet. Die Kampfgruppe bestand infanteristisch aus den

    Resten der 553. VGD (nur Btl. Kappes), sowie aus den kampfkräftigsten Teilen der Div.Nr. 905 und 405.

    Das waren verschiedene Gneisenau Einheiten und das SS-Pol.Rgt. 2, sowie ein Btl. der Polizeischule

    Heidenheim (auf das würde ich aber gerne in einem separaten Thread eingehen).

    Aufgabe war, einen Brückenkopf westlich des Rheins (NO Strassburg) zu bilden, um die Operation Nordwind

    zu unterstützen. Dies erfolgte auch ab dem 5. Januar im Raum Gambsheim, Drusenheim usw.

    Das SS-Polizei-Rgt. 2 sollte ursprünglich als Reserve dieser Kampfgruppe dienen (lt. Bericht Genmaj. Hüther),

    wurde aber schon nach wenigen Tagen zum Einsatz gebracht und erlitt sofort hohe Verluste.

    In der Folge müssen das II. und III. Btl. zu einem verschmolzen worden sein, unter Führung von Maj. Sarnow.

    Etwa um den 26. Januar wurden alle Truppenteile der 553. VGD herausgelöst, auch der Stab der KGr. unter

    Gen.Maj. Hüther und die Führung der übrigen Teile der Kampfgruppe durch die Div.Nr. 905 übernommen.

    Am 28. Jan. wurde das I. Btl. unter Major Walden an die 10. SS-Pz.Div. Frundsberg abgegeben.

    (Danach habe ich keine weiteren Infos zu diesem I. Btl. Walden).

    Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde die Infanterie der Div.Nr. 905 in 2 Regiments-KGr. aufgeteilt :

    KGr. Gieseke und KGr. Marbach

    Die KGr. Gieseke bestand aus dem Stab SS-Pol.-Rgt. 2, dem II.Btl. dieses Rgts (verschmolzen mit III.),

    sowie zunächst dem VI. Gren-Btl. Obrh. (Morg), letzteres später ersetzt durch das Lds.Btl. 1095 (Wiegand),

    dann Btl. Wagner.

    Einzelheiten zu den Einsätzen im Februar und März finden sich oben, z.B. in den Posts von Michael/Odin5050,

    bzw. Dieter/frankpol.

    Nach dem Rückzug über den Rhein (~24. März) wurde die Div.Nr. 905 am 27.3.45 aufgelöst und in die 16. VGD

    eingegliedert.

    Oberstleutnant Gieseke übernahm dabei das Gren.Rgt. 225 dieser Division und aus den Resten des II./SS-Pol.Rgt. 2

    wurde das II./GrenRgt 225 gebildet. [Eingliederung gemäss post Wolfgang Grote unten : ]

    Division 905

    Damit endete die Geschichte des selbständigen SS-Pol.Rgt. 2.

    [Quellen u.a.: KTB Div.Nr. 905, RH26-905-1,2, FMS repts. B-177 (553. VGD), C-027 (Div.Nr. 405)]

    Noch ein paar Anmerkungen :

    1.) In den Quellen wird sowohl der Name Giesecke als auch Gieseke verwendet. Lässt sich klären, was richtig ist ?

    2.) micha18 : Offendorf ist 2km S Herrlisheim, könnte also richtig sein.

    3.) Was sind Crowcass Detentions Lists?

    4.) heinrich1912 / Christoph : Die 16. VGD beendete den Krieg im Süden Württembergs (grob). Nach der Flucht aus

    dem Lazarett kam er also wohl nicht zu seiner Einheit zurück.

    Beste Grüsse,

    Uwe

    Edit: Name auf Gieseke geändert

  • Hallo Uwe,

    der Rgts.Kdr. schrieb sich Gieseke.

    Otto Gieseke, SS-Brigadeführer und Gen.Major der Polizei. Zu ihm findet sich einiges in diesem Forum.

    Beste Grüße

    Werner

  • Hallo Werner !

    Danke für die Info :thumbup: !

    Ich habe das jetzt korrigiert ..

    ... und komme ins Grübeln ...

    Der Kdr. des SS-Pol.Rgt 2 war doch im März 1945 noch Oberstleutnant.

    Da kann er es ja eigentlich nicht mehr zum Generalmajor geschafft haben ?!

    Wird sich aber hoffentlich noch klären lassen.

    Beste Grüsse,

    Uwe

    Seltsam, die Infanterie ! Sie fährt nicht, sie reitet nicht und unser himmlischer Vater bewegt sie doch...

  • Hallo zusammen,

    es handelt sich um Oberstleutnant d.Gend. Walter Gieseke (22.11.44) – (01.02.45)

    Herzliche Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo zusammen,

    Roland hat natürlich recht! Fehler bei mir :evil:

    nicht Otto Gieseke sondern Walter Gieseke war der Rgts.Kdr. SS-Pol.Rgt. 2.

    Beste Grüße

    Werner

  • Hallo Roland und Werner !

    roland : Vielen Dank für die Klarstellung :thumbup: !

    Werner : Kein Problem ! Und zum Glück werden ja beide gleich geschrieben.

    Danke und beste Grüsse,

    Uwe

    Seltsam, die Infanterie ! Sie fährt nicht, sie reitet nicht und unser himmlischer Vater bewegt sie doch...

  • Hallo Uwe,

    Bei der gezielten Recherche zum Polizei-Offizier und späteren Bataillonsführer des II./Grenadier-Regiment 225, SS-Hauptsturmführer und Hauptmann d.SchP. Hans Werbeck, stieß ich vor Jahren auch auf Hinweise zu vermeintlichen Kriegsverbrechen in der Region. Hier der mir bisher vorliegende relevante Auszug aus seiner Biografie.

    "22.11.1944 Chef der 2. Kompanie im I. Bataillon des neu aufgestellten SS-Polizei-Regiment 2

    06. – 15.04.1945 Kommandeur des II./Grenadier-Regiemt 225 (auch Bataillon Werbeck genannt) in der 16. Volks-Grenadier-Division, bei den Kämpfen um das Dorf Nußdorf an der Enz verhängte Werbeck ein zweifelhaftes Todesurteil in einem Standgericht an den Knecht Oskar Baral, ein weiterer Nußdorfer Bürger entging später nur knapp einem zweiten Standgericht"

    Liegen Dir darüber eventuell weitere Angaben vor?

    Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Daniel,

    schau hier: http://www.denkmalprojekt.org/2020/nussdorf-…urg_wk2_bw.html

    BARAL


    Oskar


    27.08.1908


    09.04.1945 im Schloßhof bei der Gärtnerwohnung


    Etwas geistig beschränkter Dienstknecht des Löwenwirts, erschossen von einem SS-Feldwebel auf Geheiß des Bataillonskommandeur SS-Hauptsturmführer Warbeck wegen Befehlsverweigerung, nachdem er noch am Vortag beim Ausheben des Gemeinschaftsgrabes geholfen hat, Er ist einmal durch die Stirn und einmal durch den Unterkiefer geschossen worden Gemeinschaftsgrab


    Grüße Frank

  • Hallo Daniel und Frank !

    FRank :

    Sehr interessanter Fund zum tragischen Tod dieses Nussdorfer Bürgers. Vielen Dank !

    Daniel :

    Zuinächst einmal herzlichen Dank für den Namen von Hans Werbeck als Kommandeur

    des II:/Btls GR 225. Den Namen hatte ich noch nicht. Überhaupt ist die Informationslage

    zur 16. VGD ab April sehr dünn. Umso mehr freue ich mich über diese Info !

    Genauere Angaben zu der Hinrichtung in Nussdorf als die von Frank gefundenen habe

    ich leider nicht.

    Ich stelle aber mal einen Bericht über das Kampfgeschehen in Nussdorf im April 1945 ein.

    Er stammt aus dem Buch von F. Blumenstock: Der Einmarsch der der Amerikaner und

    Franzosen im Nördlichen Baden-Württemberg im April 1945

    Er belegt zum einen, dass das II/GR 225 ab 6. April in den Ort einzog, und gibt auch ein

    paar Hinweise auf das Verhalten des Btls-Kdrs. und einen generellen Eindruck von der

    Lage. Darüberhinaus zeigt er auch, dass es von Anfang an zu Spannungen zwischen

    der Bevölkerung und den Soldaten kam (Versuch der Beseitigung der Panzersperren).

    Zusätzlich gibt es in dem Buch noch einen weiteren Hinweis auf ein Standgerichtsverfahren,

    das auch seine Ursache in Geschehnissen vom 9. April in Nussdorf hat.

    Dort wurden 6 Männer aus Nussdorf angeklagt, aber am Ende zum Glück freigesprochen.

    Wie beide Ereignuisse zusammenhängen kann ich leider nicht sagen, aber vielleicht ein

    Ansatz für weitere Recherchen ...

    Nochmals Danke und Beste Grüsse,

    Uwe

  • Hallo Uwe,

    gern geschehen.

    Vielen Dank für den Hinweis auf das Buch. Das wird mir zukünftig sicherlich weiterhelfen. 8):thumbup:

    Werbeck war nach meinen Recherchen ein klassischer Weltanschauungskrieger der Ordnungspolizei, der an vielen Kriegsschauplätzen direkt mit Verbrechen in Berührung kam. Hier meine bisher erarbeiteten biografischen Eckdaten zur Person.

    Werbeck, Hans (PV Wuppertal)

    SS-Nr. 351.316

    Größe: 1.76 m

    07.10.1916 geboren in Wuppertal-Barmen

    Religion: evangelisch

    00.00.1923 Volksschule

    00.00.1927 Realgymnasium zu Wuppertal-Barmen

    01.10.1932 – 01.10.1934 in der Hitlerjugend (HJ)

    21.02.1936 Abitur bestanden

    03.04.1936 – 26.09.1936 Arbeitsdienst

    13.10.1936 – 29.10.1938 Infanterie-Regiment 83 in Hirschberg im Riesengebirge, erreichter Dienstgrad: Unteroffizier und Reserve-Offiziers-Anwärter (ROA)

    01.11.1938 Eintritt in die NSDAP, Mitgliedsnr. 7.039.513, und Schutzpolizei als Offiziers-Anwärter

    18.12.1939 nach Besuch des 12. Offiziers-Anwärter-Lehrgangs an den Polizei-Offiziers-Schulen Fürstenfeldbruck und Berlin-Köpenick zum SS-Untersturmführer und Leutnant d.SchP. ernannt, unter gleichzeitigem Eintritt in die Schutzstaffel (SS)

    01.01.1940 im dienstlichen Interesse von der PV Wuppertal zur PV Schneidemühl versetzt

    17.03.1940 Zugführer in der 2./Polizei-Ausbildungs-Bataillon Schneidemühl

    24.03.1940 verheiratet mit Ilse Diedtmann, ein Kind

    09.11.1939 zum SS-Obersturmführer und Oberleutnant d.Sch. befördert

    27.09.1942 Zugführer in der 11./Polizei-Regiment 26 (ehemals 3./Pol.-Batl. 256), Einsatzort: Beisfjord, dort u.a. zur Bewachung eines serbischen Kriegsgefangenenlagers eingesetzt, später wurde das Lager auf Grund einer Typhusepidemie liquidiert, infizierte Gefangene erschossen

    29.01.1943 laut Schiffstransportliste immer noch Kompanie-Führer der 11./Polizei-Regiment 26

    09.05.1944 als Kompanie-Chef (Rahmenpersonal) zur Aufstellung des Selbstschutz-Regiments Sandschak abgeordnet, Einsatzort: Bandenbekämpfung im Gebiet des Sandschaks

    21.06.1944 aus Anlass der Sonnenwendfeier zum SS-Hauptsturmführer und Hauptmann d.SchP. ernannt

    22.11.1944 Chef der 2. Kompanie im I. Bataillon des neu aufgestellten SS-Polizei-Regiment 2

    06. – 15.04.1945 Kommandeur des II./Grenadier-Regiment 225 (auch Bataillon Werbeck genannt) in der 16. Volks-Grenadier-Division, bei den Kämpfen um das Dorf Nußdorf an der Enz verhängte Werbeck ein zweifelhaftes Todesurteil in einem Standgericht an den Knecht Oskar Baral, ein weiterer Nußdorfer Bürger entging später nur knapp einem zweiten Standgericht

    Orden und Ehrenzeichen: Winkelträger, Goldenes HJ-Abzeichen (119.042), Julleuchter, SA-Sportabzeichen in Bronze, Reichssportabzeichen in Bronze und Silber, Eisernes Kreuz II. Klasse, Verwundeten-Abzeichen in Schwarz, Fahrtenschwimmerzeugnis

    Beste Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Daniel und Frank,

    die genauen Beförderungsdaten zu Hans Werbek sind:

    Lt. d.SchP. m.W.v. 01.12.1939, RDA. 22.12.1939,

    Oblt. d.SchP. m.W.v. 01.11.1941, RDA. 09.11.1941,

    Hptm. d.SchP. m.W.v. 01.04.1944, RDA. 21.06.1944.

    Beste Grüße

    Werner

  • Hallo Frank & Werner,

    herzlichen Dank für eure Hinweise und Ergänzungen.

    Bei dem Jahresdatum handelte es sich um einen Übertragungsfehler meinerseits.

    Beste Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Uwe

    weitere kleine Schnipsel

    Laut Gliederung der 16.VGD (Reorganisation-Befehl 1) vom 29.03.1945 bestand das II.Btl. aus der 5., 6. und 8.Kp.. Ob noch eine 7.Kp. aufgestellt wurde entzieht sich meiner.

    Außerdem sollten aus dem übrigen Personal des SS-Pol.Reg.2 und dem Gre.Reg.225 die Stabs-Kp., die 13. und 14.Kp. aufgestellt werden.

    Am 29. bestand nur die 13.Kp..

    lg Jan