Truppen-Entgiftungszug-Kompanie mot. 643 / Stabsarzt Dr. Miescke

  • Guten Tag, Euch,

    mir ist nicht klar, was die Aufgabe einer Truppen-Entgiftungs-Kompanie war.

    Über google habe ich wenig gefunden; hier im Forum gibt es zwei Beiträge, aus denen nicht wirklich
    ersichtlich ist, was dort gemacht wurde.
    Unbedarft, wie ich manchmal so bin, hätte ich gedacht, mit chemischen Waffen kann es nichts zu tun
    haben, da diese im 2. WW nicht eingesetzt wurden. In einem der zwei Beiträge im FdW wird erwähnt,
    dass es vereinzelt doch dazu kam.

    In der Feldpost-CD steht dies:

    28104
    (16.2.1941-18.7.1941) Truppen-Entgiftungs-Kompanie 643.

    Lt. LdW gehörten die "Entgifter" zu den Sanitätseinheiten.
    Der Kompaniechef der "643" war am 13.4.44 der Stabsarzt Dr. Miescke.
    Er hat die Todesmeldung eines im Lazarett in Husi, Bessarabien, im April 1944 verstorbenen Mannes
    an dessen Witwe unterschrieben (übrigens ohne den "üblichen" Gruß!).

    Aber was wurde entgiftet?
    War es Kleidung, die entlaust wurde?
    Oder Unterkünfte, in denen Fleckfieberkranke einquartiert waren?
    Oder.......?

    Danke Euch für Unterstützung.

    Es grüßt Margarete

  • Hallo,

    die Entgiftungstruppe hatte ursprünglich tatsächlich die Aufgabe Geländeabschnitte nach
    feindlichen Angriff mit chem. oder biologischen Waffen wieder gangbar zu machen.

    Das im Krieg keine chem. und biologischen Waffen zur Anwendung kommen wusste man
    ja nicht. Dazu hätte es ein Blick in die Zukunft bedurft. ;)

    Erstaunlicherweise hatten alle Kriegspartein mehr als genug Kampfstoffe auf Lager so das
    es schon klug war diese Einheiten aufzustellen.

    Inwiefern diese Einheiten aber zweckentfremdet eingesetzt wurden entzieht sich meiner
    Kenntniss.

    Gruß
    Tobias

    "Die Furcht trennt die, die folgen, von denen, welche selber führen."
    Kristian Eivind Espedal

    Edited 3 times, last by Tobias Giebel (June 4, 2012 at 7:05 PM).

  • Hallo, Jürgen und Tobias, u.a.a.

    inzwischen habe ich den Bericht von Christa gelesen, der die Aussage von Tobias bestätigt. Das Netz
    habe ich mit anderen Suchbegriffen erneut befragt und in verschiedenen Ortschroniken u. a. etwas
    über den Einsatz der Entgiftungstrupps gefunden.
    Über den Einsatz im Kriegsgebiet an bzw. hinter der Front scheinen Informationen kaum existent zu sein.

    Wer sich allgemein über den Einsatz der Entgiftungstruppen im Heimateinsatz informieren möchte,
    mag sich durch meine Suchergebnisse hindurchlesen, die ich einfach mal hier verlinke, auch wenn sie nicht
    so wirklich Antworten auf meine Ausgangsfrage geben.

    • Zusammenfassend gehörte lt. Hampe der Entgiftungsdienst zum Luftschutz, war führungsmässig der Polizei
      übertragen. Das Personal stellten für den Luftschutz-Entgiftungsdienst (Gasabwehrdienst) die Straßen- und
      sonstigen Reinigungsbetriebe.

      Hampe "Der Zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg" (von unserem Mitglied "wilde 13" gefunden)
      http://www.bbk.bund.de/DE/Service/Fac…_Weltkrieg.html

      Nachzulesen auf den Seiten
      57/58 und 61/62 - http://gsb.download.bva.bund.de/BBK/Hampe/04_O…zes_S_49_94.pdf
      362/363 - http://gsb.download.bva.bund.de/BBK/Hampe/12_B…z_S_362_397.pdf
      500 - http://gsb.download.bva.bund.de/BBK/Hampe/18_E…z_S_488_505.pdf
      601 - http://gsb.download.bva.bund.de/BBK/Hampe/22_E…2_S_574_618.pdf

    • Jürgen Fritsche hat im Vermisstenforum im Beitrag Feldlazerett 6/542 and Sanitäts-Kompanie 542
      den Entgiftungszug 643 kurz erwähnt:

      Zitat: "Der San.Park hatte die Nummer 540, die Entgiftungszüge 624 und 643. "
      http://www.vksvg.de/thread.php?threadid=6297

    • Das Inhaltsverzeichnis des Oberösterreichischen Landesarchivs (Engelbert Lasinger - Akten und Handschriften -
      der Bezirkshauptmannschaft Steyr-Land im Oö. Landesarchiv) unter der Überschrift: 491 1938-1945 RV(g) Militär
      Wehrmacht (geheim) zeigt diese aufschlussreichen Angaben:

      28g Gasabwehr, Gasschutz; u.a. - 1942 - 1945 - http://www.landesarchiv-ooe.at/xbcr/SID-841EE…5/SteyrLand.pdf
      59/1942 Selbstschutz, Versorgung der Bevölkerung mit Gasschutzgeräten
      54/1943 Gasabwehrdienst außerhalb der Luftschutzorte
      109/1943 Sicherstellung der Fahrzeuge für aufzustellende Entgiftungszüge
      68/1944 Untersuchung von Trinkwasser auf Kampstoffe
      84/1944 Papiersäcke zum Transport kampfstoffvergifteter Kleidung
      104/1944 Hilfeleistung bei Unglücksfällen in der Nähe chemischer Werke
      113/1944 Ausbildung in der Kampfstoffabwehr
      123/1944 Gasschutzgeräte für Kleinkinder und Säuglinge
      124/1944 Einsatz von Trinkwasser bei der Gasabwehr
      125/1944 Einsatz von Kriegsgefangenen beim Gasabwehrdienst
      126/1944 Führung im Luftschutzort beim Großeinsatz von chem. Kampfstoffen
      4/1945 Gasbettchen und Gasjäckchen
      5/1945 Gasabwehrdienst außerhalb der Luftschutzorte
      17/1945 Ausgabe der Gasbettchen und Gasjäckchen
      20/1945 Mobmäßige Vorbereitung des Gasabwehrdienstes

    • Löschen unter Luftkriegsbedingungen in Nürnberg - Der Entgiftungsdienst
      http://www.feuerwehrmuseum-nuernberg.de/Geschichte/Feu…ungsdienst.html

      Zitat: "Obwohl im Zweiten Weltkrieg im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg keine chemischen Kampfstoffe ein-
      gesetzt wurden, herrschte bis Kriegsende bei der Bevölkerung eine große Giftgasfurcht.

      (...) Der Entgiftungsdienst war 1940 wie oben bereits erwähnt in den Feuerlöschdienst eingegliedert worden.

      (...) Die Entgiftungszüge der FE- Bereitschaften wurden in der Regel als Löschkräfte eingesetzt. Nach größeren
      Angriffen wurden sie auch zur Leichenbergung und zur Desinfektion von Kellerräumen, ... sowie zur Entseuchung
      von Tragen, Kraftfahrzeugen und anderer zur Leichenbergung verwendeter Gegenstände eingesetzt. ....
      "


    FE = Feuerlösch- und Entgiftungswesen

    • Durch die Wachchronik der Feuerwache 1, Hamburg, Spitalerstrasse, Freiligrathstrasse und Berliner Tor
      http://www.feuerwache-berliner-tor.de/index.php?go=chronik&start=8
      wird bestätigt, was schon Hampe und die Nürnberger Chronik anführte.

      Zitat: "Die Führer der Feuerwehr traten als Fachführer des Feuerlösch- und Entgiftungswesen zu den jeweiligen
      Stäben der Polizei und waren den Gruppen - bzw. Abschnittskomandeuren der Schutzpolizei unterstellt. ... "


    Leider habe ich keine Fotos von Entgiftungszügen aus der Zeit 33-45 gefunden, nur aus der Nachkriegszeit.
    Ich verlinke trotzdem mal:


    Anlagen:
    Aus dem KTB des LXXII. A.K. - 10.12.1944 (die befanden sich zu diesem Zeitpunkt in Ungarn bei Stuhlweißenburg
    bei schwersten Kämpfen) - Beschwerde über die Gleichgültigkeit der Gasabwehr gegenüber, da die zu einem Gas-
    schutzlehrgang eingezogenen Männer tlw. nicht erschienen. (Quelle: NARA T314 R1567)

    Und etwas aus dem KTB der 12. SS-PzDiv "Hitlerjugend" vom Mai 1944.

    Gruß von Margarete

  • Hallo Margarete und alle !

    Im folgenden ein paar zusätzliche Informationen zum Thema Gasschutz / Entgiftungs-Kpn. :

    1.) Ich weiss nicht ob das allgemein bekannt ist : Etwa ab 1939/40 findet man auf fast allen
    KStN den Hinweis :
    a) Die Einheit bildet einen Gasspürtrupp, bestehend aus 1 Führer und 3 Mann.
    b) Ein Unteroffizier ist als Gasschutzunteroffizier einzuteilen.
    (oder sinngemässes ähnlich ... z.B. :)
    http://www.wwiidaybyday.com/kstn/kstn131ct23okt39.htm

    Bei den im Dokument vom LXXII. AK erwähnten Lehrgängen, dürfte es sich genau um die
    Aus- bzw. Weiterbildung von Personal für solche Aufgaben handeln.


    2.) Zu den Entgiftungs-Kompanien/Zügen :
    Die eigentliche Aufgabe war wohl wirklich der Einsatz zur Entgiftung im Falle eines Angriffs
    mit Gas / chemischen Waffen, wie ihr das oben bereits geklärt hattet. Ich denke, der Gaseinsatz
    im 1. WK hat da so tiefe Spuren hinterlassen, dass alle Kriegsparteien darauf vorbereitet waren.
    Was ich aber noch interessant fand, waren die Fragen :
    a) wieviele Truppen-Entgiftungs-Kompanien es gab und
    b) wie sie in der Zeit verwendet wurden, in der es keine Einsätze wegen Gasangriffen gab.
    (Was ja zum Glück durchgängig der Fall war).

    - Zu a) :
    a.1) Bei der Mobilmachung wurden 8 Truppen-Entgiftungs-Kpn. aufgestellt und deren Zahl erhöhte sich dann
    bis auf ca. 25 (nach Krgl. des Heeres Ende 1943 und Frontnachweiser 1943 und 1944).

    a.2) Die entsprechende KStN war 1379 (für eine Kp.) bzw. 1378 (f. einen Zug) (zu finden bei sturmpanzer).
    Zusammensetzung einer Kp. :
    - Gruppe Führer
    -- 1. Zug (Körperentgiftung) [f. Ordnungsdienst u. Badedienst, Gerätebedienung]
    -- 2. Zug (Sachenentgiftung) [f. Bekleidung u. Waffen, Gerätebedienung]
    -- Wirtschaftsstaffel (Verpflegung und Instandsetzung)

    Gesamtstärke : 2 Offz., 15 Uffz, 76 Mann [Stand : 1.4.43]

    a.3) Ein Tr.Entg.Zug war sinngemäss gleich gegliedert, nur mit weniger Personal und Gerät ausgestattet
    und ohne eigene Wirtschaftsstaffel :
    Gesamtstärke : kein Offz., 9 Uffz, 44 Mann [Stand : 1.8.43]

    => Daraus ergeben sich dann auch die Aufgaben einer solchen Kp. für den Fall eines Gasangriffs :
    Entgiftung von Menschen und Material.

    [Ich meine mich zu erinnern, dass für die Gelände-Entgiftung spezielle Gerätschaften vorgesehen waren,
    ähnlich Pflügen, die dann im Kriegsverlauf tlw. zum regulären Stellungsbau zweckentfremdet wurden. Ich glaube,
    wir hatten dazu auch schon einen Thread im Forum gehabt, den ich aber nicht mehr finden kann.  :( ]


    - Zu Unterpunkt b) findet sich in T78 R398 H1/39 auf pdf-Seite 210 ein Dokument vom 4.3.1944, das einige interessante Schlüsse zulässt :
    b.1) Offensichtlich war seit Mitte 1943 geplant, je Division (!) eine behelfsmässige Truppen-Entgiftungs-Kp. einzurichten.
    b.2) Darüberhinaus ergibt sich, dass bis Frühjahr 1944 bereits jeweils bei einer San-Kp. der Divisionen ein Truppen-Entgiftungs-Zug
    aufgestellt worden ist. Als Ersatz für die aus Personal-Mangel entfallende behelfsmässige Tr.Entg.Kp. wurde befohlen, dass noch
    ein zweiter Truppen-Entgiftungs-Zug einzurichten ist. Das Personal für den 2. Tr.Entg.Zug war dabei aus der Nachschub-Kp. zu entnehmen.

    Solange kein Einsatz wg. eines Gasangriffs nötig war, wurden je einer dieser Tr.Entg.Zge. bei den San-Kp. für Nachschub-Aufgaben eingesetzt,
    während der andere Aufgaben im Bereich der Ausbildung zur Truppenentgiftung, der Entseuchung und beim
    Betrieb von Bade- und Entlausungs-Anstalten hatte.

    Ich würde stark vermuten, dass letzteres dann sinngemäss auch für die Truppen-Entgiftungs-Kompanien bei den Heerestruppen zutraf.


    3.) Was ich gerne wüsste :
    In dem Dokument heisst es u.a. : >> ... Die gesteigerten Gaskriegsvorbereitungen des Feindes erfordern eine
    ausreichende Vorbereitung der Truppenentgiftung. Bei sämtlichen Divisionsverbänden des Feldheeres ist daher
    ein zweiter Truppenentgiftungszug zu bilden. ... <<

    Das war ja ein erheblicher zusätzlicher Personalaufwand (und das bei dem allgemeinen Personalmangel), auch wenn
    das Personal tlw. nur umdirigiert wurde. Weiss vielleicht jemand, aufgrund welcher Erkenntnisse seit Mitte 1943
    von einer verschärften Bedrohung durch Gaseinsatz ausgegangen wurde ?!

    Beste Grüsse,

    Uwe

    Seltsam, die Infanterie ! Sie fährt nicht, sie reitet nicht und unser himmlischer Vater bewegt sie doch...

  • Hallo,

    Quote

    [Ich meine mich zu erinnern, dass für die Gelände-Entgiftung spezielle Gerätschaften vorgesehen waren, ähnlich Pflügen, die dann im Kriegsverlauf tlw. zum regulären Stellungsbau zweckentfremdet wurden. Ich glaube, wir hatten dazu auch schon einen Thread im Forum gehabt, den ich aber nicht mehr finden kann. ]

    Das liegt daran das der Threadname ursprünglich nicht viel mit diesem Gerät zu tun hatte.
    Da ich allerdings daran beteiligt war konnte ich mich noch erinnern:

    Gesuchter Thread

    Gruß
    Tobias

    "Die Furcht trennt die, die folgen, von denen, welche selber führen."
    Kristian Eivind Espedal

  • Hallo Tobias !

    Super ! Genau den meinte ich !
    Danke für den schnellen Service  8) !

    Beste Grüsse,

    Uwe

    Seltsam, die Infanterie ! Sie fährt nicht, sie reitet nicht und unser himmlischer Vater bewegt sie doch...

  • Hallo,

    die Fähigkeit der Truppenentgiftung gab es auch innerhalt der Nebeltruppe. Mit
    Ausbruch des Krieges wurden Entgiftungs-Abteilungen (zumindest eine; Entgiftungs-
    Abteilung 5, später 105, aufgestellt). Nach Beendigung der Aufstellung in den Westen
    zur Teilnahme am Westfeldzug verlegt.

    Entgiftungsabteilungen (wie auch Vergiftungsabteilungen) konnten durch
    Umwandlung einer Abteilungen des schweren Werferregiments gebildet werden.

    Aufgabe:
    Feindliche Geländevergiftungen erkunden und ihre Überwindung durch Entgiften des
    Geländes (Durchgänge) zu ermöglichen.

    Die Entgiftungs-Abteilung war gegliedert in:

    Abteilungsstab mit Stabsbatterie

    1 Gasschutz-Feldlabor, im Gefechtstroß des Abt.Stabes eingegliedert

    3 Entgiftungsbatterien (zu je 2 Zügen, gegliedert in Gasspürgruppen und Entgiftungsstaffeln)

    leichte Entgiftungskolonne

    Bei Umgliederung wurden die Werfer und Munition abgegeben und die Ausrüstung für
    die Entgiftung von den le. Kolonnen empfangen.

    Kriegsstärke der Abteilung:
    28 Offiziere und Beamte
    124 Unteroffiziere
    623 Mannschaften
    206 Kraftwagen
    36 Kräder

    Die Abteilungen der Werf.Rgt. und die Nebelwerferabteilungen konnten mit 1 bis 2
    Batterien zum Entgiften von Straßen und Wegen eingesetzt werden.

    Entgiftungs- und Vergiftungsabteilungen waren im Bedarfsfall den Divisionen
    unterstellt und geschlossen einzusetzen. Einzelne Batterien konnten örtlichen
    taktischen Führern unterstellt oder auf Zusammenarbeit angewiesen werden.

    Quelle: "Geschichte der Nebeltruppe" von Hans Rielau

    -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Leider verstehe ich die Zusammenhänge noch nicht ganz.

    Wenn ich das jetzt richtig verstehe gab es 3 verschiedene Arten von
    Entgiftungstruppen, deren Aufgabe allerdings wohl gleichblieb:

    1. Die selbstständigen Entgiftungsabteilungen, die aus der Nebeltruppe zu
    Kriegsbeginn entstanden/aufgestellt wurden. (War das eventuell nur 1 Abteilung?)

    2. Die selbstständigen Entgiftungs-Kompanien, Heerestruppe.
    Von bzw. durch wen aufgestellt ?

    3. Die im Bedarfsfall aus den Werfer-Regimentern aufzustellenden Entgiftungs-
    Abteilungen.

    Soweit richtig? Kann das jemand bestätigen und wenn ja: warum wurde 3-spurig
    gefahren?

    Gruß
    Tobias

    "Die Furcht trennt die, die folgen, von denen, welche selber führen."
    Kristian Eivind Espedal

    Edited 3 times, last by Tobias Giebel (June 21, 2012 at 10:44 AM).

  • Hallo,

    nach einem Blick in Lexikon wird alles etwas klarer.

    Scheinbar wurden die selbstständigen Entgiftungsabteilungen, die zu Beginn des Krieges
    aufgestellt wurden später als Werfer-Abteilung in die Werfer-Regimenter eingegliedert.

    Bei Bedarf sollten sie dann wieder aus dem Regiment gelöst als Entgiftungs-Abteilungen
    fungieren.

    Wahrscheinlich wurden zusätzlich selbstständige Entgiftungs-Kompanien aufgestellt um
    flächendeckender die Fähigkeit der Entgiftung zu behalten und nicht vollständig auf die
    erst aufzustellenden Abteilungen innerhalb der Regimenter angewiesen zu sein.

    Wäre jetzt zumindest meine logische Schlussfolgerung.

    Gruß
    Tobias

    "Die Furcht trennt die, die folgen, von denen, welche selber führen."
    Kristian Eivind Espedal

  • Quote

    Original von Margarete
    Guten Tag, Euch,
    mir ist nicht klar, was die Aufgabe einer Truppen-Entgiftungs-Kompanie war.

    Hallo Margarete,

    hier noch ein kleines Fundstück aus dem Bericht eines Veteranen:

    ... "Von der Sanitätsschule kam ich nach Döberitz, zur Truppenentgiftungskompanie 637, kurz TEK genannt. Die Truppenentgiftungskompanien wurden aufgestellt, weil man befürchtete, die Russen würden Giftgas einsetzen. Das geschah nicht und wir wurden später eingesetzt, um die Kameraden an der Front zu entlausen. Die Klamotten entlausten wir in einem speziellen Wagen mit Heißdampf. Die Soldaten badeten derweil in Zelten, die wir behelfsmäßig aufstellten. Anschließend wurden sie wieder eingekleidet." ...

    Quelle: Priester in Uniform, Bericht des Pater Moritz Steinheimer, Seite 86 ff.

    Gruß, J.H.

  • Hallo zusammen !

    @J.H. : Danke für den aussagekräfttigen Bericht. Das würde ja meine Vermutung von oben bestätigen.

    Tobias :

    Quote

    nach einem Blick in Lexikon wird alles etwas klarer.


    Genau die Idee hatte ich dann irgendwann auch :rolleyes: ! (Soll ja schon öfter geholfen haben :D !)

    Danach sah die Situation bei Kriegsbeginn so aus :
    Bei Mobilmachung gab es nur die drei Nebelabteilungen 1, 2 und 5.
    Im Link zur Nebelabt. 2 (Klick) findet sich die Angabe, dass bei dieser Abteilung
    (ich nehme an, bei den anderen genauso) je eine Vergiftungs- und eine Entgiftungs-Kolonne dabei war.

    U.a. aus diesen Kolonnen wurden dann noch im September/Oktober 1939 die separaten
    Entgiftungs-Abteilungen 1, 2 u. 5 aufgestellt, (später umbenannt in 101, 102, 105), die dann
    auch am Westfeldzug und bei Barbarossa teilnahmen.

    Vor dem Angriff auf Russland wurden anscheinend noch zusätzlich die Entgiftungs-Abteilungen 103 und 104,
    sowie 3 Strassen-Entgiftungsabteilungen aufgestellt. Alle diese Entgiftungs-Abteilungen wurden anscheinend
    im Herbst/Winter 41/42 in Werfer-Abteilungen umgegliedert.

    Quote

    Bei Bedarf sollten sie dann wieder aus dem Regiment gelöst als Entgiftungs-Abteilungen fungieren.


    Das ist sehr interessant und erscheint ja auch plausibel. Kannst Du noch sagen, woher die Angabe stammt ?

    =================
    Zu Deiner Grundsatzfrage und den verschiedenen Einheitstypen :
    >> warum wurde 3-spurig gefahren? <<

    Für mich stellt sich dass so dar :
    - Die Zuständigkeit für die Gelände-Entgiftung lag bei der Nebeltruppe, dazu gab es :
    a) Entgiftungsabteilungen (für gewöhnliches Gelände oder alles ?!)
    b) Strassen-Entgiftungs-Abteilungen (wahrscheinlich mussten Strassen anders behandelt werden ?!)

    - Die Entgiftung von Menschen (und deren Bekleidung /Waffen) lag bei den Sanitätstruppen,
    zu denen die Truppen-Entgiftungs-Kpn./Züge gehörten.
    a) Zunächst in Form von eigenständigen Tr.Entg.-Kompanien, die als Heerestruppe zum Einsatz
    an Schwerpunkten zur Verfügung standen.
    b) Ab 2. Halbjahr 1943 dann flächendeckend, durch die zusätzliche Einrichtung von zuerst einem,
    dann zwei Truppen-Entgiftungs-Zügen bei den San-Kompanien der Divisionen

    Die einen sind im Umgang mit grossflächigem Einsatz von chemischen Kampfmitteln geschult,
    die anderen sind geschult in der Behandlung von Menschen und kümmern sich um deren Entgiftung
    und die Versorgung von deren Verletzungen. So gesehen, finde ich die Aufteilung der Aufgaben
    schon durchaus durchdacht und sinnvoll.

    Interessieren würde mich immer noch, warum es ab 2. HJ 1943 zum Eindruck einer
    massiv gesteigerten Bedrohung durch Gaseinsatz gekommen ist ?! ?(

    Beste Grüsse,
    Uwe

    Seltsam, die Infanterie ! Sie fährt nicht, sie reitet nicht und unser himmlischer Vater bewegt sie doch...

  • Hallo,

    Quote

    Das ist sehr interessant und erscheint ja auch plausibel. Kannst Du noch sagen, woher die Angabe stammt ?

    Keine Quelle, meine logische Schlussfolgerung. Ist wohl nicht ganz ersichtlich geworden.

    Eingliederung der Entgiftungsformationen in die Werfer-Regimenter und die Eigenart der
    Werfer-Regimenter eine Abteilung von ihnen bei Bedarf zur Entgiftungs-Abteilung
    umzugliedern lässt für mich diesen Schluss zu.

    Der Unterschied Gelände- und Personenentgiftung Nebeltruppe und Sanitätstruppe
    ergibt Sinn, danke!

    Gruß
    Tobias

    "Die Furcht trennt die, die folgen, von denen, welche selber führen."
    Kristian Eivind Espedal

    Edited once, last by Tobias Giebel (June 22, 2012 at 1:57 PM).

  • Hallo, Uwe, Tobias, Johann Heinrich, (und allen weiteren "Hilfswilligen" :D und Interessierten)

    vielen Dank für Eure wunderbaren Ergänzungen. Es ist schon interessant, dass meine dem "Sohn"
    spontan gegebene Antwort auf seine Frage, was denn die Aufgabe der Entgiftungs-Kompanie war,
    durch Eure Recherchen bestätigt werden.

    Quote

    Original von A.M.
    nach einem Blick ins Lexikon wird alles etwas klarer


    Den Blick ins LdW hatte ich auch "riskiert", führte jedoch zu einer neuen Frage, mit der ich mich nicht
    so wirklich auseinandersetzen wollte. Ich habe nämlich keine Ahnung, was eine Werfereinheit ist.
    (Mein inneres Auge stellt sich einen Diskusswerfer vor. :rolleyes: =) )

    Unter Korrekturen habe ich vor längerer Zeit einen Bericht zu einer Entlausungsanlage eingestellt.
    Passt ja ganz gut in diesem Zusammenhang:
    https://www.forum-der-wehrmacht.de/thread.php?thr…ilightuser=4807

    Seid herzlich gegrüßt - Margarete

  • Hallo zusammen.

    Da ich in den letzten Tagen die E.G.A. 105 gesucht habe und schlußendlich selbst eine Erklärung fand möchte ich das noch hier beitragen.
    Die Entgiftungs-Abteilung 105 war motorisiert und wurde zum Beispiel mit einer Kompanie der Panzerjäger 195 am 17.6.1940 zur Aufklärung eingesetzt.
    Ob nun bei dem Zusammenschluß die Angst vor chemischen Kampfstoffen oder die Motorisierung der Abteilung ausschlaggebend war, kann ich nicht beurteilen.

    Gruss

    Markus

    Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen (Plato)
    Suche alles über Korps-Abteilung "H" und I.D. 95 (neu)

  • Ich bereite gerade die Aufzeichnungen meines Großvaters auf, der die TEK 609 in den ersten Jahren als Stabsarzt/Oberstabsarzt in den ersten Kriegsjahren als Kompanie-Chef geführt hat und zum einen auf ca, 50 Schreibmaschinenseiten einen Entwurf eines Anfangs einer Geschickte der TEK 609 verfasst hat (teils humorig, aber gespickt mir zahlreichen interessanten Informationen), aber auch ansonsten recht viele Aufzeichnungen, Briefe etc. hierzu hinterlassen hat. Ganz grob: die TEK waren tatsächlich als Einheiten zum Einsatz bei evtl. biologisch/chemischen Kampfstoffangriffen gedacht. Da das in der Realität nicht zum tragen kam, wurden sie z.B. für Dinge wie Entlausungen etc. eingesetzt.

  • Als im März 2015 meine Großmutter verstorben ist, sind mir mehrere Fotoalben meines Großvaters (Karl) in die Hände gefallen, der leider im März 1945 in russischer Gefangenschaft gestorben ist. Von meinem Großvater wusste ich nur, dass er zuletzt an der Ostfront auf der Krim stationiert gewesen ist. Beim Sichten der Fotos vermutete ich, dass er bei einer rückwärtigen, also irgendeiner Unterstützungstruppe eingesetzt gewesen ist (Fahrzeuge nur LKWs, die Bewaffnung der Mannschaften ausschließlich Karabiner 98 und veraltete MGs,)

    Ein Foto, ich glaube aus dem Jahr 1941, zeigt Soldaten vor einer Schiefertafel auf der die Tagesverpflegung angeschrieben ist. Darüber ist ein Kreuz à la "Rotes Kreuz" gezeichnet, im senkrechten Balken sind von oben nach unten die Ziffern "609" zu lesen. Daneben steht sinngemäß "Zwei Jahre TEK 609". Daher vermute ich, dass Karl als Gefreiter bei dieser Einheit von 1941 bis zur Gefangennahme auf der Krim 1944 gedient hat.

    Viele Bilder zeigen die LKWs der Truppe auf der Verlegung / Fahrt an die Ostfront. Andere Bilder zeigen so etwas wie einen Dekontaminationsvorgang von Soldaten. Da diese zwar pudelnackig aber guter Dinge sind, könnte es sich ggf. um eine Übung gehandelt haben.

    Über weitere Infos zur TEK 609 würde ich mich sehr freuen. ;)

  • Hallo J.

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Quote

    Ein Foto, ich glaube aus dem Jahr 1941, zeigt Soldaten vor einer Schiefertafel auf der die Tagesverpflegung angeschrieben ist. Darüber ist ein Kreuz à la "Rotes Kreuz" gezeichnet, im senkrechten Balken sind von oben nach unten die Ziffern "609" zu lesen. Daneben steht sinngemäß "Zwei Jahre TEK 609". Daher vermute ich, dass Karl als Gefreiter bei dieser Einheit von 1941 bis zur Gefangennahme auf der Krim 1944 gedient hat.

    mit den Beschreibungen ist das immer so eine Sache. Am besten ist es wenn du das Foto hier einstellst und dann werde wir sehen "was geht"

    Gruss Dieter

  • Guten Tag, allen,

    einst schrieb ich dieses:

    Der Kompaniechef der "643" war am 13.4.44 der Stabsarzt Dr. Miescke.
    Er hat die Todesmeldung eines im Lazarett in Husi, Bessarabien, im April 1944 verstorbenen Mannes an dessen Witwe unterschrieben.

    Beim DHI Moskau habe ich etwas zur Truppen-Entgiftungs-Kompanie 643 gefunden.

    Dr. Miescke war erst seit dem 3.3.44 als Stabsarzt bei der Kompanie.

    Für den 5.4.44 ist eine Person als verstorben eingetragen in der Verlustliste. Dabei handelt es sich um den oben genannten Mann.

    https://wwii.germandocsinrussia.org/de/nodes/6222-…/inspect/zoom/7

    Ich verlinke noch eine Akte, aus der ein bisserl etwas über die Tätigkeiten einer Entgiftungs-Kompanie erkennbar sind:

    33. Unterlagen der Truppen-Entgiftungskompanie (mot.) 642 (untersteht Armeearzt AOK 2): KTB Nr. 12, 1.10.-31.12.1944

    https://wwii.germandocsinrussia.org/de/nodes/6223-…nd-verlustliste

    Grüße von Margarete