Art.Rgt. 304 DRK-Gutachten
Vermisster Lothar Schröder
–Vermisst seit August 1944-
Deutsches Rotes Kreuz Suchdienst München
Gutachten
Über das Schicksal des Verschollenen Lothar Schröder, geboren 10.09.1920
Truppenteil: Artillerie-Regiment der 304. Infanterie-Division (Stab III/Art.Rgt. 304 = FPNR.: 35627 A)
Vermißt seit August 1944 DRK-Verschollenen-Bildliste Band AG, Seite 297
Ausgangspunkt für die Nachforschungen waren die dem Suchantrag entnommenen Angaben, die in die Verschollenen-Bildlisten aufgenommen wurden. Damit sind alle erreichbaren Heimkehrer aus Krieg und Gefangenschaft befragt wurden, von denen zuletzt angenommen werden konnte, dass sie mit dem Verschollenen zuletzt zusammen gewesen sind.
Diese Befragungen fanden sowohl in der Bundesrepublik als auch in Österreich und anderen Nachbarländern statt. Ferner sind von anderen Stellen, die Unterlagen über die Verluste im 2. Weltkrieg besitzen, Informationen eingeholt worden, in erster Linie handelt es sich hierbei um das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf, die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht in Berlin und die Heimatortsdateien.
Über diese individuellen Ermittlungen hinaus wurde die Frage geprüft, ob der Verschollene in Gefangenschaft geraten sein konnte. Dabei wurden die Kampfhandlungen, an denen er zuletzt teilgenommen hat, rekonstruiert. Als Unterlage diienten den DRK Angaben über Kameraden, die der gleichen Einheit angehört hatten und zum selben Zeitpunkt und am selben Einsatzort verschollen sind, Heimkehrerberichte, Schilderungen von Kampfhandlungen, Kriegstagebücher sowie Heeres- und Speziallandkarten.
Das Ergebnis aller Nachforschungen führte zu dem Schluß, daßLothar Schrödermit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Kämpfen, die zwischen dem 20. August und dem 15. September 1944 während des Rückzugs aus Rumänien geführt wurden, gefallen ist.
Zur Begründung wird ausgeführt:Am 20. August 1944 waren weit überlegene Kräfte der Roten Armee zur Offensive gegen die Abwehrfront der deutschen HeeresgruppeSüd angetreten, die sich von der Einmündung des Dnjestr in das Schwarze Meer bei Akkerman bis nordwestlich von Tiraspol bei Dubossary und dann vom Dnjestr nach Westen bis zu den Karpaten erstreckte.
Wenige Tage vorher hatte die Verlegung der 304. Infanterie-Division aus dem Raum Ermoclia – Volontiri – Zeim, südwestlich von Tiraspol, begonnen, die bis Anfang des Monats eine Ausweitung des Aufmarschgebietes auf das Westufer verhindert hatte. Ein großer Teil der Division erreichte den neuen Einsatzraum nordostwärts von Krakau bei Stopnica. Die letzten Transporte gerieten jedoch beim Abmarsch in die Angriffe des Gegners, der bei Jassy sowie am Dnjestr bei Tighina (Bendery) tiefe Einbrüche erzielte. Als am 23. August große Teile des rumänischen Heeres zum Gegner übergingen, stießen sowjetische Panzerverbände zwischen den Flüssen Fruth und Sereth bis Focsani und schnelle Truppen von´m Dnjestr zum Fruth und weiter über Barlad nach Buzau sowie über Garlatz gegen Bujarest vor, während sowjetische Landungsabteilungen durch das Mündungsgebiet der Donau flußaufwärts gegen Turnu Serverin (Eisernes Tor) verdrangen. Bis Ende des Monats wurden die im Raum Jassy – Kischinew . Husi eingeschlossenen deutschen Truppen nach tagelangen schweren Kämpfen aufgerieben sowie ein großer Teil Rumäniens mit der Hauptstadt besetzt. Versprengten Einheiten der Division gelang es, sich mit anderen Marschgruppen im Verlauf der allgemeinen Absetzbewegungen durch das Transsylvanische Gebirge nach Kronstadt (Brasow) und weiter nach Arad durchzuschlagen. Dabei mußten immer wieder die vion rumänischen Truppen gesperrten Rückzugsstraßen freigekämpft und ständige Angriffe des nachdringenden Gegners unter hohen Verlusten abgewehrt werden. Nur einzelne Trupps erreichten Mitte September deutsche Auffangstellungen in Ungarn.Eine Anzahl Soldaten der 304. Infanterie-Division, darunter auch der Verschollene, wird seit diesen Kämpfen vermisst. Für einige von ihnen liegen Heimkehreraussagen vor, daß sie gefallen sind. Andere aber haben in dem von tiefen Einschnitten durchzogenen Hügelgelände sowie bei Ortsgefechten und Ausbruchskämpfen den Tod gefunden, ohne daß es von überlebenden Kameraden bemerkt werden konnte. Das Feuer von Panzern , Artillerie und Schlachtfliegern erreichte auch Verbandsplätze und Sanitätstransporte. Es gibt keinen Hinweis dafür, daß der Verschollene in Gefangenschaft geriet.Er wurde auch später in keinem Kriegsgefangenenlager gesehen.Alle Feststellungen zwingen zu der Schlußfolgerung, dass er bei diesen Kämpfen gefallen ist.
München, den 11, April 1975
Gez. Max Heinrich -Direktor-
Soweit das Gutachten des Deutschen Roten Kreuzes.
Leider gibt es geschichtsbedingt kaum Belege noch Zeitzeugen über die damaligen Geschehnisse! Auch hier im Forum sind Informationen rar!
Trotzdem so sehr interessant, dass ich mich mal angemeldet habe!
Grüße von
Toney
Gutachten --> hierhin übertragen; kkn