Aufbau einer Kriegsindustrie im eroberten Teil der Sowjetunion

  • Hallo Leute,


    Nachtrag zu Manganerzbergbau, Abschlußbericht der Vereinigung Bergbau Ukraine
    -beim Versand wurde nicht mehr zwischen Konzentraten und Reicherzen unterschieden
    -Betonung das der Mangel an Grubenholz oftmals alleinig für geringere Produktionsauslastung verantwortlich war
    -komplette Statistik liegt mir vor, Bsp.

    Juni ´42 / 36.000 to Erz gefördert / 9.300 to Konz. erzeugt / 14.500 to Konz. u. Reicherze nach D verladen
    Dez.´42 / 95.000 to Erz gefördert / 12.000 to Konz. erzeugt / 59.000 to Konz. u. Reicherze nach D verladen
    Aug.´43/ 141.000 to Erz gefördert/ 27.000 to Konz. erzeugt / 81.800 to Konz. u. Reicherze nach D verladen (Spitzenmonat)
    Nov.`43/ 17.793 to Erz gefördert / 21.519 to Konz. erzeugt / 24.400 to Konz. u. Reicherze nach D verladen (letzer Rumpfmonat Fertigung)

    Nachtrag zu Eisenerzbergbau Kriwoj-Rog, Abschlußbericht der Vereinigung Bergbau Ukraine
    -Eisenerzgebiet ist 75 km lang, 2 - 7 km breit, Eisengehalt der Quarzite bei 25 - 45 %, Reicherzlinsen von 50 - 70 % Fe. Sichere Vorräte an Reicherzen (>50%Fe) ca. 300 Mio. to, an Eisenquarzit ca. 5 - 6 Milliarden to. Die russische Förderung betrug zuletzt 20 Mio. jato Erz
    -eine Million to Erz erbeutet, Versand ab Juli ´42 nach D und Rumänien
    -Aufnahme Förderung im März ´43
    -Im Juli ´43 technische Fördermöglichkeit bei ca. 9.100 tato, keine Ausnützung da nur 7.800 statt angefordert 13.500 Arbeiter vorhanden
    -Stromversorgung anfangs durch Kraftwerk Kress, später durch Saporoshje ohne nennenswerte Störungen
    -komplette Statistik liegt mir vor, Bsp.

    Sep. ´42 Versand 113.000 to Eisenerz
    Jan. ´43 Versand 56.000 to Eisenerz
    Mai ´43 Förderung 32.000 to / Versand 171.000 to Eisenerz
    Aug. ´43 Förderung 133.000 to/Versand 233.000 to Eisenerz (Spitzenmonat Förderung)
    Sept. ´43 Förderung 20.925 to / Versand 2.149 to Eisenerz (letzer Rumpfmonat Förderung)

    Gesamtförderung: 384.600 to
    Gesamtversand: 1.387.782 to

    Gruß

  • Hallo Leute,

    nicht ganz passend, aber hilfreich für das Gesamtverständnis: Wehrwirtschaft Udssr -Kohle-, Auswertung Wehrwirtschaftsstab 01.04.1943

    Plan Udssr Gesamtförderung Kohle aus dem Jahr 1940:
    1941: 190 Mio. jato, davon 105 Mio. jato Donezgebiet
    1942: 243 Mio. jato

    Tatsächlich gefördert:
    1938: 133 Mio. jato - 114 Mio Steinkohle/19 Mio. Braunkohle
    1939: 146 Mio. jato - 124 Mio Steinkohle/22 Mio. Braunkohle
    1940: 180 Mio. jato - 135 Mio Steinkohle/25 Mio. Braunkohle
    1941: 145 Mio. jato - 116 Mio Steinkohle/29 Mio. Braunkohle (Teil ohne Donezkgebiet nach Räumung Ende ´41)
    1942: 101 Mio. jato - 72 Mio Steinkohle/29 Mio. Braunkohle (komplett ohne Donezgebiet)
    1943: 124 Mio. jato - 84 Mio Steinkohle/40 Mio. Braunkohle (Schätzung)

    Gebietsmässige Verteilung in verbliebenen Gebieten Steinkohle:
    -ca, 70 % Zentralrussland, Kasachstan, Ural, Westsibirien
    -ca. 20 % Ostsibirien
    -ca. 10 % Sonstige

    Bedarfsdeckung:
    Grosser Mangel an Steinkohle trat vor allem im Ural und in den Gebieten an und westlich der mittleren und oberen Wolga auf. Dieser Raum ist Hauptverbrauchsgebiet für Kohle überhaupt, denn zwei Drittel der industr. Kapazität, ein ebenso grosser Anteil an der Eisenbahntransportleistung und der verbliebenen Gesamtbevölkerung entfallen auf diesen Raum. Bis auf kleine Vorkommen im Ural (die aber nicht einmal den reg. Bedarf decken) muss die Versorgung mit Steinkohle, nach Verlust Donezgebiet, aus ostwärts des Ural gelegenen Gebieten über 2 - 3000 km Entfernung erfolgen. Die iV. geringe Steigerung der Förderung entspricht noch keineswegs den stetig steigenden Erwartungen. Der Mangel an Steinkohle wird auch im Jahr 1943 anhalten. Daten zu den einzelnen verbliebenen Gebieten liegen mir vor.

    Gruß

  • Hallo Leute,

    BRAUNKOHLEBERGBAU - Teil I -

    Vorwort: Braunkohle hat im Durchschnitt nur ein Drittel der Energiedichte von Steinkohle und konnte und wird idR. fast nur für die Verstromung oder das Heizen verwendet. Zahlreiche Verwendungsfelder wie Energieträger für Eisenbahnen, Verhüttung oder Verkokung sind der Steinkohle vorbehalten.

    D hat im Zuge Barbarossa zwei grössere Braunkohlereviere erobert. Davon konnten Teile des Moskau-Tula-Beckens nur kurze Zeit gehalten werden. An eine Nutzung war also nicht zu denken, aber es ergab sich ein Einfluß auf die russ. Förderung:

    Moskau-Tula-Becken:

    Förderung seit 1812, leicht erreichbar da Flöze dicht unter der Erde liegen und ca. 4 - 6 m dick sind, aber schlechte Qualität. Gebiet reicht von Smolensk über Tula bis Rijashk über 200 km. Förderung wird vor Ort in Kraftwerken in Energie umgesetzt. Mit Vormarsch Wehrmacht Abtransport von Material, Sprengungen, auch von Gebieten die später nicht erobert wurden.
    Förderung:
    1938: 7,4 Mio jato
    1939: 8,1 Mio jato
    1941: 9,0 Mio jato (geplant 12.5 Mio jato)
    1942: 4,0 Mio jato (geplant 27,0 Mio jato)
    1943: 8,0 Mio jato (geschätzt)

    Gruß

  • Hallo Leute,

    BRAUNKOHLEBERGBAU -Teil II -

    Podolischer Block

    Lage auf 300 km von Shitomir in südöstlicher Richtung bis ans Schwarze Meer. Im Gegensatz zu fast allen sonstigen Bergbaubetrieben sind die meisten Betriebe unzerstört erbeutet worden.

    a) Grube Alexandria
    Abbau in Tage- und Untertageabbau, Flöze zwischen 3 - 12 m dick, hoher Wassergehalt der Kohle, 2 Schächte, eine Brikettfabrik mit elektr. Kniehebelpressen, eigenes Kraftwerk für Eigenversorgung u. Strom für Stadt Alexandria unzerstört in Betrieb erbeutet.

    Förderung beginnt unter Dt. Leitung im September ´41 mit 5.000 to, trotz zahlreicher Schwierigkeiten (Holz u. Arbeitermangel) Förderhöchststand im Juni ´43 mit 24.700 to. Gesamt ca. 400.000 to gefördert, Abtransport duch Beutebestände deutlich höher

    b) Grube Kirowograd
    Flöze von 2 - 7 m dicke, reiner Untertageabbau mit 2 Schächten, nach wenigen Instandsetzungsarbeiten Förderbeginn September ´41. Verwendung der Kohle iW. für das grosse intakte E-Werk Kirowograd. Grosser Mangel an Grubenholz, allein deswegen oftmals mehrere Tage Stillstand. Höchstförderleistung Oktober ´42 mit 11.500 to, Gesamtförderung ca. 160.000 to

    c) Grube Jurkowka
    ca. 200 km südlich von Kiew, Flöze im Durchschnitt 6,5 m dick, Tage- und Untertageabbau, neue Anlage, Werksgebäude u. Untertageanlagen tlw. noch im Rohbau, betriebsfähiges Kraftwerk mit 275 KW. Zweites Kraftwerk mit 450 KW noch im Bau erbeutet. Grube vollständig ersoffen. Übernahme durch die BHO erst im Frühjahr ´42, Trockenlegung und Instandsetzung bis Juli ´42, erste Förderung Aug. ´42 mit 880 to. Höchstförderleistung im Juli ´43 mit 11.000 to, Gesamtförderung ca. 95.000 to

    d) Grube Terni
    Nördlich Kriwoj-Rog, neue Anlage, von den Russen nur Versuchsschacht erbeutet, Ausbau im Winter 41/42 durch die BHO, erste Förderung im Juni ´42 mit 2.500 to, Strom durch Kraftwerk Kress, kein Bahnanschluß daher alle Transporte per Gespann u. LKW, Baubeginn für einen echten großen Förderschacht und einer Schmalspurbahn, Gesamtförderung ca. 52.000 to

    e) Grube Kremianez
    Lage im Stadtgebiet, Flöz 2 - 2,5 m dick, reiner Untertageabbau, betriebsbereit mit trockenen Gruben erbeutet, sofortiger Förderbeginn, Kohle für div. E-Kraftwerke in der Umgebung, kein Bahnanschluß, Ende 1942 Eintreten starken Gebirgdruckes der so stark war das neu aufgefahrene Strecken komplett zu Bruch gingen, dadurch auch Wasserabführung nun laufend unterbrochen, Einstellung diesbezügl. im nördlichen Teil im März ´43, im südlichen Juni ´43, Gesamtförderung ca. 18.000 to

    f) Grube Christoforowka
    25 km westl. Kriwoj-Rog, Betrieb unter Sowjets als Tagebauspülbetrieb ohn Erfolg, Deutscher Ausbau im Tiefbau in grossem Stil, Bau von 3 Schächten, Förderanlagen, Werkstätten, Lagern und Schienenwegen, bis zur Räumung im Nov. ´43 keine Fertigstellung

    g) Grube Saxagan bei Kriwoj-Rog
    Neue Anlage, erster Spatenstich am 12.08.42, Bau von Unterkünften, Werkstätten, einer Schmalspurbahn, Schächten und Förderanlagen, bis zur Räumung keine Fertigstellung

    h) Grube Shurowka
    Neue Anlage, ua. wegen grossem Bedarf im Generalbezirk Nikolajew erschlossen, zahlreiche Erkundungsbohrungen und Anfangsarbeiten, Flöz 3,5 m dick, keine Fertigstellung

    Gruß

  • Hallo Leute,

    TORFBERGBAU

    Vowort: Torf ist ein minderwertiger Brennstoff, der erst nach gründlicher Trocknung den Heizwert von Braunkohle erreicht, aber nicht sauber und schnell abbrennt sondern lang andauernd nachglüht. Deswegen war und ist Torf nur lokal zur Stromerzeugung und Wärmegewinnung einzusetzen. In Russland gibt es zahlreiche Vorkommen und ebenso viele Ausnutzungsvariationen. Ich konzentriere mich hier auf 2 Gebiete über die ich Daten habe.

    -Erster Bericht des Wirtschaftskommandos "Neiße" also Bereich Minsk, von Hptm. Dorn vom 28.08.1941

    Torfwirtschaft: 17 Betriebe im Bereich Minsk erfasst und wieder in Betrieb, 2.000 zusätzliche Arbeiter zugewiesen, bisher gemeldeter Bedarf zum Heizen von Fabriken, Verwaltungen und Stromerzeugung 321.000 jato


    -Torfbergbau in der Ukraine, Bericht Wi-Kdo. Süd

    Starker Ausbau in der Sowjetzeit von ca. 1,7 Mio jato 1913 auf 30 Millionen jato 1940. Grund war der grosse Kohlemangel im Westen und zahlreiche Gebiete ohne Gleisanschluß aber mit wachsendem Bedarf an Energie.

    Die Torfbetriebe wurden anfangs als Regiebetriebe fortgeführt, aber zum 29.07.42 unter der Ukraine Torf GmbH (90% Reichskommissar Ukraine, 10 % Zentralwirtschaftsbank Ukraine) zusammengefasst.

    Aufgabe:
    Übernahme, Betriebsführung und Nutzung aller bestehende Torfbetriebe in der Ukraine, die Erschließung neuer Gebiete, die Veredelung und Weiterverarbeitung sowie die Instandsetzung der abgetorften Gebiete

    Organisation:
    Hauptgeschäftsstelle in Rowno mit 5 Zweigstellen in Shitomir, Luzk, Proskurow, Kiew und Lubny. Diese waren in 20 Torfkontore untergliedert, die wiederum ihrerseits bis zu 20 Torfbetriebe umfassten.

    Durchführung:
    Nach nochmaliger Erkundung (v. der. Urkaine Torf) wurden Schwerpunktbestellungen im Reich aufgegeben, so ua. ein Großbagger, 35 Feldbahnloks, 12 Dampfloks, 600 Feldbahnwagen, Schienen und zahlreiche Einzelteile, Beantragung von insgesamt 42.000 Arbeitern

    Trotz mehrfacher Versuche konnten niemals ausreichend Arbeiter erfasst werden, da die entsprechenden Gebiete schon vorher duch Wegzug, regionale Betriebe und durch die Reichswerbung abgeschöpft waren. Im Schnitt betrug die tatsächliche Zahl der Arbeiter ca. 16.000 Mann. Ein weiteres Problem war die Bandentätigkeit gerade in den abgelegenen, unzugänglichen und unmöglich zu sichernden 2000 Anbauflächen in weiter Verteilung. So kam es zu zahlreichen Überfällen, Raubzügen und Einschüchterungen der Zivilarbeiter. Massiver Schutz durch Sicherungseinheiten war nie vorhanden, da immer andernorts dringender benötigt. Die Bezahlung der Arbeiter erfolgte auf übernommener russischer Lohnbasis mit Festlohn und Akkordzuschlag, sowie Erlaubnis von begrenztem Eigenabbau. Arbeiterlöhne inkl. Zulagen im Durchschnitt: Ukr. Kolonnenleiter 350 Rbl., einfacher Arbeiter 250 Rbl., Aufwartefrau 150 Rbl.. Gemeinschaftsverpflegung wird angerechnet, Differenzen werden zum Aufbau einer Ukr. Krankenversicherung zurückgelegt. Umrechnungskurs 10 Rubel = 1 Reichsmark.

    Ergebnisse:
    Die regionalen Hauptbedarfsträger (E-Werke, Zuckerindustrie, Porzellanfabriken, Ziegeleien und Brennereien) konnten trotz aller Widrigkeiten zumindest ausreichend versorgt werden. Insgesamt wurden unter Leitung der GmbH (also ab Juli ´42):
    1942: 758.965 to
    1943: 584.327 to
    Torf abgebaut und als rund 475.000 to Trockentorf abgeliefert.

    Das Ende begann am 11.09.43 in Lubny, gefolgt von Kiew und dem noch am längsten arbeitenden Zweigwerk in Proskurow.

    Gruß

  • Hallo Leute,

    PHOSPHORITBERGBAU

    Vorwort: Phosphorit ist ein bergmännische gewonnenes Gemisch aus organischem und anorganischem Material und dient als Grundstoff für die Düngemittel- und Chemische Industrie.

    Lage des Vorkommens:
    In Podolien auf einem etwa 20 km breiten und 150 km langen Streifen um Mogilew bis Proskurow

    Grundlagen:
    Die Russen beendeten hier 1935 die Förderung, da ihnen inzwischen weitaus bessere Abbaugebiete zur Verfügung standen. Das Flöz ist nur 10 - 40 cm dick und schwer abbaubar. Phosphor konnte bis 1942 noch günstig über Drittländer eingeführt werden. Unter anderem deshalb wurde erst im Sept ´42 der Aufbau und Wiederbetrieb einiger Stollen angeordnet. Die Aufbewältigungsarbeiten sowie die geologischen und markscheiderischen Untersuchungen begannen am 22.12.42. Anfangs war nur ein begrenzter Abbau und eine Weiterverarbeitung zu Düngermehl angedacht, infolge des Verlustes des "afrikanischen Erzes"(wahrscheinlich die Phosphorit vorkommen in Marokko, Algerien u. Tunesien) wurde jedoch die unverarbeitete Abgabe an die IG Farben angeordnet.

    Transportlage: Katastrofal, die Stollen lagen 17 km von der nächsten befestigten Straße entfernt bei stark hügeligem Gebiet, von der bef. Straße zum nächsten Bahnhof sind es noch einmal 30 km. Um überhaupt nennenswert produzieren zu können, plante man eine komplette Nebenstrecke der Eisenbahn mit schwerem Schienenprofil (viele Kurven, Steigungen etc.). Dazu benötigte man nochmals zusätzliche Arbeiter/sonstiges Material, errechnete Gesamtkosten von 1 Million Reichsmark und begann im Mai 1943 mit diesen Arbeiten. Ohne das die laufende Förderung über den Handabbau im kleinsten Umfang hinausging, wurde nun der Großausbau mit mechanisiertem Abbau, Errichtung einer Kraftzentrale, grossen Kompressoranlagen und diversen Werkstätten und Gebäuden befohlen und begonnen.

    Die Räumung des Gebietes im Febr. ´44 erfolgte noch vor den Materiallieferungen für die Feldbahn und den Großabbau. Gesprengt wurde bewusst nicht, da den Russen auch weiterhin kein Förderinteresse unterstellt wurde.

    Gefördert und versendet wurden insgesamt 1.032 to (Monatsdaten liegen mir vor)

    Gruß

  • Hallo Leute,

    KRISTALLBERGBAU

    Vorwort:
    Kristall Morion, welches ca. hälftig aus Sauerstoff und Silizium besteht, über eine hohe Reinheit verfügt und durch den einzigen "Nebenträger" Sauerstoff sehr leicht verarbeitbar ist. Hauptendverwendungszweck war die Nutzung für spezielle technische Gläser der Funk- und Radartechnologie

    Lage des Vorkommens:
    Das quarzhöffige Gebiet liegt östlich u. westl. der Bahnlinie Shitomir-Koroston.

    Grundlagen:
    Die Russen hatten 1934 die Kristallförderung aufgenommen und zahlreiche Probebohrungen und Schürfgräben zwecke Erkundung angestrengt. Bei Einnahme des Gebietes am 12.07.41 gelangte neben der im Prinzip unzerstörten (aber von der Zivilbevölkerung und eigenen Voraustruppen schon geplünderten) Anlage, auch die gesamte geologische Auswertung mit ua. 300 Bohrkernen in eigene Hand (allerdings ohne die zugeordneten Karten).

    Organisation/Anfänge:
    Die Luftwaffe beschlagnahmte das Gebiet und stellte einen Uffz. und einen Gefr. ab, die für die Verteilung der Verpflegung, Beaufsichtigung und Anleitung der Arbeiter verantwortlich waren. Die Luftwaffe beschränkte sich auf den Handabbau an zugänglichen Stellen, ohne weitere Erkundung oder Ausbaupläne.

    Ausbau:
    Am 02.07.1942 wurde die Fa. W. de Beer u. Co., Hamburg zum Paten des Betriebes ernannt. Neben einer nun eingeleiteten umfangreichen Erkundung, die von 15 Ukrainischen Geologen, 150 Hilfskräften und 11 kompletten Bohrgeräten geführt wurde, gab es die Unterstützung der OKW-Forschungsstaffel die zusammenhängende Luftbilder des Gebietes erstellte. In Folge nicht mehr genau nachvollziebarer Ausbau der Gruben. Die Masse des geförderten Materials ging an die Fa. Heräus.

    Förderung:
    168.000 kg

    Gruß

  • Hallo Leute,

    GLIMMERBERGBAU

    Vowort:
    Glimmer umfasst als Begriff zahlreiche Kristallvariationen von idR. minderer Qualität, die aber immer noch praktische Endverwendungszwecke zBsp. als Isolatorglas, hitzefestes Glas an Sichtscheiben von Gießereien etc., finden. Spaltglimmer enthält mehr Silizium und ist reiner, "Abfallglimmer" ist entsprechend unreiner mit wenig Silizium

    Lage des Vorkommens:
    Berdjansk bei Mariupol

    Grundlagen:
    Die Russen hatten die Produktion 1927 aufgenommen, aber bereits 1932 wegen weit besser abbaubarer Alternativstandorte wieder aufgegeben.

    Planungen:
    Offensichtlich gab es keinen klaren Entscheidungsdruck, der entweder zur Aufgabe oder zum Ausbau der unzerstörten Werke, geführt hätte. Entsprechende Vorkommen gibt es ua. auch in den Alpen. Also hat man den Abbau ohne großen Ausbau im kleinen Rahmen fortgeführt. Gefördert wurde von August ´42 bis September ´43

    Förderung:
    Spaltglimmer: ca. 14.000 kg
    Abfallglimmer: ca. 33.000 kg

  • Hallo Leute,

    GRAPHITBERGBAU

    Vorwort:
    Graphit ist im Prinzip fast reiner Kohlenstoff, der in zahlreichen Endprodukten (Schmiermittel, E-Motoren, Elektroden- und Ofenauskleidungen der Metallindustrie etc.) Verwendung findet. Deutschland und Österreich hatten und haben eigene grosse Vorkommen, jedoch wurde im Verlauf der Industrialisierung der Ukraine ein regionaler Anfall wieder höher gewertet.

    Lage des Vorkommens:
    Sawalje am Bug, ca. 60 km nordwestl. Perwomaisk

    Grundlagen:
    Abbau durch die Sowjets im Tagebau ab 1931, später Übergang in Tiefbau, 10 - 12 m dicker Graphitgneisgang.

    Lage bei Eroberung:
    3 ausgebaute Schächte intakt aber voll Wasser, sämtliche maschinelle Anlagen demontiert, Flotationsanlage erhalten, Russische Förderleistung betrug 120 to Rohmaterial in 8 h - daraus gewonnen ca. 15 to Konzentrat mit 95 % C. Der C-Gehalt des Rohmaterials schwankte zwischen 7 - 12 %.

    Planungen:
    Keine Einräumung der höchsten Priorität, aber mehrfache Erkundung der Anlagen. Im Herbst ´43 Anordnung des Wiederaufbaus der Fertigung, Pate wurde per 31.10.43 die Fa. Kropfmühl AG, München. Maschinen waren bis zum Zeitpunkt der russ. Eroberung bereitgestellt, aber noch nicht ausgeliefert.

    Gruß

  • Hallo Leute,

    KAOLINBERGBAU

    Vorwort:
    Kaolin ist der Grundstoff für die Porzellan- und ein wichtiger Füllstoff für die Papier-, Gummi- und Stalhlindustrie (Schamottmörtel). Große Vorkommen auch in D und Westeuropa.

    Einleitung:
    Generell keine höchste Priorität in der Anfangszeit der Besatzung, aber durch Stabilisierung der Logistik, Stromversorgung und Anlaufen der kompletten Montanindustrie, erhöhtes Interesse an lokalen Vorkommen

    a) Werk Gluchowzy
    ca. 20 km südlich Berditschew, Fläche von ca. 50 Hektar, Abbau im Tagebau unter Grundwasserspiegel, Vorräte auf 10 Millionen to geschätzt, Pate Fa. Erbslöh am 04.08.42, die Sowjets hatten zuletzt mit 700 Arbeitern 85.000 to/a Kaolin erzeugt.

    Lage bei Eroberung:
    Sicherstellung von 5.000 to geschlämmtem Kaolin, Gleismaterial und Seilbahn zerstört, von 22 E-Motoren 10 verschleppt/12 intakt, Werkstätten vorhanden aber geplündert, Eimerkettenbagger unzerstört aber stark reparaturbedüftig, die Aufbereitungsanlage strukturell unzerstört (Pressenhaus mit 34 Pressen, Trocknungs- und Wahlanlage, Dampfmaschine 375 PS mit einem Generator betriebsfähig)

    Weitere Maßnahme:
    Erkundungen eingeleitet und abgeschlossen, Einplanung einer Produktion für Anfang ´44, Räumung des Gebietes im Nov. ´43 ohne Mitnahme grösserer Maschinen, Abtransport des Beutematerials bereits kurz nach der Erob. an Papierfabriken im Ostland und an Porzellanfabriken in der Ukraine

    b) Werk Turbow
    ca. 25 km nordwestlich Winniza, Fläche von ca. 100 Hektar, direkter Schmalspuranschluß, Vorräte ca. 11 Millionen to, die Sowjets erzeugten ca. 30.000 jato - hatten den Betrieb aber zuletzt stillgelegt und mit einer Generalüberholung begonnen, Pate wurde Fa. Jos. Stork im Nov. ´42

    Lage bei Eroberung:
    Betrieb in erbärmlichen Zustand, die technischen Einrichtungen durch Natronlauge vollkommen zerfressen, Holzteile überall verfault, die nicht verschleppten Maschinenteil total veraltet und stark reparaturbedüftig

    Weitere Maßnahmen:
    Im März ´43 Beginn der Trockenlegung mit ca. 400.000 cbm Wasser, parallel Reparatur der Gleise und Aufbereitungsanlagen, im August ´43 Start der Aufbereitung der erbeuteten Haldenbestände (ca. 3.000 to), starke Behinderung durch verhängte Transportsperren, am 15.11.43 Teilauflösung des Werkes durch Abtransport von 2 Waggons mit Engpassmaschinen (gem. Evakuirungsplan - E-Motoren, Dynamo- und Werkzeugmaschinen etc.), der Abtransport der gerade erst installierten Großanlagen (Pressen, Trockentrommeln etc.) war für den 04.01.44 eingetaktet, kam aber wegen Feindeinbruch nicht mehr zur Durchführung

    Produktion: ca. 150 to Kaolinmehl an Papierfabriken und ca. 400 to Schamottmörtel für die Öfen der Stahlindustrie ausgeliefert

    c) Werk Demanka
    ca. 25 km nordwestlich Korez, kein Bahnanschluß, sehr schlechte Straßen, aber das modernste der drei Werke

    Lage bei Eroberung:
    sämtliche Betriebseinrichtungen unzerstört aber die Grube voll Wasser

    Weiterer Verlauf:
    im Aug ´42 Übernahme des Werkes durch SS-Wirtschaftseinsatzstab Ukraine, sofortiger Beginn der Trockenlegung und Vorbereitung der Produktion. Restlose Zerstörung des Werkes durch Bandenüberfall am 24.12.42

    Gruß

  • Hallo Leute,

    BENTONITBERGBAU

    Vorwort:
    Bentonit ist eine Tonart mit hohen Absorbtionseigenschaften und einem ausserordentlich hohen Quellvermögen. Bentonite nehmen etwa das 6-fache ihres Gewichtes an Wasser auf und vergrössern dabei ihr Volumen auf das 8 - 13-fache. Vielseitige Verwendung ua. bei der Raffination von Ölen und Zucker, als Aufnahmestoff von Giftgas in Filtern oder als Dickspülung bei Erdölbohrungen. Grosse Vorkommen auch in D und Westeuropa.

    Lage des Vorkommens:
    um die Stadt Kremianez

    Vorfinden bei Eroberung:
    Unzerstört, aber veraltet und stark zerfallen

    Weitere Entwicklung:
    Die bereits von den Polen betriebenen Gruben Stoschek und Marinsky wurden für die Förderung ausgewählt. Verwaltung durch SS-Wirtschaftsstab Ukraine ab 24.09.42. Förderung begann im September ´42 mit geringer Priorität. Wegen ausserordentlich starken Bandentätigkeit und keinem kriegsentscheidenden Interesse, erfolgte im Febr. ´43 die vorübergehende, aber bis zur Rückeroberung anhaltende Stilllegung der Gruben.

    Förderung:
    04.09.42 - 31.01.43

    345,86 to


    SALZABBAU

    Abbau in großen, natürlichen Verdunstungsbecken auf der Krim, nördlich Perekop. Nach Einleitung von stark mit Salz angereichertem Wasser, Verdunstung durch Sonneneinstrahlung, nach 6 Monaten Lagerzeit als Kochsalz verwendbar

    Werke:

    -Ssiwasch, bei Genitschesk, Pate Fa. Mannesmann per 21.07.42 (alle 3)
    -SSalkowo, bei Genitschesk, Pate dito
    -Golaja Pristan, bei Aleschki mit 3 Anlagen, Pate Fa. Fritz Korn, Bremen

    Nur kurze ruhige Aufbauphase zwischen endgültiger Eroberung Krim und Einbindung der Gebiete in die Küstenverteidigung, bei lang laufenden Verdunstungs- und Reifungszeiten.

    Gefördert und abtransportiert:
    1942: 13.200 to Kochsalz
    1943: Zahlen liegen nicht vor, aber lt. sonstigen Meldungen voraussichtlich deutlich darüber


    Gruß

  • Hallo Leute,

    etwas abweichend vom bisherigen Schwerpunkt nun der erste umfassende Erfahrungsbericht eines Wirtschaftskommandos im Osten. Bericht Hptm. Dorn, Wi-Kdo. "Neiße"), Minsk, den 28.08.1941

    TEIL I

    Verkehr:
    -Strecke Brest-Litowsk über Minsk bis Witebsk zweigleisig auf dt. Normalspur umgenagel, regulärer Zugverkehr, Signalanlagen behelfsmässig, Bahnhof Minsk als kleiner Kopfbahnhof Ursache für Stauungen
    -Strecke Augustow-Grodno-Verena ein Gleis auf dt. Normalspur, ein Gleis bleibt vorerst auf russ. Breitspur
    -500 - 600 russische Leerwaggons auf dem Bahnhof Bialystok
    -Strecke Wilna-Minsk ebenfalls einspurig umgenagelt
    -Strecke Witebsk-Smolensk rege Bautätigkeit
    -Bug-Dnjepr-Kanal ab 20.08.41 wieder befahrbar, mind. 30 Kähne bis 150 to erbeutet

    Landwirtschaft:
    Übernahme der russ. Verwaltungsstruktur, Wi-Kdo. Minsk mit 10 Untergebieten mit jeweils mehreren "Rayons" mit jeweils 1 - 2 Kreiswirtschaftführern, 2-10 Sonderführern und 1 - 3 Dolmetschern
    -Ernte: Roggenernte begann Anf. August, großer Mangel an Zuggeräten, da Erntemaschinen ohne Betriebsstoff. Dagegen Überfluß an weiblichen Arbeitskräften. Sensen wurden per Flugzeug aus dem Reich geliefert, ca. 50 % der Halmfruchternte bis 22.08. abgeschlossen. Bergung der Ernte tlw. mit WH-LKW. Ernteerträge geschätzt, trotz besten Bodens nur 5 - 6 dz pro Hektar (in D bei schlechterem Boden 2012 ca. 40 dz/Hektar), Anbaufläche ca. 6 Millionen Hektar
    -Herbstbestellung: zahlreiche Zugmaschinen zwar repariert aber ohne Treibstoff, beschleunigte Reparatur von Holzgeneratorschleppern, große Raupenschlepper werden nicht repariert, da sie zuviel Treibstoff (180 - 300 l/10 h) verbrauchen. Nur wenige Pferde verfügbar, da Masse von Russen oder WH verschleppt.

    Viehbestände:
    Starke Dezimierung durch feindliche aber auch eigene Truppen. Nach neuesten Meldungen treiben die Russen ganze Herden gen Osten. Die eigene Truppe begründet, auch von Befehlshabern genehmigte Räubereien, mit mangelhafter Truppenversorgung. Ein Teil des Viehs wurde auch von der Zivilbevölkerung geschlachtet oder im Wald versteckt. Jetziger Bestand: ca. 1.240.000 Rinder, ca. 1.100.000 Schweine, ca. 1.130.000 Schafe, ca. 600.000 Pferde. Reguläre Ablieferungen bis 22.08.41: Rinder nach D 1.500, an die WH 2.400

    Viehabschöpfung:
    Direktes Requirieren durch Truppe muß unterbunden werden. Anlage von zentralen Sammelstellen, die immer einen Vorrat von mehreren 100 Stück Vieh bereithalten, um auch kurzfristige Abrüfe bedienen zu können.

    Getreideabschöpfung:
    Faustformel: Ernte 6 dz/Hektar Roggen, abzgl. 30 % Saatgut, 5 % Schwund und 15 % für den Bauern = 50 % = gleicher Teil ist abzuliefern. Mangel an Mühlen, Dreschmaschinen und Bäckereien. Wiederaufbau ist eingeleitet.

    Maschinen-Traktoren-Stationen (MTS):
    -grobe Unterteilung in 2 Gattungen von Traktoren: kleine Radschlepper (Nachbau Ford-Modell) mit geringem Treibstoffverbrauch und schweren Raupenschleppern, die zwar 5 Pflugscharen gleichzeitig ziehen, aber zuviel Treibstoff verbrauchen
    -viele MTS wurden bis zum Eintreffen der Wirtschafts-Kdos.von Russen, der Zivilbevölkerung aber auch von der WH geplündert oder in eigene Nutzung überführt. So sind zahlreiche MTS von der Luftwaffe, Panzertruppe etc. als Werkstätten beschlagnahmt
    -das Fachpersonal für Bedienung und Reparatur lässt sich idR. zusammenfinden, auch durch Rundfragen in Kriegsgefangenenlagern nach Spezialisten. Die Bezahlung erfolgt weiter zu russischen Tarifen.
    -diei MTS betreuen weiterhin sämtliche sonstige landwirtschaftliche Maschinen. Viel Großgerät wurde evakuiert, zerstört oder durch Ausbau wichtiger Teile (Zündkerzen, Verteiler, Riemenscheiben etc.) unbrauchbar. Teilweise Wiederbeschaffung durch Ultimaten an die Zivilbevölkerung.

    Gruß

  • Hallo Leute,

    Bericht Wi-Kdo. Neiße, v. 28.08.41

    TEIL II

    Betrieb der Kolchosen:
    Bis zum 22.08. im Bereich Minsk, ca. 5.100 Kolchosen und 62 Sowchosen erfasst. Keine Erfassung der wenig bedeutsamen Gebiete im Nordosten (nördl. Witebsk) - dort schlechte Wege, wenig Ertrag, weit verstreut, Bandenunwesen wirkt sich aus in Vernichtung der Ernte, Erschiessen der einheimischen Verwalter, Plünderung und Terrorisierung der Landbevölkerung. Allgemeine Anordnung: Bekanntgabe an alle Kleinbauern, das ihr Wohnhaus und Gemüseland in ihren steuerfreien Besitz übergeht (bisher von SU nur pachtweise überliehen). Im Allgemeinen ist die Bevölkerung arbeitswillig.

    Ablieferungen-Kolchosen:
    Jedes Rayon erhält eine zentrale Ablieferungsstelle, diese melden nach Minsk. Bescheinigung nach Art, Qualität und Menge. Abrechnung und Ablieferung durch Kreiswirtschaftsführer.

    Neue Kolchos-Statuten:
    ua. Gezahlte Preise der WH, die deutlich über den Sowjet-Preisen liegen, werden Öffentlich durch Anschlag mitgeteilt. Verpflegungssätze Arbeiter/Zivilisten (sehr umfangreich, liegt mir vor)

    Ernährungsbetriebe:
    Soweit nicht zerstört sind sie restlos wieder in Gang gesetzt. Brotfabrik in Minsk unzerstört erbeutet, hat zu Sowjetzeiten die ganze Stadt (250.000 EW) mit Brot versorgt, wird derzeit nicht betrieben, da die regionale Versorgung durch kl. Bäckereien u. Brotfabriken genügt. Es wurden in Gang gesetzt: 1 Großmühle, 1 Großmolkerei, 2 Großbäckereien, 1 Wodkafabrik, 1 Brauerei, 1 Mineralwasserfabrik, 1 Hefefabrik, 1 Sirupfabrik, 1 Fischräucherei u. 1 Wurstfabrik. Betriebsfähige Bäckereien und Schlächtereien werden auf dem Vormarsch von dt. Nachschubtruppen betrieben und bei fortlaufender Frontferne nun den Wi-Kdos übergeben.

    Pferdemarkt:
    Nicht oder nicht mehr Truppenverwendungsfähige Pferde werden von der WH der Landwirtschaft überlassen. Preis 50 - 100 RM = 500 - 1000 Rubel. Wenn kein Bargeld vorhanden ist wird Tauschhandel empfohlen.

    Entlohnung einheimischer Arbeiter:
    Die alten russischen Tarife finden unverändert Anwendung. Die in Gemeinschaftsküchen verabreichte Verpflegung wird auf den Barlohn angerechnet und ist den Einheimischen Arbeitern meist wichtiger als Geld. Die Löhne in Sowchosen und MTS sind sehr kompliziert als "progressive Leistungslöhne mit Leistungsprämien" aufgebaut. Sofern in Fabriken noch keine reguläre Produktion stattfindet, werden frühere Durchschnittslöhne gezahlt. Lohnabzüge sollen später zum Aufbau einer Krankenversicherung dienen.

    Die Arbeiter wurden/werden nach Prämien bezahlt. Ein Maschinenführer einer Tapetenfabrik erhielt zBsp. 300 Rubel, ein Handlanger 200 Rubel. Dafür wurde als Mindestleistung 2.475 Rollen Tapeten erwartet. Für Mehrleistung gibt es dann nach einem komplizierten Schlüssel Prämien. Typische Beispiele aus russischen Lohntarifen (pro Monat):
    Leiter der Mineralwasserfabrik 700 Rubel
    Techn. Ingenieur 650 Rbl.
    Einkaufsleiter 400 Rbl.
    Transportleiter 350 Rbl.
    Buchhalter 300 Rbl.
    Wächter 170 Rbl.
    Aufwartefrau 150 Rbl.

    Gruß

  • Hallo Leute,

    Bericht Wi-Kdo. Neiße, v. 28.08.41

    Teil III

    Energiewirtschaft -E-Werke-:
    8 Großbetriebe westlich der Beresina, davon 4 wieder in Betrieb
    7 Großbetrieben östlich der Beresina, davon 2 wieder in Betrieb
    15 Kleinbetriebe westlich der Beresina, davon 7 wieder in Betrieb
    Ein Werk in Minsk in Betrieb, das Zweite ist in Reparatur
    Brennstoff Torf (Nachtrag aus Meld. v. 01.09.41, bisher 160.000 to Torf getrocknet und 140.000 to Torf gestockt)

    Arbeitseinsatz:
    Der Arbeitseinsatz ist zufriedenstellend. Anforderung erfolgt durch WH, OT, Reichsbahn etc.. Schwierigkeiten bei Ernährung, Transport und Ausrüstung mit Arbeitsgerät.


    FORST UND HOLZ:
    Im gesamten Gebiet Minsk bisher nur 6 dt. Spezialisten eingesetzt, daher muß mit der bisherigen russischen Organisation weitergearbeitet werden. Die unterste Aufbaueinheit ist ein "Leskos", im Bereich Minsk derzeit ca. 90 Leskos, davon wurden bisher nur 16 durch persönliche Bereisung mit Aufträgen versehen.

    Aufgaben:
    Vorerst nur Erfassung, Sicherung und Abtransport der eingeschlagenen, aber noch nicht abtransportierten Mengen und Aufbau der Strukturen. Die Russen betrieben Raubbau an Wäldern nahe Verkehrswegen und Bedarfsträgern ohne Wiederaufforstung. Dies wirkt sich bei der derzeitigen Lage im Transportbereich besonders negativ aus. Schlechte Wege, Mangel an Fahrzeugen und Treibstoff, Behinderung der Flösserei durch gesprengte Brücken und Pionierübergänge. Es sind viele Sägewerke im Betrieb, Arbeiterfrage war glatt zu lösen, die Betriebsführerfrage ist zZt. noch ungelöst, weil die Direktoren meist Juden waren.

    Qualität:
    Kiefer und Fichte als Langholz, Birke als Furnierholz (vorhandene Furnierwerke von der Luftwaffe beschlagnahmt), Erle, wenig Eiche, keine Buche. Qualität sehr verschieden. Massentransport bei Flößholz birgt Gefahr durch Verlust und schlechtere Qualität bei nicht zeitnaher Verarbeitung.

    Besondere Schwierigkeiten:
    Den laufenden Sägewerken geht langsam das Holz aus, häufig stehen Sägewerke wegen kleiner fehlender Bauteile. Die Bevölkerung hat massenhaft Anträge auf Holz zum Wiederauf- und Ausbau ihrer Häuser gestellt. Anträge werden derzeit aber nur für Ställe und Ernteschuppen genehmigt. Der Aufbau von Wohnraum ist ein großes Problem, wird dem Bedarf nicht stattgegeben, wird der Plünderung und Unrechtsmäßigkeit Vorschub geleistet. Die dünne Besetzung mit derzeit 1 Forstmeister, 1 Revierförster, 1 Sägewerkfachmann und 3 Holzkaufleuten, gestattet auch mit Eintreffen der angeforderten 9 Forstmeistern und 17 Revierförstern (bei ca. 4,5 Millionen Hektar Waldfläche) nur provisorische Maßnahmen. Sumpfgebiete oder Gebiete mit Zuwegungen durch diese, können nur bei starkem Frost nutzbar gemacht werden. Die früheren Eigentümer kehren zurück und fordern ihr Eigentum - vorerst bleibt alles Verstaatlicht (im Gegensatz zum polnischen Bereich). Grösste Schwierigkeiten bei der pünktlichen Heranschaffung des Arbeitslohnes auf die weit verstreuten Arbeitsstätten.

    Forstlicher Nebennutzen:
    Sicherung und Gewinnung von Gerbrinde in Wald und Sägewerken ist dringend geboten. Kohlemeilerausbau, da Holzkohle verstärkt benötigt wird. Auslobung von Prämien für Harz, grössere Lager erbeutet, Abtransport in die Terpentinfabrik Borisow (jährliche Produktion von 2.800 to Kolophonium, 600 to Terpentin, 1 - 2 to Kienöl und 4 - 6 to Holzteer.

    Gruß

  • Hallo Leute,

    Bericht Wi-Kdo. Neiße, v. 28.08.41

    TEIL IV

    GEWERBLICHE WIRTSCHAFT

    Minsk ist das Industriezentrum Weissrusslands

    Leder:
    Großgerberei "Bolshewik" in Minsk ist wieder in Betrieb. Die Fabrik kam sehr schnell wieder zum Anlauf und ist derzeit mit ca. 400 Arbeitern im 2 Schichtbetrieb auf Schaftleder. In den Kellern lagern ca. 800.000 rohe Häute (hauptsächlich Schweinshäute), jetzige Produktion ca. 1.800 - 2.000 Häute/Tag. Gerbung tlw. durch Chromgerbung, allerdings nur noch geringer Vorrat an Chromsalz.
    Konfektionierung ua. durch die Pelznäherei "Krubskaja" mit derzeit 20 Pelznähmaschinenplätzen (Ausbau auf 70 Maschinen schnellstmöglichst geplant) und Lederwarenfabrik "Keubischew" mit 210 Arbeitern. Dieses Werk hat bereits vom WBA Aufträge für Pferdegeschirr, Revolver-, Karten- und Aktentaschen erhalten.

    Filz:
    Filzfabrik "Smilowitschi" mit hohen sichergestellten Rohstoffreserven. Verhandlung über Anfangsauftrag von 5.000 Filzstiefeln russischer Art. Bedenken vor umfassender Verwendung, da diese ganz aus Filz bestehen und nur bei Schnee und Eis, nicht aber bei zBsp. Tauwetter geeignet sind, da sich der Filz sofort mit Wasser, Schlamm etc. vollsaugt. Russischer Leiter Lederfabrik schlägt Verwendung von vorhandenen Gummisohlen mit Absatz in Kombination vor, Probestücke in Arbeit.

    Radiofabrik:
    Fa. Telefunken ist als Pate ernannt, Konzentration auf Fertigungen und Reparaturen für die Luftwaffe, Maschinenpark soll vervollständigt und fehlende Arbeiterschaft ergänzt werden

    Werkzeugmaschinenfabriken:
    Die durch Brand zerstörte Werkzeugmaschinenfabrik "Kirowa" wurde ausgeschlachtet, brauchbare Maschinen ua. zur unzerstörten Werkzeugmaschinenfabrik "Woroschilowa". Dieses Werk mit ca. 1.100 Arbeitern soll demnächst in Vollbetrieb genommen werden. Dereit laufen Aufräumungsarbeiten und die Fertigmontage von im Fertigungsprozess stehenden Radialbohrmaschinen. Derzeit noch 150 Arbeiter an OT abgestellt.

    Sonstige Fabriken:
    -die chemisch-pharmazeutische Fabrik wird derzeit in Gang gesetzt
    -die Glasfabrik beginnt demnächst mit der Fabrikation von Milch- und Wodkaflaschen
    -die Seifen-, Leder- und Papierindustrie westlich der Beresina ist grösstenteils wieder in Betrieb, ausser den zerstörten Anlagen in Pinsk
    -östlich der Beresina ist vertreten, aber noch nicht beurteilend erfasst: Eisen-, Glas-, Streichholz-, Textil- und Bauindustrie
    -die große Glasfabrik in Swilotsch wurde von Flaschen auf Fensterglas umgestellt, Produktion demnächst bei 10.000 Fensterscheiben pro Monat
    -die Betriebe in Orscha und Witebsk sind meist zumindest teilweise zerstört, Zukunft noch nicht entschieden
    -Werft für Flussschifffahrt in Pinsk in Gang gesetzt vom "Pi-Kdo. zbV. Bug-Dnjepr"
    -Silberfuchsfarm "Serwecz" mit rd. 4.000 Silberfüchsen und 2 Gütern die das notwendige Futter liefern
    -(Nachtrag v. 01.09.41) bis zum 30.08. insgesamt 190 Mühlen/137 Molkereien erfasst und überwiegend in Betrieb, ebenso einige Fischereibetriebe


    Kok-Sagys (russischer Löwenzahn zur Kautschukhersellung)

    (bisher in keiner mir bekannten Literatur SO bekannt, aktuell laufen wieder Versuche mit Unterstützung der EU)
    Die Moor-Versuchsanstalt in Minsk stellt auf 2 Morgen Versuchsland Züchtungsversuche mit dieser und anderen Nutzpflanzen her. Leiter ist Prof. Meschetschok, der auch die maßgegende Literatur über Kok-Sagys verfasst hat. In Weissrussland sind nach seinen Angaben derzeit rund 7.000 Hektar mit Kok-Sagys bebaut, die Stätte der Verarbeitung liegt in Moskau. Die Pflanze ist zweijährig und kann ab Oktober des ersten oder im Laufe des zweiten Jahres geerntet werden. Im 2. Jahr leidet die Pflanze jedoch an Fäulnis am Wurzelansatz. Darüber finden jetzt die Hauptversuche statt. Der Ernteertrag soll lt. Prof. bei 200 kg/Hektar liegen, nach Aussage seines Assistenten bei 90 kg/Hektar

    Wasserwerke:
    Die Wasserwerke von Minsk, Borisow und vielen kleineren Städten westlich der Beresina sind wieder in Betrieb. In zerstörten Teilen von Minsk gelingt es derzeit nicht den vollen Wasserdruck zu erreichen, weil ca. 60 % des Wassers durch nicht auffindbare Bruchstellen unter Trümmern verlorengeht.

    Allgeimeine Wirtschaftslage:
    Das Wirtschaftsleben stagniert, da viele Kleinbetriebe nicht laufen. Es gibt kein Vertrauen zur Währung, weil fast nichts gekauft werden kann. Vorherrschend ist die Tauschwirtschaft. Verpflegung ohne zusätzliche Eigenversorgung in "Garten, Wald und Natur" (auch durch Beeren, Nüsse, Pilze etc.) unzureichend.

    Gruß

  • Hallo Leute,

    MOLYBDÄN-WOLFRAM-KOMBINAT Teil I

    Vorwort:
    Molybdän und Wolfram sind äusserst seltene, sehr harte und widerstandsfähige Metalle, die fast ausschliesslich in Legierungen eingesetzt werden. Schon kleine Legierungsanteile vermögen das Gesamtverhalten des Metalles entscheidend zu erhöhen. Ihre Bedeutung für die Kriegsindustrie, hierzu nur der von Deutschland, zieht sich quer durch die entscheidenen Einsatzvariationen. Molybdän wurde zBsp. in geringen Mengen für die Hitzefesten Teile des Jumo004A, mit problemloser 100 h Dauerlaufleistung, 9,8kp Schub und Serienreife im Sommer ´42 benötigt - allein wegen dessen Mangel musste der Jumo004B, mit stockender 25 h Dauerleistung, 8,7kp Schub und Serienreife Februar ´44 konstruiert werden. Ein Mangel an Hartlegierungen betraf ua. auch den Bau von Seitenvorgelegen von Panzern, deren Bruch durch "minderwertige" Legierungen allein den Ausfall von unzähligen Fahrzeugen verursachte. Augenfällig war dann noch der Einsatz von Wolfram als Hartkern in Panzergeschossen, bei denen ständig von der knappen Verfügbarkeit der Panzergranate 40 zu lesen ist. Weiterer Mangel entstand oftmals im Verborgenen (Hartteile von Fräsmaschinen, Bohrern, Sägen etc.), hatte aber nicht minder entscheidenen Anteil an einer Kriegswirtschaft, gerade an Sollbruchstellen die nicht gleichwertig ersetzbar waren.

    Diese Auswirkungen sind natürlich auch bei der Gegenseite vorhanden und bei der Betrachtung von nachfolgender Ausführung wichtig.


    Vorkommen:
    Kombinat "Nishnij-Baksaan" mit der Grube Tyrny-Aus liegt auf gleichnamigem Berg in 3.000 m Höhe. In Nishnij-Baksaan liegt die Aufbereitungsanlage auf ca. 1.200 m Höhe, ca. 55 km westsüdwestlich von Naltschik (Kaukasus).

    Anlagenstruktur:
    Die Grube und die Aufbereitungsanlagen sind durch eine 4,2 km lange Seilbahn und eine ca. 27 km lange, extra gebaute Serpentinenstraße verbunden. Die Lagerstätte wurde von 1935 - 1939 aufgeschlossen, der regelmässige Abbau setzte 1939 mit einer kleinen Versuchsaufbereitung ein. Der laufende Betrieb begann 1940 mit Fertigstellung der Seilbahn und der regulären Aufbereitungsanlage. Bis zur Stilllegung waren umfangreichste Erweiterungsmaßnahmen im Gange, die unter enormem Zeitdruck angegangen wurden. Schon kurz nach Förderbeginn begannen ohne Übergang die Ausbauarbeiten auf die fünffache Kapazität.

    Leitung:
    Das Kombinat unterstand, einmalig in der damaligen SU, direkt dem NKWD (Geheimdienst/Innere Sicherheit). Infolgedessen war strengste Geheimhaltung angeordnet, Zivilarbeiter wurden speziell verpflichtet und ua. über den Ort im Unklaren gelassen. Sonstige Arbeiter waren fast ausschliesslich streng bewachte Strafgefangene. Das Kombinat wurde weiträumig abgeschirmt. Selbst höchste Beamte und Regierungsstellen wurden nicht oder nur teilweise informiert.

    Stilllegung:
    Am 09./10.08.1942 wurde durch die Sprengung des E-Werkes "Baksaan" in Kyburun die Stromversorgung unterbrochen und damit Seilbahn und Aufbereitung stillgelegt. Die Räumung und Sprengung durch den NKWD erfolgte Ende Oktober ´42. Verschleppung der meisten Arbeiter.

    Gruß

  • Hallo Leute,

    MOLYBDÄN-WOLFRAM-KOMBINAT Teil II

    Erkundungsmaßnahmen:
    Einen festen Zeitpunkt der Eroberung des Gebietes gibt es nicht, da weite Gebirgsteile unbewohnt und auch nicht verteidigt wurden.

    Eine Ersterkundung wurde auf einer Fahrt vom 19. - 24.11. durch das WEK 4/E Oblt. Rüppel, KV Patz, KVA Schulz und den Dolmetscher Lorenz vorgenommen. Nach entsprechendem Bericht wurde sofort eine qualifizierte Erkundungsexpedition zusammengestellt, welche am 29.11.42 vor Ort eintraf.

    Gliederung:
    Trupp des Technischen Bataillons Bergbau/mot. 26 (Hptm. Schulte, Hptm. Nelhiebel, Sdf Bribus, Feldwebel Ubisch), KVR Würker vom Wi.-Kdo. 6, Sicherungseinheiten von der 2./P 525 unter Olt. Damm sowie einige Minensuchern. Ausserdem die, dem NKWD entflohenen, russischen Techniker (MaschinenIng. B Chabarow und der Leiter der Aufbereitungsanlage Michail Worchin), die bereitwillig Auskunft über das Abbauverfahren, den technischen Stand der Aufbereitung etc. gaben.

    Erkundungsbericht:
    Die Lagerstätte ist ein vererzter Fels aus unterschiedlichstem Gestein (von Kalk über Quarz bis Marmor). Die Mächtigkeit des Erzkörpers, die an den Flanken 2 -3 m beträgt, nimmt nach innen auf 40 - 70 m zu!!!!! Die beiden wichtigsten Erze, Molybdän und Scheelit (Wolfram) sind derart über den Erzkörper verteilt, daß am Nordwest-Flügel der Mo-Gehalt höher ist als am Südostflügel, während es sich mit dem Wo-Gehalt umgekehrt verhält. Es existieren 4 Stollen zwischen 2.605 und 2.815 m Höhe, mit Verbindungen untereinander durch Blindschächte (zur Befahrung und Materialtransport) und Rolllöchern (zur Erzbeförderung). Beim Abbau kommt eine Art Kammerhau (neuester US-Bau "sublevel stoping") in Anwendung. Die Breite der Förderkammern wurde mit 10m, die der Pfeiler mit 6m gewählt.

    Bei der Gewinnung leistet ein Bohrhammer je Schicht ca. 14 to Roherz. Gleichzeitig waren etwa 70 Bohrhämmer in Betrieb, wobei die einzelnen Hämmer auswechselbare Kronen haben. Natürliche Bewetterung gut, nur nach Sprengungen Anschalten einer Sonderbewetterung. Das gewonnene Erz wird aus den Rolllöchern in Muldenkippwagen (á 1 cbm) abgezogen und von Hand in die Stollen geschoben. In den einzelnen Stollen gibt es Eisenbahnbetrieb durch insgesamt 8 Fahrdrahtloks mit entsprechendem Waggonbestand.

    Sämtliches Erz gelangt von den oberen 3 Stollen durch die Rolllöcher zu dem untersten 4. Stollen. Auf dieser Ebene erfolgte die Vorverbrechung. Die Brechkammer liegt ca. 35 m vom Stollenmuldenloch entfernt, 5 m unterhalb der Stollensohle. Das vorgebrochene Erz wird durch ein Förderband in die Bunker der Seilbahnkopfstation gebracht. Die Seilbahn hat eine Länge von 4,2 km mit 2 Zwischenstationen, jeder Kübel der Seilbahn fasst 2.2 to. Eine zweite noch mächtigere Seilbahn war im Bau.

    Tagesanlagen am Berg:
    -Diverse Druckluftanlagen mit insgesamt ca. 368 cbm/min
    -zahlreiche Verwaltungsgebäude, Wohn- und Werkstätten, Lagerhallen und offene Lager, Bohrtürme etc., vieles noch im Bau
    -Unterstation Elbrus mit Kraftstromversorgung, komplettem Umspannwerk und Beginn der Stromsteigleitung

    Gruß

  • Hallo Leute,

    MOLYBDÄN-WOLFRAM-KOMBINAT Teil III

    Aufbereitungsanlagen in Nishnij-Baksaan
    Lage am Westufer des Flusses Baksaan mit Versuchsaufbereitungsanlage, Aufbereitungsanlage, 2 Kesselhäussern, zahlreichen Lagern/Werkstätten/Laboren etc.. Das bereits neben der Grube auf 300mm vorzerkleinerte Erz wird in der Aufbereitung weiter zerkleinert, gesiebt und auf Flotationsfeinheit vermahlen. Molvbdän wird in basischer Trübe mit (Na2S), Petroleum und Pineoil flotiert - Wolframerze gehen in die entstehenden Schaumberge. Das Molybdänvorkonzentrat wird nach klassieren, nachmahlen und eindicken, in 8 Stufen nachgeschwommen, wobei neben dem Endkonzentrat ein Kupferkonzentrat mit geringem Mo-Anteil anfällt. Beide Konzentrate werden eingedickt und entwässert, das Mo-Konzentrat ausserdem getrocknet und nochmals mehrfach nachbearbeitet.

    Die Leistung der Anlage betrug zuletzt ca. 1.000 - 1.250 to Roherz/Tag, mit einem täglichen Ausstoß von: ca. 2,2 to Mo-Konzentrat mit 40 - 50 % Mo - 2,5 to Mo-haltiges Konzentrat mit 20 % Kupfer und 1 % Mo - 1,2 to Scheelitkonzentrat mit 55 - 77 % Wo

    Es werden teilweise deutlich höhere Ausbringungen genannt. Neben Unsicherheit am Wahrheits- und Wissensgehalt der Befragungen, erscheint die Förderkonzentration auf Reicherze oder die Einrechnung der Cu-Konzentrate möglich. Folgende Reagenzien werden sonst noch benötigt: Ölsäure 0,15 kg/to Erz, Wasserglas (10 % Lösung) 2 kg/to Erz, Na2S 15 kg/to Erz.

    Weitere Ausbaumassnahmen:
    Durch Vergrösserung der bestehenden und Neubau einer Aufbereitungsanlage, einer zweiten Seilbahn etc., sollte die Kapazität auf 5.000 to Roherz/Tag gesteigert werden. 8 neue Siebanlagen und eine neue Trocknungsanlage mit Verladeeinrichtung waren bereits fertiggestellt, weitere Großanlagen waren noch im Bau.

    Sonstige Werke:
    -eigene Wasserglasfabrik mit zahlreichen Maschinen, Kesseln und zahlreichen Gebäuden, stellte Wasserglas her
    -eigene Kunststeinfabrik mit Öfen, Mischern und zahlreichen Werkshallen mit Kränen, stellte inkl. eigenem Steinbruch Material für die Baustellen her
    -eigener LKW-Park mit ca. 250 SchwerlastLkW für Abtransport der Konzentrate nach Naltschik, Materialtransporte zu den Gruben und Erztransport zur Aufbereitung, inkl. grosser Werkstätten und Hallen
    -eigene Sprengstofffabrik mit komplettem Maschinenpark (Zerkleinerer, Mischer, Trockner, Motoren etc.)

    Zahl der Arbeiter:
    keine genauen Angaben, da mit den Baumassnahmen stark schwankend und Geheimhaltung auch zwischen den Abteilungen, aber geschätzt auf 1.200 Arbeiter und 63 Angestellte in den Gruben und 3.500 Menschen in Nishnji-B.

    Gruß

  • Hallo Leute,

    MOLYBDÄN-WOLFRAM-KOMBINAT Teil IV

    Erkundungsergebnisse:
    Gute Anfahrt der Gruben per LKW, Straßensperren sind beseitigt, Brückensprengungen bereit durch Notbrücken ersetzt. Die Seile der gesprengten Seilbahn hängen teilweise über der Straße. Die Begehung der Tagesanlagen bei der Mine bot keine Schwierigkeiten, abgesehen von Schneewehen.

    Die Grube:
    Von den 4 Stollen ist nur der Unterste (Nr. 4) befahrbar, eine Sprengung hatte nur wenig Erfolg. Die obersten beiden Stollen hatten verschüttete Zugänge, der andere Stollen konnte wegen Schneewehen nicht besichtigt werden. Im Stollen 4 sind Pressluftleitungen, Fahrdraht und "Lattentauren" herausgerissen. Das ein- und zweispurige Gleis sowie die Weichen sind in Ordnung. Zwei im Stollen stehende Loks können leicht repariert werden. Bei der Art des Abbaus ist es möglich, daß in den Kammern grössere bereits gewonnene (angeblich 100.000 to) Erzmengen gespeichert sind. Eine Überprüfung war nicht möglich, da die Betriebspunkte von Stollen 4 nicht erreichbar sind. In der Vorbrechanlage ist der Antriebsmotor duch Sprengung zerstört, der Brecher selbst ist unzerstört, vorhandener Sprengstoff und Sprengkapseln wurden durch MinensuchKdo. entfernt.

    Tagesanlagen:
    Teilweise Zerstörung, aber auch viele Gebäude und Material in Ordnung, Seitbahn fast vollständig zerstört

    Nishnji-Baksaan:
    Viel gesprengt, aber Maschinen der im Bau befindlichen Anlagen teilweise erhalten, Schwermaschinen unter Trümmern erfahrungsgemäß noch reparierbar, das alte Kesselhaus ist wenig beschädigt, die Gleise und die elektrischen Trockenöfen sind unzerstört, Gebäude der Versuchsaufbereitung ist bis auf den untersten Teil zerstört. Von den Neubauten für die Erweiterung der Aufbereitung ist die fast fertiggestellte Trockenanlage fast vollständig erhalten. Laborgebäude unzerstört aber leer, das neue Kesselhaus ist gesprengt aber 2 Kessel vielleicht noch brauchbar, Kessel der Versuchsanlage in Ordnung. Unterstation Elbrus und dieselelektrische Anlagen sind bis auf Teile vernichtet. Werkstätten sind grösstenteils erhalten und verfügen tlw. noch über Maschinen und Motoren (1 x 5 kw, 1 x 50 kw). Großgarage ist zerstört, Kunststeinfabrik iW. unzerstört inkl. Maschinen ( Ofen, Mischer, Pressen etc.), ebenso Wasserglasfabrik (inkl Kessel u. 12 kw Motor) erhalten. Sprengstofffabrik eingestürzt, ebenso Lager für Flotationsreagenzien, aber eiserne Behälter für Lösungen und Öle trotzdem erhalten. Lager 2, Lager 5 und das Brennstofflager mit 20 Tanks, Zapfanlage und Tankanlage sind unzerstört.

    Gefundene Vorräte:
    Nicht abschätzbare Mengen Roherz sind in verschiedenen Bunkern sicher und in den Stollen sehr wahrscheinlich vorhanden, reine Konzentrate sind nicht vorhanden. In den Eindickern sind folgende geschätzte Schlammmengen vorhanden. Ca. 20 to Scheelitschlamm (angebl. 30 - 50 % Wolfram), 8 to Molybdänschlamm (angebl. mit 10 % Molybdän) und nicht abschätzbare Mengen Mo-Schlamm in einem anderen Eindicker sowie in den Klärsümpfen. Zahlreiche Kisten mit Bohrproben u. ca. 50 Kisten mit Erzproben sichergestellt. 11 Fässer Flotationsöl, 2 to kalinierte Soda, 800 kg Pineoil, 1 Fass Soda, einige Trommeln Karbid, grössere Mengen "Staufferfett" und anderes Schmierfett, zahlreiches Baumaterial an verschiedenen Stellen, diverse Walzwerkerzeugnisse (ca. 50 to), diverser Baustahl (ca. 14 to), zahlreiche Kleinteile wie Bolzen, Nieten, Muffen etc. ( ca. 17 to) dazu Unmengen Schläuche Kugellager, Riemen, Baumaterial etc., allein in der Kunststeinfabrik lagen ua: 5 to Drahtgitter für Eisenbeton, 12 to Stahldraht, 800 cbm Kunststein, 1800 Stahlbetonplatten (50 x 200 x 7,5cm) und 500 mit kleinereren Abmessungen, 2 große volle Kabeltrommeln, 88 lfdm. Doppelt T-Träger 300mm usw.

    Vorratsberechnung:
    Geschätzter Vorrat oberhalb der derzeitigen Stollensohlen ca. 11.000.000 to, geschätzter Vorrat unterhalb der derzeitigen Stollensohlen, ca. 12.000.000 to, Vorrat Kategorie C ca. 11.500.000 to, Restabbau ca. 10.000.000 to, Gesamt ca. 44.500.000 to abbaubare Erze.
    Bei rein rechnerisch niedrig geschätzten Anteilen von 0,06 % Mo und 0,12 % Wo ergibt sich ein Potenzial von 26.700 to reinem Mölybdän und von 53.400 to reinem Wolfram.

    Erstes Ergebnis:
    Die Russen haben viel aber ziemlich planlos gesprengt. Der 4. Stollen ist der wichtigste, da durch diesen die komplette Zuwegung für alle Stollen verläuft und gerade dieser ist offensichtlich am Besten erhalten. Von den Hauptteilen der Verarbeitung wurden jeweils nur Teile gesprengt, so daß sich aus den verschiedenen erhaltenen Bauteilen der Versuchs-, der Aufbereitungs- und Neubauaufbereitungsanlagen, eine improvisierte Neuanlage zusammensetzen lässt. Proben sind per Eilkurier nach Berlin versendet, weitere Erkundungsmassnahme befohlen.

    Gruß

  • Hallo Leute,

    TECHNISCHE BRIGADE MINERALÖL TEIL I

    Die Technischen Einheiten zur Sicherstellung, Aufbau und Ausbau der Erdölindustrie in den eroberten Staaten sind in unterschiedliche Strukturen und Aufgabengebiete zersplittet. Eine einheitliche Grundstruktur ist nicht erkennbar, da Einheiten sowohl im Reich, in befreundeten Staaten wie Ungarn und Rumänien, also auch im befriedeten oder frisch eroberten Feindesland aktiv waren.

    Ich möchte mich hier auf die Aktivitäten im Südabschnitt der Ostfront konzentrieren. Hier wurden schon mit der Vorplanung von Barbarossa Strukturen von Technischen Einsatzgruppen "Mineralöl" geschaffen, die später als Vorläufer und Grundstock für die Schaffung der TBM (Technische Brigade Mineralöl) angesehen werden können.

    Beginnen wir mit dem Kriegstagebuch des Mineralölkommandos Kaukasus (MKK) im Einsatzgebiet:

    08.09.41
    Vorkommando trifft in Lemberg ein, Unterstellung unter Wirtschaftsinspektion Süd (Wi-In. Süd). Besprechung Stab mit Professor Prokupoff, dem ehemaligen Leiter des "Allsowjetischen Wissenschaftlichen Instituts zur geologischen Erkundung", Leningrad, über die Erdölvorkommen des Kaukasus, von Romny und Galizien. Der Professor ist auskunftsfreudig und legt wertvolles Daten- und Kartenmaterial vor.

    12.09.41
    Marschbefehl Richtung Romny

    18.09.41
    Im Raum Jassy mittlerweile folgende Einheiten versammelt: Führungsgruppe, Vorauskommando Stab, Technisches Bataillon Mineralöl 11 (TB MA 11) mit Stab u. 2. Kompanie, Stabskompanie MKK

    19.09.41
    Marschbefehl nach Kishinew

    20.09.41
    Ersterkundung Häfen Cherson und Nikolajew. Bericht des Erkundungstrupps: Krackanlage Cherson von den Russen bereits im Juni demontiert und nach Cickin (ostwärts Wolga) verbracht. Gesamttankanlage mit 81.000 to Lagertanks, inkl. Pumpen und Wasserversorgung unbeschädigt erbeutet. Die Betriebsfähige Anlage wird derzeit durch den Luftzeugstab 5 beschlagnahmt. Mehr als 100 von ehemals 500 russischen Arbeitern bereits wieder in Arbeit, viele andere sollen sich noch in umliegenden Dörfern aufhalten. Im Aussenhafen, ca. 8 km südlich, Großumschlagsanlage mit 3 Tanks á 4.800 to, welche durch Rohrleitung mit der Großtankanlage verbunden ist. Geringe Beschädigungen, Anlage in Betrieb, wird derzeit vom AOK 11 (11. Armee) genutzt. In Nikolajew 4 kleinere Umschlagseinrichtungen unbeschädigt erbeutet, derzeit beschlagnahmt durch Kriegsmarine und Generalluftzeugmeister. Für Aufgaben MKK ohne Bedeutung.

    27. - 30.09.41
    Facherkundung von Cherson, ergänzend zum Bericht der Ersterkundung: Auf dem ca. 1 qkm grossen Gelände verstreut Unmengen von wertvollen Maschinen und Zubehörteilen, zBsp. ein großer bereits verpackter Diesegenerator, 8 E-Motoren, Tankbleche (für Öltanks) in allen Stärken und fertig gebogen, Rohre (ua. 55 x 10m Rohre aus Chromnickelstahl), Asbest, Isoliermaterial, Zement, Armaturenteile etc.. Die auf der Anlage befindlichen Mengen an Fliegerbenzin werden von der Luftwaffe beräumt. Die Solarölbestände durch die Landwirtschaft, die großen verarbeiteten Holzbestände durch Pioniere im Abtransport befindlich. Ununterbrochen fahren LKW aller Truppengattungen durch die Anlagen und entfernen nicht nur für sie brauchbares Material, sondern zerstören auch sinnlos für die Erhaltung der Tankanlage erforderliche Geräte!

    01.10.41
    Aufstellung eines Kommandos zur Sicherung und Sicherstellung des Tanklagers Cherson. Nach Räumung der Tankinhalte Übergabe an MKK. Befehl an einen E-Trupp zur Wege- und Ersterkundung Saporoshje.

    Gruß