Bahnfahrkarte 12.4.1945 zurück nach Hirschberg

  • Hallo, alle,

    meine damals 11-jährige Mama wurde im Frühjahr 1945 mit ihren beiden Geschwistern und der Mutter aus
    Hirschberg nach Mattighofen/Österreich evakuiert. Am 12. April 1945 sind sie wieder zurückgefahren (kaum
    zu glauben aber wahr). Das letzte Stück wurden sie im offenen Waggon, der Truppen transportierte, mitge-
    nommen. Die Männer hatten in einer Ecke, durch eine Decke abgetrennt, einen Eimer als Abort plaziert.

    Meine Mutter hatte diesen Fahrschein all die Jahre in ihrer Handtasche.

    641 km - Fahrpreis: 90,30 RM

    https://www.forum-der-wehrmacht.de/attachment.php?attachmentid=3061

    Gruß von Margarete

  • Hallo Margarete, ein für die Familiengeschichte einmaliges Dokument, das Du in Ehren halten mußt! Es ist der Nachweis, unter welchen Zeitumständen unsere Eltern den Krieg erlebt und durchlebt haben.
    Liebe Abendgrüße von Klaus

  • Hallo Margarete,

    Ein schönes Erinnerungsstück das Du da hast denn es zeigt ein Stück aus einer Zeit in der unsere Eltern vieles erleiden mußsten und auf sich genommen haben.Auch ich habe ein ähnliches Dokument von meiner Mutter ,nur über andere Umstände einer Bahnfahrt.Das Dokument weißt die Fahrt zu meinem Vater 1942 nach Wien ins Lazarett aus.Ich war zu diesem Zeitpunkt erst 1 Jahr alt.

    mfG Günther

  • Hallo, Klaus,

    die Fahrkarte ist weiterhin in der Handtasche meiner Mutter. Ich hatte sie mir nur mal kurz ausgeliehen.

    Hallo, Günther,

    ein ähnliches Dokument hat gerade auch Joachim eingestellt. Antrag auf Fahrpreisermässigung für den
    Besuch im Lazarett - wundert mich nicht, dass es so etwas gab.

    Der Fahrpreis von Mattighofen zurück nach Hirschberg wären heute umgerechnet mehr als 360,- EURO.
    Ein kleines Vermögen und bestimmt für viele unerschwinglich.

    Gruß von Margarete

  • Hallo Margarete,

    Ich weis nicht was die Bahn damals für meine Mutter gekostet hat,aber wenn man es auf heute bezieht schätze ich vielleicht auch in etwa 350 Euro.Dann kam ja auch noch der Preis für die Unterkunft dazu,wobei meine Mutter immer erzählte das sie privat in der Wiener Altstadt gewohnt hat.Mit dem wenigen Geld das sie damals hatte hat sie dies alles zu Wege gebracht. Ja,all diese Dinge von damals bewahre ich in einem kleinen Karton auf und ab und zu schaue ich sie mir an und versuche mich dann in diese Zeit zu versetzen um nachzuvollziehen was beide damals erlebt haben.

    Gruß Günther

  • Hallo, Margarete und alle anderen Interessierten,

    viele Evakuierte, kehrten, nach dem - vermeintlich wieder Ruhe herrschte - zurück in ihre Heimat.

    Die Fahrt Mattighofen - Hirschberg muß damals eine Tortour gewesen sein.

    Ich hab mir den Spass erlaubt, eine Verbindung heute herauszusuchen;
    die Fahrt dauert, mit längerem Aufentalt 17 Stunden

  • Hallo Miteinander,

    Quote

    641 km - Fahrpreis: 90,30 RM

    und

    Quote

    Der Fahrpreis von Mattighofen zurück nach Hirschberg wären heute umgerechnet mehr als 360,- EURO. Ein kleines Vermögen und bestimmt für viele unerschwinglich.

    Es war auch früher schon ein kleines (eher großes) Vermögen.

    1 RM entspräche heute ca. 4,28 Euro

    Also würde die Fahrkarte für 90,30 RM = 386,48 Euro.

    Wenn man die Fahrkarte anschaut ist diese auf 3 Personen zum voller Fahrpreis + ein ermäßigter Fahrpreis ausgestellt.

    Intressant der Reiseweg:

    Mattighofen-Limbach-Passau-Regensburg-Eger-(Karlsbad)-Dux-(Bodenbach-
    Tetschen-Böhmisch Leipa) -Reichenberg


    Grüße Matthias

  • Hallo, Günther, Gerd, Herr Schlichi, Matthias, Thilo,

    erstaunlich und überraschend Eure Teilnahme an einer Bahnfahrkarte!!! :]

    Die Strecke hatte ich mir bei kugel einst angeschaut, auch die Verbindungen im Kursbuch herausgesucht.
    Die Bahnfahrkarte war ja nur bis Reichenbach ausgestellt. Dort befand sich ein Flüchtlingslager, in dem
    meine Oma mit den Kindern auf der Hinfahrt (wahrscheinlich im Februar) drei Wochen untergebracht war,
    bevor es weiterging.

    In diesem Lager befand sich auch eine Opernsängerin, die zur allgemeinen Aufheiterung und Unterhaltung
    die schönsten Arien sang. Leider weiß meine Mutter nicht den Namen. (Könnte es sich um Elisabeth Schwarz-
    kopf gehandelt haben?
    - Fällt mir nur so ein, da sie aus Posen stammt.)

    Kann es sein, dass von Reichenbach nach Hirschberg offiziell keine "zivilen" Züge mehr verkehrten und deshalb
    nur Überredungskünste halfen, um im Truppentransporter mitgenommen zu werden?

    Gruß von Margarete

    Edited 2 times, last by Margarete (April 6, 2012 at 7:42 PM).

  • Guten Abend,

    Original von Margarete:

    Quote

    Kann es sein, dass von Reichenbach nach Hirschberg offiziell keine "zivilen" Züge mehr verkehrten und deshalb nur Überredungskünste halfen, um im Truppentransporter mitgenommen zu werden?

    Hallo, Margarete,

    nach Beginn der russischen Offensive auf Schlesien, begann die Reichsbahn,
    alles Rollmaterial(Lokomotiven,Waggons,etc) in Richtung Westen zu evakuieren. Die meisten,sogenannten Räumzüge, wurden über die Sudeten abgefahren. Die Strecken waren aus diesem Grund mehr als überlastet.
    Nach der Bombardierung Dresdens, fuhren die Räumzüge auch Richtung Bayern und Österreich.
    Da die Räumzüge Vorrang hatten, halfen in der Tat nur Überredungskünste.


    Quelle: Siegfried Bufe: Eisenbahnen in Schlesien; Bufe - Fachbuchverlag, Egglham 1993
    ISBN Nr. 3-922138-37-3

    Edit: Foto Bahnhof Hirschberg ergänzt (vom Frühjahr 2000)
    Edit2: es auch getan...