Hallo!
Liebe Veteranen, liebe User!
Schon seit einiger Zeit verfolge ich den Stammtischthread ohne mich einzumischen. Warum?
Dafür gibt es viele Gründe. Ich würde ungerne in einem öffentlichen Raum eine Frage stellen, die sehr persönlich sein könnte, ohne selbst aus dem Deckmantel der "Anonymität" heraustreten zu wollen. Da haben die Veteranen verdammt recht.
Ich stehe aber Zeitzeugen(ZZ)gesprächen sehr skeptisch gegenüber. In den nächsten Wochen werde ich selber einige Zeitzeugen "interviewen". Die "" kommen nicht von ungefähr. Ich habe mich an der Uni mal etwas mit Oral-History beschäftigt.
Aus meiner Sicht, wird man keine "neutralen" Antworten auf seine Fragen bekommen, wenn man das ganze als Interview macht. Jede Frage-stellung lenkt schon ein bisschen, und damit meine ich nicht nichtmal Suggestivfragen. Um manche Aussagen zu verstehen, muss man sehr viel über eine Person wissen....sehr viel.
Daher sind Zeitzeugen"befragungen" sehr heikel und sehr arbeitsintensiv. Um eine möglichst hohe Objektiviät zu erzielen, ist es ratsam den Zeitzeugen sehr neutral aufzufordern seine Erlebnisse zu schildern.
Das geht dann in der Regel so, dass der ZZ "einfach" sein Leben erzählt. Bei Verständnissfragen, hakt man natürlich nach. Man fasst aber nichts zusammen, sondern fragt: Können sie XY nochmal etwas genauer erläutern.."
Ihr merkt, wenn ein ZZ sein Leben erzählt, dauert dies schon ein paar Stunden..die Zeit muss man sich nehmen, noch mehr Zeit wird es dauern ein Interview aufzuschreiben. Mit Pausen usw... das dauert sicherlich einiges mehr als die 2 Stunden selbst.
ZZ sind immer kritisch zu hinterfragen, stellt euch einen Unfall vor und fragt Zeugen nach dem Hergang. 3 Zeugen 4 Antworten...
Gerade in so einem sensiblen Bereich, wie die Zeit des WK II, bzw. die NS-Zeit.
Ich kann das Buch " ---Opa war kein Nazi" sehr empfehlen.
@ Veteranen, kennt ihr das Buch?
Welzer, Harald (u.a.) Hrsg. Opa war kein Nazi. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis. Frankfurt 2005
Eine Rez. dazu
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id…a+war+kein+nazi
Oder ähnliche Fragestellungen
Siehe auch hier
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id…a+war+kein+nazi
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id…a+war+kein+nazi
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id…a+war+kein+nazi
Ich möchte Sori nicht zu nahe treten, aber wir "spätgeborenen" haben auch das Recht Stellung zu nehmen. Klar wir waren nicht dabei und verstehen die Umstände nicht, sind NICHT "ideologisch" erzogen worden (meiner Meinung nach), sondern auf den Füßen des GG der BRD.
Ich antworte hier, aus Respekt. Ich möchte ungerne deinen Aufruf direkt kommentieren, daher hier in einem extra Thread
Aber Aussagen wie
Quote
Viele dieser jungen Menschen glauben nicht mehr an das was ihnen in den Schulen und in der Öffentlichkeit eingetrichtert wurde.Sie suchen, sie fragen, sie wenden sich an uns Veteranen, aber leider nur sehr wenige antworten ihnen.Schuetzend stellen sie sich vor Ihren toten Vätern und Grossvatern. Sie dulden
nicht mehr. dass sie von einer Minderheit immer wieder angegriffen werden
Finde ich bedenklich. Man sollte erstmal die historische Abfolge zur Kenntnis nehmen.
Unmittelbar nach dem Krieg war das Thema NS-Zeit tabu. Mein Vater stieß genauso wie sicherlich die meisten auf taube Ohren, wenn sie ihren Vätern Fragen stellten. In der Schule war das Thema tabusiert...
Erst in den 68igern gelang es der Jugend endlich die "alten" aus der Reserve zu locken. Sicherlich in vielen Fällen naiv moralisch und aus sicherer Distanz heraus gefragt. (Wer weiss wie die sich verhalten hätten..bzw. wir uns?)
Dann erst begann der öffentliche Diskurs.
Ich enpfehle das Buch:
Reichel, Peter: Vergangenheitsbewältigung in Deutschland. Die Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur von 1945 bis heute.
München 2001
Mir wurde (70iger Jahrgang) nichts in der Schule eingetrichtert. In meinen Schulbüchern (NRW) gab es keine pauschalisieren Verurteilungen. Meine Lehrer haben das Thema differenziert dargestellt. War ich ein Einzelfall? Sicherlich nicht!
Ich kenne auch keine Schulbücher wo pauschalisiert wurde!
Vielleicht habe ich den Sori falsch verstanden, aber wenn du sagen wolltest: Das war damals anders als ihr es heute in der Schule hört, aber keine traut sich dies zu sagen, bzw. zu wenige und die sind bald nicht mehr.
Dann muss ich dieser Aussage entschieden entgegen treten! Auch wenn ich mich damit extrem unbeliebt machen würde. Aber Tatsachen (und diese stehen in den Schulbüchern. Sicherlich über Zahlen/einzelfälle kann gesprochen werden, aber die Grundaussage in den Schulbüchern ist wissenschaftlich belegt) können nicht "verklärt" werden. Manche ZZ haben sich im Laufe der Zeit eine Erklärung für sich und ihr Handeln gesucht, die sie mittlerweile akzeptiert haben und für real nehmen.
Damit spreche ich hier keinen persönlich an, ich kenne die Veteranen hier nicht!
Quellenkritik- egal welche Art von Quelle- ist immens wichtig!!! Man sollte immer kritisch gegenüber den Quellen sein. Wer hat was gemacht? Warum reagiert er also so. Was ist mit der Urkunde, echt oder falsch? Oder wie gehört die interpretiert.
Mir liegt es übrigrens sehr fern die Taten einzelner Personen, die diese in der NS-Zeit getan haben zu bewerten! Dies steht mir aus a)"Gnade der späten Geburt" und b) sind Historiker keine Personen die moralisch bewerten sollten, nicht zu!
Ein anderes interessantes Phänomen ist, dass viele Menschen, die ihren Vater/Mutter im Krieg verloren haben, sich nun für die Geschichte ihrer Vorfahren interessieren. Habe da neulich mal einen interessanten Vortrag zu gehört. Erst seit ein paar Jahren tauchen "jahresanzeigen" für gefalle in Tageszeitungen auf.... Vielleicht kennt ja jemand den Autor, der dies untersucht.
Gruss
Basil