Schweigen oder nicht?

  • Hallo,
    es wurden einige Posts gelöscht...war gestern nicht mein Tag.
    Habe wohl etwas in den falschen Hals bekommen.

    Grüße Thomas

  • Moin

    Meine Eltern (Jahrgang 1922) hatten den Krieg auch hautnah erleben "dürfen".

    Das Bedürfnis darüber zu reden war jedoch sehr unterschiedlich.

    Bombennächte:
    Meine Mutter lebte in Bremen und berichtete immer von den permanenten Fliegeralarmen: Sirenengeheul, Gehetze zum LS-Bunker, stundenlanges Warten im überfüllten, stinkenden Schutzraum.
    Da viele Bomberströme (z.B. auch nach Berlin) über den Raum Bremen zogen, gab es fast jeden Tag Alarm. Abgesehen von den Fehlalarmen, die eher nervig waren, erzählte meine Mutter natürlich auch von den Ängsten während den richtigen Angriffe auf Bremen. Das Heulen der Bomben und Sirenen, sowie die Geräuschkulisse der Flugzeugmotoren hatte sich bei ihr bis zum Lebensende eingeprägt. Kann mich gut daran erinnern, dass meine Mutter immer einen Panikblick hatte, wenn bei uns die Feuerwehrsirene anging (und das auch jeden Samstag um 12:00 Uhr).
    Man stelle sich das heute nur mal vor, wenn man fast jeden Tag das Haus/den Arbeitsplatz fluchtartig verlassen müsste um dann stundenlang in Bunkern oder Kellern zu hocken! Und dies alles über Jahre!

    Während der Bodenkämpfe bei der Besetzung Bremens (Artilleriebeschuß von beiden Seiten) hatte meine Mutter und meine Oma keinen "Bock" mehr auf Keller und Bunker und sind in ihrer Wohnung geblieben. Als die Briten dann nach und nach jedes Haus durchkämmten, standen sie verdattert vor den beiden Frauen und fragten nur irritiert: "You two women alone?" Und schon waren sie wieder weg.

    Front:
    Mein Vater war bei den Gebirgsjägern und lag 1942/43 vor Leningrad. Er war dort ca. ein halbes Jahr als Schütze am schw. MG im Einsatz. Er holte sich dort eine schwere Lungenerkrankung und tourte bis Anfang 1945 von Lazarett zu Lazarett und von Sanatorium zu Sanatorium (zuletz bei Lippspringe). Von den oftmals recht schmerzhaften Behandlungen hatte er dann die Schnauze voll und entließ sich dann selbst um sich gen Heimat (bei Olpe) durchzuschlagen. Bis auf zwei/drei eher heitere Anekdoten hat er nichts von den Kämpfen und dem Frontleben erzählt.
    Von meiner Mutter wußten wir Kinder jedoch, dass er Nachts schwere Albträume wegen der Kriegserlebnisse hatte. Sie hatte uns auch nahegelegt, meinen Vater doch bitte nicht dazu zu befragen. Das wurde auch so akzeptiert.

    Zudem quälte er sich viele Jahre mit dem Gedanken, ob sein älterer Bruder (gef. im Frühjahr 44 an der Ostfront, Mittelabschnit) eventuell doch noch leben könnte. Der Bruder ist bei Rückzugsgefechten gefallen und konnte nicht geborgen werden. Mein Vater hatte bis in die 80er Jahre die quälende Hoffnung, dass er nicht tot sondern nur verwundet wurde und noch irgendwo lebt. Erst Mitte der 80er bekam man die Info (vom WAST?), dass sein Grab im Osten gefunden wurde.

    Das Erlebte meine Eltern und dessen Auswirkung auf deren tägliches Leben hat mich und meine Geschwister auch sehr geprägt. Auch wenn ich (Jahrgang 61) den Krieg nicht erlebt habe, ist dieser für mich kein fernes, graues Ereignis! Daher schwillt bei mir oftmals der Kamm, wenn bestimmte, unliebsamme Themen mit dem Argument "das ist so lange her, das solle man doch endlich vergessen", weggebügelt werden sollen! Solange noch Kriegsteilnehmer und Leute der Folgegeneration leben, ist nichts vergessen!

    In diesem Sinne, ein schönes Wochenende
    Gruß
    Andreas

    [Edit: mal wieder die Rechtschreibung]

    Edited 4 times, last by Xenos (February 4, 2012 at 11:13 AM).

  • Hallo,

    ich melde mich auch noch mal zu Wort. :)
    In meinen anderen Post zu diesen Thema habe ich ja nur über Opa berichtet und kein Wort über Oma geschrieben. ;(
    Also Oma blockt beim Thema Krieg nicht ab.
    Sie redet zwar nicht gerne darüber,doch gibt sie auf jede Frage eine Antwort.
    Viel hat sie mir über die Bombennächte in Berlin erzählt.Sie wohnte damals 15 Min. Fußweg vom FLAK-Turm-Humboldhain entfernt und hörte im Keller jedesmal die Abschüsse der Flak.
    Auch vom verschwinden der jüdischen Familien in ihrer Straße hat sie mir erzählt.Diese Familien waren einfach über Nacht weg und sie hat nach dem Krieg keinen mehr wiedergesehen.Auch vom Selbstmord eines Bekannten hat sie mir berichtet.Er war Panzerfahrer und hat in Russland beide Beine verloren.Als er 1944 aus dem Lazarett entlassen wurde,hat er sich in der elterlichen Wohnung am Fensterkreuz erhangen.Er war ein leidenschaftlicher Fußballspieler.

    Gruß Micha

    Suche alles zur 208.Infanterie-Division

  • Glück auf!

    Also ich kann mich an Erzählungen von der Omma eines Sandkastenfreundes zum Bombenkrieg erinnern. Ich vermute mal das Zivile wird oder wurde öfter leichte erzählt. Ich glaube auch die Herren die "gerne" aus dem Krieg erzählt haben, haben ihn vielleicht anders betrachtet als die, welche nichts erzählt haben. Von den persönlichen Einflüssen natürlich auch abhängig. Gibt es da vielleicht auch einen Unterschied in der mil. Erziehung, Einstellung? Berufssoldaten, Freiwillige, Gezogene Pflichtige?

    Gruß Oliver

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
    *Erst wenn der letzte Soldat bestattet ist, dann ist der Krieg zu Ende* http://www.verdun14-18.de

    Edited once, last by Oliver (February 4, 2012 at 7:33 PM).

  • Hallo,

    mein Vater, Jg.1927, erzählt einiges über seine Zeit bei dem Arbeitsdienst, Flak und WH, z.B. wie seine Geschützbedienung eine amerikanische Maschine abschoss, dass er noch zur Uffz.-Ausbildung war und wie er bei Gelnhausen (Hessen) eingekesselt war und in amerikanische Gefangenschaft geriet. Auch aus seiner Zeit in Gefangenschaft erzählt er immer wieder. Einmal erzählte er mir, dass er sich 1943 freiwillig zur SS meldete. Aber da wurde er nicht angenommen.
    Meine Mutter, auch Jg. 1927 erzählte nie aus der Zeit. Erst als sie 2004 verstarb erfuhr ich, dass sie von zwei russischen Soldaten vergewaltigt wurde, da war sie gerade 17 Jahre. Trotzdem arbeitete sie zwei Jahre bei den Russen in der Küche. Was blieb ihr auch weiter übrig.
    Der eine Onkel von mir, hatte sich noch freiwillig zur WH gemeldet. Er machte sich einfach 1 Jahr älter. Er war noch in Italien bei der 1. Fallschirmjägerdivision. Ich habe auch versucht mit ihm darüber zu reden, aber da wimmelte er ab.

    mfg
    Thomas

  • Moinsen!

    Hier bei Jauch gesehen, da erzählt Marcel Reif (dem ich beim Fußball ja nicht gerne zuhöre, dem Bayernfetischist) etwas über den Umgang seines Vaters und den Erzählungen über Erfahrungen in der Familie. Eigentlich recht interessant.
    http://daserste.ndr.de/guentherjauch/guentherjauch163.html

    So ab 15:00 min
    Gruß Oliver

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
    *Erst wenn der letzte Soldat bestattet ist, dann ist der Krieg zu Ende* http://www.verdun14-18.de

    Edited 2 times, last by Oliver (February 6, 2012 at 2:22 PM).

  • Oliver

    Im Zeitalter immer neuer Wortschöpfungen und des ungeahnten Ausweitens des Denglisch, darf man vielleicht schon fragen, was man
    unter einem Bayernfetischisten versteht?

    Hat das was mit bayerischer Kleidung
    zu tun (Träger anstößiger Lederhosen udgl.)?

    Oder sind das Zeitgenossen,
    die mit dem Bayern-Trikot schlafen gehen?

    Gruß aus Bayern!
    Bert

    Edited 3 times, last by Jahrgang39 (February 6, 2012 at 4:11 PM).

  • Quote

    Original von Jahrgang39
    Oliver

    Im Zeitalter immer neuer Wortschöpfungen und des ungeahnten Ausweitens des Denglisch, darf man vielleicht schon fragen, was man
    unter einem Bayernfetischisten versteht?

    Hat das was mit bayerischer Kleidung
    zu tun (Träger anstößiger Lederhosen udgl.)?

    Oder sind das Zeitgenossen,
    die mit dem Bayern-Trikot schlafen gehen?

    Gruß aus Bayern!
    Bert

    Hallo Bert,
    ich sage mal letzteres, er gibt es nur nicht zu :)

    Gruß Oliver

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
    *Erst wenn der letzte Soldat bestattet ist, dann ist der Krieg zu Ende* http://www.verdun14-18.de

  • Mein Opa war nach dem Krieg in amerikanischer Gefangenschaft.

    Die Bewacher waren farbige US-Truppen und sagten oft zu "ihren" Gefangenen: "Wir sind alle Gefangene, ihr auf eurer Seite des Zaunes, wir auf unserer..."

  • Mein Opa war Jahrgang 1920 und war im Infanterieregiment 179 von 1940 an im Einsatz. er war bei einer Grantwerferbedienung.

    Ich habe als Kind meinen Opa oft gefragt: Opa wie war das denn so im Krieg...

    Er hat mir dann so einiges erzählt und sein Fotoalbum rausgeholt..Das habe ich dann 1991 von ihm geerbt. Leider ist er viel zu früh gestorben und es vergeht kein Tag an dem ich nicht an ihn denke, da ich als Kind vieeel Zeit mit Ihm verbracht habe.

    Von Frankreich hat er nicht viel erzählt, nur das sie da viel laufen mussten und das er dann bei Calais an der Knalküste war.

    Als sie dann in der Ukraine waren hat er auch wieder erzählt..Viel laufen... 50km am Tag. Schwere Gefechte und viele tote Russen in unmittelbarer Nähe. Oft nur 20m von den eigenen Stellungen weg. O-Ton: Und gestunken haben die... Ging dann über Uman nach Charkow. Bei Uman hat er von weitem Hitler gesehen..Der ist im offenen Wagen an den Truppen vorbei gefahren..Mein Opa stand weit weg auf einem Hügel und hat Ihn nur von weitem gesehen. Und tatsächlich es gibt Farbaufnahmen bei dem Hitler ein Feldflugplatz bei Uman besucht und kurz an Soldaten vorbeifährt und im Hintergrund sieht man tatsächlich einen Hügel auf dem ein Trupp Soldaten steht.
    Von Charkow hat er immer erzählt das eine wunderschöne Stadt war, mit riesigen Gebäuden. Und dann war er auf einem kleinen Dorf (ich glaube er sagte immer es war Bereka) und da hat er ne Lungenentzündung bekommen. Und seine Kameraden haben Ihn zu einer Bauern-Familie da gebracht und Ihm ne Pistole unters Kopfkissen gelegt (Falls Partisanen kommen, damit er sich erschiessen kann) und die Bauernfamilie hat Ihn gesund gepflegt. Und dann musste er im Winter hinter seiner Einheit zu Fuss alleine durch die Steppe hinterher.. Da hat er sich ein Iglo gebaut, sonst wäre er erforen...Die Füße hat er sich erforen.
    Und dann war er in der Nähe des Donez. Am 1. Mai 1942 (war ein schöner warmer Tag) hat in dem Dorf Bereka (inzwischen mussten sie wieder in das dorf zurück, da der Russe bei Isjum nen Frontbogen erobert hatte) ein kleines Mädchen in einem roten Kleid hopse gespielt. War vielleicht 10 Jahre alt..Mein Opa hat Ihr schokolade und Bonbons gegeben... Auf einmal kawumm, kam ne russische Granate und schlug genau da ein wo das Mädchen gespielt hatte. es waren nur noch paar fetzen von einem roten Kleid da.Von diesem Mädchen hat er oft geträumt. Dann hat der Russe damals im Mai angegriffen und die Deutschen mussten zurück. Mein Opa war dann irgendwie mit Ungarn versprengt. Auf dem Rückzug sind sie an einen Pferdewagen vorbeigekommen, da lag ein toter Russe drauf..Ohne Kopf (davon habe ich ein Foto). Naja und am 12.5.1942 irgendwann früh kamen beim Dorf Schadanowka 3 deutsche Panzer über einen Hügel gerollt und dachten mein Opa und die anderen Versprengten sind Russen. Mein Opa hat dann Splitter ins linke Knie bekommen.. O TOn: Stell Dir mal vor die eigenen Russen haben mich krank geschossen oder manchmal auch: Von den eigenen Idioten habe ich das abgekriegt... Er dann oft auch erzählt das er schon Splitter in die Jackentasche bekommen hat oder gegen die Koppel. Irgend ein Kamerad von ihm, mit dem er sich unterhalten hat, hat einen Augenblick später nen Kopfschuss bekommen. Eben noch erzählt und kurze zeit später tot. Und er sagte es hat immer überall gekracht und gepfiffen. Er sagt auch daß sich manche in die Hosen geschissen haben..(Er aber nicht)
    Ich war im Mai 2011 in Charkow, Bereka und Schadanowka... Und was soll ich sagen ich stand direkt vor dem Hügel auf dem die Panzer gestanden haben müssen. (So jedenfalls habe Leute es da erzählt). Und quasi unten im Tal des Hügels habe ich noch alte Trichter von Granateinschlägen gesehen... Und die alten im Dorf konnten sich erinnern das im Mai damals 3 deutsche Panzer da geschossen haben...

    Naja nach seiner Verwundung kam er dann in Lazarett nach Wien. Da wollten Sie ihm sein Bein abnehmen. Aber der Oberarzt war zufällig ein Freund des Vaters meines Opas aus der Nähe von Willenz (heute Billenec) in Böhmen) und der hat gesagt: Nein das Bein bleibt dran, wir nehmen die Kniescheibe raus und machen das Bein steif... So ein Glück und so ein Zufall. Danach war er noch in Abbazia heute Opatia in kroatien zur Kur. Dannwar der Krieg für Ihn aus. 1945 wurden sie dann aus Böhmen vertrieben und das einzige was er damals mitnehmen konnte war seine Federbettdecke. Er wurde dann auf einem Dachboden untergebracht wo das Dach kaputt war und es im Winter 45/46 reingeschneit hat... Er sagte: Wenn ich die federbettdecke nicht gehabt hätte wäre er erfroren.

    Naja mein Opa hatte dann 5 Kinder und als das kleinste 3 Jahre alt war, ist die Mutter an Krebs gestorben und er hat die 5 Kinder dann alleine durchgebracht.

    Er hat immer gesagt: Glaub mir: Krieg ist ne große Scheisse und die Hitler war ein Idiot. Mit welchen Recht sind wir da reinmaschiert? über 1000km bin ich zu Fuss gelaufen usw.

    Ich war dann sein erstes Enkelind von 9 und mir hat er dann immer über den Krieg erzählt wenn cih gefragt habe. Während wir uns sein Kriegsalbum angeschaut haben...Manchmal auch nachts um 10....
    Ob mein Opa an Kriegsverbrechen teilgenommen hat, kann ich nicht sagen. Aber ich schätze: nein....

  • Hallo Leute,

    mein Vater Jahrgang 1923 ist im letzten Jahr gestorben.
    Wie in diesem Form schon von mir berichtet, war er in der 254 ID
    und 1945 in der 82 ID.
    Mit eurer Hilfe habe ich sehr viel über seinen Weg in den Kriegsjahren
    erfahren.
    In den letzten beiden Jahren haben wir sehr viel über seine
    Erlebnisse gesprochen. Er hat eigendlich immer wieder mal von
    den schlimmen Erlebnissen gesprochen. Besonders in den Wintermonaten sprach er oft vom Wolchow. Konnte teilweise sogar
    das genaue Datum zu den jeweiligen Erlebnissen nennen.
    Meine Mutter erzählte auch, das Vater des öffteren davon geträumt hat.
    Für Ihn waren es alles Idioten, die auch heute noch das
    Militärische verherrlichen.
    Als ich zur BW eingezogen wurde (1971) hat er am Bahnhof
    richtig geweint.
    Gruß vom frostigen Niederrhein
    Basti

    basti

  • Mein Vater (Jahrgang 1920) war als ab 1938 als Zeitsoldat Angehöriger der Kriegsmarine. Erzählt aus der Zeit hat er nur nach bohrender Nachfrage. 1939 kam er zu den U-Booten und war ab 1940 in Narvik (Norwegen) stationiert. Nach seinem Tod kam ich in den Besitz seiner militärischen Unterlagen (Wehrpass ect). Demnach hat er 4 Feindfahrten als Maschinenobermaat mitgemacht und ist einmal durch Fliegereinwirkung "abgesoffen". 1942 kam er in den Genuss eines Führererlasses betr. des "letzten Sohnes" da sein Bruder vor Stalingrad gefallen war (Das Grab meines Onkels konnte ich u.a. mit Hilfe diverser Organisationen identifizieren). Danach bekam er er Landkommando in Narvik. In seinem Fotoalbum sind viele Bilder von ausgiebigen Freizeitvergnügen. Als Kind musste ich häufig mit zu Kameradschaftsabenden der Marinekameradschaft Hagen. Hinter verschlossenen Türen begrüsste man sich mit dem "Führergruß". Bis zu seinem Tod war mein Vater der Meinung, das der Krieg nicht zu vermeiden war und Hitler im Grunde nur die Interessen des Reiches verteidigt habe (mir als 68-er standen dabei immer die Haare zu Berge). Seine aus der britischen Gefangenschaft herübergerettete Uniform hat er wie ein Relikt gehütet und ist mit ihm beerdigt worden.

  • Quote

    Original von IR179
    Ich habe als Kind meinen Opa oft gefragt: Opa wie war das denn so im Krieg...

    Leider ist er viel zu früh gestorben und es vergeht kein Tag an dem ich nicht an ihn denke, da ich als Kind vieeel Zeit mit Ihm verbracht habe.

    Mir geht es genauso, wie Dir. :)

  • Hallo zusammen!

    Auch mein Großvater hat uns gegenüber nie ein Wort über den Krieg verloren. Ich weiß nur, daß mein Vater ihn diesbezüglich immer sehr kritisiert hat. Wusste er vielleicht mehr? Leider kann ich keinen mehr von ihnen dazu befragen, sie sind beide schon über 20 Jahre tot. Also hab ich mich jetzt selbst mal dran begeben. Allein schon um rauszubekommen, warum das Verhältnis meines Vaters zu zu meinem Großvater wegen seiner Kriegsgeschichte, so angespannt war. Ich muß sagen, daß ganze war anfangs auch sehr nebulös, aber dank, euch und vor allem meiner Oma, mit einem wohlbehütetem Schatz (eine Kiste voller alter Dokumente), kommen jetzt so allmählich sehr interessante Fakten zutage. Von seinem Einsatz im Polenfeldzug, danach war er am Westfeldzug beteiligt und zwischendurch noch in UK Stellung um Kriegswichtige Güter im eigenen Berliner Betrieb herzustellen. Zum Kriegsende ist er dann noch bis Mitte ´46 in britischer Gefangenschaft gewesen. Und hat danach versucht seine Mutter aus der SBZ zu holen. Darüber habe ich detaillierte Ausführungen von ihm hier schriftlich vorliegen. Nur über Russland hab ich noch nichts gefunden, wobei meine Oma meint, er wäre auch an der Ostfront gewesen. Vielleicht ist (war) das ja das brennende Thema...?

    Gruß
    Sascha

    Edited once, last by Alex74 (February 9, 2012 at 10:11 AM).

  • Hallo,

    meine Eltern (beide Jahrgang 1925) hatten unterschiedlich auf meine Fragen zum Zweiten Weltkrieg reagiert.

    Mein Vater hatte mir viel erzählt. So das er 1942 freiwillig zur Marine gegangen ist, obwohl er lieber zur SS gegangen wäre. Dies meinte er aber nur wegen der Schwarzen Uniform der SS. Und weil er auf einer Landwirtschaftsschule gehen mußte, da er später, wenn der Krieg einmal beendet sei, im Osten Siedler gebraucht werden. Aber da er zu klein für die SS war (1,67m), wurde er nicht genommen. Deswegen ging er dann zur Marine, laut seiner Aussage auch wegen der Uniform. Vom Krieg selbst hatte er nicht viel berichtet. Nur das er auf dem Kreuzer "Leipzig" war und danach in Triest auf dem Torpedoboot Ausland (TA 43) und 1945 in Jugoslawische Gefangenschaft geraten ist und dort die Pferde hüten mußte.

    Meine Mutter erzählte viel weniger, nur das sie beinahe ins KZ kam, weil ihr Vater (mein Opa) wiederholt Feindsender abgehört hätte. Nur weil ihr Onkel ein hohes Tier bei der Luftwaffe war, hatte sie Glück gehabt. Der Onkel brachte sie dann auch in die Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Göring, Braunschweig-Völkenrode unter. Das einzige vom Krieg was sie berichtete, war der Luftangriff auf die Talsperren im Mai 1943.


    Gruß, Peter

    Die ewig Gestrigen sind diejenigen, die die Vergangenheit für die Zukunft halten.

  • Hallo,

    mein einer Opa (Jahrgang 21) ist verstorben als ich noch zu jung war für dieses Thema, ich weiss nur aus Erzählungen meiner Mutter, dass er sehr wenig über seine Erlebnisse erzählt hat was den Krieg in Russland und die folgende lange Gefangenschaft anging. Unterlagen gibts es dazu nicht wo ich zu recherchieren könnte.

    Mein anderer Opa (Jahrgang 27) war bei der Marine auf der "Nordland" (ehem. dänisches Schulschiff) und erzählt wenn man gezielt nachbohr, da ich der einzige Enkel bin der sich dafür interessiert hat er mir recht viel erzählt von seinen Erlebnissen, wofür ich sehr dankbar bin.
    Er erzählte mir von der Ausbildung (Mürwik und Bornholm) sowie von Fahrten in der Ost und Nordsee wie sie aus den Backskisten schliefen, vom "Reise Reise aufstehen", davon wie ein Besatzungsmitglied durch einen tragischen Unfall sein Leben verlor (10,5 cm Kartusche an den Kopf bekommen) und davon wie das Schiff ´45 im Hafen von Stolpmünde (heute Slupsk) durch lange Liegezeit im Schlick festsaß und drohte durch das Eis schwer beschädigt zu werden. Das einzige Erlebnis wovon er nicht weiter berichten wollte war als kurz vor Kriegsende wo das Schiff in Kiel lag ein Frachter der Flüchtlinge aus den Ostgebieten evakuieren sollte ausgebrannt in den Hafen geschleppt wurde, dazu sagte er "Ich habe nie den Anblick vom teilweise ausgebrannten Schiff und den Geruch vergessen der von den Toten ausging die vom Schiff gebracht wurden".

    Was noch hervorzuheben wäre ist das der Kommandant des Schulschiffs es durch seinen persönlichen Einsatz verhindert hat das "seine Jungens" wie Opa mir sagte als "Dönitzspende" in / um Berlin verheizt wurden. Waren ja alles 17 - 18 jährige Offiziersanwärter.

    Die Nordland wurde dann am Ende des Krieges in der Kieler Förde versenkt und liegt dort noch heute.


    Beste Grüsse

    Christopher

    Edited 2 times, last by SturmPionier (February 9, 2012 at 5:15 PM).

  • Liebe Forumskollegen,

    was Ihr da schreibt, bewegt mich zum Teil sehr. Interessant, wie genau manche von Euch die Schritte Von Vater und Großvater nachvollziehen können. Andere wiederum wissen so gut wie nichts, weil einfach geschwiegen wurde.
    Einer von Euch hat geschrieben, der Gefragte ginge dann immer zu Bett. Mein eigener Vater fing an zu summen.

    Meine Recherche zum Thema ist damit noch lange nicht abgeschlossen und ich danke für die vorangegangen Literaurhinweise.

    Für mich hat sich das Thema aufgetürmt, als ich das Buch "Soldaten" von Neitzel/Welzer gelesen habe. Es protokolliert die von alliierten Geheimdiensten abgehörten Gespräche Deutscher in Kriegsgefangenschaft.
    Es hat mich so wütend gemacht, daß untereinander teilweise freimütig gesprochen wurde, in den Familien aber nicht. Das haben die Familien nicht verdient.

    Ich überlege, ob das hier nicht Gegenstand einer TV-Dokumentation sein könnte. Was meint Ihr?
    Eure Resonanz ist jedenfalls umwerfend und ich danke Euch sehr für Eure Beiträge.

    Kai

    Alles Gute

    Kai

  • Hallo zusammen,

    Einen kleinen Beitrag aus den Niederlanden. Mein Urgroßvater war von Albaum, Sauerland. Vor dem ersten Weltkrieg war er bei der Reichsbahn tätig. Er brachte gesunde junge Männer nach Westen und ihre beschädigten Körper zurück nach Deutschland, hat er immer gesagt. Als er am Ende des Krieges einberufen wurde, erzählte er seiner Frau:” Wenn er kämpfen will muss der Kaiser selbst an vorderster Front gehen.” Und er floh in die Niederlande, wo er seine Frau und Kinder nach dem Krieg wieder sah. Sie blieben in den Niederlanden.

    Während des zweiten Weltkrieges wurden 2 seiner 3 Söhne einberufen weil sie die deutsche Staatsangehörigkeit hatten. Die älteste, Johann, war Kradschütze und die Invasion in Russland beteiligt. Danach wurde er in Nordafrika eingesetzt. Soweit wir wissen, ist er immer noch als vermisst registriert. Der zweite Sohn, Anton, war Fallschirmjäger-Pionier. Er wurde schwer verwundet und starb kurz nach dem Ende des Krieges seinen Verletzungen. Laut Meldung der Volksbund : Verstorben: 05.07.1945, 22.00 Uhr. im Kriegslazarett 6/686/1
    Waldbezirk Meerhusen bei Plaggenburg. Sein Grab wäre in Aurich-Plaggenburg, haben wir aber nicht gefunden.

    Mein Urgroßvater selbst wurde am Ende des Krieges wieder einberufen und musste “eine Brücke” bewachen. Eine Nacht warf er seine Waffe im Wasser und ist davon gelaufen. Die Brücke wurde am nächsten Tag angegriffen (Market Garden).

    Sein Niederländische Schwiegersohn, mein Großvater, hat im Mai 1940 gegen die deutschen Fallschirmjäger gekämpft. Danach war er im Widerstand und nach dem Krieg mit der Verfolgung der Verräter beauftragt. Während die großen Gauner Gnade der Königin bekommen haben, man hatte sie u.a. benötigt für den Wiederaufbau des Landes, bekam er als Dankeschön für Jahre Elend und treue Dienste einen Job als Nachtwache. Er hat seine Medaillen zurückgegeben unter dem motto:”Nie wieder für dieses Land”.

    Über der Krieg wurde in der Familie eigentlich nie viel gesprochen. Nur ein Opa, die sich Monate unter dem Boden der Küche verstopft hatte um nicht in Deutschland zu arbeiten, wollte Jahren nicht die deutsche Sprache hören. Eine Geschichte nur wurde viel erzählt: Ein Mitglied der Familie wurde bei einer Razzia verhaftet und musste in Deutschland in einer Waffenfabrik arbeiten. Die Waffen, die sie dort gemacht hatten, wurden in Kisten nach Schweden geschickt. Und jeder wusste, dass sie über Schweden nach England gesendet wurden. “Genau wie frühere niederländische Geschäftsleute den Spaniern Kanonen verkauften, die gegen niederländische Soldaten eingesetzt wurden” sagte er immer dazu.

    M.fr.Grs.

    Hugo

    Suche alle Informationen z. Baulehr-Batl.zbV800 (Stabskp., 1.-7.Komp, Zug u. Komp. Kürschner, Sonderstab / Sonderverband Hollmann) 1939 -1941 und Infanterie-Batl.zbV100 (Stabkp, 1. - 5.Kp) 1939 - 1941

  • Hallo,

    alle meine Onkel waren im Krieg. Erzählt haben sie aber sehr wenig von ihren Erlebnissen.

    Einer war bei der Artillerie (Sturmgeschütze). Aus ihm habe ich nur herausbekommen, dass er kurz vor Moskau stand und dann den ganzen Weg wieder zurück musste. Furchtbar aufgeregt hat er sich darüber, dass oft statt Treibstoff Hafer bzw. Heu geliefert wurde. Nach Aussage meines Cousins hat er aber sehr oft Alpträume gehabt.

    Ein anderer Onkel war Fahrer eines Halbkettenfahrzeugs bei der Artillerie. Er hat lediglich erzählt, dass seine Zugmaschine defekt war, als seine Einheit nach Stalingrad verlegt wurde. Als das Fahrzeug wieder aus der Instandstetzung kam, war der Kessel dicht. Den Rest des Krieges hat er bei einer Werkstatteinheit verbracht und schlug sich nach der Kapitulation zu Fuß nach zu Hause durch.

    Sein jüngerer Bruder war Sturmpionier. Er hatte das Glück, nach einer schweren Verwundung in Russland, am Rhein im Fährdienst eingesetzt gewesen zu sein. Auch er schlug sich nach Kriegsende nach zu Hause durch und entkam so der Gefangenschaft. Er traf eine Woche nach seinem Bruder zu Hause ein. Aus seinem Zug kam nur er nach Hause zurück, der Rest ist gefallen. Er hatte eine Abneigung gegen Krieg und Waffen und konnte es nur schwer ertragen, dass ich mich bei der Bundeswehr verpflichtete.

    Der nächste Onkel war als Funkmeister im Rheinland eingesetzt. Er erzählte nur, dass er nicht an die Front kam, weil er auf Beförderungen verzichtete. Auch er wollte über diese Zeit nicht mehr reden.

    Ein weiterer Onkel war Sanitätssoldat und hatte große Probleme, seine Erlebnnisse zu verarbeiten. Versuchte, diese nach dem Krieg durch Alkohol zu verdrängen. Schaffte es, wieder "trocken" zu werden. Aber Alpträume hatte auch er bis zu seinem Tod. Hat nie über seine Erlebnisse im Krieg erzählt.

    Mein Onkel Anton ist 1942 bei Rshew gefallen.

    Zusammenfassend kann ich nur feststellen, dass keiner meiner Onkel über diese Zeit reden wollte. Meine persönliche Meinung ist, dass diejenigen, die wirklich im Dreck lagen, diese Zeit und damit all den Schmutz, Dreck, Gewalt und Todesangst verdrängen wollten. Es sprach nach dem Krieg ja niemand von posttraumatischen Störungen. Wichtiger war es, sich nach dem Zusammenbruch neu zu orientieren und sein Dasein neu aufzubauen.

    suche alles über das Infanterie-Ersatz-Btl 110 sowie über das InfRgt 252

  • Bei uns wurde fast nie über den Krieg gesprochen. Als ich mit der Ahnenforschung anfing, fragte ich meine Mutter über die Personen auf Fotos aus. Bei einem Gruppenfoto ihres Vaters mit Geschwistern sagte sie "Das ist Kurt Werner. Der ist im Krieg gefallen." Punkt. Aus. Ende. Das ist alles, was von Kurt Werner übrig geblieben ist. Und der Grund, warum ich angefangen habe zu recherchieren. Ich kann nicht akzeptieren, dass ein junger Mann, dem - wie so vielen - sein Leben geklaut wurde, einfach so in Vergessenheit geraten konnte. Er wurde mit 21 Jahren eingezogen und mit 24 Jahren war er tot. Mit Eurer Hilfe konnte ich schon einiges Licht ins Dunkel bringen.

    Folgende Erinnerung habe ich von den wenigen "Erzählungen" meiner Familie:

    Ein weiterer Großonkel von mir war nach einer Schlacht totgeglaubt. Als sein Freund ihm die Marke abnehmen wollte, merkte er erst, dass er noch lebte. So überlebte er. Er war auch derjenige, der Kurt Werner (seinen Bruder) direkt nach seinem Tod auf eigene Initiative aus dem Reservelazarett Modlin nach Hause überführen ließ.

    Meine Oma mütterlicherseits hat mir immer fingerdick Butter auf´s Brot geschmiert, was ich total eklig fand. Sie sagte dann immer "Kind, wir wären froh gewesen, wenn wir im Krieg Butter gehabt hätten." Sie hat bis zu ihrem Tod nie über das Erlebte geredet. Ich kann mich noch erinnern, dass sie mir Fotos gezeigt hat (die ich heute noch habe), aber immer nur mit dem Kommentar, dass es Bilder aus dem Krieg sind und sie mit meiner Mutter fliehen musste. Als sie später senil wurde, hat sie immer die nötigsten Sachen (Schuhe, Kleidung) für eine mögliche Flucht bereit gelegt. Laut Auskunft meiner Mutter hat mein Opa nie über den Krieg gesprochen.

    Mein Opa väterlicherseits hat etwas mehr erzählt. Er berichtete, dass zum Ende des Krieges (nachdem er bereits all seine Kameraden verloren hatte) immer mehr Jugendliche nachrückten, die neben ihm im Schützengraben sterben mussten. Von seiner russischen Gefangenschaft hat er immer vom quälenden Hunger erzählt. Auf meine kindliche Frage "Aber was habt ihr denn dann gegessen?" hat er nur geantwortet "Das willst Du nicht wissen." Eine Geschichte hat er immer wieder erzählt. Als er nach jahrelanger Gefangenschaft nach Hause kam und mein Vater (sein Erstgeborener) danach immer als Kind jedem erzählte "Und dann kam da ein Mann aus dem Wald und das war dann mein Vater." Als Jugendliche habe ich mal fürchterlich geweint, als mein Pferd eingeschläfert werden musste. Mein Opa fuhr mich darauf an "Hör auf zu heulen wegen so einem blöden Gaul." Ich habe mich fürchterlich mit ihm gestritten. Mit dem Wissen von heute bereue ich es...

    Jeder hat wohl versucht, das Erlebte irgendwie zu verarbeiten oder zu verdrängen. Wer will da schon alte Wunden aufreißen?! Dennoch möchte ich nicht, dass das Alles in Vergessenheit gerät, das hat diese Generation nicht verdient!

    Liebe Grüße
    Hannchen

    Ich bin dankbar für jede Information über das Artillerie-Regiment 240 und die 170. Infanterie-Division.