Truppentransporter "MS Pionier"

  • Hallo zusammen,

    im Zusammenhang mit anderen Forschungen (Polizeieinheiten) ist folgender Sachverhalt bekannt geworden. Sofern die Marine-Experten darüber etwas beisteuern können, würde ich mich freuen.

    Am 30.8.1940 wurden zwei Poloizeibeamte in Marsch gesetzt, um zu ihrem Batl. nach Norwegen zu gelangen. Am 9.9.40 trifft einer der Beamten wieder bei seiner Heimatdienststelle ein und berichtet, dass das Transportschiff untergegangen sei.
    Der andere Beamte wurde offiziell am 11.9.als vermißt gemeldet.

    Bei dem untergegangenen Schiff soll es sich um die "Pionier" gehandelt haben.
    Ist etwas Näheres über die Umstände des Unterganges bekannt?

    Herzlichen Dank im Voraus

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    08.06.1940
    KTB Günter Doebel, Angehöriger des Pol.Btl. 91: „8.Juni 40 Nachmittags wird der Dampfer nach Norwegen bestiegen. Die „Pionier“ ist ein Hamburger Bananendampfer, der früher nach Kamerun verkehrte. Bei Ausbruch des Krieges über Eismeer zurückgekehrt. 4 000-Tonnen-Dampfer, 32 Mann Besatzung. Unser Bataillon, etwa 500 Mann auf Strohsäcken im Laderaum. Schiff ist 110 Meter lang, 60 Meter vom Kiel bis zur Mastspitze. Auf jedem Lagereine Schwimmweste.
    Antreten mit Schwimmweste auf Antreteplatz. Der Kapitän vermutet noch Schwierigkeiten. Feindliche U-Boote sollen sich noch im Skagerrak aufhalten. Auch gestern hat das Schiff bei der Überfahrt nach Larvik manövrieren müssen, um der Gefahr zu entgehen.
    Giebel ist der 10 000.Fahrgast und bekommt vom Kapitän eine Flasche Bier und eine Zigarre. Unsere Polizeikapelle spielt an Bord.“ (Peter Doebel, „So etwas wie Weltuntergang, Günther Doebel – Kriegstagebücher 1939 – 1945, herausgegeben und kommentiert von Peter Doebel, C.P. Verlag, Mainz, 2005, S. 42 unten – S. 43, hier Photo „Überfahrt nach Norwegen“, Günter Doebel mit Schwimmweste)

    10.09.1940
    KTB Günter Doebel: „10.September 40 In der Nacht sind Meister, Becker und Hils aus Oslo zurückgekehrt. Sie erzählen Einzelheiten vom Untergang der „Pionier“ (unseres Transportschiffs), der bereits im Rundfunk gemeldet worden war.
    Die „Pionier“ hatte 728 Mann an Bord, die aus dem Urlaub zurückkehrten. An der schwedischen Küste flog das Schiff in die Luft (Mine? Torpedo?). Fast 200 Mann sollen verbrannt sein, viele ertrunken.
    Der Kapitän war trotz Warnung nachts auf See (23 Uhr). Das Begleitflugzeug gab dann Leuchtsignale an die Schweden, die sollen nichts zur Rettung unternommen haben.
    Es ist herbstlich kalt…“ (S. 65)

    Von den bis September vor Norwegen eingesetzten brit. U-Booten Swordfish, Snapper, Seawolf, Sunfish, Triumph, Taku, Tetrarch und Sturgeon (Lt. Gregory) versenkt letzteres am 2.9. aus einem Konvoi den dt. Truppentransporter Pionier (3285 BRT), dabei entstehen unter den 750 Mann an Bord hohe Personalverluste (mehr als 300 Tote).
    http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/40-08.htm

    Am 02.September 1940 sank der Truppentransporter MS "Pionier" mit 843 Soldaten an Bord auf dem Weg von FREDERIKSHAVN (DK) nach Norwegen, die Ursache ist immer noch nicht endgültig geklärt?, vermutet wurde > Explosion des Kessels, Minenexplosion und die Engländer gaben Tage später an, die "Pionier" sei durch ein U-Boot torpediert worden.
    Von den 843 Soldaten waren 338 vermißt/tot; die 245 toten Soldaten wurden dann am 06.September 1940 auf dem Soldatenfriedhof in FREDERIKSHAVN im Beisein von Überlebenden, Vizeadmiral Mewis, GenLt. Schünemann und anderen begraben.

    ! Unter den Toten war zumindest 1 ANGEHÖRIGER des Mar.Fest.Pi.Batl´s 323 (namentlich bekannt) auf dem Wege nach Norwegen. Am 02.September 1940 sank der Truppentransporter MS "Pionier" mit 843 Soldaten an Bord auf dem Weg von FREDERIKSHAVN (DK) nach Norwegen, die Ursache ist immer noch nicht endgültig geklärt?, vermutet wurde > Explosion des Kessels, Minenexplosion und die Engländer gaben Tage später an, die "Pionier" sei durch ein U-Boot torpediert worden.
    Von den 843 Soldaten waren 338 vermißt/tot; die 245 toten Soldaten wurden dann am 06.September 1940 auf dem Soldatenfriedhof in FREDERIKSHAVN im Beisein von Überlebenden, Vizeadmiral Mewis, GenLt. Schünemann und anderen begraben.

    ! Unter den Toten war zumindest 1 ANGEHÖRIGER des Mar.Fest.Pi.Batl´s 323 (namentlich bekannt) auf dem Wege nach Norwegen.

    Ich habe auch gelesen, dass der Truppentransporter am 02.09.1940 von der HMS Sturgeon torpediert wurde (18:53 - 21:35 Uhr).
    Weiters kann ich Euch mitteilen, dass an Bord Teile des GebJg R.139 (Friedensstandort KLAGENFURT,Österreich) waren.

    Die 245 die in Frederikshavn liegen, sind in Grab Nr. 92 - 329 bestattet. Außerdem liegen in Oslo-Alfaset: Theodor Meyer, Kapitän - Johann Staudacher, Jäger - Leon Knop (oder Knopp), Unteroffizier. Ich habe Kopien aus die Kirchenbücher von Frederikshavn. Bei die meisten sind Informationen, wie z.B. in welsche Einheit die gedient hast

    The report from HMS Sturgeon can be found at National Archives, London in ADM199/294.
    KTB of Pioner exsist for 3.4.40 - 5.40 in Bundesarchiv - Militärarchiv, Freiburg RM102/3679 + KTB of escorting T-4, and the 19. M-Fl.

    http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=10162.0

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo,

    Quelle:Befehlshaber der deutschen Truppen in Dänemark
    Tätigkeitsbericht der Abt. Ia für die Zeit vom 1.August bis 30.September 1940

    Am 2.9.1940 erfolgte auf dem deutschen Transportdampfer Pionier (3285 to.) abends zwischen 21 and 22 Uhr auf der Fahrt von Frederikshavn nach Norwegen etwa 20 km Nordostwärts Skagen eine Explosion, die einen Brand an Bord und anschliessend den Untergang des Schiffes zur Folge hatte. Durch alsbald zur Hilfeleistung ausgelaufene Marinefahrzeuge konnte ein grosser Teil der Besatzung und der an Bord befindlichen Wehrmachtsurlauber gerettet werden, nämlich insgesamt 487 Mann, die nach Frederikshavn geschafft und dort mit dem nötigsten versorgt wurden. Später wurden sie auf Befehl des OKH zu ihrem Ersatztruppenteil entlassen, um von dort aus bei anderer Gelegenheit ihren in Norwegen stehenden Einheiten zugeführt zu werden. Ums Leben kamen bei diesem Schiffsuntergang 243 Mann. Vermisst werden weitere 93 Mann, mit deren Ableben ebenfalls gerechnet werden muss.
    Die Ursache dieses Totalverlustes hat nicht einwandfrei geklärt werden können. Seitens der Kriegsmarine wird die Auffassung vertreten, dass weder eine Minenexplosion noch ein Torpedotreffer in Betracht kommen, sondern vermutlich eine Kesselexplosion oder ein aus ähnlichen Gründen zu erklärender Schiffsunfall vorliege. Zuverlässige Feststellungen lassen sich jedoch in dieser Richtung nicht treffen.
    Als Folge dieses Schiffsunterganges, dessen geborgene Opfer am 6.9.40 auf dem Soldaten-Ehrenfriedhof in Frederikshavn feierlich bestattet wurden (Bild siehe Anlage 7), ist vom OKH befohlen worden, dass Mannschaftstransporte von und nach Norwegen künftig nicht mehr über Frederikshavn, sondern nur noch über Sassnitz -Trälleborg (Schweden) zu leiten sind. Die Dampferverbindung von Frederikshavn bezw. Aalborg nach Norwegen dient mithin seither lediglich dem Güter- und Materialtransport.

    Gruss
    markus

    edit Fehlerbereinigung

    Edited once, last by markus9 (January 2, 2012 at 11:44 PM).

  • Hallo Roland und Marcus,

    herzlichen Dank für Eure umfassenden und schnellken Antworten. Es ist immer wieder beeindruckend, über welche Informationen die Forum-Mitglieder verfügen.
    Herzlichen Gruß
    Dieter

  • Hallo Dieter,

    als Ergänzung hier noch der Auszug von dem Bericht bei der WLB (in dem das brit. U-Boot Sturgeon als Ursache für die Versenkung genannt wird):

    18.8.– 2.9.1940
    Norwegen
    Vor Norwegen operieren die niederl. U-Boote O.22 und O.23. Von den bis September vor Norwegen eingesetzten brit. U-Booten Swordfish, Snapper, Seawolf, Sunfish, Triumph, Taku, Tetrarch und Sturgeon (Lt. Gregory) versenkt letzteres am 2.9. aus einem Konvoi den dt. Truppentransporter Pionier (3285 BRT), dabei entstehen unter den 750 Mann an Bord hohe Personalverluste (mehr als 300 Tote).

    Quelle: http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/40-08.htm

    Und noch die Schiffsdaten:

    Schiffsname: Pionier
    Schiffstyp: Kühl-Motorschiff
    Baudatum: 1933
    Bauwerft: Bremer Vulkan
    Bauort: Vegesack
    Baunumer: 704
    Vermessung: 3264 BRT
    Betreiber: Afrikanische Frucht Co., Hamburg

    Quelle: Boie, Von der Hansekogge zum Containerschiff

    Schiffsname: Pionier
    Reederei: F. Laeisz, Hamburg
    Baujahr: 1933
    Vermessung: 3285 BRT
    Verlusttag: 2.9.1940
    Verlustgrund: Vor Skagen auf Mine gelaufen

    Quelle: Steinweg, Die deutsche Handelsflotte im zweiten Weltkrieg
    Gruß, J.H.

  • Hallo Willi,

    das Bild stammt aus einer Internetauktion, ich habe es mir seinerzeit lediglich runtergeladen, da dort die "Pionier" erwähnt wurde;

    der Rest des Albums war für m i c h uninteressant ....

    tut mir leid, wenn ich hier leider nicht weiterhelfen kann ...  :(

    Herzliche Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo zusammen,

    aus einem Fotoalbum in dem es primär um die Marine-Nachrichten-Kompanie 104 geht stammen die Fotos im Anhang.
    Zu sehen ist u.a. das Motor-Kühlschiff Pionier. Der Aufnahmeort wird mit Turku/Finnland abgegeben.
    Die Einheit war aber erst ab 04.06.1941 in Finland und da die Pionier im Sep.1940 versenkt wurde
    kann das so nicht stimmen. Das zur Erklärung.

  • Hallo,

    ergänzend zu den sonstigen Beiträgen eine 22 seitige Broschüre vom Bangsbo Museum über den Soldatenfriedhof in

    Frederikshavn. 2009 hat das Zuschicken der Broschüre 93,00 dkr gekostet.

    Ein Beitrag mit Fotos befaßt sich auch mit der Beerdigung der Toten von der MsPionier.

    Auf dem Grabstein sind zwei der Ertrunkenen verzeichnet, der obere ist ein Marine-Bausoldat.

    Gruß

    Dieter

    Frederikshavn MsPionier-02.09.40.jpgFrederikshavn.DK MsPionier-02.09.40 11.05.2019.jpg

  • Hallo,

    nachfolgend noch ein Pressebericht zum Fund des Wracks der MS Pionier vom September 2018 und ein Audiobericht eines Zeitzeugen, der die Versenkung am 2.9.1940 überlebte.

    Gruß, J.H.

    Edit: Einträge zum Untergang der MS Pionier im Kriegstagebuch der Seekriegsleitung.

    Quelle: KTB der Skl vom September 1940


    3.9.40   Skagerrak / Kattegat:

    Den Rettungsaktionen für den gesunkenen Dampfer "Pionier" gelang es bedauerlicherweise nur 487 Mann zu retten, während 243 tot geborgen und 93 darunter der Kapitän vermißt werden. Nach bisherigen Vernehmungen und Aussagen vermißten Kapitäns kurz nach der Explosion muß Motoren- oder Ölbunker-Explosion als Ursache des Untergangs angenommen werden. Irgendein Anhaltspunkt für Feindeinwirkungen besteht nicht. Weitere Untersuchungen im Gange. ...

    4.9.1940   Skagerrak / Kattegat

    ... Stichfahrten an Untergangsstelle "Pionier" ohne Erfolg. ...

    5.9.1940   Skagerrak / Kattegat

    ... Nachprüfung der Untergangsstelle Dampfer "Pionier" und des Seegebietes bei Vinga Feuerschiff ohne Erfolg. Englische Meldung über Untergang "Pionier" siehe Meldung 1630. Britische Admiralität versucht die Versenkung als Erfolg eines ihrer U-Boote hinzustellen. Form der Bekanntgabe gibt jedoch Gewissheit, dass brit. U-Boot nicht in Frage kommt.

    Im Bestand RM 102/3679 im BA/MA in Freiburg sind die Kriegstagebücher zahlreicher Truppentransporter und Nachschubschiffe im Dienst der Kriegsmarine verzeichnet, darunter auch die MS Pionier; die Laufzeit ist dort mit den Jahren 1940 - 1941 angegeben.

    Quelle: Bundesarchiv/Invenio

  • Hallo,

    nun scheint es ja wirklich so, dass der Truppentransporter MS ,,Pionier" am 02.09.1940 durch ein Torpedo des britischen U-Bootes HMS Sturgeon versenkt wurde. Auch die gemachten Unterwasserbilder sollen belegen, dass ein Torpedo die Ursache für den Untergang ist. Von deutscher Seite wurde das ursprünglich bestritten.

    MfG Wirbelwind