• Abend Männer,
    wie bereits schon erwähnt gehörte mein Großvater im damaligen Crossen an der Oder der Ordnungspolizei an.
    Er war Polizeiinspektor und verantwortlich für das Beschaffungs- und Unterkunftswesen. Welcher Einheit kann er unterstellt gewesen sein???
    Gab es da eventuell bestimmte Polizeibataillione, kann mir da jemand helfen???
    Er hatte eine Verwaltungslaufbahn in München/ Haar begonnen und war von seiner Heimatdienststelle, der Polizeiverwaltung Chemnitz, dorthin versetzt worden. Er trug keine Uniform!

    Danke und Gruß
    Frank

  • Hallo Frank.

    wenn er nach München versetzt wurde, könntest Du im Stadtarchiv München nachfragen. Ich glaube das aber nicht, da man zum Besuch der Schule abgeordnet wird. Er wird seiner Heimatdienststelle während des Schulbesuches weiterhin angehört haben.

    Ansonsten kann man seinen Einsatz während des Krieges nur schwer nachvollziehen ohne nähere Angaben.
    Theoretisch wäre der Inspekteur der Ordnungspolizei, der für seinen Heimatstandort zuständig war, für seine Abordnung zu einer seiner Bataillone zuständig. Das wäre dann -> Nummer des Wehrkreises + Nummer des Bataillons im Wehrkreis, also z.B. Pol.Batl. 42 ist die Nr. 2 beim Inspekteur der Ordnungspolizei im Wehrkreis IV.
    Aber auch eine Einzelabordnung zu irgendeiner anderen Einheit wie einem Regimentsstab oder KdO / BdO-Stelle wäre nicht ungewöhnlich.
    Gibt es eine Spruchkammerakte o.ä., hast Du einmal im Bundesarchiv Ludwigsburg nachgefragt, ob er da auftaucht ?

    Gruß aus München

    Marcus

    Suche ALLES zu Polizei-Bataillonen aus dem Wehrkreis VII und dem Einsatz in Slowenien sowie zur PV. Litzmannstadt
    "Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren." (Benjamin Franklin)

  • Hallo Marcus, danke für die rasche Antwort!
    Tatsächlich war er zur Verwaltungsschule des gehobenen Polizeiverwaltungsdienstes nach München abgeordnet worden.
    War er vorher Pol. Büroassistent und davor in der Schupo Chemnitz
    tätig, ging oder musste er gehen nach Crossen in der schon beschriebenen Stellung tätig, nachdem er den Abschluss der Verw.schule hatte, wurde also versetzt.
    Gab es da so eine Art rückwärtige Dienste in einer dortigen Kaserne??
    Kasernen hatte es dort genügend gegeben, die werden noch heute von der polnischen Armee genutzt.
    Alle meine Informationen habe ich während des Besuches im Bundesarchiv in Berlin erlangen können. Ich hatte auf mehr gehofft, wo kann denn seine Personalakte verortet sein??
    Welches Archiv hatte denn die Pers. Akten des Hauptamtes der OrPo übernommen?
    Es wird aber sicher so sein, dass seine Akte in der Heimatdienststelle verblieben ist, oder nicht? Kann es denn einen Inspekteur der OrPo in Chemnitz gegeben haben. Liege ich falsch mit der Annahme, dass es die OrPo nur in den besetzten Gebieten gab!Ja ich weiß das sind viele Fragen, danke für die Mühe.
    Gruß

  • Hallo,

    wenn Du im Polizei-Bereich oben schaust steht was zu Struktur und Aufbau der OrPo.

    Die OrPo setzte sich zusammen aus

    - Gendarmerie auf dem Land
    - Schutzpolizei der Gemeinden
    - Schutzpolizei des Reiches.

    Die Personalakten wurden immer bei der Heimatdienststelle geführt, auch bei der Schutzpolizei des Reiches. Sollte es Chemnitz gewesen sein zuletzt, könntest Du mal in den entsprechenden Archiven in

    -Chemnitz (Stadt)
    - Dresden (Land)
    - Stasi

    nachfragen, ob die etwas haben.
    Die Akten des Hauptamtes OrPo - die aber unrelevant sein dürften, falls er nicht beim Hauptamt zuletzt beschäftigt war - wurden bei Kriegsende vernichtet.

    Seine Tätigkeit wäre in der Verwaltung am Standort genauso möglich wie bei einem Polizei-Truppenverband im auswärtigen Einsatz. Es gab überall etwas zu verwalten, damals wie heute. Für solche Tätigkeiten waren keine Offiziere nötig, man hat sie den Verwaltungs-Fachleuten überlassen.
    Der Inspekteur der Ordnungspolizei - später als Befehlshaber der Ordnungspolizei bezeichnet - hatte seinen Sitz i.d.R. am Standort des Wehrkreises entspr. der Wehrmacht, also wohl Wehrkreis IV Dresden.

    Ansonsten ruhig fragen, das ist ein Forum hier, es ist dazu da......


    Gruß aus München

    Marcus

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  • Hallo Frank,

    mit Deiner Annahme, dass es die Ordnungspolizei nur in den besetzten Gebieten gab, liegst Du tatsächlich falsch. Es handelt sich um den Oberbegriff für alle Sparten der uniformierten Polizei des Reiches.
    Marcus hat Dir ja die Gliederung der Ordnungspolizei bereits mitgeteilt.

    Deine Frage, welcher Einheit Dein Großvater unterstellt gewesen sein könnte und ob das so eine Art rückwärtiger Dienst in den Kasernen gewesen sein könnte und welche Pol.-Batl. dort gewesen sind, zeigt, dass Du nur in Richtung der "Polizei-Einheiten" denkst.
    Was spricht denn eigentlich dafür?

    Du schreibst, dass er von Chemnitz nach Crossen versetzt wurde. Nach dem Besuch der Verwaltungsschule in München wurde er zum Polizeiinspektor befördert. das war die unterste Leitungsebene im Verwaltungsbereich der Polizei. Seine Versetzung dürfte also damit zusammen hängen, dass in Crossen eine entsprechende Planstelle für einen Inspektor frei war.
    Der von Dir erwähnte Zuständigkeitsbereich "Beschaffung/Bauunterhaltung" passt zu dieser Funktion. Auch die Tatsache, dass er nicht uniformiert war.

    Eine Uniform erhielten sie in jedem Falle, wenn sie im "Auswärtigen Einsatz" einem Pol.-Batl. zugeordnet waren. Darauf deutet z.Zt. aber nichts hin.

    Crossen war 1939 ein kleines Städtchen mit 10800 Einwohnern. Dort dürfte es nur ein Polizeiamt der Gemeindepolizei gegeben haben.

    Wenn er dorthin "versetzt" wurde, ist auch seine Personalakte zu dieser Stadtverwaltung gekommen und dürfte im Februar 1945 verloren gegangen sein, denn da wurde Crossen stark zerstört.

    Weißt Du noch etwas über seine Laufbahn bei der Polizei. War er in Crossen verblieben? Wurde er noch einmal im Reich versetzt? Wurde er zu einer Dienststeller in den Reichskommissariaten versetzt? Kam er zu einem Pol.-Batl. in die besetzten Gebiete?

    Du siehst also, für einen Polizeiinspektor gab es viele Verwendungsmöglichkeiten.

    Herzliche Grüße
    Dieter

  • Hallo und vielen Dank für Deine Antwort!!!!
    Ich bin begeistert, dass ich eventuell hier abschließende Antworten erhalten werde.
    Mein Großvater wurde am 01.10.1944 von Crossen, wegen der vermutlich sich nähernden Front, nach Berlin zum Polizeibeschaffungsamt Berlin, versetzt! Von dort ist er dann im Frühjahr in seinen Heimatort geflüchtet und im Juli 1945 an einer Nierenkrankheit, infolge von " Kriegseinwirkungen " verstorben! Weitere Versetzungen hatte es nicht gegeben!
    Wo könnte seine Personalakte noch auffindbar sein??????
    Ist die dann von Crossen wieder mit nach Berlin gegangen, weil er da ja hin versetzt wurde???
    Im Bundesarchiv verlief die Suche leider negativ!

    Er war von 1930 - 1935 bei der Schupo in Chemnitz, wechselte dann als Polizeibüroassistent in den Innendienst, wurde Polizeisekretär und ging dann am 16.12.1940 als Pol.Hauptwachtmeister!! mit einer Kommandierung zur Schupo nach Kattowitz. Danach erst zur Verwaltungsschule nach München - Haar um als Inspektor nach Crossen versetzt worden zu sein! Die Schulunterlagen habe ich alle im Bundesarchiv gefunden, wo aber ist seine Akte eventuell verortet??

    Vielen Dank für die Mühe,

    Gruß Frank

    Edited once, last by mz-klinik (December 21, 2011 at 12:24 PM).

  • Hallo Frank

    - ich hoffe bei dem ganzen gerade Laufenden komme ich nicht durcheinander -

    die Personalakte wird bei der Dienststelle, der er etatmaeßig angehoerte, gefuehrt. Abordnungen zaehlen hierbei nicht !
    Wenn das das Polizeibeschaffungsamt Berlin war, denke ich, dass diese der PV. Berlin oder gar dem Hauptamt OrPo zugehoerig war.
    Bei beiden duerfte leider wenig Aussicht bestehen, dass Unterlagen den Krieg ueberstanden haben. Und selbst wenn wird ein Archiv, dem die Akte irgendwann einmal von einer personalaktenfuehrenden Stelle angeboten wurde, einen Verwaltungsbeamten, der 1945 verstarb, eher nicht archiviert haben meiner Erfahrung nach.


    Gruß

    Marcus

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  • Hallo und vielen Dank für deine Antwort.
    Ich hatte wenigstens vermutet im BArchiv einige Fotos von ihm zu finden, weiß leider noch nicht einmal wie er ausschaut!

    Schöne Weihnachten wünscht Biker aus der

    mz-klinik

  • Hallo zusammen,

    kleine Ergänzung.
    Da mich der Eintrag mit der Verwaltungsschule in Haar auf dem falschen Fuß und eiskalt erwischt hat - ich habe nämlich bis zu diesen Einträgen hier noch nichts von ihr gehört ehrlich gesagt - kann ich jetzt ergänzen. dass die Polizeiverwaltungsschule am 1.10.1941 in der Kaserne der mot.Gendarmerie in Haar eröffnet wurde.
    Noch 1943 war sie dort, vom IdO VII wurde festgestellt, dass die Kaserne wegen der Schule nicht wie vom RFSS gefordert, geräumt werden kann.


    Gruß aus München
    Marcus

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  • Hallo, nach den Unterlagen die ich im BA in Berlin in den Händen hielt, hatte es sogar noch Lehrgänge bis zum Herbst 1944 gegeben!
    Ich glaube mich zu erinnern, dass die letzen Lehrgangsteilnehmer aber nicht mehr geprüft wurden! Die mündlichen und schriftlichen Prüfungen für den staatlich gehobenen Polizeiverwaltungsdienst der OrPo fanden generell immer im Hauptamt in Berlin Unter den Linden 74 im dortigen Sitzungssaal, statt!
    " Schreibpapier und Stift sind mitzubringen,die Prüfungsgebühren sind im Einzelplan Kap.10 Tit.4 des Reichshaushaltes zu vereinnahmen.
    Eine dienstliche Unterbringung der Prüflinge ist nicht möglich. Sie haben daher für ein Unterkommen selbst zu sorgen".

    Mir liegen hierzu eine ganze Menge an Kopien aus der Akte der OrpO vor, u.a. auch die damaligen Aufgabenstellungen zur Fertigung einer Klausur in den verschiedenen Fächern. Von Verkehrsrecht über Polizei- und Strafrecht bis hin zu Wirtschafts- und Rechnungswesen. Die Aufgaben waren recht umfangreich zu beantworten, 4h ohne Hilfsmittel! Die mündlichen Prüfungen waren ebenso hart, es mussten freie Vorträge abgehalten werden.

    Gruß Frank

    Edited once, last by mz-klinik (January 13, 2012 at 1:29 PM).

  • Hallo Frank,

    na dann mal "Herzlich Willkommen" als Fachmann hier im Kreise.
    Einer für den Verwaltungsdienst hat uns noch gefehlt :D :D


    Gruß aus München
    Marcus

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  • Hallo, nun will mir die Forumsführung schmeicheln?
    Aber in der Tat ist die Problematik mit der OrPo äußerst interessant und komplex. Ich bin da gerademal in der Dienststellung eines Kadetten angelangt!
    Gerade die Verwaltungsbeamten unter dem Kommando Verwaltung und Recht der OrPo, wurden naturgemäß zu wenig beleuchtet.
    Wen interessiert schon die öde Verwaltung, das Beschaffungs- und Unterkunftswesen!
    Mir liegt ein Foto vor, dass zeigt meinen Großvater inmitten einer Personengruppe vor einer Erdhöhle. Nach Kontakt mit einem Historiker aus dem heutigen Krosno ( Crossen an der Oder ) wurde mir mitgeteilt, dass in den Erdhöhlen die Juden nach der Vertreibung aus den Städten und Gemeinden sozusagen zwischengelagert wurden um meist einen Tag später mit dem Zug in die Vernichtungslager gefahren zu werden. Die Erdhöhlen wurden meist von Kriegsgefangenen ausgehoben. Die materielle Sicherstellung für das Baumaterial usw. oblag mit hoher Wahrscheinlichkeit meinem Großvater in diesem Gebiet. Er wurde dann zur Uniformierung vorgeschlagen, da er Wachtmeistern Weisungen erteilen musste und wegen der besseren Akzeptanz! Wenn irgendjemand dazu etwas beitragen kann, wäre ich sehr erfreut!
    Muss jetzt an den Hauptrechner und lade mal das Foto hoch! Auf der Rückseite steht geschrieben: Besuch bei den Erdhöhlenbewohnern zwischen Myslowitz und Sosnowitz. 8-10 Personen hausen in solch einer
    " Pension ". Pfingsten 1940.
    Die beiden genannten Orte waren und sind nicht weit entfernt von Auschwitz, mitunter sollen es täglich 3 Züge gewesen sein!
    Was schreibt die geneigte Leserschaft zu dem Foto??? Mir fiel die relativ gute Bekleidung der Menschen auf! Mittig mit Hut mein Großvater!
    Gruß Frank

  • Hallo Frank,

    zu Pfingsten 1940 gab es noch keine Vernichtungslager !
    Wenn, dann dürfte es eine Zwischenstation auf dem Weg in Ghettos gewesen sein. Da wurde 1940 begonnen, sie einzurichten, wobei da die meisten noch "offen" waren, sprich nicht umzäunt und bewacht.
    Die Verelendung der jüdischen Bevölkerung war da auch noch am Anfang, also waren die Leute, der Krieg ging ja "erst" ein dreiviertel Jahr, noch recht gut mit Kleidung ausgestattet.

    Wegen der Uniformierung der Verwaltungsbeamten:
    falls Dir kein anderer wie Dieter oder Roland halfen kann muss ich die nächste Zeit - so ca. 1 - 2 Wochen - mal in den Dienstlichen Nachrichten hier schauen, da habe ich beim Durchblättern eine Dienstanweisung in der Richtung gesehen wenn ich mich richtig entsinne.


    Ich bin keine Forumsleitung !
    Hilfe nehmen wir aber immer gerne an, vor allem wenn sich jemand auf einen auch von uns Handvoll hier versammelten Spezialisten nicht bearbeiteten Bereich stürzen will :D

    Gruß aus München
    Marcus

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  • Hallo Lockenheld,
    danke für deinen Beitrag! Mit den Getthos das kann durchaus übereinstimmen, es hatte dort glaube ich unweit von Sosnowitz ein solches gegeben.
    Die Sache mit der Uniformierung ist äußerst interessant! Wäre sehr schön, ich würde darüber noch etwas erfahren können.
    Gern will ich mich einbringen und werde die Tage weiter über die Verwaltungsbeamten berichten.
    Zur Uniformierung hatte es auch einen RdErl. des RFSSuChfdDtPol. vom 17.02.1944 -W-O I 100 Nr.34/44 gegeben!
    Hierzu wurden zunächst Anträge und Stellungnahmen der Vorgesetzten angefordert, ob die Notwendigkeit der Uniformierung gegeben
    war, mehr ist mir hierzu aber leider nicht bekannt.

    Gruß und schönes WE

    Frank

    Edited once, last by mz-klinik (January 14, 2012 at 8:42 AM).