Ermittlungen bzgl. Oradour-sur-Glane

  • Danke, Thilo, für den Hinweis.
    Im Radio wurde gerade gebracht, daß die Ermittlungen ausgelöst
    wurden durch Hinweise in den Stasi-Unterlagen.
    Mal sehen, was da noch kommt.
    Gruß, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo,
    damit stellt sich die deutsche Justiz selbst ein Armutszeugnis aus. Etwas anderes kann einem dazu nicht einfallen, vielleicht Aktionismus. Sie sollte dabei aber auch bedenken, dass die an der Tat beteiligten und in Bordeaux 1953 verurteilten "malgré-nous" amnestiert wurden.
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Hola!

    Es gab doch schon in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Ermittlungsverfahren der Dortmunder Zentralstelle für die Bearbeitung nationalsozialistischer Massenverbrechen, in dem die wichtigsten Befehlshaber (wie Lammerding, Stadler, Kahn, Okrent, Weidinger) vernommen wurden. Aber damals wollte man wohl die ganze Sache im Sande verlaufen lassen, das Verfahren wurde jedenfalls eingestellt.
    Die Akten sind einsehbar unter Staatsanwaltschaft Dortmund Aktenzeichen 45 Js 2/62 und 45 Js 11/78 bzw. die Akte von 1962 liegt jetzt im Staatsarchiv StAM 45 Js 2/62 ...


    Saludos!

    "Wir werden als Brandstifter geboren und sterben als Feuerwehrmann"

    [George Bernard Shaw]

  • Hallo in die Runde,
    da ein eventueller Prozess mit den heutigen Massstäben und Blickwinkeln geführt werden würde, wäre doch erstmal zu klären, ob ein fehlgeleiteter 18jähriger überhaupt schuldfähig ist/ war.
    Jens, Du hast einen respektablen Beitrag zu diesem Thema verfasst, danke.

    Gruss
    Marc-Oliver

    Suche alles über die 58. Infanterie-Division und das Artillerie-Regiment 158 sowie der Veterinärkompanie 158!

  • Hallo,

    ist eigentlich bekannt, was die neuen Ermittlungen in Gang gebracht hat? Meistens sind es ja Journalisten oder Autoren, die da irgendwo "neue Beweise" finden.


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo!
    Wie bereits oben geschrieben wurde.
    Es gab neue Hinweise in Stasi Akten.

    Glück Auf!
    "Basil"

    "Ich bin ein Egoist und kümmere mich nicht um andere?. Sogar behinderte Delphine kommen zu mir, um mit mir zu schwimmen" (Stromberg)

  • Hi Thilo, hi basil uaa.,

    es muß keine konkrete Suche gewesen sein.
    Es werden regelmäßig neue Erkenntnisse gewonnen, denn:
    es gibt noch Berge von nicht durchgesehenen Unterlagen,
    i.b. auch die, die man noch versuchte zu shreddern; irgend-
    wo gab es einen Bericht, wie das genau vonstatten geht
    (per Hand + Computer - irgendwie).

    Grüße, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo,
    das was in Oradur geschehen ist war blanker Mord und nichts lässt sich rechtfertigen, so ein Massaker an unschuldigen Frauen, Kindern und Männern durchzuführen. Ob es nun Sinn macht, über 80 jährige vor Gericht zu stellen ist eine andere Sache. Wenn sie aber dabei waren, sind sie rechtlich gesehen, des Mordes schuldig, auch heute noch.
    Aus und Ende
    Gruß Achim

  • Hallo,
    für das was in Oradour geschah, gibt es keine Entschuldigung.
    Rechtsauffassung in der damaligen DDR ist auch so eine Sache. Eben halt Diktatur.
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo zusammen!

    Die sogenannten Hinweise aus den Stasiunterlagen sind 2007 veröffentlicht worden.
    http://www.amazon.de/NS-Verbrecher-…e/dp/352535018X

    Schon erstaunlich, dass die Ermittlingen trotzdem 4 Jahre gedauert haben.

    Henry Leide schrieb damals, dass die beiden Zeugen im Prozess gegen Barth ausgesagt haben und die Stasi dann vermerkt hatte, dass beide Zeugen ebenfalls schuldig wären. Ein Verfahren wurde von höhere Stelle abgelehnt.

    Gruß

    Heinz-Jürgen

    PS. Sehr gutes Buch

    Arbeitsgemeinschaft Zeitzeugen Treptow-Köpenick

  • Guten Abend Heinz-Jürgen,

    danke für den Hinweis, bestätigt das doch, was ich oben schrieb.
    Könnte mir jedoch gut vorstellen, daß da noch weiteres Material zutage kam,
    denn Leides Buch erschien bereits 2005; 2007 ist die 3. durchgesehene Auflage,
    d.h. 6 Jahre seit Erstauflage + 1-2 Jahre Recherche = 7 evt. 8 Jahre her.

    Mich interessiert das Thema sehr - bleibe also dran.
    (Für ebenfalls Interessierte hier eine Rezension: sehepunkte 2006.)

    Grüße, Kordula

    Link geblaut; kkn

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo,

    kurz zur Stasi-Problematik.

    In den meisten Fällen wurde nur aus einem Grund auf weitere Ermittlungen verzichtet, denn dort wurden z.B. NS-Täter eben Opfer, da sie zur in- oder offiziellen Mitarbeit als IM gepresst wurden, auf Grund ihrer Vergangenheit. Dies geschah aber nicht nur bei NS-Tätern, sondern auch bei ganz gewöhnlichen Bagatellen wie Rowdytum (in vielen Fällen bei Jugendlichen), Staatsfeindliche Äußerungen, Spionageverdacht (z.B. dem unabsichtlichen fotographieren von militärischen Objekten) usw. usw.

    Grüsse Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Quote

    Original von logo
    Quintus, was zählt denn bei Dir ?
    Die Beweisaufnahme des Ständigen Militärgerichts in Bordeaux ergab bei der Vernehmung der Männer der 3. Kompanie das in den angezündeten Häusern Munition hochging.


    Sorry, logo, nochmal die Frage, wo Du das her hast? Aus Büchern revisionistischer Autoren, wie Taege, Lothar Greil oder Vincent Reynouard, der wegen Leugnung von Kriegsverbrechen im Jahre 2004 eine Freiheitsstrafe von 6 Monaten verbüßen musste?

    Ich beschäftige mich mit dem Thema schon seit über 20 Jahren und weiss sehr genau was die Angeklagten im Prozess in Bordeaux von 1953 aussagten, oder anders gesagt, ich habe hier die kompletten Aussagen (Stenogramme) aller am Prozess teilgenommenen Personen, verteilt auch auf verschiedene Bücher, französische als auch deutsche - das wurde damal alles veröffentlicht!
    Von Munition in den Häusern war weder in Bordeaux die Rede (war schlicht gar kein Thema der Verteidigung), noch bei späteren Ermittlungen. Das sind Erfindungen revisionistischer Autoren und Altnazis, die erst Jahre nach dem Krieg bzw. Jahre nach dem Prozess in Bordeaux aufkamen.

    Aber es steht Dir natürlich frei, den Beweis für Deine Behauptungen zu erbringen!

    P.S.: kennen wir uns viell. aus einem anderen Forum, so vor ca. 8 Jahren? Aus balsi's Forum?


    ... ;)


    Zum Thema Geiselerschiessungen:

    Dr. jur. Gerd Hankel hat das mal in seinem Artikel Kriegsverbrechen und die Möglichkeiten ihrer Ahndung in Vergangenheit und Gegenwart wie folgt heraus gearbeitet:

    Zunächst in Kurzform die Kriterien für eine Geiselnahme, wie sie Hankel definiert:
    1.) müssen eventuelle Geiseln vor einer möglichen Völkerrechtsverletzung (der Kontrahenten!) als Geiseln inhaftiert und als solche deklariert werden;
    2.) muss die Liquidierung der Geiseln vor der Missetat der Kontrahenten als Folge angekündigt werden;
    3.) müssen die in Geiselhaft genommenen Personen in einem direktem Verhältnis zu der Tat bzw. zu den Tätern stehen (also beispielsweise Mitglieder der selben Organisation sein)
    4.) darf das Verhältnis der zur Vergeltung zu liquidierenden Geisel-Personen nicht ein maximales Verhältnis von 1:10 (im Extremfall) überschreiten, etc.

    Zitat aus dem Artikel:
    "Voraussetzungen für die Anwendung der Repressalie war, dass zwischen ihren Opfern (das heisst im Klartext denjenigen, die wegen der Partisanentätigkeit anderer getötet werden) und den Partisanen eine Verbindung bestanden hatte, dass die Repressalie der Abschreckung (und nicht der Rache) diente, dass sie zuvor angedroht wurde und in einem angemessenen Verhältnis zum begangenen Rechtsverstoss stand. Was zur Zeit des Zweiten Weltkriegs unter einem "angemessenen Verhältnis" zu verstehen war, ist streitig. Sicher ist aber, dass die Frage nach der Proportionalität nicht arithmetisch beantwortet werden kann (1:2; 1: 5: 1:10 etc.), sondern an Art und Umfang des vorangegangenen Rechtsverstosses unter Beachtung einer sogenannten Humanitätsschranke gemessen werden muss. Ein Verhältnis von 1:100 oder 1:50 ist in jedem Fall zu hoch, und das häufig als allgemein zulässig kolportierte Verhältnis von 1:10 nur in Ausnahmefällen erlaubt.

    Die deutschen Besatzungstruppen in der Sowjetunion und in Südost-Europa pflegten die zu Exekutierenden häufig als "Geiseln" zu bezeichnen, ohne zwischen den Personen zu differenzieren, die erst nach dem Völkerrechtsverstoss festgenommen wurden, und anderen, die vorsorglich als Faustpfand für den Fall kommender Rechtsverstösse festgehalten worden waren. Nur bei den letztgenannten Personen handelte es sich jedoch um Geiseln, während die erst nach der kriegsrechtswidrigen Handlung festgenommenen Personen als Repressalien- oder Sühnegefangene bezeichnet werden. Anders als sie befinden sich Geiseln in einem Schwebezustand, der erst durch den Kriegsrechtsverstoss des Gegners beendet wird, welcher den sog. "Geiselverfall" einleitet. Die nachfolgende Geiselexekution folgte damals den Regeln der Repressalie, weswegen zwischen Geiseln und Repressaliengefangenen in der Rechtspraxis und auch in der Rechtstheorie oftmals nicht unterschieden wurde. Deshalb wurde u.a. auch verlangt, dass im Falle der Geiselnahme die Erschiessung der Geiseln vorher angedroht werden müsse, dass eine Verbindung zwischen den Geiseln und dem erwarteten Kriegsrechtsverstoss besteht und dass zwischen der Zahl der zu erschiessenden Geiseln und dem Verstoss, von dem die Geiselnahme und die angedrohte Erschiessung abschrecken soll, kein Missverhältnis besteht.

    Als zusätzliche Auslegungshilfe für die Anwendung von Repressalien und für die Geiselnahme sowie als weiterer rechtlicher Rahmen für deren Zulässigkeit waren die Martensschen Klausel und Art. 50 der Haager Landkriegsordnung (HLKO) zu beachten.

    Die Martenssche Klausel ging hervor aus der Erkenntnis, dass die Landkriegsordnung nicht alle im Krieg vorkommenden Fälle abdecken könne und insbesondere die Unterscheidung zwischen rechtmässigen Kombattanten auf der einen und Freischärlern auf der anderen Seite nicht immer einfach zu treffen sei. Diejenigen, die zu entscheiden hätten, sollten sich leiten lassen von den
    "Grundsätze[n] des Völkerrechts [...], wie sie sich ergeben aus den unter gesitteten Völkern feststehenden Gebräuchen, aus den Gesetzen der Menschlichkeit und aus den Forderungen des öffentlichen Gewissens."
    Und Art. 50 HLKO, der sich auf die militärische Gewalt im besetztem feindlichem Gebiet bezieht, besagte:
    "Keine Strafe in Geld oder anderer Art darf über eine ganze Bevölkerung wegen der Handlungen einzelner verhängt werden, für welche die Bevölkerung nicht als mitverantwortlich angesehen werden kann."
    Das sind, man muss es wohl so sehen, nicht immer klare Kriterien. Wann gilt eine Bevölkerung als mitverantwortlich? Was sind in einer konkreten Situation die Gesetze der Menschlichkeit? Und was ist unter einem "angemessenen Verhältnis" zwischen einem Völkerrechtsverstoss (Partisanentätigkeit) und seiner Ahndung zu verstehen?

    Zitiert aus: Kriegsverbrechen und die Möglichkeiten ihrer Ahndung in Vergangenheit und Gegenwart


    ...

    "Wir werden als Brandstifter geboren und sterben als Feuerwehrmann"

    [George Bernard Shaw]

    Edited 2 times, last by Quintus (December 13, 2011 at 4:01 PM).

  • Hallo,

    nach von einigen Mitgliedern bewußt herbeigeführter Entgleisung habe ich den Thread nun wieder auf Spur gebracht.

    Den letzen Beitrag von Quintus halte ich für wirklich substaniell, deshalb habe ich ihn vom Bereinigen ausgenommen.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo zusammen,

    in der FAZ vom 10. Juni 2015 ist auf Seite 3 ein - nahezu - ganzseitiger Artikel mit dem Titel "Die Last der Liste" von Reiner Burger und Alexander Haneke abgedruckt, in dem u.a. der Gang der aktuellen Ermittlungen zum Massaker von Oradour dargestellt wird. Leider ist in dem Artikel u.a. auch von einer "SS-Division "Der Führer"" die Rede, so dass man sich spontan fragt, wie ordentlich die Geschichte recherchiert - bzw. wo die Geschichte abgeschrieben - worden ist. Dennoch erscheint mir an dem Artikel einiges lesenswert, so dass ich hier kurz darauf hinweisen wollte.

    Horrido,
    Marcus

    Inter arma enim silent leges (Unter den Waffen schweigen nämlich die Gesetze) Cicero
    - suche alles zur 353. I.D., insb. zum PiBtl 353 und zur KG 353 I.D. "Böhm" -

  • (Zitatanfang)

    "Ich beschäftige mich mit dem Thema schon seit über 20 Jahren und weiss sehr genau was die Angeklagten im Prozess in Bordeaux von 1953 aussagten, oder anders gesagt, ich habe hier die kompletten Aussagen (Stenogramme) aller am Prozess teilgenommenen Personen, verteilt auch auf verschiedene Bücher, französische als auch deutsche - das wurde damal alles veröffentlicht!

    Von Munition in den Häusern war weder in Bordeaux die Rede (war schlicht gar kein Thema der Verteidigung), noch bei späteren Ermittlungen. Das sind Erfindungen revisionistischer Autoren und Altnazis, die erst Jahre nach dem Krieg bzw. Jahre nach dem Prozess in Bordeaux aufkamen.

    Aber es steht Dir natürlich frei, den Beweis für Deine Behauptungen zu erbringen!" (Zitatende)

    Guten Abend allen hier.

    Lang ist's her, daß der obige Beitrag geschrieben wurde, den ich gerade entdeckt habe, und hinter dessen Pseudonym "Quintus" sich mit einiger Sicherheit der Verfasser des Oradour-Artikels aus den manchmal sogar anderweitig in der Wikipedia zitierten, aber in ihrer Einseitigkeit eigentlich nicht zitierfähigen "Geschichtsseiten" verbirgt. Aber es geht nicht um die inzwischen offenbaren Besonderheiten der Wikipedia germanica. Ich möchte hier nur folgendes zu diesem alten Eintrag anfügen: Quintus ist nicht in der Lage, sachgemäß zu argumentieren. Gleich zu Beginn geht es 'ad personam', weil er nichts sonst in der Hinterhand hat. Daß er sich schon viele Jahre mit den Schreckensereignissen in Oradour beschäftigt hat, kann man gerne glauben; dasselbe kann ich für mich in Anspruch nehmen. Daß ihm die diversen kompletten Aussagen in Stenogrammform vorliegen, mag sein, wobei zu hoffen ist, daß er Französisch liest und versteht. Quintus meint, damit sein alles vorhanden. Er erwähnt nicht die noch nicht freigegebenen Akten, weist diese Information aber auf seinen "Geschichtsseiten" empört von sich, weil er es nicht besser weiß. Er weiß eben mehr, als jene französischen Autoren, wie Fouché, Kartheuser, Le Sommier, selbst Picaper, die diesen Verschluß von Teilen der gesamten Akten ausdrücklich bestätigen. Was nun nicht heißt, daß sich in jenen Akten dann endlich die "volle Wahrheit" über Oradour finden lassen würde. Aber es geht hier allein um eine richtige oder falsche Behauptung. Diese hohorigen Herren werden als Franzosen und Patrioten nicht einfach die Unwahrheit sagen, darf man mit Sicherheit annehmen. Doch sagt genau dasselbe ein sogenannter 'Revisionist', den man allein schon an einem Nachnahmen erkennen kann, so ist diese selbe Aussage gleich als kontaminiert einzustufen, und 'Quintus' schwingt den Holzhammer. Er verwechselt bzw. verschweigt, daß der Prozeß in Bordeaux doppelbödig war. Es gab Absprachen zwischen dem vorsitzenden Richter und Angeklagten bzw. deren Anwälten. Das soll hier nicht weiter ausgebreitet werden. Und es ist nicht allein die Meinung von 'Revisionisten', sondern auch kritischer französischer Historiker. Überhaupt scheint 'Quintus' nicht zu wissen oder wissen zu wollen, wie sehr manches noch im Dunkeln liegt und nicht endgültig geklärt wurde, was leider auch nach so langer Zeit wohl kaum noch zu klären sein dürfte.

    Wer in diesem komplexen Drama nicht alles von allen Seiten zur Kenntnis nimmt, und vor allem auch die neueren Publikationen kennt, in denen überraschenderweise von ausgewiesenen Nicht-Revisionisten mehr und mehr die "Grautöne" des Dramas berücksichtigt werden, kann einfach nicht mehr mitreden und bleibt bei seiner 'halben Wahrheit' stecken. Es ist hier meiner Erfahrung nach nicht eigentlich der Ort für eine längere, sachgemäße Diskussion zu diesem Thema, weil zu viele eine festgefahrene Ansicht dazu haben könnte, die mutmaßlich auf der Rezpetion von Lektüre basiert, dem Konsum eines oder zweier Fernsehfeatures. Daraus werden im Schnellschußverfahren Argumente gezimmert, deren Qualität immmer dadurch charakterisiert ist, daß nach drei vier Worten kein Sachargument mehr kommt, sondern ein Hinweis auf den angeblichen Standort des Vortragenden, oder eines erwähnten Autors, im "politischen" Spektrum. Das ist sehr bedauerlich, und feiert ja auch im momentanen "Denkbetrieb" tägliche Triumphe. Es geht bei solchen "Gesprächen" überhaupt nicht um das Herausfinden der Wahrheit oder besser um eine Annäherung an das, was damals geschah und wie es geschehen konnte, sondern um die Behauptung, daß es so geschehen sei, wie man es eben wisse, basta. Daß man in manchen Aspekten einfach ratlos ist, wie etwas geschah, wird ausgeblendet oder als Nebensache behandelt.

    So bescheiden auch der Beitrag des wöchentlichen Krimikonsums in geistiger Hinsicht sein mag, so könnte man dennoch annehmen, daß sich in den Köpfen von Zuschauern dadurch die Überzeugung bilden könnte, bei der Rekonstruktion von Verbrechen sei auf alle Einzelheiten zu achten, und aus winzigen Details könnten sich wichtige Hinweise ableiten lassen. Oder sich neue Fragen ergeben. Diese Fragen, auf logische Art und Weise mittels der Respektierung physikalischer Gesetze und vorliegender sicherer Informationen zu diversen Aspekten des gesamten Geschehensablaufs beantwortet, würden erst einem allseitigen Verständnis der Vorgänge und Abläufe in Oradour gerecht. Damit würde in keiner Weise das Drama seines Grauens entkleidet, nichts würde damit gerechtfertigt, sondern allein in seiner Entstehung, seinem Ablauf und seinen Bedingungen verstehbar. Das ist aber eine Arbeit, die sich hinstrecken würde, keine Sache der Lektüre dramatisierend aufbereiteter Berichte und deren Übernahme als vermeintliche Fakten. Schade, daß wenig Aussicht besteht, in der geschilderten Vorgehensweise im Forum zu diskutieren. Es dürfte weder die Zeit dazu sein, noch auch irgendwer die Zeit dazu haben. Ich mache dennoch zwei kleine Versuche, mit der Bitte um eine logische Erklärung und Herleitung.

    1.) Es gibt, von französischen Zeugen mehrfach geäußert, die Mutmaßung, daß bei den Vorgängen in der Kirche, dem entsetzlichen Tod der Frauen und Kinder, Phosphor eine Rolle gespielt haben müßte. Fotografien von Kindern, deren Zustand der meist unteren Gliedmaßen man nur mit Würgen im Halse anschauen kann, zeigen an der Kleidung dieser Kinder keinerlei Schäden, auch keine Brandschäden, obwohl es in der Kirche heftigst gebrannt haben soll, so daß von den allermeisten der Frauen und Kinder nur noch Aschereste und Knochen übrigblieben. Abgesehen von diesem letzteren Rätsel wäre also die Frage: Haben die Deutschen Phosphor benutzt? Wie kommt (weißer) Phosphor in eine Kompanie von Panzergrenadieren? Wer kann verläßliche Auskunft über in Wehrmacht/Waffen-SS nachweislich vorhandene und benutzte phosphorhaltige Kampfmittel beibringen? Wer weiß mit Bestimmtheit, wo und bei wem phosphoshaltige Kampfmittel außerhalb der Wehrmacht/Waffen-SS Verwendung fanden? Wenn es solche Kampfmittel woanders gegeben hat, wie kamen sie in die Hände von Waffen-SS-Männern in Oradour? Oder wie kamen sie überhaupt nach Oradour?

    2.) Quintus weiß alles, was die deutschen (und elsässischen) Angeklagten zu Munitionsfunden in Oradour gesagt haben. Ich weiß es auch. Was er nicht nennt - denn er dürfte es kennen - sind außerprozessuale Äußerungen dazu von am Massaker Beteiligten. Das könnten natürlich "Gefälligkeitsausaussagen" sein, richtig. Eine "Gefälligkeitsaussage" stammt dann aber auch von einem der Überlebenden, Martial Beaubreuil, der gemeinsam mit seinem Bruder Maurice in einem Kellerversteck gegenüber der Kirche die Vorgänge dort zunächst nur akustisch wahrnehmen konnte, später aber, weil das Haus anfing zu brennen, dieses verließ und sich in einem Abwasserkanal an der Glane versteckt halten konnte, solange bis die Deutschen abgezogen waren. Die Beobachtungen der Brüder, wie die Kirche zunächst von einer heftigen Explosion erschüttert wurde, dann der Turmhelm anfing zu brennen, sind wichtige Zeugnisse dafür, was dort und wo zuerst mutmaßlich geschehen ist. Aber um auf 'Quintus' zurückzukommen: Martial Beaubeuil, selbst entflohener Kriegsgefangener, also sozusagen professioneller Soldat, berichtet, er habe deutlich in einem der Häuser, dessen Position er allerdings aus seinem Versteck an der Glane heraus nicht genau bestimmen konnte, über längere Zeit die Explosionen von Munition gehört, Explosionen in einem brennenden Haus. Dies sagt ein Überlebender beim Prozeß in Bordeaux 1953, dem man nicht unterstellen möchte, er habe den Deutschen einen Gefallen tun wollen. Wem diese Aussage nicht ins Konzept paßt, ist genötigt, die tollsten Bocksprünge zu absolvieren, um sie zu erklären, oder den Zeugen zu diskreditieren. Über die Konsequenz dieser Aussage im Bezug auf das, was in Oradour passierte bzw. auch vorlag, kann nur mit kühler Logik diskutiert werden, nicht mit vorgefertigten und hochgehaltenen Plakaten mit drei Worten darauf.

    Aber nun ja, eigentlich auch alles egal, könnte man meinen. Laßt es ruhen, es macht niemanden mehr lebendig

    lastenausgleich

  • guten Tag,

    vielleicht zum Thema von Interesse:

    unter der Überschrift "Schändung der Gedenkstätte Oradour" veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung am 24. August 2020: "Mit weißer Farbe wurde am Freiag das Wort "Märtyrer" durchgestrichen, daneben schrieben die Täter "Lügner". Auch der Name eines bekannten Holocaust-Leugners wurde an die Gedenktafel geschmiert". Soweit die SZ.

    Der "Münchner Merkur" schrieb am 3.9.2020: "Wie die Wochenzeitung "Die Welt" berichtet, haben die Täter neben dem Schriftzug geschrieben: (deutsche Übersetzung) "Wann gibt es Wahrheit? Renouard hat recht". Gemeint sein dürfte Vincent Renouard, ein mehrfach vorbestrafter französischer Rechtsextremist." Soweit der Münchner Merkur.

    Grüße von Hector

  • Hallo, ich grüsse Sie alle .

    Das Oradour-Thema ist sehr umfangreich und kompliziert, weil auch politisch gefärbt .

    Ih möchte nur Folgendes sagen:

    1/ ich bin völlig mit Lastenausgleich einverstanden .

    Ih bin 74, war vielleicht 9 als ichden Ort besichtigt habe und das Thema hat mich immer interessiert.

    2/ Ich meine , man solle auch relativisieren und nüchtern denken : In Oradour 642 Opfer ...In Nantes , von den amerikanischen Bomben : 1700 etwa, in ...Ich könnte die Liste weiter führen .

    3/ Wer damals mit der Landbevölkerung der Gegend hat sprechen können, konnte immer wieder hören " es wäre nicht so passiert, wie man es erzählt ...". Es gibt auch viele Franzosen, die gar keine Neonazis sind, die das Gleiche sagen und ich gehöre zu denen.

    3/ Ich zweifle sehr an der Objektivität der DDR-Akten ...

    4/ Der Kirchturm ist tatsächlich explodiert , was auf Munition hinweist . Die halbverschmolzene Glocke weist auch darauf, dass es eine sehr hohe Temperatur auf kurzer Zeit gab, was wiederum , nach Brandspezialisten, auf Phosphor hinweist .

    5/ Es ist nirgends geschrieben worden, dass die SS-Truppe auf Phosphormunitionen verfügte , aber es ist doch nicht so kompliziert zu ergründen, ob solche Phosphormunitionen in der Wehrmacht vorhanden waren oder?

    6/ Dagegen ist total bekannt, das die Engländer über solche Munitionen verfügten und die den Widerstanskämpfern bei uns auslieferten .

    Vielleicht sollte man auch, ab und zu, in die andere Richtung schauen-ich meine in Richtung Widerstand- um etwas zu verstehen, und nicht nur auf die bösen SS fokusieren,oder?

    7/ Oradour wie andere Ausschreitungen der SS, besonders Tulles, aber auch sonstwo,ist mit dem Widerstand gekoppelt . Wer das nicht hören will, der sollte das Thema beiseite lassen, denn er wird nie das Richtige verstehen .

    Der kommunistische Widerstand hat rücksichslos gemordet, Deutsche wie Franzosen, um Repressalien hervorzurufen, damit sich immer mehr junge Franzosen beim Widerstand melden und damit sich die Bevölkerung immer mehr von den deutschen Soldaten distanziert..

    8/ Anstatt etwas von diesen DDR -archiv zu erwarten, wäre es sinnvoller, das man im Archivmaterial von Gingouin, jenem FTP( Kommunisten) Führer recherchiert . Der Mann war für seine Rücklosigkeit, auch seinen eigenen Truppen,gegenüber , bekannt . Soviel ich weiss, sind diese SS-Leute nach Oradour gekommen, weil Helmut Kämpfe entführt worden und es ist auch bekannt, das Leute von Gingouin ihn entführt haben . Es gibt sogar ein Denkmal auf einer Strasse, welches die glorreiche Tat sakralisiert, ohne Rücksicht darauf, dass die Tat wahrscheinlich die Ursache der Zusendung dieser Kompanie nach Oradour ist.

    Helmut Kämpfe ist hingerichtet worden . Offiziell liegt er in Berneuil aber es wird bezweifelt ob es seine Leiche ist . Soviel ich weiss, ist das Grab nie aufgemacht und keine Obduktion durchgeführt worden .Es wäre total berechtigt,weil es das erste was man nach einem Mord macht, aber auch für den Sohn von Kämpfe, der wohl das Recht gehabt hätte, genau zu wissen, wo sein Vater liegt und wie er gestorben ist !

    Alles führt zu dem Schluss, das man nie wirklich versucht hat die Sache auf dem Grund zu untersuchen .

    Es gilt auch für die Munitionen, die in der Kirche gefunden worden wären . ... Deutsche Munitionen, oder ???

    Anstatt histerisch gegen Reynouard zu hetzen,dessen Buch sehr gut dokumentiert und logisch aaufgebaut ist,(ein Buch , das fast sofort verboten wurde, was bei und sehr selten ist...) wäre es vernünftiger dessen Argumente mit anderen Argumenten zu konfrontieren, ergänzt mit dem Archivmaterial vom BxProzeß , das noch 40 Jahre unter Verschluss bleiben soll...( Nach Gerüchten, gäbe es dabei Auszüge aus dem KTB der Division, die unkorrekte Erklärungen beinhalten...)

    Aber das könnte nur von deutscher Seite kommen, wenn der deutsche Staat mehr Wert und Respekt vor seiner Vergangenheit und vor dieser Kriegsgeneration hätte .Aber auch für die heutige Zeit und für die Zukunft, wäre es am Nötigsten solche Dramen zwischen Frankreich und Deutschland einmal definitiv zu klären anstatt zum Teil erfundene Legenden weiter in den Schulen zu kolportieren und so die Jugend zu manipulieren. Ich weiss ,das die Deutschen unbedingt die Bösen sein wollen aber vielleicht könnten sie doch ab und zu die gepflegte Last großzügiger Weise mit anderen teilen oder ?

    Von den Franzosen kommt es nicht, den wie gesagt, es ist die Giftkammer, in der sich ganz sicher Beweismaterial über die gloreichen Widerstandskämpfer finden lässt , deren Urenkel vielleicht doch irgendwo in der Politik sitzen ...

    Ich wünsche Ihnen alles Gute .

    Es lebe die deutschfranzosische Freundschaft !

    Johannes Maria