Sturmpioniere (Id286)
Björn_22
Donnerstag, 27. Juni 2002, 23:14:41 Uhr
Hallo,
hatte kürzlich eine Diskussion mit einem Bekannten, bis wasnn der begriff "Sturmpioniere" verwendet wurde. War er im 2. WK noch aktuell oder wurde er schon vorher aufgegeben?
Gruß
Björn
Moe
Freitag, 28. Juni 2002, 07:07:16 Uhr
Hallo,
der Begriff "Strumpioniere" war noch aktuell!!
Ein Großonkel von mir ist in einem Strumpionierbatallion gefallen.
grüße Paul
Thomas_H
Freitag, 28. Juni 2002, 09:36:47 Uhr
Die Frage ist hier schon einmal ausführlich diskutiert worden, leider sind die Beitrage nicht mehr erreichbar! Oder?
Th
Jörg Wurdack
Freitag, 28. Juni 2002, 09:43:38 Uhr
Bei der Bezeichnung "Sturmpionier" muß man zwei Verwendungen dieses Begriffs unterscheiden.
1. Häufig wurden Pioniere, die allein oder gemeinsam mit Infanterie usw. zum Kampf um Befestigungen eingesetzt wurden, im Sprachgebrauch als "Sturmpioniere" bezeichnet. Für den Kampf um solche Stellungen wurde abweichend von der normalen Gliederung ein "Stoßtrupp" gebildet, in dem es eine oder mehrere "Sturmgruppen" gab. Bei diesen Sturmgruppen waren dann Pioniere (oder Sturmpioniere) z.b. zum Schartensprengen dabei.
2. Daneben gab es einige Pioniereinheiten mit der Bezeichnung "Sturmpioner", z.B. das Sturmpionier-Bataillon 43. Diese Btl war zunächst ein normales Pionierbataillon, wurde dann Ende 1939 in "Sturmpionierbataillon 43" umbenannt und speziell für die Ausschaltung der Befestigungen an der französischen Grenze ausgebildet. Die Ausrüstung wurde diesem Auftrag angepaßt, das Btl erhielt also mehr Sprengmunition, mehr Flammenwerfer und außerdem Sprengmittel, die in normalen Pi-Btl nicht allgemein verfügbar waren, wie Schneidladungen. Auch die Waffenausstattung wurde etwas verändert, um effektiver Feuerschutz bei der Annäherung an Bunker geben zu können (sMG, Panzerbüchsen, Maschinenpistolen). Aus dem Sturm-Pi-Btl 43 wurde dann 1942 wieder ein normales Pi.-Btl bei der Division "Großdeutschland".
Die Sturmpionierbataillone waren also vor allem für den Kampf um ständige Befestigungswerke oder stark ausgebaute Feldstellungen vorgesehen.
Insgesamt gab es neben dem Btl 43 die Sturm-Pionier-Bataillone 500 und 501 (Heerestruppen) und das Sturm-Pionier-Bataillon 178 bei der 78. Sturmdivision. Diese Division war ursprünglich als Spezialtruppe für den Kampf um Befestigungsanlagen gedacht, wurde aber schließlich als ganz normale Inf.Div. eingesetzt.
Außerdem gab es noch das Pionier-Sturm-Regiment 1 und die Heeres-Pionier-Sturm-Brigaden 46 und 627. Das waren Führungsstäbe, die häufig wechselnde Pionierbataillone (durchaus nicht nur "Sturmpioniere") führten. Die Namensgebung war wohl mehr aus psychologischen Gründen erfolgt, zumindest bei den beiden Brigaden.
Im ersten Weltkrieg wurden vor allem der Begriff "Sturmbataillone" verwendet, auch wenn diese Bataillone zum größten Teil aus Pionieren bestanden (z.B. das Sturmbataillon 5, das nach seinem Kommandeur auch als Stumrbataillon Rohr bezeichnet wird).
G.K.
Freitag, 28. Juni 2002, 14:33:31 Uhr
Jörg Wurdack hat das ja schon sehr ausführlich (wie eigendlich bei jeder seiner Antworten) beantwortet.
Ich würde noch sagen das der die Sturmpionier für Angriffszwecke verwendet wurden, d.h. sie sind für die Sprengung von Bunkern, für das schnelle Brücken bauen während eines Angriffs, usw.,verantwortlich.
Die "normalen" Pionier ist eher für Aufgaben hinter der Front da.
Z.B. das Neubauen oder Instandsetzen von Brücken undEisenbahnstrecken. (Meiner Vermutung nach wurde sie eher selten an der Front eingesetzt.)
Mfg G.K.
Jörg Wurdack
Freitag, 28. Juni 2002, 18:08:38 Uhr
Die Haupteinsatzgebiete eines Pioniers hingen vor allem von der Führungsebene ab, der seine Einheit zugeordnet war.
a) Zur unmittelbaren Unterstützung für die Kampftruppe wurden vor allem eingesetzt:
1. die "Truppenpioniere". Fast jedes Infanterieregiment hatte einen eigenen Pionierzug (allerdings mit Infanteriekragenspiegeln), ein Teil der Regimenter sogar eine eigene Pionierkompanie.
2. Das Divisionspionierbataillon
b) Zur Verstärkung der bereits genannten Pioniereinheiten konnten auch Heeres-Pionierbataillone eingesetzt werden. Bei Kriegsbeginn hatte jedes Korps ein bis zwei Pionierbataillone direkt unterstellt, ab Anfang 1940 wurden diese Bataillone auf Ebene der Armeen als Heerestruppen zusammengefaßt und von Fall zu Fall den Korps oder Divisionen unterstellt.
Weiter konnten die Heeres-Pionier-Bataillone für pioniertechnische Aufgaben ab dem rückwärtigen Divisionsgebiet eingesetzt werden, z.B. Anlegen von Sperren vor rückwärtigen Stellungen usw.
Die unter a) und b) genannten Pioniere hatten eine vollkommen identische Ausbildung.
c) Für Gewässerübergänge hatte bei Kriegsanfang jede Division eine "Brückenkolonne", die dem Divisions-Pionier-Bataillon unterstellt war. Diese Kolonne hatte nur das Gerät für den Bau einer Schwimmbrücke (Pontons usw.), die Mannschaft zum Bau kam vom Pi-Btl. Das Korps hatte weitere Brückenkolonnen. Ab 1941/42 wurden die meisten Brückenkolonnen ebenfalls auf Armeeebene zusammengezogen, lediglich die motorisierten Verbände behielten ihr Brückengerät.
d) Für den schweren Behelfsbrückenbau und die Instandsetzung beschädigter Festbrücken gab es eigene Brückenbau-Bataillone (später Pionier-Brücken-Btl genannt), die von Kriegbeginn an den Armeen unterstellt waren. \r<br>\r<br>e) Für reine Bauarbeiten (also z.B. Stellungsbau) gab es Bau-Bataillone (Später Baupionier-Bataillone genannt). Diese waren bei Kriegsbeginn aus RAD-Einheiten aufgestellt worden und wurde erst ab 1940 in Wehrmachts-einheiten umgewandelt. Für Straßenbau-Aufgaben existierten Straßenbau-Bataillone. \r<br>Die Baubataillone waren ebenfalls als Heerestruppen auf der Armeeebene angegliedert.
Der Bau von ständigen Befestigungen (Atlantikwall usw.) war Sache der Festungspioniere, die sich zur Baudurchführung vor allem der Organisation Todt bedienten.
Auf Spezialfälle wie Eisenbahntruppen, Landungspioniere, Landes-Pioniere (Stomsicherung), Schneeräum-Einheiten und die Technischen Truppen (Bergbau, Mineralöl) habe ich hier verzichtet.