35. Infanterie-Division 24.06. – 27.06.1944
Die 35.I.D. verteidigt am 24.06.44 einen Abschnitt von ca. 15 km Breite von nordöstlich Rakowitschi – linke Grenze zur 36.I.D., bis zum rechten Nachbar der 129.I.D. südwestlich Gorochowischtschi.
Die HKL ist mit 4 Bataillonen besetzt, links G.R.109 und rechts Füs.Rgt.34
Der Div.Gef.St. befindet sich in Osemlja.
Die 35. Infanterie Division ist für eine begrenzte Angriffsmöglichkeit geeignet.(Meldung Heeresgruppenkommando an das OKW)
Gliederung 20.06.1944
Div.-Kommandeur Generalleutnant Johann-Georg Richart
Ia: Oberstleutnant i.G. Ernst Schultes
Füsilier-Regiment 34
I./Füs.Rgt.34
II./Füs.Rgt.34
6./Füs.Rgt.34 Oberleutnant Manfred Kohler
Grenadier-Regiment 109 Kdr. Oberst Friedrich Rögelein
I./G.R.109
II./G.R.109
Grenadier-Regiment 111 Kdr. Major Burst
I./G.R.111
II./G.R.111
Artillerie-Regiment 35 Kdr. Oberstleutnant Erwin Burgmann
I./ A.R.
II./ A.R.35 Major Hermann Silber
Divisions-Füsilier-Bataillon (AA) 35 Kdr. Major Richard Friedrich
1./Div.Füs.Btl.(AA)35
2./Div.Füs.Btl.(AA)35
3./Div.Füs.Btl.(AA)35 Lt. Gottlob Dieterich
4./Div.Füs.Btl.(AA)35
Stu.Gesch Abt. 1035 Oberleutnant Wilhelm Albert
Stu.Gesch Abt. 1035 Leutnant Peter Lorscher
Pionier-Bataillon 35 Kdr. Major Günther Lässig
1./Pi.Btl. 35 Leutnant Hans Krummenacker
Pi.Btl. 35 Hauptmann Herbert Morg
Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 35 Kdr. Major Hein
1.(Fsp)Kp. Hptm. Falkenhain
(wurde vom 03.07.44 bis 30.07.44 als Na.Kp.“Falkenhain“ beim I.Kav.Korps eingesetzt. (Quelle. Hans-Georg Kampe, Fernmeldewesen 1939-1945))
Kommandeur der Infanterie-Divisions-Nachschubtruppen 35
Divisionsreserve:
G.R.111
24.Juni 1944
Die Artillerie war in den letzten Tagen beträchtlich verstärkt worden. Gestern erfolgten gegen den Abschnitt der Division sechs Angriffe in Bataillonsstärke und mehrere in Kompaniestärke. Sie wurden als Aufklärungsvorstöße angesehen und bis auf eine Einbruchsteile bei Radin konnte die Lage bis zum Abend durch die örtlichen Reserven wieder überall hergestellt werden. Den Großangriff erwartete die Division für den nächsten Tag, in der HKL war deshalb nur Füs.Rgt.34 und G.R.109 eingesetzt, G.R.111 befand sich in der Artillerie-Schutzstellung. Am 24. Juni tritt der Gegner wie erwartet zum Großangriff an. Seit 04.00 Uhr liegt auf dem gesamten Divisionsabschnitt Trommelfeuer, um 04.50 Uhr kommen die ersten erdbraunen Wellen des Gegners, schmal gegliedert und nicht abreißend aus der Tiefe laufend verstärkt. Gleichzeitig setzen die Sowjets Schlachtflieger ein, ständig befinden sich bis zu 100 Maschinen über dem Hauptkampffeld. Das eigene Artilleriefeuer wird laut Plan ausgelöst, aber die Artillerie und Pak hat durch die Fliegerangriffe des Gegners bereits erhebliche Verluste erlitten. Hinzu kommt, dass das Fernsprechnetz alsbald zerschossen war, sodass vom Div.Gef.Std schon vormittags keine Sprechverbindungen mehr zu den eigenen Einheiten, zu den Nachbarn und zum Korps bestanden. Trotz tapferer Gegenwehr der Grenadiere und Einsatz aller Reserven kann nicht verhindert werden, das dem Gegner bis Mittag mehrere tiefe Einbrüche mit Panzern auf dem linken und rechten Flügel gelingen.In der Artillerie-Schutzstellung verhindert G.R.111 zunächst einen Durchbruch. Es gelingt jedoch nicht, den Gegner zwischen Dubrowa und Petrowitschi wieder zurückzuwerfen. Der Kommandeur von G.R.111. Mj. Burst, lässt sich aus eigenem Entschluss bei Nikolajewka einschließen und ermöglicht dadurch das Absetzen des Großteils der Artillerie auf eine zweite Stellung. In den Abendstunden kämpft sich Mj. Burst mit seinem Regiment und vier Sturmgeschützen auf die neue HKL bei Sekeritschi zurück. Das II./G.R.34 hält bis zum Abend eine Riegelstellung nordwestlich Gorochowischtschi und verhindert damit einen Durchbruch an der Naht zur 129.I.D. Von dieser Division wurden der 35.I.D. das G.R.430 zugeführt welches im Gegenangriff die Verbindung zur 36.I.D. wieder herstellen sollte. Doch ist der Gegner an der linken Divisionsgrenze mit einem starken Panzerkeil bereits durchgebrochen, hat Tschernin in Besitz genommen und stieß mit auf Lkw verladener Infanterie noch bis Gomsa vor. Die sowjetische Seite berichtet, das bis zum Abend des 24. Juni die „Paritschi-Gruppe" ein Loch in die deutsche Verteidigung von 30 km Breite an der Basis und 10 km Tiefe schlagen konnte.
25.Juni 1944
Der Gegner ist auch in der vergangenen Nacht weitergestoßen. Die Lagekarte auf dem Div.Gef.Std. zeigt am Morgen des 25.6. folgendes Bild: Kampfgruppe Burst (G.R.111) verteidigt sich südlich Protassy, bei Romanischtsche wurde die eigene Pak-Sperre durchstoßen und vom Gegner genommen, das Gros der Division befindet sich im Raum Moisejewka. Zum rechten Nachbar (129.I.D.) ist eine Lücke von 7-8 km entstanden, durch die der feind starke Infanterie- und Panzerkräfte nachschiebt. Der linke Flügel hängt völlig in der Luft. Das XLI.Pz.K. hatte befohlen, im Zuge der "Minna-Stellung" eine neue durchlaufende Front zu bilden, unter Ausnutzung des Angriffs der 20.Pz.D., deren Stoss nach Westen aus Knyschewitschi erwartet wurde. Bis Mittag ist der Feind jedoch schon 6 km über Kowtschizy mit Panzern nach Norden vorgedrungen und hat am Nachmittag die Bahn Luniniec-Bobruisk südlich Makarowitschi nach Westen überschritten. Etwa gleichzeitig nahm er auch Protassy in Besitz und nähert sich nun Tschernyje Brody.
Die Masse der Division wurde in Kampfgruppen gegliedert und befindet sich nachmittags auf der Landbrücke Moisejewka-Ssopeiki-Subarewskaja Buda. G.R.111 hat sich befehlsgemäß auf Istopki zurückgekämpft. Moisejewka wird seit 13:15 Uhr von Süden und Südosten stark angegriffen. Die eigene Artillerie kann wegen Munitionsknappheit den Abwehrkampf nur ungenügend unterstützen. Drei Sturmgeschütze, vom Div.Kdr. aus Subarewskaja Buda nach Moisejewka zur Verstärkung entsandt, stoßen 3 km nordnordwestlich Moisejewka auf Feind, das II./Füs.Rgt.34 ist hier eingeschlossen. Um 17:00 Uhr bricht die Kampfgruppe aus und es gelingt ihr, sich nach Nordwesten durchzuschlagen. Bei Subarewskaja Buda hält eine Kampfgruppe vom G.R.109, verstärkt durch Teile der Pz.,Jg.Abt.35 so lange einen Brückenkopf, bis die letzten Gruppen aus Moisejewka sich in Richtung ,Jaswin abgesetzt haben. Um 16:30 Uhr begann in Osemlja die Ausladung der Sturmgeschütz-Abteilung 1102, welche aber wegen Treibstoffknappheit nur beschränkt beweglich war. Der Div.Kdr. Genlt. Richert erklärte Osemlja als "Platz von besonderer Bedeutung" unterstellte die Stg.Abt.l102 seinem 2. Gen.stabs-Offz. und beauftragte diesen mit der Verteidigung des Ortes. Kurze Zeit bestand an diesem Tag eine Telefonverbindung zur 129.I.D. Die gegenseitige Information der Divisions-Kommandeure ergab, das die Sowjets zwischen Schkawa und Paritschi mit starken Infanterie und Panzerkräften nach Norden und Nordwesten vorgehen, von eigenen Kampfgruppen nur örtlich und vorübergehend aufgehalten. Der Angriff der 20.Pz.D. gegen den weit überlegenen Gegner führte nicht zur Schließung der Lücke zwischen 35. und 36.I.D. Nachdem am Abend auch bereits Feind im Rücken der Division gemeldet war, zum XLI.Pz.K. keine Verbindung mehr hergestellt werden konnte, kaum noch MG- und Artillerie-Munition vorhanden war, entschloss sich die Divisionsführung zum Durchbruch nach Osemlja in der kommenden Nacht. Es wurden drei Stoßgruppen gebildet, auf welche eine noch ausreichend mit Treibstoff und Munition ausgestattete Hummel - Abteilung aufgeteilt wurde. Bei der Spitzengruppe befand sich außerdem eine Fla-Kompanie.
26.Juni 1944
Der Ausbruch aus dem Raum Moisejewka-Subarewskaja Buda hatte sich verzögert, nicht zuletzt wegen vorangegangener Haltebefehle des Korps, an die sich der Div.Kdr. gebunden fühlte. Hingegen drängte der 1.Gen.stabs-Offz. auf den Ausbruch als einzige Möglichkeit, starke Teile der Division noch kampffähig zu erhalten. Als der Gegner um 02:15 Uhr mit Panzern und überlegener Infanterie angriff, wird der Ausbruch befohlen, welcher gelingt. Gegen 05:00 Uhr erhält die Spitze der Division knapp vor Osemlja Feuer. Der Gegner kann jedoch aus dem bereits teilweise von ihm besetzten Ort geworfen und die Vereinigung mit den hier verteidigenden eigenen Kräften hergestellt werden. Nach kurzer Ruhepause und Umgruppierung setzt die Division den Marsch in nordwestlicher Richtung nach Subarewitschi fort, um vor dem Gegner den Ptitsch zu erreichen. Die Nachhut hielt bis 09:00 Uhr eine Zwischenstellung 2 km nordwestlich Saoserschtschino, konnte sich dann vom Feind lösen und sprengte um 11:00 Uhr das Munitionslager bei Osemlja. Hier hatten alle durchziehenden Truppen vorher noch Munition fassen können. Während Spitze und Masse der Division ab Subarewitschi vom Feind nur wenig behindert wird, greift er hier die Nachhut stark an. Trotzdem gelingt es dieser Kampfgruppe gegen 15:00 Uhr den eigenen Brückenkopf ostwärts Beresowka zu erreichen, worauf dieser eingezogen wird. Am Abend steht die Division abwehrbereit auf dem Westufer des Ptitsch von Poblin über Beresowka bis Korma. Sie ist damit am dritten Tag der sowjetischen Offensive schon 45 km von der alten Hauptkampflinie entfernt. Die Division hat bereits große Verluste erlitten, sehr kritisch ist jetzt auch die Betriebsstofflage geworden. Die linke Flanke ist völlig offen, auch die Lücke im Süden zur 129.I.D. konnte nicht geschlossen werden. Zu dieser Division besteht aber zeitweise Funkverbindung. Über die größere Lage ist kaum etwas bekannt, da noch keinerlei Verbindung zwischen dem LV.A.K. und der 35.I.D. hergestellt werden konnte.
27.Juni 1944
Die Division, arg zusammengeschlagen, steht am 27. Juni 15 km westlich Berezowka, das ist 50 km südwestlich Bobruisk. In dieser Lücke findet der Gegner derzeit kaum Widerstand.
28.Juni 1944 bis 06.Juli 1944 (Folgt nach der 129.I.D)
Siehe LV.A.K.
Weiter mit 129.I.D. ......
Grüße Matthias
Bildquelle: Die 35.Infanterie-Division 1939-1945 Verlag Dörfler