Ich bin seit einiger Zeit auf den Spuren meines Vaters, der leider nicht mehr lebt. Zwischen 1943 und 1944 fehlt das eine oder andere an Informationen. Ich habe mittlerweile Stunden damit verbracht um irgendetwas brauchbares zu bekommen. Ich würde mich freuen, wenn ich hier ein wenig Hilfe bekommen würde.
Zur besseren Orientierung habe ich die wichtigen Stationen aufgeschrieben, dann die Auskunft der WASt und anschließend ein paar Anmerkungen meiner Erinnerungen aus den Erzählungen von früher.
Stationen
Lehre als Hufschmied, abgeschlossen am 21.03.1942,
laut Bescheinigung der Invalidenversicherung ( Landesversicherungsanstalt Braunschweig ) gearbeitet bis zum 10.01.1943 ( als Hufschmied ),
dann zum RAD, anschließend Waffen SS, 1. SS Artillerie Ersatz Regiment, München Freimann
Von der WASt bekam ich folgende Informationen:
Erkennungsmarke: -5168- 1. SS Artillerie Ersatz Regiment ( 1. Batterie SS Artillerie Ersatz Regiment )
Truppenteil am 02.09.1944 : 1. Batterie SS Artillerie Ersatz Regiment "Hohenstaufen"
Kriegsgefangenschaft: 02.09.1944 in Mons/ Frankreich in westalliierte Gefangenschaft
am 21.11.1946 entlassen
Diensteintritt in den RAD: 1943
Diensteintritt in die Waffen SS: 16.01.1943
Ich glaube, dass die Angaben der WASt nicht ganz richtig sind.
Mein Vater erzählte mir, das er mit dem Sd. Kfz.165 ( Hummel ) im Einsatz war. Das wäre dann die dritte Batterie, der ersten Abteilung des 9. SS Pz.Art.Reg. Anfangs als Richtschütze, im Laufe des Krieges hat wohl dann jeder alles gemacht, damit die Selbstfahrlafetten schossen.
Ich habe dieses ( dritte Batterie ) auch so im Buch von Herbert Fürbringer ( 9.SS Panzer-Diviosion / 1944: Normandie Tarnopol Arnheim ) gefunden.
Nun komme ich zu den Fragen und hoffe, dass Ihr mir mit dem einen oder anderen weiterhelfen könnt.
1.)
Mein Vater ( geboren im Juni 1925 ) hat im März 1942, ausgelernt und wurde zum Januar 1943 zum Reichsarbeitsdienst nach Uelzen eingezogen.
Ist das, auch aufgrund der damaligen Kriegslage, üblich gewesen, das man nicht sofort nach der Ausbildung gezogen wurde ?
2.)
Ist es üblich gewesen, das sich RAD-Mitglieder kurz nach Dienstantritt gleich zur Waffen SS freiwillig gemeldet haben ? Oder wurde eher Druck ausgeübt ?
3.)
Wie lange dauerte die Ausbildung als Richtschütze oder generell als Kanonier (oder wie das heißt) bei einem SS Artillerie Ersatz Regiment ?
4.)
Hat das 1. SS Artillerie Ersatz Regiment eine besondere Bedeutung ?
5.)
Zu den Aufenthalten zählte mein Vater auch den Truppenübungsplatz Bergen-Hohne auf.
Ich finde nichts über die 9. SS Panzerdivision im Zusammenhang mit Bergen-Hohne ? Hat jemand eine Idee ? Ich habe nur etwas von der Division "Das Reich" gefunden. Ich frage mich, ob mein Vater nach der Grundausbildung in einer anderen Einheit diente ( siehe auch Punkt 6).
6.)
Mein Vater berichtete, das er u.a. in Russland ( Stationen Kursk, Smolensk und Witebsk) gekämpft hat. Anschließend nach Frankreich ( zur Auffrischung ? soweit ich mich erinnere ) und von dort wieder nach Rußland, dann Polen ( u.a Lemberg, Tarnopol), anschließend wieder nach Frankreich (Normandie, Caen, Saint Lo, Saint Vith, Amiens), Belgien und zum Schluß in amerikanischer Kriegsgefangenschaft
Die 9. SS Panzerdivision war, wenn ich es richtig gelesen haben, nicht im Gebiet Kursk, Somlensk, Witebsk. Hat jemand eine Idee, wie das sein kann ?
Wurden Einheiten, Truppenteile, Soldaten, wie vielleicht das 9. Panzerartillerie-Regiment, sinnbildlich an andere Truppenteile verliehen oder unterstellt.
Mein Vater hat ab und an von der T-Division gesprochen, die ja weiter nördlich in der Sowjetunion im Einsatz war, sofern ich das Kartenmaterial aus dem Buch "Wie ein Fels im ..." von Karl Ulrich richtig
deute.
7.)
Bzgl. der WASt-Angaben stelle ich mir folgende Fragen:
Gab es überhaupt bei der 1. Batterie des SS Artillerie Ersatz Regiments Hohenstaufen überhaupt den Begriff "Ersatz", oder wurde das nur falsch vom Sachbearbeiter eingetragen (die erste Batterie waren Wespen) ?
Kommt es vielleicht vor, dass die WASt nicht so genau weiß, bei welcher Batterie/Kompanie/Einheit ein Soldat letztendlich war ?
Mons liegt, soweit ich das richtig gegoogelt habe in Belgien. Mein Vater erzählte mir, nach dem sie Ende August 1944 ziemlich aufgerieben wurden, dass er sich mit seinen Kameraden Richtung Osten zur Truppe bewegen wollten. Sie schliefen in einer Scheune und bemerkten am frühen morgen, dass sie von amerikanischen Einheiten umstellt waren. Darauf hin, verbrannten sie alles, was ihnen wichtig erschien und ergaben sich, da sie a.) keine Munition mehr hatten und b.) die Überzahl erdrückend war. Ich erinnere mich gut daran, das mein Vater mehrfach erwähnte, das er froh war auf belgischem Boden erwischt worden zu sein und nicht in Frankreich, da wohl die Résistance ein gewissen Ruf hatte im Umgang mit Gefangenen. Vielleicht gibt es noch ein Mons in Frankreich.
Zum Abschluß
Wenn ich meinen Vater richtig verstanden habe, hat er fast die ganze Zeit gekämpft, es gab keinen Urlaub und, ... etwas das ich wirklich besonders finde ist, dass er mal erzählte, dass er und seine Kameraden in der Normandie 1944 lange Haare hatten (bis zum Hemdkragen), da weder Zeit noch Lust zum Haarschneiden blieben/waren. Ich kann mir das gar nicht so richtig vorstellen, aber vielleicht war das bei Einsatzverbänden ähnlich wie die Bärte bei U-Bootfahrern.
Das war es mit meinen Fragen. Für die Unterstützung danke ich Euch schon jetzt.
Da ich aus dieser Zeit keine Bilder habe, würde ich mich freuen, wenn zufälligerweise irgendjemand Bilder, Karten oder auch allgemeine Informationen hat
Für seriöse Informationen und Tipps bin ich sehr dankbar.
Danke
Michael