Hi an all die Spezialisten,
läßt sich aus nachstehendem herausfinden, bei welcher/n Einheit/en mein Vater vom Angriff auf die SU bis Dez. 1941 (Rücktransport per Lazarettzug) gewesen sein könnte?
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Panzer-Abteilung 18
(Anfang 1941 bis Dezember 1941)
Überraschend wurde ich zurückgerufen und zu einer Elite-Panzereinheit versetzt, die vorerst in Reichenbach i. V., dann auf dem Truppenübungsplatz Milowice bei Praha lag. Der Truppenteil war für den Angriff auf England aufgestellt und mit Tauchpanzern ausgerüstet worden. Jetzt lag der Angriff auf die Sowjetunion in der Luft. Die Abteilung hatte 31 Offiziere, von denen nicht einer ein Nazi war. Im ganzen Regiment (mit über 100 Offizieren) gab es nur einen, auf den wie ein Rhinozeros gezeigt wurde. ...
Den Krieg gegen die Sowjetunion habe ich bei dieser Einheit vom ersten Tage bis zum Zusammenbruch des Vorstoßes auf Moskau im Dezember 1941 mitgemacht.
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Nach drei Wochen waren wir in Smolensk (statt „planmäßig“ in Moskau); 1/3 der Offiziere der Abteilung waren tot, 1/3 schwer verwundet, von den restlichen 10 war ich der einzige unverwundete. Unser Infanterie- (Panzer-Grenadier ) Regiment existierte eigentlich nicht mehr, vom Pionierbataillon lebte kein einziger Offizier.
Die Truppe war ungern gegen die Sowjetunion gezogen. Der Kommandeur äußerte sich unmißverständlich. Zu mir sagte er, als er mich später im Lazarett besuchte: „Von uns (den aktiven Offizieren) kommt keiner lebend zurück.“ Dabei war die Truppe militärisch vorzüglich. Ich habe erlebt, daß man zu gleicher Zeit Offizier der faschistischen Wehrmacht, Teilnehmer an einem Angriffskrieg, ein Antifaschist (nicht nur Hitler-Gegner), humanitär gesonnen und ein bis zum Tod getreuer Soldat sein konnte. Wenn den armen Kerlen bei dieser Mischung nicht wohl war, so fand ich das nicht verwunderlich.
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Der Truppenarzt einer Panzerabteilung ist nicht leicht zu ersetzen, da er eine Menge technischer und taktischer Kenntnisse haben muß. Als ich an einer Ruhr mit nachfolgender Gelbsucht erkrankte, blieb ich bei der Truppe, auch als im Herbst ein zweiter Schub kam. Es ging mir dann so schlecht, daß ich nicht mehr gehen und kaum noch sitzen konnte. Infolge der guten Ausstattung mit Fahrzeugen und der eingespielten Sanitätsstaffel konnte ich dennoch Kranke und Verwundete versorgen. Mitte Dezember kam ich dann über ein Feldlazarett in Smolensk in ein Lazarett in Metz (Frankreich).
Inzwischen war ich Assistenzarzt der Reserve und hatte das Panzerkampfabzeichen [in silber*] (eine Teilnehmermedaille).
Die Aufgaben eines Truppenarztes sind ärztlich wenig befriedigend und im übrigen lebensgefährlich. Dennoch war ich nicht ungern an der Front. Gewiß hätte ich lieber für eine bessere Sache meinen Kopf hingehalten, aber es ist schon ein Unterschied, ob einer allein stirbt oder in der Pflege eines Arztes. Solche Erfahrungen machten mir und fast allen Ärzten eine Desertion unmöglich.
Panzer sind ständig in Bewegung. Deshalb hatte ich wenig Kontakt mit der Bevölkerung, doch waren wir sowohl über die Verhältnisse im sowjetischen wie im deutschen Hinterland orientiert. Plünderungen und Übergriffe gegen Gefangene oder Zivilisten wurden in unserem Regiment nicht geduldet. Daß es anderswo anders war, wußten wir und verstärkte den Eindruck von der Unausweichlichkeit des Unterganges.
Den im Hinterland und in der Heimat tätigen Ärzten fehlte diese Einsicht. Ich habe deshalb bis zum Kriegsende oft an meinen Feldtruppenteil gedacht.
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* Zusatz von mir
[aus: Vernehmungsprotokoll 12/1967, S.16-19]
Tauchpanzer, s. LdW:
"Am 22. Juni 1941 wurde eine Anzahl dieser Panzer bei der 18. Panzer-Division eingesetzt - sie überwanden den Bug bei Patulin ohne Brückenschlag."