Tragbare Funkgeräte und Strippenzieher

  • Tragbare Funkgeräte (ID 1229)



    ZUGSFÜHRER
    Montag, 28. Oktober 2002, 12:14:49 Uhr


    Welche tragbaren Funkgeräte verwendete die Wehrmacht im Krieg?
    Typen, Größe, Reichweite, Wellenbereich, Bilder, usw.


    Im Wehrmachtsmuseum in Ardagger habe ich ein Gerät gesehen in der Größe eines Walkie Talkies. Was könnte das für ein Gerät gewesen sein?


    mfg Harald




    Gendarm
    Dienstag, 29. Oktober 2002, 00:13:04 Uhr


    Hallo,


    bin zwar Fernmelder gewesen, da hab ich aber auch keinen Plan
    Kann mir aber schwerlich vorstellen, daß unterhalb Kompanieebene so Gerät vorhanden war.
    Wenn überhaupt dann ab Kompanietrupp bzw. darüber. Tragbare FuG gab es aber auf jeden Fall.
    Habe da schon mal Bilder gesehen.
    Stichwort "Walkie-Talkie": Bist du sicher, daß dies nicht nur der Sprech- bzw. Hörapparat war OHNE das eigentliche Funkgerät?


    Gendarm




    Jörg Wurdack
    Dienstag, 29. Oktober 2002, 09:52:32 Uhr


    Es dürfte sich bei diesem Walkie-Talkie-ähnlichem Gerät wohl um den "Feldfunksprechgerätesatz" handeln, auch unter der Bezeichnung "Dorette" erscheinend.
    Siehe dazu:


    http://www.wehrtechnikmuseum.d…nate/Dorette/dorette.html


    Dieses Gerät war noch jahrelang nach dem Krieg bei Behörden und Rettungsdiensten im Einsatz, z.B. bei Bergwacht, Feuerwehr, aber auch den Vorläuferorganisationen des THW.
    Sie wurden erst um 1958 ersetzt, meistens durch Teleport IV.
    Außerdem gab es noch Tornisterfunkgeräte, ähnlich dem SEM 35 der Bundeswehr oder den alten PRC- 8/ - 9/ -10 aus US-Beständen.
    Teilweise bestanden diese Sätze auch aus zwei Lasten (Eigentliches Funkgerät und Sammlerkasten / Akku).




    Gregor Koppen
    Dienstag, 29. Oktober 2002, 13:03:55 Uhr


    Ich hab auch mal in nem Feuerwehrmuseum ein Funkgerät gesehen das eine Antenne hatte.
    Es wurde auf dem Rücken getragen und war so groß wie ein Rucksack. Gesprochen wurde dann mit einem "Telefonhörer". Was ist das den für eins?


    Mfg Gregor(iwitsch)




    Jörg Wurdack
    Dienstag, 29. Oktober 2002, 17:40:10 Uhr


    "Ich habe ein Funkgerät gesehen, daß eine Antenne hatte und auf dem Rücken getragen wurde."
    Wer soll denn so eine Frage beantworten? Wahrscheinlich gibt's ein paar hundert Modelle, auf die diese Beschreibung zutreffen würde.
    Da könntest Du auch fragen: "Ich hab ein Auto gesehen, daß vier Räder hatte und von einem Motor angetrieben wurde - was das für eines?"
    Wahrscheinlich hat jedes Funkgerät irgendeine Art von Antenne. Auf dem Rücken getragene Modelle, auch Tornisterfunkgeräte genannt, gibt es in jeder Armee,
    bei jeder Polizei und bei zahllosen anderen Behörden, Sicherheitsdiensten und Rettungsorganisationen in einer Vielzahl von Ausführungen.
    Der "Telefonhörer" ist wahrscheinlich der Handapparat, den man auch an fast jedes Funkgerät anschließen kann.


    P.S.: Ich habe noch ein paar Daten zu tragbaren Wehrmachtsfunkgeräten gefunden:


    Frequenzbereiche:


    A)
    Handfunkgeräte, außer dem schon erwähnten "d":Feldfunksprecher a1: 120 - 140 MHz


    b: 90-110 MHz
    c: 140-160 MHz
    f: 28-33 MHz, vor allem zur Verbindung Infanterie-Panzer verwendet\r<br>
    h: 23-25 MHz, vor allem bei der Sturmartillerie - Verbindung zur Infanterie.\r<br>
    Reichweite bei allen Typen etwa 1 bis 1,2 km.\r<br>\r<br>


    B)
    Tornisterfunkgeräte:


    d 2: 33,8 - 38 MHz, bei der Infanterie, Sendeleistung 3 Watt
    b 1: 3 - 5 MHz, bei der Artillerie, vor allem für die Verbindung Regiment - Abteilungen
    f: 4,5 - 6,7 MHz, für Vorgeschobene Beobachter der Artillerie, Verbindung mit Gerät b 1 möglich
    g: 2,5 - 3,5 MHz, Panzerverbände, Panzergrenadiere, Aufklärungstruppe
    i: 1,85 - 3 MHz


    Sendeleistung der Geräte b 1, f, g, i: 5 Watt
    Gewicht habe ich nur für d 2 gefunden: Das Gerät war zweiteilig - eigentliches Funkgerät und Batteriekasten, jeder Kasten wog etwa 11 kg.


    Reichweiten 5-25 km, je nach Antennenart, Betriebsverfahren (Sprech- oder Tastfunk) und Gelände.
    Beim Gerät d 2 sind z.B. zu erzielen: Sprechfunk 4 Km, Tastfunk 17 km
    Beim b 1: Sprechfunk 10 Kilometer, Tastfunk 25 Kilometer\r<br>Bei den teilweise im Mittelwellen- und unteren Kurzwellenbereich arbeitenden Geräten b 1, f, g und i
    beeinflussen auch atmosphärische Erscheinungen wie starke Bewölkung die Reichweite, da diese Geräte mit Boden- und Raumwelle arbeiten.
    Bei günstigen Witterungsbedingungen können mit der Raumwelle Reichweiten bis 100 km auftreten, diese Ausbreitung ist aber nur schwer berechenbar.


    Dazu gab es noch ein weiteres Gerät als reinen Empfänger, ebenfalls tragbar:


    Tornisterempfänger b: 96,6 kHz bis 7096 kHz (7,096 MHz), also ein sehr großes Frequenzspektrum.




    Raffael
    Dienstag, 29. Oktober 2002, 18:34:51 Uhr


    Kennt ihr noch das gute alte FFOB/ZB ?
    Das gute alte Ding funktioniert schon seit Jahren.


    RAF




    ZUGSFÜHRER
    Dienstag, 29. Oktober 2002, 18:50:27 Uhr


    Danke für eure Antworten!
    Das Gerät, das ich meine ist ungefähr halb so groß wie das Dorette.
    Hat auch eine Antenne, muß also ein Funkgerät sein.
    Ich schaue die nächsten 2-3 Wochen ins Wehrmachtsmuseum dann frage ich dort mal nach was das genau für eine Type ist.
    Wenn ich genaueres weis melde ich mich wieder.
    Weis jemand die genaue Typenbezeichnung der Banane (mit Bandantenne) der Amerikaner?


    mfg Harald




    Jörg Wurdack
    Dienstag, 29. Oktober 2002, 21:10:50 Uhr


    Die genaue und vollständige Typenbezeichnung für die "Banane" ist:
    AN/PRC 6/6


    Die Zahlen-/Buchstabenkombination bedeutet:


    AN = Army and Navy (Gerät wurde ursprünglich für Heer und Marine eingeführt
    P = Portable
    R = Radio
    C = Communication
    6/6 = erste Zahl ist die Ordnungsnummer des Geräts, da es auch noch PRC 8 usw. gibt. Die zweite Zahl gibt hier die Zahl der jeweils verfügbaren Kanäle an. Das PRC 6 hat einen Frequenzbereich von 47 bis 55,5


    MHz und einen Kanalabstand von 100 kHz. Diese theoretisch möglichen 85 Kanäle können jedoch nicht direkt am Gerät eingestellt werden,
    sondern müssen als Quarze eingesetzt werden. Gleichzeitig können sechs Quarze in
    das Gerät eingesteckt werden, daher sechs verfügbare Kanäle.


    Quelle:
    - Das Baukastensystem der Funksprechgeräte. In: Wehrausbildung Heft 11/1959.
    - Gräter, Martin: Taschenbuch für den Fernmeldedienst, Koblenz 1979


    @ RAF
    "DAS" gute alte FFOB/ZB ist "DER" gute alte FFOB/ZB - nämlich DER Feldfernsprecher, der mit Funkgeräten absolut nichts zu tun hat und ohne Feldkabelverbindung völlig aufgeschmissen ist.




    Gregor Koppen
    Dienstag, 29. Oktober 2002, 21:48:10 Uhr


    Wo wir beim Thema Komunikation sind. Ich hab in Büchern und Filmen des öfteren "Strippenzieher" gesehen. Diese Soldaten mit der aufgerollten Telefonleitung am
    Rücken. Aber wie geht das? So ewig lang können die Kabel doch nicht sein, oder?
    Und wenn die jemand durchschneidet? Was dann?


    @ Jörg Wurdack: Könntest du mir darüber a bissal Auskunft geben?


    Mfg Gregor(iwitsch)





    K.H.Ranitzsch
    Mittwoch, 30. Oktober 2002, 07:55:02 Uhr


    Quote

    So ewig lang können die Kabel doch nicht sein, oder?


    Alex Buchner, "Das Handbuch der Deutschen Infanterie 1939-1945", Dörfler Zeitgeschichte,ISBN 3-8955-041-8 hat eine Menge Details, die man sonst nicht so leicht findet, auch wenn das Buch selber arg zusammengestöppelt wirkt.


    Die Kabeltrommeln fassten, je nach Art des Kabels, 300 bis 1000 m Kabel.


    Quote

    Und wenn die jemand durchschneidet? Was dann?


    Dann ist nicht mit telefonieren :x
    Nicht nur konnten die Kabel durchschnitten werden. Oft lagen sie nur offen auf der Erde. Da konnten sie auch brechen,
    wenn ein Kettenfahrzeug rüberfuhr oder wenn Artillerie dort einschlug. Da mussten die Fernmelder eben Kabel flicken.


    Gruß
    Karl Heinz





    Gregor Koppen
    Mittwoch, 30. Oktober 2002, 08:56:35 Uhr


    300-1000m okay damit kann man schon was anfangen. Und wenn man wider wo anders hin will, was mehr als 1000m entfernt ist?
    Und wie wird das Wirrwarr von 1000ten von solchen Kabeln bewältigt?
    Das gibt doch ein ganz schönes durcheinander!


    Mfg Gregor(iwitsch)





    Jörg Wurdack
    Mittwoch, 30. Oktober 2002, 11:54:50 Uhr


    Das Kabelwirrwarr wurde dadurch begrenzt, daß nicht etwa jeder mit jedem per Kabel verbunden war, sondern daß das Ganze über Vermittlungen lief.


    Beispiel für Infanterie-Bataillon:


    Beim Btl.-Gefechtsstand steht eine Vermittlung für 10 Anschlüsse (Klappenschrank). Von dort läuft je eine Leitung zu den drei vorne eingesetzten Kompanien,
    die 4. geht zur MG-Kompanie, 5. und 6. zum rechten bzw. linken Nachbarn, 7. geht zum Regiment. Die verbleibenden drei Anschlüsse können
    z.B. für die Verbindung zu schweren Waffen usw. genutzt werden. Will jetzt die 1. Kp des Bataillons die 5. Kp beim rechten Nachbarn sprechen,
    so ruft die 1. Kp die eigene Btl-Vermittlung an. Diese verbindet mit der Btl.-Vermittlung des rechten Nachbarn, diese mit der gewünschten 5. Kp.
    Das System der Vermittlungen setzte sich auf den Höheren Führungsebenen fort, dort dann z.T. automatisiert (Durchgangsvermittlungen).
    Einfache Vermittlungen sind auch durch Zusammenschalten mehrerer nebeneinanderstehender Feldfernsprecher möglich.


    Eine Mehrfach-Ausnutzung von Leitungen war durch den Einsatz von Trägerfrequenzgeräten möglich. Das wurde etwa von der Regimentsebene aufwärts genutzt, bei höheren Führungsstäben auch für Fernschreibverbindungen.


    Die einzelnen Feldkabellängen können miteinander verbunden werden, so daß auch größere Reichweiten erzielt werden können.
    Die nutzbare Länge wird allerdings durch die Art des Kabelbaus (Hoch- oder Tiefbau), die Art/Leistungsfähigkeit des Kabels und durch den
    inneren Widerstand (Isolations- bzw. Schleifenwiderstand) der Kabel begrenzt. Dieser Widerstand kann gemessen werden, es gibt dann Tabellen wie weit man mit
    bestimmten Kabeln bauen kann, um noch eine nutzbare Sprechverbindung zu bekommen.


    Größere Reichweiten können durch Verwendung entsprechend leistungsfähiger, vieladriger Kabel erzielt werden (schweres Feldkabel, Feldfernkabel,
    Führungsfernkabel), bis hin zum Bau von Telephon-leitungen mit Blankdraht im Hochbau wie früher bei der Post.
    Dafür gab es bei der Wehrmacht eigene "Blankdraht-Baumkompanien".


    Technisch aufwendige Möglichkeiten zur Reichweitenerhöhung sind dann
    - der Bau sogen. "Drehkreuzachsen", dabei werden die Drahtleitungen im Hochbau in einer bestimmten Reihenfolge geführt und erhöhen durch gegenseitige Induktionsströme die Reichweite.


    - der Einsatz von Richtfunkgeräten (im 2. Weltkrieg vor allen bei bestimmten Luftnachrichtenregimentern und bei Nachrichtentruppen der obersten Wehrmachtsführung).


    Es war technisch während des 2. Weltkriegs durchaus möglich, z.B. von der Ostfront im Kaukasus mit einem Gefechtsstand in Südwestfrankreich an der Pyrenäen-grenze zu sprechen.


    Außerdem besteht auch die Möglichkeit, feldmäßige Drahtverbindungen an vorhandene Postnetze anzuschließen (Amtsanschließer bzw. Wählzusätze).


    In Frontnähe ist natürlich ein Schutz der Kabel gegen Beschädigung nur begrenzt möglich. Man kann die Kabel eingraben (sehr zeitaufwendig)
    oder im Hochbau über Bäume, an Häusern entlang usw. verlegen (aufwendig und bei Beschuß gefährdet). Einen hundertprozentigen Schutz bieten
    nur metertief eingegrabene Kabel, wie es z.B. bei den Führungsverbindungen des OKW aus Berlin bzw. den diversen Gefechtsständen in Zossen usw.
    heraus der Fall war. In jedem Fall wird man anstreben, eine Drahtverbindung durch eine Funkverbindung zu überlagern.





    Gregor Koppen
    Mittwoch, 30. Oktober 2002, 12:45:54 Uhr


    Aha! Danke für deine Erklärung Jörg. Wenn das so ist dann hält sich ja das "Kabel-Wirrwarr" in grenzen.


    Mfg Gregor(iwitsch)





    ZUGSFÜHRER
    Samstag, 16. November 2002, 07:21:15 Uhr


    Wer kennt eine (deutsche) Seite auf der alte Funkgeräte verkauft werden?
    Möglichst von der Wehrmacht oder den Amis, auch Nachkriegsgeräte.


    mfg Harald




    Chris
    Samstag, 16. November 2002, 12:39:12 Uhr


    Hi!
    Habe nur bei E-Bay ein Angebot gefunden!


    htt://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=734198212\


    (Anm. FRank Artikel nicht mehr vorhanden)


    Mfg
    Chris




    ZUGSFÜHRER
    Samstag, 16. November 2002, 19:04:01 Uhr


    Weiß auch wer, wo eine amerikanische Banane AN/PRC 6/6 verkauft wird?


    mfg Harald




    Chris
    Sonntag, 17. November 2002, 12:26:01 Uhr


    Hi Zugführer!


    Habe mal ne interessante Seite für Dich:


    http://www.kpjung.de


    (Anm. FRank: Seite (Menue) läuft leider nur mit Windows IE korrekt)


    Mfg
    Chris




    ZUGSFÜHRER
    Sonntag, 17. November 2002, 19:21:05 Uhr
    Nette Seite Chris. Danke!


    mfg Harald


  • Hallo,


    nachdem dieser Thread ja auch schon ewig alt ist, möchte ich noch ein Fundstück aus der Bibliothek der University of Texas anhängen. In der Datenbank dort ist ein Bild eines "Handfunkgerätes" der Wehrmacht eingestellt, es handelt sich um einen Feldfunksprecher Typ b oder c. Interessant ist die Abbildung, weil das Gerät im geöffneten Zustand abgebildet und damit die innen angebrachte Bedienungsanleitung lesbar ist:


    http://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth689661/m1/1/sizes/xl/?q=German Army


    Quelle: University of Texas Librarie/Abiliene Library Consortium


    Gruß, J.H.