"Davon geht die Welt nicht unter" oder wie die Propaganda Einfluss auf die "Heimatfront" nahm

  • Hallo Gerd,

    Nun sind wir bei der Außenpolitik ?

    Dies hat doch nichts mehr mit der Ausgangsfrage nach der Wirkung der Propaganda in Deutschland zu tun.

    Das alleine ist schon schwer genug. Woran will man so etwas festmachen?
    Was soll der Indikator sein für eine erfolgreiche oder eben erfolglose Propaganda.
    Bis 1933 läßt sie sich ja noch aus zeitgenössischer (insbesondere kritischer) Presse so etwas beleuchten. Danach wird es mit deren Verschwinden schwierig.
    Auch die Stimmungsberichte des SD sind da nur begrenzt hilfreich, unterlagen sie doch der Intention der Verfasser, diese Berichte in einem sie selbst günstig erscheinenden Licht darzustellen.

    Götz Aly, der Historiker hat mal ein Projekt versucht, die Bindung der Bevölkerung an die NS-Ideologie darüber nachzuweisen, wie oft in Todesanzeigen, sich NS-Floskeln, wie "Für Reich und Führer" oder "Heil Hitler" fanden.

    Letztlich bleibt es eben enorm schwierig eine direkte Wirkung von Propaganda nachzuweisen. Wie will man das von anderen Einwirkungen trennen. Wie kann man nachweisen, daß zb. das Nichtvorhandensein einer breiten Widerstandsbewegung nicht auf ganz anderen Ursachen zurückzuführen ist.

    Ich denke, was wir hier leisten können ist eine halbwegs seriöse Beschreibung der Organisation, der Mittel und Personen, die die bis dato beispiellose NS-Propagandabewegung als einige der wenigen wirklichen neuen und "originären Leistungen "(so Martin Broszat in NS-Herrschaft) vollbrachte.

    So, das waren mal meine Gedanken dazu.

    Viele Grüße
    Steffen

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

  • Hallo, Steffen und Ihr Alle !

    Das dass Thema doch so kompliziert ist, hatte ich nicht erwartet !

    Mir fliegen gerade einige Gedanken durch den Kopf.

    (z:B. die ersten Luftschutzübungen in Bielefeld 1934, die in der Presse bekannt gegeben
    und "mit großem Brimborium" auch durchgeführt worden sind.Die letzte Übung fand 1939 statt.
    Und als es für die Bevölkerung in Bielefeld, 1940 ernst wurde, verhielten sich die ersten Opfer nicht "luftschutzgerecht"; sie waren nicht im Luftschutzraum und wurden durch Bombensplitter getötet)

    Um den Bogen zur Propaganda zu bekommen: hier Kriegsvorbereitung, da "menschliches Versagen"( wenn man Das so sagen darf)

    So, ich hoffe, dass ich nicht zu weit abgekommen bin.

    Gruß Gerd

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • Hallo Gerd!
    Nun haben wir schon so einige Hinweise und Antworten sowie Virschläge gegeben.
    Wie soll es nun weitergehen`?
    Zeitlich geordnet oder nicht? Oder "nur" auf die "DurchhalteProp". bezogen auf die Zivilbevölkerung ?
    Grenze das ganze doch bitte noch etwas ein, ok?

    Glück Auf!
    "Basil"

    "Ich bin ein Egoist und kümmere mich nicht um andere?. Sogar behinderte Delphine kommen zu mir, um mit mir zu schwimmen" (Stromberg)

  • Hallo, Basil und alle Anderen !

    Ich bin für eine zeitliche Ordnung.
    Doch wo anfangen ?
    Was soll mit einbezogen werden ?

    Ein Beispiel von mir,waren die Luftschutzübungen, ab 1934, also Kriegsvorbereitungen.
    Wie hat sich die Bevölkerung verhalten und reagiert, als es 1939 "ernst" wurde ?
    Wie ging es dann im weiter während des Kriegsverlaufs.

    Ich bitte um weitere Vorschläge.

    Gruß Gerd

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • Hallo!

    Ein Beispiel von mir,waren die Luftschutzübungen, ab 1934, also Kriegsvorbereitungen.

    Also nur mal am Rande, Luftschutzübungen in Deutschland 1934 als "Kriegsvorbereitung" zu bezeichnen ist schon sehr verwegen, fast schon propagandistisch! ;)

  • Hallo, Hoth !

    Ironie an, Ironie aus ?

    Sorry, aber ich steh momentan auf dem Schlauch ! ?(

    Gruß Gerd

    PS: das Thema Luftschutz wäre etwas für einen neuen Thread ?

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • @ gerd
    Gemeint ist nat. ein Verteidigungskrieg, wie schon im MK beschrieben :D


    Aber ist eine Luftschutzübung Propaganda? Hier wieder unser Dilemma....

    Übrigens gab es, notgedrungen, schon vor dem staatlichen Luftschutz 1933 einen zivilen Luftschutz. Dies war seit 1926 erlaubt.

    Glück Auf!
    "Basil"

    "Ich bin ein Egoist und kümmere mich nicht um andere?. Sogar behinderte Delphine kommen zu mir, um mit mir zu schwimmen" (Stromberg)

  • Hallo, Basil !

    Wenn in einem Wochenschau Bericht die Einrichtung ein LS Raums gezeigt wird
    und wie "gemütlich" es dort zugeht, denke ich ja...
    ... oder die Bekämpfung von Brandbomben...

    Aber, dies ist meine persönliche Meinung

    Gruß Gerd

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • Hallo, Zusammen !

    Eben lief im ZDF "History" mit dem Titel "Davon haben wir nichts gewusst"- Die Deutschen und der Holocaust.

    Interessant in dem Bericht war die Aussage, dass, je länger der Krieg dauerte, umso
    unglaubwürdiger wurde die Propaganda von der Bevölkerung wahrgenommen.
    Demnach, war der Einfluss der Propaganda auf die Bevölkerung, doch nicht so gross, wie von den Machthabern des NS Regimes erhofft und erwünscht.

    Bedingt war dieses wohl auch, durch Berichte von Fronturlaubern.

    Gruß Gerd

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • Hallo Gerd
    zum Teil dürfte dies auch den immer stärker werdenden Bombeangriffen geschuldet sein. Wenn ich sehe wie fast täglich Bomber ungehindert tief ins Reich fliegen, dann würde ich mich auch fragen wo denn tagtäglich die ominösen Abschusszahlen der Luftwaffe herstammen. Dein Einwurf mit den Fronturlaubern stimmt genauso. Wenn der Bruder, Vater, Onkel, oder Großvater auf Heimaturlaub war und erzählt hat der Russe steht bei Minsk, obwohl die Propaganda den Feind bereits bei Smolensk zum Stehen gebracht hat, da hat jeder Interessierte mit einer Landkarte sofort gewusst dass irgendwas falsch läuft.
    Gruß
    Marco

  • Hallo!
    Als Quelle ist da noch int.: Stimmungsberichte aus dem Reich. (Richtiger Titel?)

    Glück Auf!
    "Basil"

    "Ich bin ein Egoist und kümmere mich nicht um andere?. Sogar behinderte Delphine kommen zu mir, um mit mir zu schwimmen" (Stromberg)

  • Hallo,

    Quote

    Original von basil
    (Richtiger Titel?)

    fast. Meldungen aus dem Reich 1938-1945. Die geheimen Lageberichte des Sicherheistdienstes der SS, hrsg. v. Heinz Boberach 17 Bde., Herrsching 1984.

    Christian

  • Danke!

    Glück Auf!
    "Basil"

    "Ich bin ein Egoist und kümmere mich nicht um andere?. Sogar behinderte Delphine kommen zu mir, um mit mir zu schwimmen" (Stromberg)

  • Hallo ..,

    ich frage mich gerade, ob es über den Hörfunk überhaupt noch bedeutsame Dokumentationen gibt. Bei der Presse und der Wochenschau, dem Film scheint mir die Dokumentation viel einfacher.

    Leider fand die Propaganda nicht nur von oben statt, sondern wurde von eifrigen Anhängern bis in die untersten Reihen betrieben, um sich als guter Nationalsozialist darzustellen.

    Gruss Andreas

    Heine ist von den meisten anderen Dichtern verschieden, weil er alle Scheinheiligkeit verachtet ... (Elisabeth von Österreich)

  • Moin,

    ich habe heute in einer Neuerwerbung von mir, dem Buch "Das Ende: Kampf bis in den Untergang - NS-Deutschland 1944/45" von Ian Kershaw (u.a. auch Autor von "Höllensturz", sehr lesenswert), folgende Angaben über den 1943 von Joseph Goebbels in Auftrag gegebenen Propagandafilm "Kolberg" mit großem Erstaunen gelesen: es seien angeblich 187.000 (!) Soldaten, die man vorübergehend aus dem aktiven Dienst abgezogen hatte, als Statisten eingesetzt worden. Über 100 Eisenbahnwaggons hätten Salz zur Simulation von Schnee angeliefert und tausende von (kriegswichtigen) Pferden seien eingesetzt gewesen.

    Natürlich sind dies geradezu unvorstellbare Aufwendungen, wenn man bedenkt, dass die Wehrmacht in der Drehphase zwischen Oktober 43 und August 44 wahrscheinlich "größere Probleme" zu bewerkstelligen hatte!

    Meine Frage: gibt es hierzu Originalquellen (Abkommandierungen (war ja in diesem Thread schon erwähnt worden), offizielle Befehle der Heeresleitung, Regimentsbefehle o.ä.)? Gibt es Nachweise bei der Reichsbahn (ein so großer Transport muss ja an anderer Stelle enorme Lücken gerissen haben - oder wurden die geleerten Güterzüge bei ihrer Rückfahrt in den Westen mit Verwundeten "beladen")?

    Ich kann fast nicht glauben, dass von Seiten der Wehrmacht eine Freistellung in Höhe von mehreren Divisionen an irgend einer Stelle der Ostfront überhaupt möglich, geschweige denn sinnvoll gewesen sein könnte - nur um einen Durchhaltepropagandafilm zu drehen. Daher interessieren mich Reaktionen aus der Truppe zu Goebbels Projekt.

    LG Justus

  • Hallo Justus,

    folgende Angaben über den 1943 von Joseph Goebbels in Auftrag gegebenen Propagandafilm "Kolberg" mit großem Erstaunen gelesen: es seien angeblich 187.000 (!) Soldaten, die man vorübergehend aus dem aktiven Dienst abgezogen hatte, als Statisten eingesetzt worden. Über 100 Eisenbahnwaggons hätten Salz zur Simulation von Schnee angeliefert und tausende von (kriegswichtigen) Pferden seien eingesetzt gewesen.

    mit einer ordentlichen Portion "Quellenkritik" und gesundem Menschenverstand könnte man sich den Aufwand sparen.

    Die Zahl entstammt einzig der Autobiographie des Regisseurs, einem Duzfreund des Propagandaministers.

    Seriöse Institutionen haben von sich aus das stark übertriebene Zahlenwerk auf einige Tausend reduziert (DHM, Wiki), von Experten untersuchte Rahmenbedingungen (u.a. Gelände) schätzen die Zahl auf eher 5.000-8.000 Komparsen mit 3.000 Pferden ein.

    Einzig die Menge des Salztransports dürfte ohne weiteres möglich gewesen sein, die Bombenoffensive gegen das Eisenbahnnetz begann erst so richtig nachhaltig nach Drehschluß. 10.000 Waggons pro Tag waren 1944 noch normale Umschlagswerte, es gab reichlich große Rangierbahnhöfe.

    Wie viele Theater hatte man im gesamten Europa erobert, wo 180.000 maßgeschneiderte Uniformen im Keller herumlagen?

    MfG

    Tac