Griechenland 1943/44 und Rückzug über Kroatien

  • Hallo im Forum!

    Bin neu hier und beherrsche auch nicht die militärische Terminologie. Ich hoffe aber, mich verständlich ausdrücken zu können.

    Ich lese seit einiger Zeit die Feldpostbriefe meines Grossvaters Willy Albes, der 1943 als Landesschützer nach Griechenland kam. Einsatzgebiet waren die Berge bei Larissa, wo seine Kompanie u.a. mit der Bewachung der Bahnlinie betraut war. Im Oktober 1944 begann der Rückzug über Kroatien, wo er am 3. oder 5. März 1945 bei einem Partisanenangriff bei Visegrad ums Leben kam.

    Da er in seinen Briefen (mehr als 300) sehr ausführliche Beschreibungen gibt über Aufenthaltsort, Kameraden und Tätigkeiten, weiss ich mich glücklich zu schätzen, ein sehr konkretes Bild über sein Leben als einfacher Landser bekommen zu haben.

    Meine Frage ans Forum ist, ob es eventuell noch mehr Dokumente (Fotos, Briefe) oder Zeitzeugenberichte aus diesem Einsatzgebiet oder aus seinem Bataillon (Landesschützenbataillon 880, mein Grossvater gehörte zum 2. Zug) gibt.

    Grüsse von Wig

    Wig Efle

  • Hallo Wig,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ist de der Eintrag in unserem Lexikon bekannt ?

    Landesschützen-Bataillon 880

    Quote

    Da er in seinen Briefen (mehr als 300) sehr ausführliche Beschreibungen gibt über Aufenthaltsort, Kameraden und Tätigkeiten, weiss ich mich glücklich zu schätzen, ein sehr konkretes Bild über sein Leben als einfacher Landser bekommen zu haben.

    da es über die Landesschützen Einheiten wenig an Informationen gibt wären die Infos aus den den Briefe höchst interesant.

    Gruss Dieter

  • Guten Tag, Wig,

    auch von mir: Herzlich Willkommen!

    In diesem Forum wurde vereinzelt über den Rückzug aus Griechenland geschrieben. Ich habe gerade
    versucht, ein passendes Thema für Dich zu finden, aber nicht das Richtige gefunden.

    Byron Tesapsides hat mehrere Bücher über die Wehrmacht in Griechenland geschrieben. Schau mal hier:
    https://www.forum-der-wehrmacht.de/thread.php?thr…ht=griechenland

    Ansonsten kann ich mich nur Augustdieter anschließen. Es gibt nur wenige tiefergehende Informationen
    über die Tätigkeiten und Aufgabengebiete der Landesschützen. Du besitzt einen großen Schatz mit diesen
    Feldpostbriefen (im doppelten Sinne :) ). Von meinem Großvater, der auch Landesschütze (im Osten) war,
    ist nur ein einziger Brief erhalten geblieben. Falls Du beabsichtigen solltest, die Briefe zu veröffentlichen:
    einen Käufer hast Du schon!

    Ich weiß nicht, ob Augustdieter gesehen hat, dass Du dieses Thema in der Rubrik "Reiseberichte" eröffnet hast.
    Persönlich halte ich es für günstiger, das Thema zu verschieben.

    Herzliche Grüße sendet Dir Margarete

  • Vielen Dank für die schnellen Antworten und Euer Interesse. Zur Zeit "lebe" ich in diesen Briefen und brenne quasi darauf so viele Informationen wie möglich über den Einsatz in Griechenland und vor Allem den Rückzug zu sammeln. Mache mich gleich mal über das Literaturverzeichnis her. Kann auch selber Von einem interessanten Buch zu dem Thema berichten: Mats Lieberg, Thessaloniki 1944. Tagebuchaufzeichnungen und Fotografien des schwedischen Rot-Kreuz-Mitarbeiters Jean Lieberg.

    Ich habe tatsächlich vor, die Briefe in irgendeiner Form zu veröffentlichen. Deswegen auch mein Interesse an mehr Hintergrundfakten. Abgeschrieben sind sie seit einer Woche (es hat mehr als ein Jahr gedauert, ....) und füllen 200 A4 Seiten. Wird ein Weihnachtsgeschenk an meine Mutter und meinen Bruder, psst, nicht verraten! ; )

    Grüsse!

    Wig

    Wig Efle

  • Hallo Wig,

    bin auch neu hier und finde es äußerst spannend, was Du berichtest!
    Es scheint schwierig, über die Geschehnisse in Griechenland 1944 Detaillierteres zu erfahren - zumindest auf die Schnelle ... Da scheinen Deine Briefe ja ein wahrer Fundus zu sein!

    Ich bin interessiert, da mein Großvater 1944 auch bei Larissa gewesen sein muss. Als sein Todestag wird der 18.10.1944 Bahnhof Larissa vermerkt (wobei unklar ist, ob es der gleichnamige Athener Bahnhof ist, wo die Wehrmacht allerdings zu diesem Zeitpunkt laut historischen Quellen abgezogen war oder der Bahnhof des Ortes Larissa).

    War Dein Großvater zu diesem Datum schon im Abzug begriffen oder lag er bei den letzten später abgezogenen Truppenteilen?

    Danke herzlich für Deine Antwort!

    Bettie

  • Moin

    @Quellenlage
    Ich besitze das Werk "Das Ende auf dem Balkan" von E.Schmidt-Richberg.
    Der Autor war ab Mitte Dezember Chef im Generalstab der Heeresgruppe E.

    Bettie
    Zu Larissa (aus dem genannten Buch Seite 40):

    Quote

    Am 17. Oktober, als sich das Ende der Marschkolonne aus Athen der Stadt Larissa näherte, ging die Leitung des Marsches an das LXXXXI.Korps über.
    ....
    Die Kolonnen hatten während ihres Marsches auf der Hauptstraße durch Griechenland laufend Partisanenüberfälle abzuwehren, die aber weder die Bewegung nennenswert stören, noch beträchliche Verluste verursachen konnten.


    Damit dürfte klar sein, das damit die Stadt Larissa wohl gemeint war.

    Gruss,

    Coki

  • Hallo allezusammen!

    Coki: Danke für den Buchtipp.

    Bettie: Mein Grossvater gibt genau den 18.10. als Tag seines Rückzuges an. Ich füge die Briefe vom 17.10.1944(Dienstag) und 23.10(Montag) bei.
    gibt es denn von Deinem Grossvater noch Briefe oder Fotos? Wo war er stationiert?

    Und ich habe bereits jetzt verstanden, dass ich schnelllstens die Briefe aufarbeiten sollte, damit der historisch interessante Teil veröffentlich werden kann.

    Schöne Grüsse,

    Wig

  • Hallo

    Ich hatte dieses Buch in einem anderen zusammenhang schon einmal erwähnt

    Für Afrika gemustert, auf Kreta gelandet

    Walter Motzer

    2007, 212 Seiten, 9 farbige Abbildungen, Maße: 15,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch BOOKS ON DEMAND GMBH ISBN-10: 3833468564
    ISBN-13: 9783833468568

    Zum Ende zu erzählt der Autor sehr ausführlich über den langen beschwerlichen Weg zurück in die Heimat über Griechenland und den Balkan.


    Gruß

    Martin

    Gruß Martin > Interesse am Wehrkreis V<

  • Hallo Wig,

    Bei mir triffst mit deinem Beitrag einen Nerv. Mein Urgroßvater verschwand beim Rückzug aus Griechenland im April '44 in Kroatien - Mir hingegen liegen nur einige Briefe vor. Recherche habe ich dennoch fleißig betrieben und würde dir vorerst neben dem Buch von Schmidt-Richberg vor allen Dingen dieses Werk empfehlen:

    Hnilicka, Karl: Das Ende auf dem Balkan 1944/45, München 1965.

    Ich habe beide Bücher vorliegen und werde mal schauen ob ich etwas für dich interessantes herausfinden kann.

    Beste Grüße,
    Isbjoern

    Immer auf der Suche nach allem zur 50. Infanterie-Division, insb. dem IR/GR 123 sowie dem XXII. Festungs-Infanterie-Bataillon 999 bzw. der Brigade Klotz/Clotz

  • Hallo Coki und Wif,

    danke herzlich für die beiden Briefe und die freundlichen Infos!
    Ich weiß leider momentan noch nicht viel über meinen Großvater, habe aber bei der Wehrmachtsauskunftsstelle einen Antrag laufen ... dauert halt.
    Ich weiß nicht einmal, in welcher Einheit er diente. Die Kriegsgräberfürsorge jedoch gab als Erkennungsmarke an: -1063-2./Pi.Ers.Btl.1
    Die Recherche dazu ergab leider bislang nichts; es handelt sich offenbar um eine in den Foren nicht erfasste Erkennungsmarke.
    Mein Großvater war Obergefreiter, von Beruf gelernter Dreher, Jahrgang 1909. Angeblich starb er an den Folgen der Verletzungen durch einen Rohrkrepierer.
    Vielleicht weiß einer von Euch ja die Erkennungsmarke zu deuten ...

    Beste Grüße und auch Euch weiterhin gutes Forschen,
    Bettie

    Bettie

  • Hallo Bettie,

    Die Auflösung deiner Erkennungsmarke:

    -1032- (Identifikationsnummer des einzelnen Soldaten) 2. Kompanie Pionier-Ersatz-Bataillon 1

    Hier gibt es auch ein Link aus dem Lexikon der Wehrmacht (Link).

    Beste Grüße,
    Isbjoern
    Nachtrag: Inwiefern das Pi.Ers.Btl.1 mit einem Aufenthalt in Larissa in Verbindung gebracht werden kann erschließt sich mir aber noch nicht ganz. Evtl. diente dein Verwandter zum Zeitpunkt seines Verschwindes in einer anderen Einheit.

    Immer auf der Suche nach allem zur 50. Infanterie-Division, insb. dem IR/GR 123 sowie dem XXII. Festungs-Infanterie-Bataillon 999 bzw. der Brigade Klotz/Clotz

    Edited once, last by Isbjoern (December 19, 2010 at 9:35 PM).

  • Wow, Isbjoern, das ist ja klasse!

    Mein Großvater ist quasi von Beginn an im Krieg gewesen, war eben der "ideale" Jahrgang ... Es wäre von daher gut denkbar, dass er ursprünglich einem sehr früh aufgestellten Bataillon angehörte.

    Ich wüsste gern, wie sich das mit den Erkennungsmarken verhält: Bekamen Soldaten die je nach der Einheit, in der sie aktuell dienten? Oder behielten sie sozusagen die ersten Marken? Gab es eine Art "Soldatenbuch", in dem die einzelnen Dienstabschnitte aufgezeichnet waren?
    Und in welchem Verhältnis stand ein "Pionier-Ersatz-Bataillon" zu den Pionieren bzw. einem Pionier-Bataillon? (Zum Beispiel: Reist das Ersatz-Bataillon immer mit, wenn das Bataillon loszieht? Oder war es eine variable "Nachfütterungsanstalt", aus der das Bataillon immer wieder bestückt wurde?)

    @Wiglefe: In welcher Einheit diente Dein Großvater?
    Darf man Dich nach Familiennamen, die in seinem Tagebuch eventuell auftauchen könnten, fragen?

    Vielen Dank - diese Forum ist wirklich eine Fundgrube!

    Bettie

    Bettie

  • Hallo Bettie,

    normalerweise behielt ein Soldat seine Erkennungsmarke die er in seiner Ausbildungseinheit erhalten hatte.

    Es gab ein Soldatenbuch: gennant Soldbuch :) siehe hier.
    Das Soldbuch hatte der Soldat immer bei sich zu führen.

    Das Pionier-Ersatz-Bataillon war die Ausbildungeinrichtung für verschiedene Pionierbataillone, und verblieb an seinem Standort. Benötigte ein Pionierbataillon neues Personal wurden dieses vom Pionier-Ersatz-Bataillon in Marsch gesetzt.
    Die Gliederung eines Pionierbataillons einer Infanterie-Division hier

    Gruß

    Reinhard

    P.S. fast vergessen : Willkommen im Forum :)