Polizeibataillon 111 Hannover

  • Hallo Orpo-Interessierte,

    da die Internetseite des Niedersächsischen Landesarchiv (http://www.nla.niedersachsen.de/live/live.php?…827&_psmand=187) und Stefan Klemps Standardwerk „Nicht ermittelt“ kaum brauchbare Informationen zum Reserve-Polizeibataillon 111 beinhalten, möchte ich diesen Thread nutzen um mehr Licht in den Werdegang des Bataillons zu bringen. Begünstigt wurde die Ansammlung v. Infos durch Gunnar Betttendorfs Ausführungen zum Bataillon aus dem Jahr 2008 und zwei Fotonachlässen die sich in meinem Besitz befinden. Ein weiterer Teil der Aufzeichnungen stammt von den Forenmitgliedern Roland/RolandP u. Marcus/Lockenheld, danke dafür. Insgesamt lässt sich dadurch die Bataillonsgeschichte, zumindest bis zum Russlandeinsatz, relativ gut aufklären.

    „Im September 1939 wurde das Bataillon in Hannover aufgestellt. Anfangs scheint es aus vier Kompanien bestanden zu haben, die vierte Kompanie wurde jedoch bei Verlegung nach Polen auf die übrigen drei Kompanien verteilt. Die Kompanien selbst hatten verschiedene Heimatstandorte: So kamen die Männer der 1. und 2. Kompanie vornehmlich aus Hannover, die der 3. Kompanie vornehmlich aus Braunschweig.“ (Quelle: Gunnar Bettendorf „Das Reserve-Polizeibataillon 111 im Osteinsatz“, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Band 62/2008, Herausgeber: Landeshauptstadt Hannover, S.91-165, hier S.105)

    „Mitte Dezember 1939 wurde das Bataillon dann nach Polen verlegt, Kommandeur war zunächst Friedrich-Wilhelm Bo., der im April 1940 von Major Großmann abgelöst wurde.“
    (Quelle: Gunnar Bettendorf „Das Reserve-Polizeibataillon 111 im Osteinsatz“, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Band 62/2008, Herausgeber: Landeshauptstadt Hannover, S.91-165, hier S.105)

    Kommandeur war der spätere Ritterkreuzträger, Major der Schutzpolizei Friedrich-Wilhelm Bock. (John P.Moore, Führersliste der Waffen-SS, Part I, 2003 Portland, USA, Unterlagen Fr.-W.Bock, Dokument 16, Vorschlag zur Verleihung des DKiG, danke Roland/RolandP)

    Kommandeur: Major der Schutzpolizei Friedrich-Wilhelm Bock 01.09.39 – 04.05.40 (* 6.5.1897 Wreschen, seit 15.9.22 Dienst i.d.Pol., 33 Hauptmann, 34 Major, 1.9.39 Kdr. PolBtl 111 bis 4.5.40, dann Kdr. II./SS-Pol.ArtRgt, 1.1.41 Aufnahme in die SS, SS-Nr. 405 821, 1.41 Bef.z.SS-Ostubaf.u.Obstlt.d.Schupo, s.a. John P.Moore, Führersliste der Waffen-SS, Part I, 2003 Portland, USA, Unterlagen Fr.-W.Bock, Dokument 16, Vorschlag zur Verleihung des DKiG, Krät-schmer, RK, S. 407: RK 28.3.43 als Ostubaf.u.Obstlt.d.Schupo u.Kdr. II./SS-Pol.ArtRgt, 570.EL am 2.9.44 als SS-Oberführer und Kdr.9.SS-PzDiv, danke Roland/RolandP)

    Aus einem Fotoalbum des Polizeibataillon 111 war ersichtlich, dass der erste Poleneinsatz im Zeitraum vom „15.12.1939-5.10.1940“ erfolgte. (Quelle: Ebay)

    „Der Befehlshaber der Ordnungspolizei im Generalgouvernement ordnete am 13. Dezember 1939 die Zusammenfassung der Polizei-Bataillone in seinem Bereich zu vier Regimentern an. [...] Pol.Rgt Radom: PolBtl 42, 51, 71, 72, 101, 111, 171, 181 [...] (alle jeweils mit vier Komp.)“ (Quelle: Stefan Klemp „Nicht ermittelt“, Klartext-Verlag Essen, Jan.2005, S.67)

    „Stationiert war die Einheit dort zunächst geschlossen in Kielce, wodurch es das Polizeibataillon 101 aus Hamburg ablöste.“ (Quelle: Gunnar Bettendorf „Das Reserve-Polizeibataillon 111 im Osteinsatz“, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Band 62/2008, Herausgeber: Landeshauptstadt Hannover, S.91-165, hier S.105)

    Zu den Hauptaufgaben des Bataillons, während der ersten Einsatzperiode im Generalgouvernement, gehörten der Objektschutz (z.B. Stacia Grube), Streifendienst, die Bewachung des Gefängnisses in Kielce, der Partisanenkampf gegen die Hubalczycy und die Durchführung von Standgerichten (Hinrichtungen).

    „Zwischen dem 30. März und 11. April 1940 wurde in den Kreisen Konskie und Kielce die erste große „Befriedungsaktion“ im GG durchgeführt. Diese Aktion verlief parallel zu den Versuchen der SS- und Polizeikräfte, die Freischärlergruppe Majors Henryk Dobrzanski („Hubal“), die sich in der Region aufhielt, zu zerschlagen.“ (Quelle: Robert Seidel „Deutsche Besatzungspolitik in Polen, Distrikt Radom 1939-1945“, 1. Auflage, Schöningh Paderborn 2006, S.190)

    Zum Stichwort „Hubal“ siehe bitte auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Henryk_Dobrza%C5%84ski

    „An der Pazifizierung von insgesamt 31 Dörfern dieser Region beteiligten sich das 8. und 11. Regiment d. SS-Totenkopfverbände, das 1. SS-Kavalllerieregiment, die Polizeibataillone 51, 104, 111 und 181, vier Selbstschutzkompanien sowie einige Einheiten der Sicherheitspolizei und sonstige kleinere Polizeiverbände. Die Polizeitruppen gingen dabei in der Weise vor, dass sie zunächst die Ortschaften umstellten und anschließend „durchkämmten“. Dabei gingen 12 Ortschaften in Flammen auf, von denen 5 völlig niedergebrannt sind. Insgesamt wurden dabei über 600 bäuerliche Gehöfte zerstört. Die Aktionen sollten insbesondere die männliche Bevölkerung treffen. Die festgenommen Männer wurden erst einmal in Gefängnisse abtransportiert und später auf Exekutionsplätzen hingerichtet.“ (Quelle: Robert Seidel „Deutsche Besatzungspolitik in Polen, Distrikt Radom 1939-1945“, 1. Auflage, Schöningh Paderborn 2006, S.190)

    „Anfang Juni 1940 waren dem Pol.Btl. 51 in Pionki bei Radom und dem Pol.Btl. 111 in Kielce je ein Pzkw.-Zug unterstellt.“ (Quelle: Werner Regenberg „Panzerfahrzeuge und Panzereinheiten der Ordnungspolizei 1936-1945“, Podzun-Pallas-Verlag 1999, S.34)

    „02.07.1940: Standort Pol.Batl. 111 Kielce“ (Quelle: Staatsarchiv München, Mikrofilm S2888, Sign. 8219, danke Marcus/Lockenheld)

    Die 3. Kompanie verließ am 10. Juli 1940 Kielce und wurde daraufhin in Petrikau, kurze Zeit später in Tomaszów Mazowiecki, stationiert. (Quelle: Fotonachlass d. 3.Komp./Pol.Btl.111)

    „Weil in Kielce die vom jüdischen Ältestenrat benannten Juden angeblich “nicht vollzählig” zur Zwangsarbeit erscheinen würden, fand am 7. August 1940 unter Beteiligung der 1. Schwadron der SS-T-Reiterstandarte , des Polizeibataillons 111 und der örtlichen Außenstele des Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des SD eine Großaktion statt. In deren Verlauf wurden nach dem Bericht der Reiterschwadron “sämtliche arbeitsfähigen Juden und junge Jüdinnen in den ausgesprochenen Judenvierteln der Stadt Kielce festgenommen und dem Arbeitsamt zur Verfügung gestellt”. Die geschilderte Aktion fand vor dem Hintergrund der Einrichtung eines riesigen Zwangsarbeiterlagers bei Belzec im Distrikt Lublin statt. Die über 10 000 jüdischen Zwangsarbeiter, die bis Ende August 1940 dort konzentriert waren, wurden zu umfangreichen Befestigungsarbeiten an der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie herangezogen.“ (Quelle: Martin Cüppers „Wegbereiter der Shoah, Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichsführer-SS und die Judenvernichtung 1939 – 1945“, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2005, S. 42 - 43, s.a. S.362, Anm.58: Einsatzbefehl für die Judenaktion, Schutzpolizei Kielce v .7.8.1940, BA RS 4/334)

    Am 5. Oktober 1940 wird das Pol.Batl. 111 (Standort Kielce) durch das Pol.Batl. 305 (Heimataufstellungsort Itzehoe) abgelöst. Die jeweilige K-Staffel und der Jagdzug verbleibt beim Ablösungsbataillon. (Quelle: Hauptstaatsarchiv München, Sign. 71988, Mikrofilm, danke Marcus/Lockenheld)

    „Im Oktober 1940 wurde es dann ins Reich zurückverlegt. Stationiert war es getrennt in Hannover, Magdeburg und Dessau. In Hallendorf bei Salzgitter übernahm es Bewachungsaufgaben für die dortigen Herrmann-Göring-Werke.“ (Quelle: Gunnar Bettendorf „Das Reserve-Polizeibataillon 111 im Osteinsatz“, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Band 62/2008, Herausgeber: Landeshauptstadt Hannover, S.91-165, hier S.105)

    In Hallendorf diente ein Barackenlager als Unterkunft, für die 3. Komp. später in Magdeburg die dortige Gendarmerie-Kaserne. Zu „Pionierarbeiten in Watenstedt“ (Herrmann-Göring-Werke) wurde die 3. Komp. ebenfalls herangezogen. (Quelle: Fotonachlass d. 3.Komp./Pol.Btl.111)

    Gunnar Bettendorf gibt an, dass das Bataillon während dieser Zeit erheblich umstrukturiert und verstärkt worden sein soll.

    „Erst im Januar 1942 wurde das Bataillon erneut nach Polen verlegt. Diesmal jedoch nicht geschlossen, sondern stark zersplittert auf verschiedene Orte im Generalgouvernement verteilt. Der Bataillonsstab lag in Reichshof. Die Züge der 1. Kompanie waren auf die Orte Tarnow, Gorlice, und Neu-Sandez verteilt. Die 2. Kompanie lag in Reichshof und Jaslo, die 3. Kompanie war auf die Orte Przemysl und Sanok verteilt. Das Bataillon war dem Polizeiregiment Krakau unterstellt.“ (Quelle: Gunnar Bettendorf „Das Reserve-Polizeibataillon 111 im Osteinsatz“, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Band 62/2008, Herausgeber: Landeshauptstadt Hannover, S.91-165, hier S.106)

    Der Aufgabenbereich des Bataillons während des zweiten Poleneinsatzes dürfte ähnlich dem ersten gewesen sein, aber Juden-, Vertreibungs- und Umsiedlungsaktionen häufen sich.

    Im Februar 1942 zeigen Fotoaufnahmen Angehörige der 3. Kompanie bei der „Bauplatzwache“ und im März 1942 vor ihrer Unterkunft in Sanok. (Quelle: Fotonachlass d. 3.Komp./Pol.Btl.111)

    „Im Sommer 1942, vermutlich Anfang Juni, kommt das Bataillon dann in den Verband der Sicherungsdivision 102 Russland Mitte und erhält die Bezeichnung II./Polizeiregiment 8. Kommandeur dieser dritten Einsatzphase ist der Major der Schutzpolizei Scha., der aus Österreich stammte.“ (Quelle: Gunnar Bettendorf „Das Reserve-Polizeibataillon 111 im Osteinsatz“, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Band 62/2008, Herausgeber: Landeshauptstadt Hannover, S.91-165, hier S.106)

    07.05.1942
    "In dem Korpsbefehl Nr. 103 des Kommandierenden General der Sicherungstruppen und Befehlshaber im Heeresgebiet Mitte, Ia, vom 7.5.1942 heißt es unter Ziffer 3.): „ … Im Einvernehmen mit dem Höh. SS u. Pol.Führer werden die im Laufe des Monats Mai eintreffenden neuen Pol.Btle. wie folgt zugeführt:
    Pol.Btl. 6 )
    Pol.Btl. 85 ) welche das Pol.Rgt. nach Smolensk
    Pol.Btl. 301 ) Mitte bilden,

    Pol.Btl. 51 und 122 nach Mogilew
    Pol.Btl. 91 (für Sich.Brig. 203) nach Bobruisk
    Pol.Btl. 134 (für Sich.Div. 286) nach Orscha
    Pol.Btl. 111 (für Sich.Brig. 201) nach Polozk …“

    (BA-MA N 756, Kopie aus Begh.i.H.Geb.Mitte, RH 22/231, im Besitz des Verfassers (RolandP, danke dafür), s. a. Pol.Rgt Mitte)

    „Zunächst wird das Bataillon im Raum Kursk, später östlich Charkow eingesetzt. [...] Zudem soll das Bataillon für den Ordnungspolizeidienst in der Stadt Stalingrad nach dessen Eroberung vorgesehen sein.“ (Quelle: Gunnar Bettendorf „Das Reserve-Polizeibataillon 111 im Osteinsatz“, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Band 62/2008, Herausgeber: Landeshauptstadt Hannover, S.91-165, hier S.106)

    „Die Auflösung des Bataillons erfolgt dann im März 1943: die Reste des Mannschaftsbestands werden nach Gotenhafen (Gdynia) verbracht. Ein Teil kommt zum II. Bataillon SS-Polizeiregiment 26, das an der Räumung des Ghettos in Bialystok aktiv beteiligt war, ein anderer Teil zum Begleit-Bataillon-Himmler. Weitere Männer werden verschiedenen anderen Einheiten zugeteilt.“ (Quelle: Gunnar Bettendorf „Das Reserve-Polizeibataillon 111 im Osteinsatz“, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Band 62/2008, Herausgeber: Landeshauptstadt Hannover, S.91-165, hier S.106)

    Von Zeit zu Zeit werde ich die Ausführungen mit Fotomaterial ergänzen. Für weitere Infos zum Bataillon wäre ich äußerst dankbar.

    Bildbeschreibungen:
    Offizierkorps des Res.Pol.Btl. 111 vorm Stabsgebäude in Rzeszow/dt. Reichshof (Polen) 1942
    Gruppenfoto der 3.Komp./Res.Pol.Btl. 111 vor der Unterkunft (Schule) in Kielce 1940
    Bataillonskommandeur Major Großmann mit Frau vorm Offz.-Heim des Res.Pol.Btl. 111

    Grüsse Daniel

    Edit: Nachträge & Rechtschreibung

  • Hallo Daniel,

    herzlichen Dank für die Zusammenführung der bisherigen Informationen zum Pol.-Batl. 111.

    Hier noch einige Ergänzungen aus der Internetseite des Staatsarchivs Niedersachsen.

    Das Pol.-Batl. 111 wurde als erstes Polizeibataillon im Wehrkreis XI (Hannover) gebildet. Zur Ausbildung war es am Welfenplatz in Hannover untergebracht.
    Nach der Rückverlegung im Oktober 1942 war der Bataillonsstab in Hannover untergebracht.
    Zu den von Dir erwähnten "Judenaktionen" ist zu sagen, dass in den sechziger Jahren die Staatsanwaltschaft Hannover auf Grund von Anzeigen Ermittlungsverfahren wegen Mordes gegen Angehörige des Pol.-Batl. 111 einleitete, welche zum Teil wieder im aktiven Polizeidienst, auch in Hannover, tätig waren. Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens waren Misshandlungen, Erschießungen von Gefangenen, Massenexekutionen von Juden sowie die Ghettoräumung von Bialystok.

    In den siebziger Jahren gab es nioch einmal Ermittlungen wegen dert Erschießung eines jüdischen Kindes.
    Dazu hat ein Zeuge ausgeführt:

    "An einem Tag des Jahres 1942 fand - vermutlich auf einem Sonnabend - eine kleine Judenaktion am Stadtrand von Tarnow, Nweu-Sandez oder Gorlice statt. In einer Kindergruppe wurde ein jüdischer Junge im Alter von 10 bis 12 Jahren entdeckt. Ich höre noch heute, wie der Junge auf seutsch sagte: "Ich bin Waise, lassen sie mich leben!" Der erwähnte B. hat mit seinem Karabiner den Jungen in das Bein geschossen. Daraufhin lief der angeschossene Junge, so gut er infolge seiner Beinverletzung noch konnte, fort und rief: "Lassen sie mich leben, ich habe keinen Vater und keine Mutter mehr!".
    Dann hat B. nochmals auf ihn geschossen, so dass der Junge tot umfiel. Die polnischen Kinder haben die Tötung des Spielgefährten mit ansehen müssen.
    Ob B. aus eigenem Entschluß gehandelt hat, kann von mir nicht gesagt werden. Das Kind mußte wahrscheinlich sterben, weil es jüdischer abstammung war.
    B. war mittelgroß und stammte aus Hannover. Näheres möchte ich heute nicht mehr sagen, weil mich die Erinnerung an die Tat zu sehr aufwühlt".

    Bezüglich des Zeugen wurde in der Niederschrift es ermittelnden Landeskriminalpolizeiamtes Niedersachsen folgendes angemerkt:
    "Er erscheint auch verbittert, weil die Offiziere und Beamten zum Teil wieder bei der Polizei bedienstet sind oder waren, obwohl das Bataillon 111 an Unrechtshandlungen maßgeblich beteiligt war".

    Noch einige Ergänzungen zum Batl.-Kdr. Friedrich-Wilhelm Bock:

    Nach dem Abitur meldete er sich im 1. WK freiwillig zur Armee , wo er an der West- und Ostfront eingesetzt war. Bei Kriegsende war er Leutnant und kämpfte mit dem Freikorps noch im Baltikum.
    Im Rahmen seiner polizeilichen Verwendung war er langjährig an einer Polizeischule verwendet worden.
    In seiner späteren Verwendung als Kdr. der II. Abteilung des Art.-Rgt. der SS-Polizeidivision erhält er das Ritterkreuz, weil er mit seiner Einheit während der russischen Winteroffensive im Raum Newa am 10.2.1942 in schwersten Kämpfen die Verteidigung organisiert und einen feindlichen Einbruch abgeriegelt hat.
    Bock verbleibt bis März 1943 bei der Polizeidivision und übernimmt ab 15.3.1943 vorübergehend die Führung der 19. (lett.) SS-Freiwilligen-Division.
    Vom 1. August 1943 bis 1. April 1944 war Bock Kdr. des S
    Anschließend wurde er Artillerieführer beim II.SS-Panzerkorps, wo er nach der Verwundung des Kdr. Stadlers die Führung der 9. SS-Panzerdivision "Hohenstaufen" übernahm. Unter seiner Führung kämpfte die Division um Cheux und bei Estry. Für die außergewöhnlichen Leistungen seiner Soldaten erhielt Bock das Eichenlaub zum ritterkreuz.
    Nach der Rückkehr Stadlers wechselte Bock wieder zu seinem Posten als Korps-Artillerführer.
    Friedrich-Wilhelm Bock starb am 11.3.1978 in Hannover.

  • Hallo,

    danke Dieter für die Ergänzungen.

    Die folgenden Aufnahmen stammen größtenteils aus dem Bereich der 3. Kompanie Pol.Btl. 111.

    Beschreibung der Fotos:
    "Unsere Unterkunft [Schule] in Kielce"
    Zerschossener Polizeikonvoi im Raum Kielce. Dieser wurde höchstwahrscheinlich von der Freischärlergruppe des poln. Majors Henryk Dobrzanski („Hubal“) zerstört, welche im Gebiet um Kielce für erhebliche Unruhe u. Verluste unter den dt. Besatzern sorgte.
    "Ende Mai 1940: Kielce vom Kloster aus gesehen"
    "Wir durchsuchen einen Wald nach Waffen bei Rudno. Anfang Juni 1940."
    Rast während der Durchsuchungsaktion bei Rudno, Anfang Juni 1940. Es gibt Graupensuppe.

    Fortsetzung folgt

    Liebe Grüsse Daniel

  • Hi,

    im folgenden Beitrag werden ausschließlich Aufnahmen des Polizeibataillon 51 (Heimatstandort: Stuttgart) gezeigt, da es zusammen mit dem Polizeibataillon 111 aus Hannover und weiteren SS- und Polizeieinheiten die Freischärlergruppe um Major Henryk Dobrzanski („Hubal“) bekämpfte. Als Ergänzug zur Thematik eignen sich die Fotos daher ideal. Die Bilder zeigen hauptsächlich die erste große „Befriedungsaktion“ im Generalgouvernement, die parallel zu den Versuchen die Hubal-Gruppe zu zerschlagen verlief und größtenteils die männliche Bevölkerung treffen sollte. Siehe dazu auch Quelle Robert Seidel, S.190 im Anfangsbeitrag.

    "Die Bekämpfung der Partisanen, einer im Reich völlig unbekannten Form des Widerstandes, stellte für die Polizei ein schwer lösbares Problem dar. Die erste Freischärlergruppe im Generalgouvernement - die Abteilung von Major Henryk Dobrzanski („Hubal“) - entging mehrmals ihren Verfolgern, bis sie Ende März/Anfang April 1940 einem konzentrierten Angriff von acht Polizeibataillonen [darunter die Bataillone 51 u. 111] und einem SS-Kavallerieregiment erlag. Dabei wurde die Polizei von der relativ geringen Zahl der Gefangenen bzw. getöteten Gegner offenkundig überrascht, war sie doch davon ausgegangen, daß die Abteilung 5000-6000 Mitglieder gehabt habe. [...] Für zwei Jahre unterbrach die Zerschlagung der Abteilung von „Hubal“ die Partisanenaktionen in Polen." (Quelle: Wlodzimierz Borodziej "Terror und Politik - Die deutsche Polizei und die polnische Widerstandsbewegung im Generalgouvernement 1939-1944", Verlag Phillip von Zabern, Mainz 1999, S.154)

    Beschreibung der Fotos:
    Eine polnische Ortschaft im Distrikt Radom steht in Flammen, dabei handelt es sich vermutlich um den Ort Skloby 3x
    Verhaftete Polen werden kurz vor ihrer Erschießung durchsucht. Die spätere Exekution fand in einem naheliegenden Wald statt.
    Erschossener Freischärler in polnischer Uniform, höchstwahrscheinlich ein Angehöriger der "Hubalczycy"

    Fortsetzung folgt

    Gruss Daniel

  • Hallo Leute,

    nun wieder Fotos vom Polizeibataillon 111 (Heimatstandort: Hannover).

    Beschreibung der Fotos:
    Auf Streife im Kielcer Bergland, Juni 1940
    Die Stacia Grube bei Nowa Slupia im Kielcer Bergland, Juni 1940
    „Die Grubenbahn der Stacia Grube.“
    „Kielce, Juli 1940: Auf Gefängniswache“
    „Kielce, Juli 1940: Gefangene im Gefängnishof“

    Fortsetzung folgt

    Grüsse Daniel

  • Hallo

    Beschreibung der Fotos:
    "In 7 solchen Autos auf der Fahrt von Kielce nach Petrikau am 10. Juli 1940. Kurze Rast."
    "Petrikau im Juli 1940."
    "Und hier geht es zehn Tage später weiter nach Tomaschow [Tomaszów Mazowiecki]."
    "Tomaschow [Tomaszów Mazowiecki] im Juli 1940: Vor unserer Unterkunft."
    "1. August 1940: Im Casino von Tomaschow [Tomaszów Mazowiecki]"

    Fortsetzung folgt

    Grüsse Daniel

  • Hallo

    Beschreibung der Fotos:
    Aufmarsch in Kielce, Datum unbekannt 2x - rechts im Fahrzeug stehend Fritz Katzmann (SSPF Radom v. Nov. 1939 - Juli 1941), unten am Straßenrand stehend Bataillonskommandeur Major Großmann
    Kurz vor der Heimfahrt nach Deutschland
    Wieder in Hannover: Das Bataillon angetreten auf dem Welfenplatz in Hannover
    Einmarsch in die Kaserne am Welfenplatz

    Fortsetzung folgt

    Grüsse Daniel

  • Hallo,

    weiter gehts auch hier. ;)

    Beschreibung der Fotos:
    "Eingang zum Lager Hallendorf/Salzgitter"
    "Hallendorf der 12.12.40: Unsere Kantine im Lager"
    "Im März 1941: Bei Pionierarbeiten in Watenstedt." 2x
    "3. Juni 41: Aufbruch in Hallendorf, Richtung Magdeburg."

    Fortsetzung folgt

    Grüsse Daniel

  • Hallo

    Beschreibung der Fotos:
    Ankunft in Magdeburg (Gendarmerie-Kaserne) 3x
    Am Brücktor in Magdeburg
    Wochenendausflug, vermutlich in Magdeburg

    Fortsetzung folgt

    Grüsse Daniel

  • Hallo,

    Beschreibung der Fotos:
    Ankunft der 3. Kompanie in Sanok, Januar 1942
    "Sanok, im Februar 1942: Bauplatzwache." 2x
    "Sanok, März 42: Unsere Unterkunft."
    "Der Adjutant des Bat. 111 in Rzeszow vor dem Stabsgebäude."

    .... vorläufiges Ende.

    Grüsse Daniel

  • Hallo Daniel und Interessierte,

    habe gerade beim „Abarbeiten“ einiger Dokumente eine Schematische Gliederung der Armeeabteilung Hollidt, Stand 10.1.1943, gefunden, dort wird auch das II. Btl. Pol.Rgt 8 (Pol.Btl. 111) erwähnt, diese als „Gruppe Schamberger“.

    Ich nehme an, dass es sich bei diesem Schamberger um den Kdr. des II./Pol 8 handelt, vermutlich ist es derselbe Schamberger, der als Major d.Sch. bis Juni 1942 das Pol.Btl. z.b.V. Wien im Protektorat Böhmen und Mähren geführt hat (s.a. 3.6.42)
    http://forum-der-wehrmacht.de/thread.php?pos…1189#post361189

    Weitere Angaben zu Major d.Sch. Schamberger konnte ich aber bisher nicht finden.  :(

    Herzliche Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo Rolandus

    Quote

    Original von RolandP

    Weitere Angaben zu Major d.Sch. Schamberger konnte ich aber bisher nicht finden.  :(

    Schamberger, Heinrich
    29.01.1898 geboren
    verheiratet, 2 Kinder
    01.05.1933 Eintritt in d. NSDAP, Mitgliedsnr. 2304513
    30.01.1940 befördert zum Major d. SchP.

    Liebe Grüsse
    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Daniel

    vielen Dank für die schnelle Antwort und Deine Angaben!!!! :]

    Herzliche Grüße Dein Rolandus

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo Rolandus,

    zu Heinrich Schamberger noch folgende Zusatzinformationen:

    m.W.v.:
    1.12.26 Leutnant
    1.12.28 Oberleutnant
    1.10.34 Hauptmann
    1.1.40 Major
    20.4.45 Oberstleutnant
    zuletzt PV Wien

    Beste Grüße

    Steyr 26

  • Hallo Werner,

    vielen Dank für die Ergänzungen :]

    Also ist der Herr noch Oberstleutnant geworden!!!

    Vielleicht stoßen wir ja mal auf ergänzende Angaben zu seiner Vita, obwohl als Österreicher wird da wohl nicht viel zu erfahren sein...  :(

    Herzliche Grüße Dein Rolandus

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Hallo,nach langer Recherche bin ich auf diesen Beitrag gestoßen und habe auf dem zweiten Bild im ersten Post meinen Großvater, Hermann Heise, erkannt. Es handelt sich um den Herren in der dritten Reihe von unten, vierter von rechts. Kann mir jemand Aufschluss über den Dientsgrad geben? Ich erkenne einen Stern und dunkle Kragenspiegel, habe aber online leider wenige Informationen dazu gefunden.

    Ich finde den Beitrag wirklich interessant, insbesondere, weil ich endlich eine Einheit gefunden habe, die mit seinen sehr vagen Erzählungen übereinstimmt. Kielce ist mir ein Begriff, die Partisanenkämpfe ebenfalls. Später ist er (wohl Ende 1940, nach der Rückverlegung nach Deutschland) zur Waffen-SS gekommen. Welcher Dienstrang würde der Polizei-Rang in der SS entsprechen?

    Vielen Dank im Voraus!

  • Hallo Cr0ss,

    erstmal herzlich Willkommen im Forum.

    a.jpg
    Dein Großvater müsste dieser Herr sein?

    Wenn er es sein sollte, dann gehörte er als Unterführer zum Rahmenpersonal der 3. Kompanie des Pol.Btl. 111.
    Sein Rang entspricht dem eines Pol.Oberwachtmeisters oder gar Zug-Oberwachtmeisters, vermutlich der Reserve. Dazu hätte ich aber gern noch eine zweite Meinung eines anderen Users, nur zur Sicherheit.

    Stammte dein Großvater aus Braunschweig?

    Liegen eventuell noch Fotos, Feldpostbriefe oder andere Dokumente vor?

    Du kannst dich auch gern per PN oder Email an mich wenden.

    Beste Grüsse
    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo ihr beiden,

    ups, das ist allerdings schon sehr langer her :|
    Mein Vater und meine Tante haben ihn auf dem Bild eindeutig identifiziert. Im Posting vor 6 Jahren hatte ich unvollständige Informationen, bzw. diese waren z.T. schlicht falsch (zum Beispiel die Annahme, es handelte sich um Lidice - tatsächlich waren die Prozesse die wegen der Kriegsverbrechen von Kielce).

    An gesicherten Informationen habe ich:
    -Hermann Heise, Jahrgang 1906 aus Hannover
    -Vor dem Krieg Polizist
    -Nach dem Krieg Polizist
    -Zunächst Polizeibataillon 111, später dann nach seiner Angabe Waffen-SS
    -Bis Ende der 70er Prozesse wegen Kriegsverbrechen

    Mein Großvater ist 1991 gestorben, er hat uns und seinen Kindern nie groß etwas vm Krieg erzählt, nur eben, dass er deshalb so oft vor Gericht musste und dass er mit der SS an Brückensprengungen am Donez beteiligt war und dabei beinahe sein Gehör verlor. Vor Kriegsende wurde er verwundet/hat sich verwunden lassen, um nicht in russische Kriegsgefangenschaft zu geraten und war nach Aussage meiner Tante 1945 Ausbilder.
    Nach seiner Aussage war er später dann bei der Waffen-SS, wo er "in der Ukraine war". Er sagte, er wäre "Nur vier Wochen zu spät nach Stalingrad" gekommen. Und dass sie russische Panzer gesprengt haben, indem sie Granaten in die Luken geworfen haben.

    Für mich und nach meiner Recherche ergibt das folgendes Bild:
    Er nahm mit dem Polizeibataillon 111 1939-1940 am Ostfeldzug Teil. Danach verschwimmt alles ein wenig, bis 1943 muss er jedoch irgendwie in der Waffen-SS gelandet sein und wohl ab 1943 mit der SS-Panzergrenadierdivision Totenkopf weiter am Ostfeldzug teilgenommen haben (er war lt. eigener Aussage ausschließlich im Osten). Dafür spricht vor Allem, dass die SS-Panzergrenadierdivision tatsächlich wegen Nachschubverzögerungen "zu spät" nach Russland kam und deshalb nicht an Stalingrad teilnehmen konnte. Die Division war in Poltava (Ukraine) und hat an der Donez-Mius-Offensive teilgenommen (Brückensprengungen). Er sagte, er wäre ein hoher Offizier gewesen, mein Vater meinte, irgendjemand habe ihn später im Polizeidienst mit Obersturmbannführer angesprochen, woraufhin nie wieder ein Wort gewechselt worden wäre. Der Bruder meines Großvaters hat ihn ebenfalls so genannt, wonach die beiden mit Mistgabeln aufeinander losgegangen sind... :D

    Über die Zeit danach existieren mehr Aussagen, weil meine Tanten da schon in einem Alter waren, in dem sie ein wenig mehr verstanden haben. Er hat sich wohl verwunden lassen, um die russische Gefangenschaft zu vermeiden und war dann irgendwo im Raum Hannover als Ausbilder für "viel zu junge Männer, das ist doch nur noch Kanonenfutter". Beim Einmarsch der US-Truppen jedenfalls wurde er festgenommen, vorher aber hat er schon Uniform, Orden, Fotos etc. verschwinden lassen. Gegen ihn und zwei weitere Polizisten wurde bis 1978 ermittelt, es gab mehrere Verfahren, danach wurde das dann allerdings eingestellt.

    Weitere Informationen einzuholen gestaltet sich schwierig, da ich nicht der nächste lebende Angehörige bin und meine Tanten und mein Vater (verständlicherweise) wenig Interesse haben, herauszufinden, ob er wirklich immer die ganze Wahrheit gesagt hat - die Aussagen mit Ehrungen, hohen Rängen, die bekannten Aufenthaltsorte im Krieg und die anschließenden Prozesse und insbesondere das totschweigen und die Vernichtung sämtlicher Belege widersprechen mMn jedenfalls deutlich der Idee, er habe mit Kriegsverbrechen irgendeiner Art niemals etwas zu tun gehabt.

    Das sind eben alle Informationen, die für mich ohne weiteres zu beschaffen sind. Ich werde allerdings einmal versuchen, was zu machen ist - insbesondere die Ermittlungsakten sollten wohl irgendwie einsehbar sein, daraus ergibt sich dann ja schon eine Menge.


    Zum Bild noch: Vielen Dank für die höhere Qualität, ja, das ist er definitiv.

    Viele Grüße und vielen lieben Dank!

  • Hallo CrOss,

    hast Du es bereits mit einer Anfrage in Ludwigsburg versucht?

    Wenn er in Prozesse verwickelt war, müsste er dort doch eigentlich auftauchen und damit auch sein Lebenslauf?

    Herzliche Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump