Deutsche Soldaten in Gefangenschaft

  • Hallo, Michael, guten Abend, allen,

    die Fotos schaue ich mir immer an - ein interessanter Thread, den Du eröffnet hast. Vielen Dank dafür!

    Ich sehe in die Gesichter und manchmal nehme ich ein Lächeln war, einen Anflug von Hoffnung oder Erleichterung und auch Freude.
    Natürlich nehme ich auch anderes wahr ...grausiges....., mir geht es aber im Moment um die positiven Gefühle, die die Gesichter widerspiegeln.

    Ich frage mich, wie die Erwartungen waren, was haben die "Gefangenen" sich erhofft?
    Waren es "echte" Gefühle, die die Männer zeigten oder wurde mit einem Lächeln verdeckt, was sie für sich behalten wollten?
    Waren die Männer froh, das der Krieg endlich vorbei war?
    Glaubten sie, nach kurzer Gefangenschaft nach Hause zu kommen?
    Oder lächelten sie, weil die Fotografen sie dazu aufforderten?

    Selbst auf Fotos, die die Männer bei den Propagandamärschen durch Großstädte im Osten zeigen, sind lächelnde Gesichter zu sehen.
    So manches Mal im Leben, wird gelacht, obwohl tiefste Verzweiflung von unserer Seele Besitz ergriffen hat.
    Haben sie gelächelt, um den Siegern zu zeigen, "ich lasse mich nicht unterkriegen" ?
    Haben sie gelächelt, um nicht weinen zu müssen?
    Oder wurde gelächelt, um zu signalisieren, "ich unterwerfe mich .... - ich erkenne die Übermacht an ......."?

    Wie vielen von ihnen mag nach kurzer Zeit das Lächeln vergangen sein (wenn es denn vorher echt war) ob der harten Realitäten?

    Immer wieder huschen diese Gedanken in Windeseile durch meinen Kopf, wenn ich Fotos von lächelnden Kriegsgefangenen sehe.

    Übrigens habe ich hunderte Fotos von in den Zivilarbeiterstatus überführten (ausländischen) Kriegsgefangenen gesehen. Auch diese lächeln, die Mehrzahl jedenfalls.
    Auch da stelle ich mir die gleichen Fragen: warum lächeln sie?


    Ich weiß, Antworten wird mir darauf keiner geben können; ich wollte Euch gern an meinen Gedanken teilhaben lassen.

    Lächelnder Gruß von Margarete

  • Hallo,

    189 Ostfront Winter 1941/42
    190 Ostfront Sommer 1942
    191 Ostfront Sommer 1944 bei Bobruisk
    192 Italien 1944 bei Monte Cassino
    193 Frankreich 1944 bei Caen

    Gruß Micha

  • Hallo

    In Absprache mit Michael stelle ich ein Foto von meinem Opa, dass ich am Wochenende gefunden habe hier ein. Es zeigt ihn kurz nach der Entlassung aus russischer Gefangenschaft (20.07.1944-25.03.1949). Ich denke, man sieht ihm an wie es ihm geht! Auf der Rückseite des Fotos steht: "So kam ein hochdekorierter Soldat aus dem Osten zurück!"
    Zu der Gefangenschaft kam dann noch die Gewissheit alles Hab und Gut verloren zu haben und der Verlust einer Tochter (fünf Jahre alt), die von einem Auto angefahren am 25.05.1946 an den Verletzungen gestorben ist.

    Gruß Reiner

  • Hallo allerseits!

    Anbei ein paar Bilder aus der spiegel TV Reportgage "Als der Krieg nach Deutschland kam". ...

    Bilder 194-196:
    10 April 1945 Kleinstadt in Thüringen

    Grüße
    Sven

    Nummerierung korrigiert; kkn

  • Hallo

    ....wirklich beeindruckende Bilder, man kann sich nicht wirklich annähernd in die Lage der Abgebildeten versetzen.
    Warum sie oft lächeln, kann ich auch nur vermuten, eventuell ganz sachlich, weil fotografieren damals noch was Besonderes war?
    Oder vielleicht wird das Foto als stiller Gruß, als Lebenszeichen gesehen werden konnte? Schliesslich war man zwar in Gefangenschaft, aber doch am Leben.

    Bild 188: Tut mir leid, aber die Person erinnert mich an Sylvester Stallone....

    Grüße
    George

  • Hallo!

    Anbei noch ein paar Fotografien von deutschen Gefangenen.

    Bild 200: nach der Einnahme von Caen (Normandie) Anfang Juli 1944
    Bild 201: unbekannt
    Bild 202: Deutschland, Frühjahr 1945
    Bild 203: Frankreich August/ September 1945


    Quote

    muskat: ... Warum sie oft lächeln, kann ich auch nur vermuten, eventuell ganz sachlich, weil fotografieren damals noch was Besonderes war? ...


    ... der Autor Niall Ferguson beschreibt in seinem Buch "Der falsche Krieg" sehr gut und eindringlich die Situation eines jeden Soldaten, der sich überlegt weiterzukämpfen, zu sterben oder sich ergeben ... er nennt es das Dilemma der Gefangennahme und beschreibt die Möglichkeiten anhand von vielen Fragestellungen:

    - Nimmt der Gegner die Kapitulation an? ("...eben wurde noch aufeinandergeschossen und Kameraden verwundet und getötet...")

    - Ist die Kapitulation ein Bluff? ("... situative Vertrauensfrage gegenüber der Situation ...")

    - Wie reagieren die eigenen Kameraden auf die Kapitulation? ("... Schuss in den Rücken? Ansehensverlust? ...")

    ... und noch viele Möglichkeiten mehr, sehr interessant zu lesen ... ich denke mal, das Lächeln ist ein Ausdruck dafür, dieses "Dilemma" überstanden zu haben.

    Grüße
    Sven

    Nummerierung korrigiert; kkn

  • Hallo,

    kann das Lächeln nicht auch so eine unbewußte Schutzmaßnahme des Menschen sein?
    Ich will jetzt nicht ein auf Psychologen machen oder so.Es ist schwer zu erklären was ich meine.  :(
    Vielleicht kommt dieses Lächeln ganz automatisch um den Gegner zu besänftigen?
    Um zu zeigen,daß alles vorbei ist und man gar nicht böse ist.
    Es ist einfach ein Lächeln der Angst,was in diesen Moment passiert.
    Ich kann es einfach nicht besser erklären,ich hoffe ihr wißt worauf ich hinaus will.

    Gruß Micha

    Suche alles zur 208.Infanterie-Division

  • Hallo!

    Das ist auch eine gute Idee .. du meinst also eine unterbewusste Funktion nach außen hin zu zeigen (durch menschliche Gesichtszüge bzw. Mimik, Gestiken), dass man auch ein Mensch ist, wodurch der andere (feindl. Soldat) weniger Aggression zeigen könnte ... klingt logissch!

    Grüße
    Sven

    Suche alles über die 91. Luftlandedivision und 77.Infanterie-Division

  • Hallo Sven,

    ja ganau das meine ich.
    Du hast die richtigen Worte gefunden.
    Ich werde unsere "Blauen" fragen ob sie dich zum Forums-Psychologen ernennen. :D

    Gruß Micha

    Suche alles zur 208.Infanterie-Division

  • Hallo, George, Michael, Sven,

    danke für die neuen Bilder .....und Eure Gedanken zum "Lächeln" der Männer.

    Reiner, auch Dir meinen Dank, dass Du uns von einem Teil Deiner Familiengeschichte berichtet hast. Sehr traurig......

    Es grüßt Euch Margarete

  • Moinsen,

    nachdem ich mir jetzt auch nochmal die meisten Bilder in dem Thread angeschaut habe, komme ich zu einem etwas anderen Fazit:

    Meiner Meinung nach ist bezüglich der Mimik der Gefangenen hauptsächlich der Zeitpunkt der Aufnahme entscheidend. Im unmittelbaren, zeitnahen Umfeld der Gefangennahme habe ich hier niemanden Lächeln sehen. Das hielte ich auch unter den Umständen für ehrlich gesagt für ziemlich absurd.

    So wie ich es sehe, kommt das Lächeln erst dann zurück, wenn der oder diejenigen einigermaßen sicher davon ausgehen konnten, daß sie die sehr kritische Phase der Gefangennahme offensichtlich schadlos überstanden hatten = außer Lebensgefahr. (Von den i.d.R. darauffolgenden Entbehrungen in der KGF mal abgesehen)

    l.g.

    Kai

    Suche immer Info's zum Brückenbau-Btl. 548

  • Hallo, Kai,

    danke für Deine Meinung zum Thema "Lächeln". Noch eine weitere Sichtweise, interessant!

    Alle:

    hätte gar nicht gedacht, dass sich noch andere Gedanken darüber machen oder gar etwas dazu schreiben werden.
    Freut mich total! =) Danke!

    Es grüßt Euch Margarete

  • Hallo, Miteinander !

    Das Lächeln könnte auch Verlegenheit verbergen; Verlegenheit darüber, gefangen oder fotografiert worden zu sein.

    Gruß
    Gerd

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • 1-5.3.1945 208.Infantriedivision unter Kommando Gen. d. Inf. F.Schulz
    in zusammenwirken mit 31.SS- Div. erobern in der Nähe der Nehrung die Stadt Striegau zurück. Mehr hab ich bis dato noch nicht.

  • Hallo Gennadij,

    vielen Dank für den Link.
    Die Fotos sind sehr aussagekräftig!

    Gruß Eddy

    Gruß Eddy
    Suche alles zu 143. Reserve-Division und Füsilier-Bataillon 217.