Folter in Gestapo-Haft

  • Hi,

    erst einmal Entschuldigung für Funkstille.
    Das Thema hat eine besondere Brisanz für meine Familiengeschichte.
    Seit frühester Zeit beschäftigt es mich, ist latent immer präsent,
    wenn auch überwiegend verdeckt durch das Tagesgeschehen.

    Weil die Beschäftigung mit dem Thema so schwierig ist, erst einmal nur
    ein allgemeines Danke zu den von Euch gegebenen Ergänzungen.

    An Deinem Hinweis, Rainer, auf Amerys Bericht jedoch "brüte" ich, seit Du ihn eingestellt hast.
    Hat mir sehr zu denken gegeben, daß mir zwar sein Name, nicht aber sein Text erinnerlich wäre,
    obwohl 1966 veröffentlicht, gibt es da den bekannten "Schwarzen Fleck";
    zeigt mir ebenfalls, daß die Beschäftigung mit dem Thema in der Tiefe tatsächlich erst heute möglich ist.

    Komme auf das Thema zurück, wenn ich mehr Klarheit darüber habe.

    Gruß, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo Kordula,
    hab noch ein Buch gefunden: Barbara Beuys: Vergesst uns nicht. Menschen im Widerstand 1933 - 1945, Reinbeck 1987. Darin sind auch Beispiele der Gestapo-Folter enthalten.

    Grüsse
    Oliver

  • Hi Oliver,

    danke für Hinweis auf Beuys - ich habe das Buch und entweder nie hineingesehen oder "im Kopf gestrichen",
    jedenfalls nicht erinnerlich.
    Wie seltsam, was bei solcherart kritischen Themen verdeckt abläuft (s.o. zu Amery).


    Auch Dir, Gitta, danke für Link.
    Inhaltsverzeichn. schon durchgesehen, i.b. Teil B scheint mir bedeutsam.
    Ich gucke, ob es in einer Bibliothek zu finden ist.

    Gruß, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo Kordula,

    hat Dich schon jemand auf das Buch von Rupert Butler: Die Gestapo. Hitlers Geheimpolizei 1933-1945. Klagenfurt 2004. aufmerksam gemacht. Darin ist ein Kapitel über "Verstärkte Kontrolle" enthalten. Auf Seite 118 ist sogar ein halbseitiges Foto, das die Verhöhrmethoden der Gestapo zeigt und interpretiert.

    Gruss
    Oliver

  • Halllo
    Henry Oliver Rinnan war ein norwegischer Gestapo Agent und Folterknecht. Er und seine Bande unterwanderten erfolgreich die norwegische Widerstandsbewegung. Sie schreckten auch vor Folter nicht zurueck, wie man in dem nachfolgenden norwegischen You Tube Video sieht.
    Rinnan wurde 1946 in Trondheim hingerichtet.

    http://www.youtube.com/watch?v=Ev2Y1aCX4xo

    mfg Arnulf

    Taktik ist Glueckssache. Herz ist Hauptsache. Wahlspruch der 1. Gebirgsdivision.

    Edited 2 times, last by 1.GD Blumenteufel (May 13, 2010 at 3:10 PM).

  • Hi allseits,

    werde Thema wieder aufnehmen; dazu als erstes ein Prozeßbericht
    im Spiegel vom 21.02.1951: Um Geständnisse zu erlangen.

    Es ist viel Zeit vergangen, seit ich begonnen hatte, Informationen zu suchen.
    Inzwischen ist viel Material öffentlich zugänglich; ist aber leider eines dieser
    "Nischenthemen", heißt etwa, daß die Berichte französischer Resistance-
    Mitglieder in der Bibliothek ausgemustert wurden - zu selten ausgeliehen.

    Grüße, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Guten Abend,

    anläßlich der Berlinale erschien ein Artikel über den Dokumentarfilm

    „Born in Evin“ (In Evin geboren) der Schauspielerin Maryam Zaree.

    Daraus nachstehendes Zitat:

    "Plötzlich sind da diese Töne. Maryam Zaree ist 22, als sie sie zufällig hört. Auf einer Busfahrt in den Norden von Marokko. Sie fängt an zu schwitzen, fühlt sich beklommen, denkt, dass ihr Kopf zerspringt, wenn sie weiter zuhören muss, und bindet sich ein Tuch über die Ohren. Monate später erzählt sie ihrem Vater von der seltsamen Panikattacke und erfährt, dass das endlose Abspielen von Koransuren eine der Foltermethoden im Teheraner Evin-Gefängnis war. Es bleibt die einzige verschüttete Erinnerung, die sie an den Ort hat, an dem sie 1983 als Tochter zweier vom Mullah-Regime inhaftierter politischer Oppositioneller geboren wird." [Alles lesen.]

    In den USA habe ich ein Geschwisterpaar kennengelernt, daß Folter

    überlebt hat, aber bis heute außerstande ist, mit irgendjemandem

    darüber zu sprechen, nicht mit der Familie, nicht mit Freunden oder

    mit "professionellen Fremden".

    Über die Berichte aus der "Jetzt-Zeit" (also Iran oder aktuell Syrien) ist

    eine Annäherung an die Geschehnisse bis 1945 möglich geworden.


    Von denen, die in der NS-Zeit gefoltert wurden, sind die meisten auch

    ermordet worden; einer, der die Foltererungen überlebt hat, ebenso

    den Versuch, ihn noch "kurz vor Toresschluß" umzubringen, ist

    Fabian von Schlabrendorff; seine Zeugenaussage ist im Spiegelartikel

    von 1951 (s. vorheriger Post) nachzulesen.

    Warum mich (uns) das Thema nicht losläßt, warum ich es schon

    2007 hier begonnen hatte, ist vll. vergleichbar der in der Medizin

    gewonnenen Erkenntnis, daß der sog. Phantomschmerz real ist

    in dem Sinne, daß dem Soldaten ein Fuß, ein Bein, der Arm fehlt,

    aber der Schmerz ist da ...

    Grüße, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo Kordula,

    Über die Berichte aus der "Jetzt-Zeit" (also Iran oder aktuell Syrien) ist

    eine Annäherung an die Geschehnisse bis 1945 möglich geworden.

    halte ich für etwas unglücklich bzw. nicht neutral formuliert. Die Anwendung von Folter lässt sich aktuell in neun von zehn Staaten feststellen, ist kein Alleinstellungsmerkmal der genannten zwei Länder, die auf der Agenda einer hier nicht genannten westlichen Demokratie stehen. Selbst große Demokratien betreiben Folter, indem sie mit juristischen Kniffen eine neue Kategorie "unlawful enemy combatant" erfinden, welche dann außerhalb der Genver Konvention steht.

    Jean Amerys Selbstreflexionen wurden übrigens im letzten Jahr neu aufgelegt und überragen nach wie vor alles, was man in Punkto Auswirkungen der Gestapo-Folter beschreiben kann.

    Jenseits von Schuld und Sühne: Bewältigungsversuche eines Überwältigten


    MfG

    Tac

  • Hi Tac,

    wie unpassend Du Dich hier einläßt.

    Nicht nur, daß Du, im Gegensatz zu mir, in aktuelles Geschehen reingehst,

    sondern daß Du auch eine "passende" + "neutrale" Formulierung erwartest.

    Es ist mein Thema, es ist etwas, daß meinen Angehörigen angetan wurde,

    und jemand wie Du, mit einer Gesinnung, die mir zutiefst zuwider ist,

    erlaubt sich eine Belehrung.

    Pfui Teufel.

    Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo zusammen!

    Das Buch "Hotel Metropol - Tage und Nächte" über die Wiener Gestapozentrale im gleichnamigen Hotel habe ich versucht zu lesen und es dann an ein Forumsmitglied abgegeben. Was Menschen anderen Menschen antun können, wenn ihnen ein verbrecherisches Regime die Legitimation dazu gibt, ich konnte es nicht einmal lesen, die Opfer dieser feigen Teufel mussten es ertragen.

    Gruß Cristiane

    "Feigheit ist die Mutter der Grausamkeit" Montaigne

    Suche Einsatzorte 3./schwere Artillerie Abt. 848 ab Juni 1943

  • Hallo Kordula und Andere,

    danke für Deine klaren Sätze, die ich uneingeschränkt teile. Jeder Versuch, auch schleichende, rechte oder rechtsextreme Argumentation und Relativierung in diesem Forum zu platzieren, muß unterbunden werden. Und der letzte Beitrag von tac gehört exakt in diese Ecke. Dieses alles ist mir in meinem Berufsleben xmal über den Weg gelaufen, da bin ich hochsensibel.

    Schönen Abend

    Horst