Nahkampfausbildung bei den Truppen des 3.Reichs ?

  • Hallo an alle .

    Ich bin 19 Jahre alt und ich bin aus Griechenland ....

    Ich interessiere mich sehr ueber Kriegsgeschichte und ueber Kampfkuenste .

    Mich interresieren in erste Linie die Kampfkuenste die eine tradition in Europa haben und nicht die asiatischen Systeme...

    Ich habe mich schon immer gefragt, ob die Truppen des 3. Reichs (Wehrmacht, Waffen SS, Fallschirmajaeger, Kampfschwimmer, Brandenburger usw.) auch in eine gezielte Nahkampfausbildung ausgebildet wurden.

    Ich habe ein paar Fotos von Waffen SS Soldaten gesehen die das Bajonettfechten ueben, also schliesse ich daraus dass es wenigstens bei den Waffen SS eine Bajonettnahkampfausbildung gab.

    Doch was ist mit den waffenlosen Kampf? Wurden die deutschen Soldaten im waffenlosen Kampf unterrichtet oder war die deutsche Direktive eher den Nahkampf zu vermeiden?

    Bei den Briten und den Amerikaner habe ich Defendu gefunden ... Defendu ist von asiatischen Systemen beinflusst. In die sogenanten WWII combatives wurden die gefuerchtete Commandos und Agenten der Briten ausgebildet sowie generell alle speziall Einheiten der ''Anglo-Saxons''...

    Bei den Russen habe ich Sambo uns Systema gefunden ... Sambo soll eine Mischung von verschiedene Systemen aus der ganzen Welt sein und Systema soll eine native russische Kampfkunst sein .. Ich glaube die Laibwaechter von Stalin waren in Combat Sambo und Systema ausgebildet und generell alle Spezial Einheiten der Roten Armee waren in Combat Sambo ausgebildet...

    Nur bei den deutschen Einheiten habe ich keine Informationen ueber ihre Nahkampfausbilding gefunden.
    Ich finde es relativ merkwurdig.

    Zwar gab es in Deutschland auch eine native Kampfkunst, in der die deutschen Ritter im Mittelalter ausgebildet worden waren. Ich spreche von Ringen (Kampfringen) ... Doch Ringen geriet langsam in Vergessenheit, als die modernen Feuerwaffen erschienen waren ...

    Viele Gruesse
    Vag

  • hallo,

    soweit ich weiss, es wurden keine Nahkampfausbildungstechniken dem dt. Soldaten beigebracht, darunter ich meine allgemeine Einheiten der Wehrmacht und Waffen SS, Sondereinheiten wie zum Beispiel Brandenburger, oder operative Mitarbeiter der Abwehr wurden natürlich speziel ausgebildet, für dieses Zweck wurden sogar Japaner herangeschafft.

    Das alles heisst aber nicht dass es keine Nahkampf überhaupt gab,
    aber geführt wurden mittels MPs, Handgranaten, oder angeschärften Spaten.

    Was dem Bajonet betrifft, schau mal bitte dieses Thema.
    Bajonett - scharf oder nicht ?

    Edited 2 times, last by wilhelm83 (July 27, 2010 at 8:55 AM).

  • Hallo
    Mein Großvater Sigurd Hahn hat 1943 an der Heeres Unteroffizier Vorschule Freiwaldau im Sportunterricht Boxen und Jiu Jitsu trainiert.
    mfg karat

  • Hallo!

    Ich weis, dass bei der Bundeswehr bis in die 70iger Jahre hinein der Kampf mit dem Seitengewehr trainiert wurde. Mein Vater, seinerseits Offizier hat das noch erlebt. Ich würde behaupten, dass es wenig Aufzeichnungen über diese Ausbildung gibt, weil sie aus der Tradition heraus allgemein üblich war. Sie galt als sehr wichtig, um den Kampfeswillen zu stärken.

    Vagelis Baltatzis
    Es könnte aber für Dich dennoch interessant sein, Dich bei den Japanern um zusehen, denn die haben auch das Bajonettfechten zu einer Kunstform erhoben. Dieser Sport wird auch heute noch, wenn auch selten in Japan betrieben. Die Ausrüstung und Trainingsform ähnelt dem jap. Schwertkampf "Kendo".

  • Quote

    Original von WULT
    Ich weis, dass bei der Bundeswehr bis in die 70iger Jahre hinein der Kampf mit dem Seitengewehr trainiert wurde. Mein Vater, seinerseits Offizier hat das noch erlebt. Ich würde behaupten, dass es wenig Aufzeichnungen über diese Ausbildung gibt, weil sie aus der Tradition heraus allgemein üblich war. Sie galt als sehr wichtig, um den Kampfeswillen zu stärken.

    Hallo,
    ich habe einmal in meinen Reiberts nachgesehen. Da findet sich unter Nahkampf nur die Handgranate.
    Was Seitengewehr in der Bundeswehr angeht, so hat es so etwas nie gegeben. Ich habe selbst Nahkampfausbildung bei der BW gehabt, aber bis auf Stöcke und Spaten wurde nichts anderes benutzt.
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Was soll ich sagen?

    Mein Vater hat es erlebt!
    Auch wenn sich bei seiner Ausbildung schon alle einig waren, dass die Maschinenpistole und Sturmgewehre diese Variante des Nahkampfes sinnlos gemacht haben.

    Hier noch der Link für die japanische Variante:

    http://www.jukendo.info/

  • Quote

    Original von Vagelis Baltatzis
    Doch was ist mit den waffenlosen Kampf? Wurden die deutschen Soldaten im waffenlosen Kampf unterrichtet oder war die deutsche Direktive eher den Nahkampf zu vermeiden?


    hallo,

    ich habe eine Vermutung warum keine waffenlose Nahkampftechniken bei dem regulären dt. Truppen geübt wurde, die Antwort ist ganz einfach, waffenlose Kampf ist nicht effizient, es ist ziemlich schwer den Gegner schnell mit diesem Techniken gefechtsunfähig zu machen, viel effizienter ist Handgranate zu werfen, ein gezieltes Schuss abzugeben, oder mit Gewehrkolben zu handeln(ist ziemlich populär bei uns ;) )

    Edited 3 times, last by wilhelm83 (July 27, 2010 at 12:08 PM).

  • Quote

    Original von WULT
    Was soll ich sagen?

    Mein Vater hat es erlebt!
    /


    Hallo,
    was soll ich dann sagen? Ich war im AMF Bataillon und da gab es für die einfachen Soldaten keinen Nahkampf. Der erfolgte erst auf den entsprechenden Lehrgängen. Auch an der KTS 1 habe ich nie ein Seitengewehr bei der Nahkampfausbildung benutzt.
    Es ist sehr wahrscheinlich, dass während bestimmter Lehrgänge Nahkampf auch mit Messer geübt wurde, aber das betraf nur eine verschwindend kleine Minderheit an Soldaten.
    Wenn das Bajonett so wichtig für den Nahkampf gewesen wäre, dann hätten die BW-Gewehre auch ein Bajonett gehabt. Die BW hat diese nicht einmal eingeführt.
    Und was die damaligen Kampfmesser angeht, die waren gelinde gesagt nicht sehr feldverwenungsfähig.
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo,

    hier mal ein Foto von einer Nahkampfübung. Es zeigt Angehörige des Polizeibataillon 67 (Essen) bei einer Übung auf dem Truppenübungsplatz Köln/Wahn im Mai 1942. Man kann gut erkennen, dass die Bajonette dabei aufgepflanzt waren.

    Rückseitige Beschriftung des Fotos:
    "Truppenübungsplatz Wahn, Nahkampfübung"

    Grüsse Daniel

    Files

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Rainer

    Dann hast Du es halt nicht erlebt, damit kannst Du nicht wiederlegen, dass andere es sehr wohl erlebt haben.

    Wir können uns aber darauf einigen, dass es keine einheitliche Ausbildung mehr gab und dass es sich um Einzelfälle gehandelt haben muss.

    Edited once, last by WULT (July 27, 2010 at 12:48 PM).

  • Die Ausgangsfrage drehte sich doch um die Nahkampfausbildung bei den Truppen des 3. Reichs und nicht um die Bundeswehr.

    Zur Beantwortung solcher Fragen ist es immer gut, wenn man auf die Quellen zurückgreift. Hier gibt es das Merkblatt 25/3 vom 15.04.1944 "Anleitung für den Nahkampf und die Handgranatenausbildung", das zu dieser Frage ausführt:
    "Die Kriegserfahrungen haben gezeigt, daß der Nahkampf in den meisten Fällen NICHT mit dem Bajonett, sondern in ERSTER LINIE DURCH DEN SCHUSS und die Nahkampfmittel entschieden wird.
    Der Soldat ist so zu erziehen, daß er mit der Handgranate und VOR ALLEM MIT SEINER SCHUSSWAFFE den Gegner niederkämpft."

    Weiter enthält dieses Merkblatt Ausbildungspläne für die Nahkampfausbildung mit 20, 38 oder 63 Stunden, diese Pläne enthielten jeweils zwei Schwerpunkte:
    - Schnellschuß / Deutschießen mit 8, 14 oder 22 Stunden
    - Handgranatenwerfen / Handgranatenkampf mit 6, 10 oder 12 Stunden.

    Die oben zitierten Grundsätze hat die Bundeswehr wortwörtlich in die Ausbildungshilfe "Kriegsnah ausbilden - Hilfen für den Gefechtsdienst" von 1985 übernommen. Ähnliches stand schon immer in der ZDv 3/11 "Gefechtsdienst aller Truppen", z.B. im Kapitel 14 "Nahkampf" der Ausgaben von 1973 und 1988.

    Nach annähernd 30 Jahren Dienstzeit als Heeresoffizier bei der Bundeswehr kann ich Rainer nur beipflichten: Es gab keine Bajonettausbildung bei der Bundeswehr und es gab keine Bajonette bei der Bundeswehr.

  • Hallo,

    anscheinend es gibt noch ein Dokument die vermutlich Nahkampfausbildung der Wehrmacht regelt:

    Quote

    In der HDv. 475 "Sportvorschrift für die Wehrmacht" noch aus dem Jahre 34, werden Techniken aus dem Jiu Jitsu (eingeführt durch Erich Rahn zu Zeiten des Kaisers) dargestellt und Übungsanleitungen gegeben. Es ist in der HDv 475 unter dem Titel "Ausbildungsvorschrift für Leibesübungen", Unterpunkt "Nahkampf" zu finden.

  • @ Nemere

    Mein Vater ist Jahrgang 1940, er wurde also in eine noch sehr junge Bundeswehr eingezogen und wenn er sagt, er sei noch mit dem Seitengewehr ausgebildet worden, dann glaube ich ihm das.

    Bei der Bundeswehr hat es damals einiges gegeben, dass man sich heute nicht mehr vorstellen kann.

  • Hallo

    Es ist davon auszugehen das es ausgebildete Nahkämpfer bei der Wehrmacht gab.
    Besonders die Truppen die im Hinterland abgesetzt wurden waren wohl auch darauf sspeziell ausgebildet.Ich welcher Form sie ausgebildet waren kann ich auch nicht sagen.
    Es gab ja auch für die Truppenteile die Nahkampfspange.

  • Morgen!
    ich kann nur andere Zeiten anbieten.

    In der preußischen Armee wurde noch das Gewehrfechten ausgebildet.
    Quelle: Vorschrift für das Gewehrfechten und
    Anleitung für Kompagnieführer 1916

    In der preußischen Polizei wurde das Boxen erlernt.
    Quelle: Vorschriften für die Staatliche Polizei Preußens Nr. 5
    1931
    Die Körperschulung

    Gruß Oliver

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
    *Erst wenn der letzte Soldat bestattet ist, dann ist der Krieg zu Ende* http://www.verdun14-18.de

    Edited 2 times, last by Oliver (July 28, 2010 at 8:55 AM).

  • Hallo,

    diie Nahkampfausbildung der BW ist in der ZDv 3/11 geregelt, Ich habe diese zweimal vorliegen, einmal 1968 und 1986, in beiden kommt lediglich die Abwehr von Angriffen mit aufgepflanzten Bajonett (Gegner hat Waffe mit Bajonett) vor, nicht der Angriff.

    Man könnte jetzt argumentieren, zum Üben braucht man zwei Leute, von denen einer zwangsläufig den Angriff übt, aber wer hatte in der BW ein dienstlich ausgegebenes Bajonett?

    Hier mal was aus Russland:

    http://vrazvedka.ru/main/learning/…o/book-06.shtml

    Eine entsprechende HDv der WH existierte m.W. nur als Entwurf.


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Leute,

    Es ist ein "altes Leiden" des Forums daß hier immer wieder in die Bundeswehr etc.. abgeschwenkt wird. Meiner Meinung nach ist das alles andere als zielführend und führt nur zu Verwirrung und meines Erachtens vollkommen themenfremden Zusatzdiskussionen.

    Bezüglich der Nahkampfausbildung in der Wehrmacht gibt es ja wie oben gesagt eindeutige Akten- und Vorschriftenlage.
    Man darf auch nicht die sportliche Nahkampfausbildung (die in den Sportvorschriften (Jiu Jitsu) gelehrt wird) mit der Nahkampfausbildung im Gefecht verwechseln. Die Grundausbildung eines Soldaten beinhaltete wenn überhaupt den Nahkampf der mit Handgranaten und Seitengewehr geführt wurde. Zusätzliche Ausbildungen die dann bei der Truppe z.B. in den diversen Divisionskampfschulen etc... durchgeführt wurden erweiterten dann diese Spezialthemen.
    Daß Truppenteile die im Hinterland eingesetzt waren speziellere oder andere Nahkampfausbildung erhielten halte ich nicht für korrekt. Auch der Erhalt der Nahkampfspange bedeutet keineswegs daß Gegner mit blossen Händen ausser Gefecht gesetzt wurden. Auch einen Gegner aus 10 Metern mit einer Schußwaffe zu töten bezeichnete man als Nahkampf.

    /Christoph

  • Quote

    Original von WULT
    . . . Ich weis, dass bei der Bundeswehr bis in die 70iger Jahre hinein der Kampf mit dem Seitengewehr trainiert wurde. Mein Vater, seinerseits Offizier hat das noch erlebt. Ich würde behaupten, dass es wenig Aufzeichnungen über diese Ausbildung gibt, weil sie aus der Tradition heraus allgemein üblich war. Sie galt als sehr wichtig, um den Kampfeswillen zu stärken. . .

    Hallo WULT,

    ohne Deinem Vater weh tun zu wollen, aber DAS halte ich für eine "Fabel". Die Bundeswehr war noch nie mit Bajonetten (Seitengewehren) ausgerüstet. Ich war seit Ende der Sechziger bei der Bundeswehr und habe seit 1957 (als Kind/Jugendlicher) die Ausbildung in HAMMELBURG mitbekommen, denn mein Vater war dort Chef einer Ausbildungskompanie.
    Die waffenlose Selbstverteidigung wurde/wird auf bestimmten Lehrgängen gelehrt (z.B. "Einzelkämpfer", "Führer einer auf sich gestellten Gruppe", "Jagd-Kommando") und macht dort auch Sinn, denn der Soldat kann durchaus in eine Situation kommen (z.B. als Versprengter) wo er sich ohne Schusswaffe durchsetzen muss; aber dies ist sicherlich die Ausnahme. (Den Umfang der einschlägigen Ausbildung beim KSK kenne ich nicht in seinen Einzelheiten.)

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Quote

    Original von dr.rudolf

    Die waffenlose Selbstverteidigung wurde/wird auf bestimmten Lehrgängen gelehrt (z.B. "Einzelkämpfer", "Führer einer auf sich gestellten Gruppe", "Jagd-Kommando") und macht dort auch Sinn, denn der Soldat kann durchaus in eine Situation kommen (z.B. als Versprengter) wo er sich ohne Schusswaffe durchsetzen muss; aber dies ist sicherlich die Ausnahme.

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

    Moin,

    so war es. hieß "Nahkampf ohne Waffen"! im alten Einzelkämpfer-Lehrgang Teil 1.

    Ich find auch wir sollten die BW nun ruhen lassen...
    Gruß Oliver

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
    *Erst wenn der letzte Soldat bestattet ist, dann ist der Krieg zu Ende* http://www.verdun14-18.de