Hallo Forum,
dieses Thema wurde aufgemacht um die, in den verschiedensten Themenbereichen, verstreuten Informationen zur Geschichte der Einheit zusammenzufassen.
Ausgehend von den, von H.J.Hartmann (Olt und KpFhr 1./DivFüsBtl 342) in seinem Buch "Zwischen Nichts und Niemandsland", beschriebenen Ereignissen am 14.01.1945, schildert die folgende Abschrift des Briefes eines Angehörigen der Einheit den chaotischen Rückzug bis in die Nähe der Neisse.
Der Verfasser des Briefes, der im Spätsommer 1945 aus der Gefangenschaft zurückkam, war:
Verpflegungsunteroffizier
im Rang eines Feldwebels
Stab Divisions-Füsilier-Batallion 342
Feldpostnr: 27088 A
(eine WASt-Auskunft von 2007 liegt vor)
QuoteDisplay MoreZeßendorf, 2. II. 45
Mein geliebtes Frauchen!
Heute ist der erste Tag, dass ich Dir mal das langersehnte Lebenszeichen zukommen lassen kann. Ich weiß, in der Ungewissheit und Sorge die Dich umschweben, wird dieser Brief eine Erlösung für Dich sein.
Schätzchen, ich weiß nicht was es viel Neues alles bei Euch ereignet hat, zumal die Lage auch im Westen sehr kritisch ist. Wann werde ich einmal wieder Post von Dir bekommen? Ich hatte gestern versucht Dich anzurufen, konnte jedoch keine Verbindung bekommen, da sämtliche Leitungen gestört waren. Werde es heute nochmals versuchen. Wir haben wohl die Oder bei Glogau überschritten, sind jedoch immer noch auf dem Marsch in Richtung S. Was nun aus uns paar Männiken werden wird, wissen wir auch nicht.
Mein Liebling, wir wussten in den letzten Tagen selbst nicht was nun eigentlich los ist. Am 12.1. machten wir noch Stellungswechsel, am 14.1. waren wir wieder am alten Platz. Nachts kam der Befehl zum Marschieren, wohin? Wir waren zuerst der Meinung, dass wir nach Kielce kommen werden, doch auch darin hatten wir uns getäuscht. 15.1. Iwan mit Fliegern im rollenden Einsatz, es war so furchtbar, dass wir schnell weitermarschierten und dazu die Nacht benutzten. 16.1. wir wollen einen Tag Rast machen – unmöglich Iwan durchgebrochen. 17.1. beginnend Kesseltreiben – wir sind eingeschlossen. Nun geht es kreuz und quer durch Felder und Wälder. Ab 18. jagen wir ohne Rast und Ruhe von einem Kessel in den anderen. Wir wissen nicht wo der Iwan überall steckt. Wenn wir glauben eine Pause einlegen zu können, dann war der Iwan schon wieder hinter uns. Wir wissen nun nicht was los ist. Man rechnet, wie weit ist es noch zur Grenze – wenige Kilometer – wir mussten wieder zurück, so war es Tag täglich. Vor dem Überschreiten der Warthe bei Lask mussten wir noch einen Teil unserer Fahrzeuge, die wir bisher bis auf einige noch mitführen konnten, stehen lassen. Nachdem wir am 26. – 27.1. die Warthe überschritten hatten, glaubten wir uns in Sicherheit und machten einige Stunden Rast. Schieratz (poln.: Sieradz), wo wir durch mussten war schon wieder vom Iwan besetzt. Nun ging die Jagd von neuem los. Nachdem wir nun wieder Tag und Nacht marschierten kommen wir endlich nach Lissa (poln.: Leszno). Nun konnten wir Rast machen und in Ruhe Richtung Glogau (poln.: Glogow) weiterziehen. Wir waren nun 6 mal im Kessel – keine Verpflegung, da die Verpflegungsfahrzeuge schon in den ersten Tagen bei einem Panzerangriff ausgefallen sind. Die poln. Bevölkerung, man muss staunen, gab uns Brot u. Milch oder Kaffee.
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Viele Grüsse an alle.
Meine Schrift musst Du entschuldigen. Ich habe die Finger an beiden Händen etwas erfroren und maßlos erkältet, kann kaum sprechen.
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Hinweis:
Der Brief wurde in einem Briefkuvert mit dem Aufdruck einer privaten Firma versandt.
Auto-Hartmann
Glogau
Herrndorfer Strasse 36
Seinen Rückzugsweg hat der Verfasser des Briefes in die beiden Kartenausschnitte handschriftlich eingetragen:
-> Baranow - Stendal (Elbe) (Anhang 1) * nachträglich, wg. verlorengegangenen Link ersetzt.
Details aus dem Rückzug sind auch unter dem Thema: 1945, bei Sommerfeld vorhanden.
-> Stendal - Hamburg (Anhang 2) * nachträglich, wg. verlorengegangenen Link ersetzt.
Bemerkenswert dabei ist, dass wenn man von den eingezeichneten Routen ausgeht, das DivFüsBtl 342 zuerst nach Radom und dann Richtung Kielce verlegte. Deweiteren lässt sich aus dem Rückzugsweg ableiten, dass die Einheit dem Kessel von Halbe nordwärts entronnen ist und in Stendal an der Elbe in amerikanische Gefangenschaft ging.
Ich halte die eingezeichneten Routen für authentisch, da der Verfasser sich mit geographischen Verhältnissen auf Grund seines Aufgabengebietes auskannte.
Ergänzend aus den Angaben von H.J. Hartmann die Gliederung:
Stab Divisions-Füsilier-Bataillon 342 (FPN 27088A)
1.Kp KpFhr Olt H.J.Hartmann
2.Kp
3.Kp
4.Kp
Ich möchte hier dem Veteran H.J. Hartmann meinen Dank aussprechen, dass er seine eigenen Kriegserlebnisse der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Er hat dadurch mitgeholfen, dass nachfolgenden Generationen Auskunft über die Schicksale und Erlebnisse ihrer Verwandten erhalten.
Beste Grüsse
schlichi