Tieffliegerangriffe durch US-Airforce

  • Hallo Daniel,

    Quote

    Wo genau befand sich das ehemalige Lazarett Herborn?

    Mich würde interessieren ob sich „Bahnhöfe und Gleisanlagen sowie Bahnstrecken“ in der direkten Nähe befanden.

    der Todesort ist mit Herborn Resevelazarett angegeben.

    Da gibt es mehrere Möglichkeiten:

    Landesheil- und Pflegeanstalten

    Diesterwegschule

    Schloß

    Ich finde übrigens keinen Sterberegistereitrag zu Erich Peer.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Moien,

    zu OG Peer habe ich ein Bild und die Heimatangabe Schluderns in Südtirol. Wie gesagt richteten sich die Angriffe auf die Bahnanlagen, so der Güterbahnhof, mehrere Gebäude und eine Fabrik. Pumpenfabrik, Lagerhalle der Firma Balzer und Nassauer, Bombeneinschläge in den Homberg und Alsbachtal. Der Posthof erhielt einen Volltreffer. (alles Herborn). Vielleicht hilft dies die Örtlichkeit einzugrenzen.

    h.

  • Hallo,

    ist denn ausgeschlossen, dass OG Peer seine tödlichen Verwundungen woanders erhalten hat und dann daran im Reservelazarett verstorben ist? Zum Kriegsende, April 45, befand sich in der Stadt, in der ich jetzt lebe, ein Reservelazarett. Dort wurde unter anderem ein Soldat eingeliefert, der an seinen Verwundungen durch Tieffliegerbeschuss am gleichen Tag verstarb. Allerdings war da noch angegeben, dass dieser Beschuss auf der A 2 erfolgte.

    MfG Wirbelwind

  • Hallo zusammen,

    Ich bin nicht sicher, ob das Flugblatt hier im Forum schon einmal aufgetaucht ist. Aber da es ganz gut hierhin passt, zeige ich es nun (entschuldigt die komischen schwarzen Punkte, da klebt irgendwas hinter der Kameralinse). Flugblatt Achtung-Tiefflieger (1).jpg

    Flugblatt Achtung-Tiefflieger (2).jpg

    Abgesehen von der zeit- und regimetypischen Diktion wirft es doch ein Licht auf die fatalen Verhältnisse, unter denen die Zivilbevölkerung zu leiden hatte.

    Gruß, Thomas!

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Hi Silvio,

    Leider nein; es geht - außer der Information als solcher - nichts daraus hervor, weder wann es veröffentlicht wurde noch durch welche Behörde. Ich würde rein gefühlsmäßig auf das zweite Halbjahr 1944 tippen.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Hallo zusammen,

    auf dem zweiten Blatt ist rechts unten eine Flugblatt Kennung zu erkennen, in kleinerer Schrift.

    Bei starker Vergrößerung glaube ich dort die Ziffernfolge "31/1945" lesen zu können. Also Flugblatt Nr. 31 im Jahr 1945.

    Bei den ersten beiden Ziffern bin ich mir nicht so sicher - aber die letzte "5" ist ganz gut zu erkennbar.

    Und zur Logik:

    - unter Punkt 1 auf Blatt 1 ("Verdunklung") ist von Bombenangriffen durch Tiefflieger die Rede.

    - Jaboangriffe mit Bombenwürfen gab es eigentlich erst nach dem Rückzug der Wehmacht aus Frankreich/Belgien und nachdem die taktischen Verbände der Westalliierten auf Basen in der Nähe der deutschen Grenze vorgerückt waren (u.a. Dole-Tavaux, Dijon, Metz, Florennes, St. Trond, Eindhoven usw.) - also ab beginnnend Mitte/Ende September 1944 bis ins Spätjahr. Die Verbände der ehemals 12.AF rückte auf Absprungplätze westlich der Vogesenlinie/Ardennen vor und flog von dort aus taktische Einsätze mit Bombenabwurf.ins "Reich". Die RAF bezog Plätze in Nordbelgien und Niederlande, südlich der Maas.

    - davor gab es auch vereinzelte Tiefangriffe mit Bordwaffen (meist auf Flugplätze, Verkehrsziele) der Langstrecken-Begleitjäger (P-51, P-38 - die P-47 hatte nicht die erforderliche Reichweite für tiefe Einflüge ins "Reich"). Dies bildete aber eher die Ausnahme. weil die Begleitjäger als Hauptaufgabe den Schutz der Bomber hatte. Erst nach Ablösung durch andere Begleitjäger konnten die abgelösten Verbände auf dem Rückflug nach "Gelegenheitszielen" (tragets of opportunity) Ausschau halten.

    - über die Spätherbst/Wintermonate herrschten oft schlechte Sichtflugbedingungen (unter den Wolken) - mit wenig Gelegenheit für Tiefangriffe - die gute Sichtbedingungen erforderten.

    - Die Begleitjäger führten keine Bomben mit, sondern abwerfbare Zusatztanks. Wenn man so ein Ding auf den Kopf bekam war das sicherlich auch tödlich - aber dies wird mit den Bombenabwürfen kaum gemeint sein. Weitere Zusatztanks warefn natürlich auch die eigenen Jäger mit - und warfen diese auch ab, falls nötig.

    - im Oktober bis Anfang Januar folgten dann die Unterstützungseinsätze für die alliierten Bodentruppen (Market-Garden, Hürtgenwald, Deutsche Ardennenoffensive). Dort wurden alle alliierten Jabos benötigt (bei Flugwetter !).

    - die Tiefangriffe nahmen daher erst ab Mitte Januar 45 an Heftigkeit zu. Als die Tage wieder länger wurden, die geeigneteren Hochdruck-Wetterlagen (ohne Bodennebel/Bodendunst) wieder zunahmen und ein größerer Teil der Luftwaffen-Tagjäger aus der Reichsverteidigung an die Ostfront verlegt hatten (ab 14.1.45).

    Aus allen genannten Gründen: 1945

    Viele Grüße, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Hallo Uwe,

    Deine vorstehenden Ausführungen werden durch "Tabelle1 - Die Bomben - und Tieffliegerangriffe im nordbayerischen Untersuchungsgebiet" in " Dill/Hetz Band III " Luftkrieg von Aschaffenburg bis Zwiesel" ab S. 862 - zumindest für diesen Raum, bis auf ganz wenige Ausnahmen im Winter 1944, gestützt.

    Gruß Karl

  • auf dem zweiten Blatt ist rechts unten eine Flugblatt Kennung zu erkennen, in kleinerer Schrift.

    Bei starker Vergrößerung glaube ich dort die Ziffernfolge "31/1945" lesen zu können. Also Flugblatt Nr. 31 im Jahr 1945.

    Bei den ersten beiden Ziffern bin ich mir nicht so sicher - aber die letzte "5" ist ganz gut zu erkennbar.

    Hi,

    Ich hatte diese 'Kennung' bereits unter die Lupe genommen, aber nichts sinnvolles herauslesen können. Hab's nochmal mit starkem Licht und Lupe versucht, aber nur das entziffert: "N | 0369"

    Also definitiv keine Jahresangabe. Der Rest bleibt leider mehr oder weniger begründbare Spekulation.

    Abgesehen davon werden massive Tieffliegerangriffe auch auf Einzelpersonen, Fahrzeuge und Vieh an der Westgrenze durchaus bereits ab September 1944 gemeldet, sowohl auf Zivilbevölkerung als auch auf das schanzende Volksaufgebot und natürlich Soldaten. Das berichtet einhellig die mir zur Verfügung stehende regionalgeschichtliche Literatur.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • N'Abend,

    gefragt wurde nach dem Erscheinungsjahr des Flugblatts.

    Bei mir sieht das so aus:

    Flugblat_ID.jpg

    Die letzten 4 Ziffern.sehen für mich wie 1945 aus.

    Und dass die Tiefangriffe ab Sept. 44 an Intensität zunahmen habe ich ja geschrieben.

    Gruß, Uwe K.

    "Was sprechen die Diesel, Johann? - Die Diesel sind zufrieden, Herr Kaleu."

  • Hi,

    Es ist zweifelsfrei N | 0369. Mir liegt das Original vor, ich habe es mit starkem Licht und Lupe einwandfrei entziffern können.

    Also klar, erschienen ist es zwischen 9/44 und 5/45.

    Gruß, Thomas

    "Lirum-larum Löffelstiel, wer nichts sagt, der weiß nicht viel - larum-lirum Gabelstiel, wer nichts weiß, muss schweigen viel!"

  • Moien,

    auf youtube gibt es einen Gun Camerfilm vom 15. Januar 1945, Lt. M. T. Wilson,Jr. 78FG 84 FS, man sieht sehr deutlich den Angriff auf ein einzelnes Fahrzeug an einer Dreieckkreuzung. Mehrere Personen laufen vom angegriffenen Fahrzeug davon. Da eine geschlossene Schneedecke liegt, lassen sich die Details recht gut erkennen. Auch muß der Angriff in sehr niedriger Höhe erfolgt sein, bei anderen Filmen dieser Art habe ich immer Schwierigkeiten Details zu erkennen, insbesondere wenn Ziele in einem Wald angegriffen werden. Was haben die da gesehen?

    h.

  • Hallo und Danke an alle, die sich bemüht haben, den Zeitraum einzugrenzen.

    Es ist jetzt faßt ein bißchen peinlich, aber ich habe einen Auszug des Flugblattes lediglich zur Illustration einer Erinnerung meiner Mutter benötigt:

    "Am 7. April 1945 griffen zwischen sieben und neun US-Amerikanische Jagdbomber der 9th. USAAF „in freier Jagd“ die Finnebahn bei Lossa-Kahlwinkel-Billroda an. Es gab an diesem Tag Beschuss der Gleisanlagen mit Bordwaffen, ohne konkretes Ziel, aber auf alle erkannten Bewegungen. (...) In dem Moment griffen zwei oder drei „englische Stukas“ [O-Ton] an. Die Zeit zur Flucht ins Haus reichte nicht mehr aus. (...) Sie nahm die Hand von Hilde und deren »Herzchen hat geklopft, das höre ich heute noch. Hat sie Angst gehabt und ich oben drauf. Und die Flieger haben uns bearbeitet, die haben geschossen, frag‘ nicht wie. Die stürzten sich runter und ich habe jeden Moment gedacht, jetzt fliegen sie einen auf den Kopf. Dann sind sie wieder steil nach oben, die haben uns bestimmt gesehen.« Der Angriff dauerte gefühlt eine viertel Stunde. Der Bahnhof, die Gleise, der Garten hätten Treffer erhalten, aber die Beiden hatte keine Kugel, kein »Splitterchen« erwischt. (...)"

    Danke

    Silvio

  • Jetzt mal ganz nüchtern. Nur Fakten. Familie Carl Schnitzius, Reissstrasse, Kröv-Mosel

    Mein Vater Carl Schnitzius (7 Jahre) und seine Familie wurden am Tag auf dem (PLZ 54536) Kröver Berg - Höhenplateau - beim Kartoffeln rausmachen durch englische Jagdflieger gezielt mit dem MG beschossen. Die Gruppe bestand nur aus Zivilisten (alten Leuten, Frauen und Kinder...zwei Kriegsgefangene waren auch dabei)

    Dafür gab es viele Zeugen. Übrigens hat ein franz. Kriegsgefangener sich wärend dem Angriff über meinen Vater geworfen und ihn so vor den Kugeln geschützt. Der Held hatte nur einen harmlosen Streifschuss und überlebte. Mein Vater war ihm trotzdem sehr dankbar. Tote gab es bei solchen Angriffen, waren aber nicht so häufig. Die flogen zweimal an und dann verschwanden die wieder. Reine Terrorangriffe um die Moral der Leute zu erschüttern.

  • hallo Avia,

    hilf mir bitte mal auf die Sprünge, wo ich den Film finde - bislang habe ich nur von der 84. fS Filme vom August 44 gefunden.

    Gruß und Dank

    Gebhard Aders

  • Hallo zusammen,

    meine Großmutter Jg. 1935 stamm aus Emaus im Sudetenland (Neutitschein), sie erzählt mir heute noch, dass ihr Bruder und sie (bzw. die ganze Kindergruppe) regelmäßig beim Weg in die Schule nach Odrau oder bei der Ackerarbeit durch Jabos angegriffen wurden- mit runden Kokarden. Also müssen es wohl Briten gewesen sein. VIelleicht gestartet in Norditalien? DIe Tempest hatte damals schon über 1000 km Reichweite. DIe Angriffe gingen den Winter 1944/1945 hindurch, auch auf Züge und Bahnhöfe, bis irgendeine Dienststelle auf die idee kam einen Flakvierling in der Nähe zu postieren. Angeblich schossen die dann ein paar Jabos ab. Oma erzähtl, dass die Flaksoldaten von den Kinder mit Frühlingsblumen (also wird schon Fruhjahr 1945 gewesen sein) beschenkt wurden.

    Gruß aus Franken,

    Georg

    Ein bisschen Werbung in eigener Sache:

    Mitte des Jahres erscheint unser neuers Werk im GENDI-VErlag:

    "nördlich Uffenheim blieb dem Gegner größerer Bodengwinn versagt" - Der Einsatz der 79. Volksgrenadier-Division zwischen Ochsenfurter Gau und Frankenhöhe vom 31. März bis zum 18. April 1945.

  • Moien,

    die Tempest wurde nur von der 2nd TAF beim Vormarsch der Briten aus der Normandie, Belgien und Holland und dann über Norddeutschland eingesetzt. Die Briten in Italien hatten zwar die Mustang III und IV, mir sind aber nur Einsätze der 8th, 9th u. 12th. US-Airforce über der damaligen Tschechei bekannt. Die weissen Sterne auf blauem Grund wurden immer wieder mit den britischen Kokarden verwechselt. Angriffe von P-47 im April 1945 erfolgten schon vom ehemaligen deutschen Flughafen Frankfurt/Main aus.

    h.

  • Tag allerseits,

    Unbestritten ist, dass es in fast allen Teilen Deutschlands im Frühjahr 1945 ausgedehnte Tieffliegerangriffe auf Züge, Lastwagen und oft auch Zivilisten gegeben hat – in der Regel durch Begleitjäger auf dem Rückflug von den Zielen der Bombardements, manchmal aber auch in gesonderten Missionen. Zahlreiche Deutsche haben in jenen Wochen erlebt, wie Mustang-Piloten im Sturzflug Bodenziele beschossen.

    Das schreibt die WELT im Zusammenhang mit dem Großangriff auf Dresden.

    https://www.welt.de/geschichte/zwe…uf-Dresden.html

    Und wer 1944/45 lebte, der kann die Feststellungen der WELT aufgrund eigener Erlebnisse nur bestätigen. Selbst Bauern, die auf ihren Feldern arbeiteten, wurden von Tieffliegern damals beschossen, auch z.B. in den ländlichen

    Bereichen um die größeren Städte in Bayern.

    Ob solche Tieffliegerangriffe auf Zivilisten in den letzten Monaten des Krieges Teil einer notwendigen Kriegsführung der US-Air-Force waren, das kann man durchaus bezweifeln; Terrorangriffe auf Zivilisten scheinen aber auch in Kriegen

    des 21. Jahrhunderts nach einem ähnlichen Schema abzulaufen.

    Dazu auch

    https://www.morr-siedelsbrunn.de/%C3%BCberwald/…liegerangriffe/

    Dazu ein tragisches Beispiel dieser Kriegsjahre aus vorstehender Quelle:

    Das elfjährige Mädchen Ellen Walter aus Hartenrod verbrachte anfangs 1945 den Vormittag spielend auf der Straße vor dem elterlichen Wohnhaus, als ein US-Jagdflugzeug in niedriger Höhe den Ort überflog. Das Flugzeug wendete seine Flugrichtung und kam zurückgeflogen, dabei feuerte es mehrere Salven auf das erschrockene Kind am Boden. Ellen Walter wurde tödlich getroffen. Weitere Schüsse der Bordkanonen schlugen im nahen Haus ein. Diese unselige Tat, das Erschießen eines unschuldigen Kindes auf der Straße vor dem Elternhaus im unmilitärischen Hartenrod, war wohl das größte Kriegsverbrechen, das im Überwald geschehen ist!


    Grüße

    Bert