Kesselausbruch Wilna ( Vilnius ) 1944

  • Hallo zusammen,

    "Scheinflugplatz" hat mich auf eine Veröffentlichung bei Youtube aufmerksam gemacht, in welcher die Erlebnisse eines Fallschirmjägers "Heinz"

    bei den Kämpfen um Wilna 1944 erzählt werden.

    Bei genauem Zuhören erkennt man, dass hierbei Auszüge aus den Erinnerungen von Heinz Frischmann und Eugen Hinnen vom FJR 16 verlesen werden,

    welche uns für die Erstellung der Dokumentation "Spurensuche Wilna 1944" von E. Hinnen zur Verfügung gestellt wurden.

    Also - wer´s mag, der kann sich hier etwas vorlesen lassen: https://www.youtube.com/watch?v=T0zcmrXhCy4

    Mein Geschmack ist so etwas allerdings nicht...


    Gruß,

    Joseph

    Suche Informationen zum Füs.Bat. 170 im Zeitraum Juli 1944 und zur 269.I.D im Zeitraum Januar bis März 1945 (Festung Breslau)

  • Hallo zusammen,

    das oben genannte YouTube-Video (Teil 1) und das sich anschließende Video

    "Augenzeugenbericht Fallschirmjäger im Kessel 1944 (Teil 2)": https://www.youtube.com/watch?v=qVtiFwqiE38

    passen sehr gut zum 77. Jahrestag des Kesselausbruchs aus Vilnius. In der Nacht vom 12. zum 13. Juli 1944 begann unter denkbar ungünstigen Umständen der Rückzug tausender Wehrmachtssoldaten. Dabei musste die seinerzeit reißende Neris unter starkem feindlichen Beschuss zwei Mal überquert werden. Hitlers halbherziger Rückzugsbefehl kam so spät, dass der Ausbruch für Tausende zur tödlichen Falle wurde. Ein unglaubliches Chaos um Leben und Tod muss man sich für mehr als 10.000 Soldaten vorstellen, die übergroße Zahl davon ist in wenigen Stunden gefallen oder vermisst.

    Die Video-Beiträge sind interessant für alle, die bisher wenig oder gar nichts vom Wilna-Kessel 1944 gehört haben. Durchaus spannend gemacht, können sie ersten Zugang zu dem ansonsten sehr komplexen Thema bringen. An einigen Stellen wären genauere zeitliche An-gaben von Vorteil gewesen. Wer sich genauer zu den Wilna-Kämpfen informieren möchte – es sei heute hier nochmal vermerkt – kann die umfangreiche Dokumentation von Joseph aus 2015 verwenden. Dort werden die Ereignisse vom Juni/Juli 1944 in Wilna sehr präzise analysiert und mittels verschiedener Zeitzeugenberichte, Kriegstagebüchern (KTB) und Presseberichten dokumentiert:

    Buchtitel: „Vilnius Vilne Wilno Wilna 1944: Spurensuche“.

    Beste Grüße

    Wulf

    Suche Infos zu Wilna44, zu KG-Lagern im Baltikum und im russ. Rjasan.

  • Hallo Rusalka und ggf. Diana,

    bin gerade auf ein evtl. für Deine Nachforschungen interessantes Buch gestoßen:

    Rolf Michaelis: Der Einsatz der Ordnungspolizei, 1939–1945 (evtl. bei https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Ro…d/A02nnACZ01ZZo

    zu erwerben).


    Bei ebay fand ich ein Foto vom angebl. Vormarsch einer SS-Pol. Div. in Litauen:


    https://www.ebay.de/itm/3626549295…uUAAOSw59Jcr0Kr


    Die Rückseite des Fotos


    pasted-from-clipboard.jpg


    kann ich nicht sicher entschlüsseln. "...???? getroffen"?


    Vielleicht kann das Diana klären?


    Ob es sich hierbei um den gleichen Verband handelt, der 1944 beim Rückmarsch (evtl. war das SS Pol.Rgt. 16 in Wilna permanent stationiert?)

    die Kriegsverbrechen ("Sühnemaßnahmen") beging, kann ich ebenfalls nicht klären. Aber evtl. kann auch hier jemand helfen?



    Gruß,


    Joseph




  • Moin, Joseph,

    Quote

    Vielleicht kann das Diana klären?

    kann sie, kann sie ... da steht: Bekannte getroffen.

    Beste Grüße

    Diana

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert (Ingelore Ebberfeld)

  • Hallo Joseph,

    verspätete Antwort von mir zu dem Foto Vormarsch in Litauen: das war die SS-Polizei-Division (ab 1943 4.SS-Polizei-Pz.Gren.Div.),

    heute fand ich beim Stöbern nach anderen Informationen in der Zeitschrift "Die Wildente" folgende Fotos, vllt. ja noch interessant...

    Herzliche Grüße Roland

  • Hallo zusammen,

    ich möchte heute - einen Tag verspätet - noch einmal auf den Kesselausbruch am 13,07.1944 eingehen und dabei auch kurz auf aktuelle politische Entwicklungen in Osteuropa eingehen, welche auch im Zusammenhang zu den damaligen Ereignissen stehen.

    Im folgenden Bericht der "Deutschen Welle"

    (https://www.dw.com/de/zerst%C3%B6…tote/a-62446805)

    erfährt man von Grabschändungen - angeblich auf Veranlassung durch die belarussische Regierung.

    Vor ca. einer Woche ebnete man zahlreiche Gräber gefallener polnischer Partisanen der "Armia Krajowa" (AK) ein - angeblich sei die Anlage der Friedhöfe illegal gewesen etc. Es sind dort auch Kämpfer der AK beigesetzt, welche sich an der Aktion "Burza" und speziell für den Bereich Wilna an dem Aufstand "Ostra Brama" beteiligt hatten. Letzterer war hier schon mehrfach Gegenstand von Diskussionen und wurde auch in unserer Doku "Wilna 1944 - Spurensuche"

    Der Hintergrund:

    Zwischen Polen und Belarus gibt es seit langer Zeit Spannungen - nicht nur wegen der Flüchtlingsfrage und des durch Polen errichteten Grenzzauns bzw. einer Grenzmauer.

    Die aktuelle, sehr nationalistische Regierung Polens geht mit wenig Fingerspitzengefühl mit dem Thema der Auslandspolen um: Es war Tradition geworden, dass Polnischstämmige im Gebiet Grodno (dort leben noch etwa 300000 Menschen mit polnischen Wurzen, was immer das heißen soll) von poln. Politikern besucht und gefördert werden. Die damit verbundenen Feierstunden werden gerne vom PiS-okkupierten ÖR-TV übertragen, wobei man etwa in belarussischen Schulen wenig zimperlich ein Fahnenmeer poln. Flaggen sieht, patriotische Lieder singende Schüler/innen auftreten lässt und dazu patriotische Reden schwingt.

    In einer Feierstunde zur Ehrung berühmt-berüchtigter AK-Kämpfer, welche auch in den Wilna-Kämpfen verwickelt waren (https://en.wikipedia.org/wiki/Romuald_Rajs), kam es zum Eklat: Eine Aktivistin, aus Polen angereist, wurde wegen der Verherrlichung von Kriegsverbrechern von belarusischen Behörden verhaftet.

    Man hatte in dieser Feier auch einen berüchtigten Helden gewürdigt, den Major „Łupaszka“, dessen Einheiten in Ostpolen (z. T. heute belarusisch) sogar noch nach dem Kriegsende Hunderte dort ansässiger orthodoxer Dorfbewohner massakriert und die Dörfer niedergebrannt hatten. Trotz all dieser Makel werden diese "Verfemten Soldaten" (poln.: „żołnierze wyklęci“) seit 2013 mit einem besonderen Gedenktag geehrt - man sieht exkl. nur deren Einsatz für die eigene Nation.

    Auch diese Nachricht - am 78. Jahrestag - der Wilnakämpfe sollte man beachten:

    https://www.derstandard.de/story/20001374…-polen-gefunden

    In Paneriai (Ponary) bei Wilna wurde kurz vor dem Abzug aus der noch nicht eingekesselten Stadt ebenfalls eine 1005-Aktion des Sonderkommandos Blobel durchgeführt, in deren Verlauf die Leichname der dort verscharrten ca. 100000 Ermordeter exhumiert und verbrannt wurden - die Knochen wurden in spez. Mühlen zerkleinert. Die jüdischen Arbeitskommandos hatten dabei in den riesigen Gruben neben den halbverwesten Leichen zu leben - die Gruben waren mit Stacheldraht umzäunt und wurden scharf bewacht...

    Man sieht: Viele Dinge haben ein langes Echo ... Der aktuell in der Ukraine wütende Krieg hat auch etliche Wurzeln im WW2...

    Nachdenkliche Grüße

    Joseph

    Suche Informationen zum Füs.Bat. 170 im Zeitraum Juli 1944 und zur 269.I.D im Zeitraum Januar bis März 1945 (Festung Breslau)

  • Hallo zusammen,

    bei Recherchen auf der Seite eines Online-Auktionshauses bin ich vor längerer Zeit auf etliche interessante Fotos gestoßen, deren Negative (Platten) ein kanadischer Anbieter dort eingestellt hatte.

    Es handelte sich durchweg um Fotos, welche das Leben der jüdischen Gemeinde in Wilna zum Gegenstand hatten.

    Darunter ein sehr bedrückendes Foto, welches angeblich eine Kolonne von Juden abbildet. Im Begleittext war vom Anbieter vermerkt, dass diese Kolonne nach Ponary getrieben wurde - dem Schauplatz der ersten Massenmorde des Holocaust in der Nähe von Wilna. Geradezu fassungslos - auf dem "Angebotsfoto" besser erkennbar - das Verhalten des Mannes vorne (im weißen Hemd): Er streckt dem Fotografen die Zunge heraus...

    Ich hatte vor zwei Jahren das Jüdische Museum in Vilnius auf diese Fotoserie aufmerksam gemacht und auch den Anbieter hierzu kontaktiert. Der Verkaufspreis damals lag etwa bei 300 € ...

    Eine fachliche Frage hätte ich an dieser Stelle an die Spezialist/inn/en unseres Forums: Kann man anhand der Uniformen die Wachmannschaften irgendwelchen Einheiten zuordnen?

    Wilna Juden Marsch 2.jpg


    Gruß,

    Joseph

    Suche Informationen zum Füs.Bat. 170 im Zeitraum Juli 1944 und zur 269.I.D im Zeitraum Januar bis März 1945 (Festung Breslau)

  • Hallo Joseph,

    es handelt sich hierbei um litauische Kollaborateure aus dem Polizeisektor.

    (Quelle: siehe dazu u.a. Bartusevicius/Tauber/Wette, Holocaust in Litauen - Krieg, Judenmorde und Kollaboration im Jahre 1941)

    Wenn du im Internet nach Begriffen wie „sukilimas“ oder „saugumo“ googelst, wirst du auch bildtechnisch halbwegs fündig.

    Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo,

    für mich ist es immer schwer verständlich, wie sich diese Menschen in ihr Schicksal fügen. Natürlich kenne ich einige Begründungen dazu, aber ein sachliches Buch oder ein Bericht dazu würde mich interessieren.

    Bei den Kriegsgefangenen ist die Lage gänzlich anders; sie sind trotz allem dem Krieg zunächst entkommen und fügen sich deshalb der Gefangenschaft.

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,

    einen ersten grundsätzlichen Überlegungsansatz unter dem Titel "Der Jüdische Widerstand als Problem der Forschung" findest du in zwei Kapiteln des Buches von Schoeps/Bingen/Botsch, Jüdischer Widerstand in Europa (1933-1945) - Formen und Facetten, De Gruyter Oldenbourg, Bosten/Berlin 2018.

    Ergänzend ist dazu auch das Kapitel von Petra Peckl, "Wie die Schafe zur Schlachtbank? - Jüdischer Widerstand im Ghetto von Wilna", hilfreich, welches sich in der bereits oben genannten Quelle (Holocaust in Litauen) befindet.

    Speziell zu Ponary und den realen Begleiterscheinungen einer Massenerschießung (Stichwort: das Unmögliche wird wahr) wirst du aber in diesen Büchern nicht fündig.

    Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Daniel,

    danke für die Buchhinweise.

    Es geht mir aber nicht um den jüdischen Widerstand, sondern um die Erduldung aller Schmach und des Elends, ja Grauens.

    Denn auch im Reich ging das ja in Schritten vor sich.

    Petra Peckl, Wie die Schafe zur Schlachtbank? -

    Vielleicht trifft dieses Buch meine Frage am besten.

    Gruß Karl

  • Hallo Karl

    Es geht mir aber nicht um den jüdischen Widerstand, sondern um die Erduldung aller Schmach und des Elends, ja Grauens.

    Genau das ist das sogenannte "Problem der Forschung". Es geht um exemplarische Überlegungen "zur Kontextualisierung des Widerstands von Juden" und das umfasst ebenfalls die Frage, warum sich die Juden "wie Schafe zur Schlachtbank führen ließen".

    Vertraue mir einfach. Du wirst es nicht bereuen. ;) Der erste Literaturhinweis dient zur Erweiterung des Blickwinkels auf den Widerstandsbegriff.

    Liebe Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Daniel,

    Besten Dank nochmals.

    Nachdem ich sehr viele Deiner Beiträge gelesen und Dein Fachwissen zu schätzen gelernt habe, besteht meineseits kein Anlass Dir nicht zu vertrauen.

    Grüße von Karl

  • Hallo Karl,

    alles gut, kein Problem. Ich weiss, du liest sehr gern, daher meine Hinweise, die dich zum Teil, so hoffe ich, auch weiter bringen werden, selbst wenn natürlich diesbezüglich Fragen offen bleiben. Denn diese hochsensible Thematik ist ohne Zweifel unangenehm und prädestiniert für klassische Fettnäpfchen.

    Vielleicht wecken die folgenden Einführungssätze dein Interesse:

    "So mancher, der die Shoah, den Holocaust, so der nicht ganz korrekte doch häufiger gebrauchte Begriff, überlebt hat, findet die Behauptung, die europäischen Juden hätten sich zwischen 1938 und 1945 widerstandslos wie die Schafe zur Schlachtbank treiben lassen, nicht nur abwegig, sondern geradezu obszön. Diese Behauptung, bekanntlich einem Bibelzitat entlehnt und mitunter sogar von namenhaften Historikern vorgetragen, unterstellt, und zwar unterschwellig, die Juden seien selbst schuld an ihrem Schicksal. Hätten sie sich gewehrt, hätten sie nicht alles mit sich geschehen lassen, dann wären nicht sechs Millionen, sondern vielleicht nur zwei oder drei Millionen Juden ums Leben gekommen. Auf Feststellungen dieser Art, die zynisch wirken, obwohl sie meist nicht so gemeint sind, reagieren Überlebende verstört, manchmal auch gereizt. Zu Recht. ..."

    (Quelle: Julius H. Schoeps, Vor der Geschichte Zeugnis ablegen - Arno Lustiger, die Juden und ihr Widerstand gegen die NS-Vernichtungspolitik, in: Schoeps/Bingen/ Botsch, Jüdischer Widerstand in Europa, Seite 3)

    Karl, bitte nicht irre führen lassen bzw. falsch verstehen. Diese Zeilen sollen nicht als Unterstellung missverstanden werden. Mir ist natürlich voll und ganz bewusst, dass du es ebenfalls keinesfalls so gemeint hast.

    Über ein Feedback würde ich mich freuen.

    Noch einen schönen Abend & beste Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Daniel,

    nein, ich habe es nicht falsch verstanden.

    Mir ist schon länger aufgefallen, dass es einiges an Veröffentlichungen/ Literatur und auch schulbegleitendes Material gibt, das jüdischen Widerstand abhandelt und dem "freiwilligen sich ausliefern"

    die europäischen Juden hätten sich zwischen 1938 und 1945 widerstandslos wie die Schafe zur Schlachtbank treiben lassen,

    wiederspricht, aber einige Bilder, vielleicht auch die ersten Aufarbeitungen des Themas in früheren Jahren, haben dazu beigetragen, dies evtuell so zu sehen. Allgemein glaube ich, dass vielen Menschen nur der Aufstand im Warschauer Ghetto bekannt ist.

    Das Buch: "Schoeps/Bingen/Botsch, Jüdischer Widerstand in Europa (1933-1945) - Formen und Facetten, De Gruyter Oldenbourg, Bosten/Berlin 2018" ist bestellt und so werde ich mich zu gegebener Zeit kurz melden.

    Herzliche Grüße von Karl

  • Guten Abend Karl,

    ok, prima. Herzlichen Dank für dein Verständnis und die Rückmeldung.

    Vielleicht wäre es aber sinnvoll zu gegebener Zeit die Frage oder Fragen separat zu beleuchten, eventuell in einem eigenständigen Thread, z.B. im Bereich Kriegsverbrechen.

    Am besten wäre es, wenn das Joseph entscheidet. Denn es ist sein über Jahre hervorragend gepflegter Wilna-Thread, den ich nur ungern zweckentfremden würde, vor allen Dingen gegen seinen Willen. Wir sollten nicht vergessen, dass dies ohne Zweifel ein großes Thema ist. Ich habe mal nebenbei ein paar Fragen vorformuliert, auf die man dann zukünftig fachlich aufbauen könnte.

    1. Können wir uns aus der heutigen Sicht überhaupt „anmaßen“ diese Frage zu stellen?

    2. Gab es für die jüdischen Opfer in der damaligen Situation realistische Alternativen bzw. Handlungsspielräume, um der Vernichtungsmaschinerie, wie in der Shoah praktiziert, zu entfliehen?

    3. Welche weiteren Facetten und Formen, anhand von Beispielen, neben dem hierzulande bekannten Warschauer Ghettoaufstand, hatte jüdischer Widerstand noch? ---> Stichwort: Treblinka, Sobibor, Selbstverteidigung oder Flucht (z.B. aus Deportationszügen) usw.

    4. Was sind die Gründe für den vorherrschenden Eindruck einer „jüdischen Passivität“ im Anblick des Todes?

    5. Existieren Überlieferungen aus der Opferperspektive einer Tötungsaktion?

    Wie gesagt, es sind nur Gedanken, die man diskutieren kann, wenn gewollt, oder auch nicht. Es muss nichts in Stein gemeißelt sein.

    Viele Grüße

    Daniel

    "Mit den falschen Selbstgewissheiten derjenigen, die sich für bessere, stets auf der richtigen Seite befindliche Menschen halten, ist aus dem Nationalsozialismus nichts zu lernen." Götz Aly

  • Hallo Daniel,

    Josephs Thread umfasst jetzt bereits 50 Seiten mit fast ausschließlich Beirtägen zum Thema, deshalb und weil Joseph in diesem Themenbereich und Kriegsschauplatz über bedeutende Kenntnisse verfügt, die nicht vermischt werden sollten, bin ich da voll Deiner Meinung einen neuen Thread anzulegen. (Auch wenn in Josephs Thread die Judenverfolgung durchaus seinen Platz hat.)

    Deinen Fragenkatalog finde ich sehr spannend und sinnvoll.

    Aus meiner Sicht wäre, allerdings an geeigneter Stelle, vielleicht in der Enleitung zu dem Thread ein Hinweis auf die Verbrechen an der nichtjüdischen Bevölkerung, sowie an den Sinti und Roma sinnvoll, sofern dies nicht zur Abweichung der Antworten vom eigentlichen Thema führen könnte. Dies ist vielleicht auch deshalb sinnvoll, dass dieses Genozid nicht in Vergessenheiet geraten ist. (Euthanasie dürfte hier außen vor gelassen werden.)

    Übernimmst Du die Einstellung des Threads? ( Ich will mich nicht mit fremden Federn schmücken.)

    Gruß Karl

  • Hallo zusammen,

    die Idee eines neuen Threads ist durchaus zu begrüßen.

    Die Frage, weshalb "die Juden" während des Holocausts selten Widerstand geleistet haben, ist schon deshalb interessant, weil sich in diesem Jahr der Warschauer Ghetto-Aufstand zum 80. Mal jährt.

    Am Kampf um Wilna 1944 waren ebenfalls jüdische Partisanen beteiligt, welche meist unter dem Kommando der sowjetischen Partisanen operierten.

    Ein Führer der dortigen jüd. Partisanen war Abba Kovner, welcher erstmals zum Kampf gegen Hitlers Mordbanden aufrief - im Folgenden der erste Aufruf Abba Kovners vom 01.01.1942:


    Lassen wir uns nicht wie die Schafe zur Schlachtbank führen!

    Jüdische Jugend!

    Glaubt nicht den Verführern. Von den 80.000 Juden im 'Jerusalem von Litauen' blieben nur 20.000. Vor unseren Augen haben sie unsere Eltern, Brüder und Schwestern entrissen.

    Wo sind die Hunderte von Menschen, die von den litauischen Häschern zur Arbeit entführt wurden?

    Wo sind die nackten Frauen und Kinder, die in der schrecklichen Nacht entführt wurden?

    Wo sind die Juden vom Jom-Kippur-Tag?

    Und wo sind unsere Brüder aus dem zweiten Ghetto?

    Von denen, die vor das Ghettotor geführt wurden, kehrte kein einziger zurück.

    Alle Wege der Gestapo führen nach Ponar.

    Und Ponar ist der Tod!

    Ihr Zweifler, lasst alle Illusionen fallen! Eure Kinder, Männer und Frauen sind nicht mehr am Leben. Ponar ist kein Lager. 15.000 wurden dort durch Erschießen getötet.

    Hitler beabsichtigt, alle Juden Europas zu vernichten. Es ist das Schicksal der Juden Litauens, als erste an der Reihe zu sein.

    Lassen wir uns nicht wie die Schafe zur Schlachtbank führen!

    Es ist wahr, wir sind schwach und hilflos, aber die einzige Antwort an den Feind lautet:

    Widerstand!

    Brüder! Lieber als freie Kämpfer fallen, als von der Gnade der Mörder leben.

    Widerstand leisten! Widerstand bis zum letzten Atemzug!"

    Im Anhang habe ich zwei weitere Bilder beigefügt, welche ich irgendwann mal als Auktionsangebot entdeckt habe - evtl. vom gleichen Anbieter wie beim obigen Bild aus (angeblich) Wilna.

    Ich weiß nicht mehr, wie der Zusammenhang mit der 57. I.D. aussieht - es sind schon ein paar Jährchen vergangen. Hatte die 57. I.D. etwas mit dem Holocaust zu tun?

    Vielleicht weiß jemand mehr...?!

    Gruß,

    Joseph

  • Hallo Joseph,

    Die Frage, weshalb "die Juden" während des Holocausts selten Widerstand geleistet haben, ist schon deshalb interessant, weil sich in diesem Jahr der Warschauer Ghetto-Aufstand zum 80. Mal jährt.

    Du beantwortest doch hier Deine Frage gleich selbst, soooo selten haben "die Juden" keineswegs Widerstand geleistet, man darf ihnen nicht vorwerfen, kein "Selbstmord-Widerstand" geleistet zu haben, das Schmuggeln von Waffen in die "Ghettos" war nicht ungefährlich und wir wissen, daß die Polen "den Juden" keine Waffen gegeben haben, wer dann sons?

    Gruß Wolfgang

  • ...man darf ihnen nicht vorwerfen,...

    Hallo Wolfgang,

    ich werfe niemandem etwas vor - aber so war Deine Antwort wohl auch nicht gemeint.

    Es gibt viele Fälle individuellen und auch des organisierten Widerstands. Und es stimmt: Die Juden Europas konnten in vielen Ländern kaum auf Unterstützung hoffen. In seinem Buch "Europa gegen die Juden" hat Götz Aly sehr viele Details hierzu zusammengetragen. Es kommt hinzu, dass vor dem WW2 nahezu alle Länder Europas eine faschistische Phase durchliefen.

    Gruß,

    Joseph

    Suche Informationen zum Füs.Bat. 170 im Zeitraum Juli 1944 und zur 269.I.D im Zeitraum Januar bis März 1945 (Festung Breslau)