Auskunft Gerhard Schlichting

  • Hallo,

    Ich habe gerade angefangen mehr über den Kriegsdienst meines Opas (Gerhard Schlichting - 2.7.1924 geboren in Eisleben) herauszufinden. Ich lebe schon seit 12 Jahren in den USA und es ist etwas schwieriger von hier mit Deutschen Behörden zu kommunizieren. Ich habe gestern schon Wast angeschrieben, aber vielleicht kann mir hier ja jemand noch Auskunft geben.

    Mein Opa ist am ende 1942 in die Grundausbildung der Waffen-SS nach Brünnen gegangen und danach zu seinen Stammtruppenteil II Flak-Abteilungen RFSS - Wehlau in Ostpreußen.

    In 1944 (kein datum) soll er zur Kriegsschule in Posen gegangen sein und danch zum zweiten Teil seiner Ausbildung zur Technischen Hochschule in Prag. Nach der Offiziersausbildung soll er als Standartenoberjunker an drei Flak Lehrgängen teilgenommen haben (Ende 1944 oder Anfang 1945).
    1) Lech / Schongau in Bayern with the Entfehrnungsmessungslehrgang
    2) Rerik in Mecklenburg am Batterieoffizierlehrgang
    3) Westküste Dänemarks (keine speziellen Angaben hier)

    Danach war er in Muenchen-Freimann als Untersturmfuehrer (Ersatztruppenteil).
    Am 5./6. Mai 1945 (Ostseite Ratzeburger See) ist er in Kriegsgefangenschaft von den Amerikanern gegangen.

    Vielen Dank,

    Sascha Mangs

  • Hallo Sascha,

    die Grundausbildung dürfte beim SS-Totenkopf-Infanterie-, ab 9.11.1942 Panzer-Grenadier-Ersatz-Bataillon III in Brünn erfolgt sein …

    anscheinend wurde er zur SS-Flak-Abteilung Kommandostab Reichsführer-SS versetzt:
    „ … Bereits im Januar 1943 (Stöber, Flak der Waffen-SS, S. 378, Klietmann, S.407) wurde die Abteilung erneut verlegt und kam nach Wehlau, Ostpreußen. Dies geschah im mot.-Marsch sowie erneut im Bahntransport. Hier erfolgte auch die endgültige Auffüllung mit Personal, weitere Rekruten aus Brünn und Warschau zur Ausbildung, und Material, Waffen und Gerät zur Vervollständigung der Ausstattung. …“ (Stöber, Flak der Waffen-SS, S. 271)

    „ … Im Laufe des Februar 1943 wurde in Wehlau das bisherige Aufstellungsvorhaben wie folgt in drei Teile aufgeteilt:
    - SS-Flak-Abteilung Kommando-Stab I „RF-SS“, Kommandeur SS-Hauptsturmführer Hallmann
    - SS-Flak-Abteilung Kommando-Stab II „RF-SS“, Kommandeur SS-Hauptsturmführer Dr. Bernhard Frank
    - Flak-Einheiten der „Sturmbrigade“ (ab Juli 1943 SS-Flak-Abteilung RF-SS) …“
    (Stöber, Flak der Waffen-SS, S. 271, 378)

    Anscheinend kam er dabei zur SS-Flak-Abteilung II Kommandostab Reichsführer-SS
    Bereits im März 1943 erfolgten neue Abstellungen der Flak-Abteilung, diesmal zur Aufstellung der SS-Flak-Abteilung Kommando-Stab II „RF-SS“ unter SS-Sturmbannführer Dr. Frank. (Stöber, Flak der Waffen-SS, S. 383)

    In einem Befehl des Reichsführers-SS vom 12.März 1943 werden
    I./SS-Flak-Abt./Kdo.Stab RF-SS
    II./SS-Flak-Abt./Kdo.Stab RF-SS
    im Verteiler genannt. (s.a. KdoStab RFSS)

    Im März 1944 wurde die Abteilung zum Schutz des italienischen Regierungssitzes Mussolinis nach Gargnano (so bei Klietmann) verlegt, wo sie im Mai 1945, nach Norden marschierend im Gebirge durch Partisanen aufgehalten, sich den Amerikanern ergab. (Klietmann, S. 408)

    Die SS-Flak-Abteilung Kommando-Stab II „RF-SS“ wurde unter „Ortsfeste Flak-Einheiten“ genannt (Stöber, Flak der Waffen-SS, S. 22) mit 1 schweren und zwei leichten Batterien. Eine Beschreibung der Geschichte sollte in Stöber, S. 364, unter Punkt 8.) erfolgen, wird aber nicht mehr nach S. 384 aufgeführt (vergessen ?). Stöber nennt auf S. 440 die Abteilung als „orstfest in Italien (1945)“.

    Anscheinend wurde er dann im April 1944 zu einem Führerbewerberlehrgang abkommandiert und nahm anschließend am 16.Kriegsjunker-Lehrgang an der SS- und Waffen-Junkerschule Braunschweig in Posen-Treskau in der Flak-Junkerschaft teil.

    Ein Kamerad von ihm., Hans-Oscar Haase, der von der SS-Flak-Abteilung 5 ”Wiking” kommend, den 16.FB-Lehrgang v. 1.5. – 11.7.44 beim SS-PzGrenAuE-Btl 5 Ellwangen absolvierte hatte, schrieb: “ Als Kriegsfreiwilliger wurde ich am 21.Mai 1941 zur 2./Flak-Abt.Kdo.Stab RFSS nach Breslau eingezogen. Einer infanteristischen Ausbildung schloß sich eine Ausbildung an der 2 cm Flak 30 an. Bei Aufstellung der 1.SS-Infanterie-Brigade (mot) kam ich zum SS-Regiment 10 (14.Kompanie , Kompanieführer war SS-Untersturmführer Brock). Unser Einsatz im Rußlandfeldzug begann im Oktober 1941. Kampfgebiet war für uns der Mittelabschnitt. Art des Einsatzes mit der „2-Zentimeter“ war im Wesentlichen der Erdkampf.
    Nach viermaliger Verwundung wurde ich als Unterscharführer und Führerbewerber im April 1944 zum Vorbereitungslehrgang für die Führerschule nach Ellwangen/Jagst kommandiert. Es folgte nach bestandenem Lehrgang, die Kommandierung zum 17.Kriegsjunkerlehrgang an die Junkerschule „Braunschweig in Posen-Treskau“ und nach der Zwischenprüfung
    (Bef.z.St.Ju. am 1.10.1944, der Verf.) an die nach Prag-Dewitz. Nach der Beförderung zum Standartenoberjunker im Dezember 1944 waren vor einer Beförderung zum SS-Untersturmführer noch Lehrgänge an Flak-Artillerieschulen der Luftwaffe zu absolvieren.
    Nach Beendigung der Lehrgänge meldeten wir uns bei unserem Ersatztruppenteil in München-Freimarn, dort sollten wir unsere Versetzungen zu den Feldtruppenteilen erhalten. Zusammen mit zwei Kameraden, SS-Standartenoberjunker Gerd Schlichtig
    (also Schlichting!) und Karl Fries, erhielten wir den Auftrag, uns beim SS-FHA Timmendorfer Strand/Ost zu melden.
    Nach abwechselungsreicher Fahrt, unter Benutzung unterschiedlicher Fahrgelegenheiten, auch “per pedes“, durch bombenbeschädigte Städte, erreichten wir unseren Zielort. Nach unserer Meldung dort erhielten wir unserer Beförderungsurkunden zum SS-Untersturmführer. Ausgehändigt wurden uns diese durch einen höheren SS-Führer; dessen Namen war Schauf oder Schaub, nach meiner Erinnerung. Der Bedeutung des Tages angemessen, wurden wir vom Vorgesetzten zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen.
    Am Folgetag, es war wohl Mitte April 1945, bekamen wir unsere Versetzungsverfügungen. Meine lautete zu „Splitterteile“ 1./SS-Panzer-Regiment 5 Wiking … im Raum Gadebusch/Mecklenburg. …“
    (Unser Wikingruf, 12/2007, S.134, auf die Schilderung der Ereignisse zu dieser Kompanie wurde verzichtet)
    Demnach kamen die Angehörigen der Flak-Junkerschaft nach der Zwischenprüfung des 16.KJL an der JS Braunschweig in Posen-Treskau nach Prag an die dortige SS- und Waffen-Junkerschule Prag – in der „Neuen Technik“ – zum 17.Kriegsjunker-Lehrgang, der aber zeitgleich verlief!

    Unter Aufhebung der mit Verfügung SS-FHA, Amt XI (2) Az. 22b16/Amt II/Org,IE/III/4 v. 22.8. 44 und SS-FHA, Amt XI (2) Az. 22b16/16/Amt II/Org,IE/III/4 v. 4.9.44 ausgesprochenen Kommandierungen zum 17.Kriegs-Junkerlehrgang an der SS-Junkerschule Prag wird für die Lehrgangsteilnehmer, die den Lehrgang bestanden haben, folgendes befohlen: …

    Zum 16./17.Oberjunkerlehrgang an der Flak-Art.Schule I, Rerik, (Bahnstation Kröppelin/Mekkl.) – Heereslehrgruppe - vom 2.1. bis 17.3.45 werden kommandiert:

    Standartenjunker Bach, Otto 08.10.23
    St.Ob.Ju. d.Res Bahning, Egon 05.12.21

    St.Ob.Ju. Haase, Hans-Oskar 15.02.23

    St.Ob.Ju. d.Res. Schlichting, Gerhard 02.07.24
    ….

    Inmarschsetzung der Teilnehmer am 16./17.Oberjunkerlehrgang an der Flak-Art.Schule I ist mit folgender Bekleidung und Ausrüstung zu erfolgen:
    Drillichanzug, Stahlhelm, Gasmaske mit Feld- und Üb.-Filter, soweit möglich die entsprechende LDV. …

    Die Lehrgangsteilnehmer, die zu den Oberjunkerlehrgängen kommandiert werden, sind durch die SS-Junkerschule Prag in der Zeit vom 15.12.44 bis 2.1.45 zu beurlauben. Es handelt sich hierbei um den vor Abstellung zur Feldtruppe zustehenden Einsatzurlaub /vgl. Befehl SS-FHA. B 31 d 10/Amt V/ IIb (7) 1670/44 geh.Kdos. vom 14.6.44).
    Rückmeldung der Lehrgangsteilnehmer aus dem Urlaub hat bei den betr. Oberjunkerlehrgängen am 2.1.45 zu erfolgen.
    Die Wehr- und Personalunterlagen sind durch die SS-Junkerschule Prag sorgfältig abzuschließen und an die Oberjunkerlehrgänge zu übersenden. Gez. I.A. (Krauß ?) SS-Hauptsturmführer

    Auch Schlichting muss dann nach dem 17.3.45 wie Haase über das SS-Flak-A.u.E.-Rgt eine Versetzungsverfügung bekommen haben, denn er scheint das Kriegsende nicht beim SS-Flak-A.u.E-Rgt in München erlebt zu haben …

    Ist mit dem „Ratzeburger See“ der hier gemeint
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ratzeburger_See

    Leider weiß ich nicht, w i e er hierhin gekommen ist … vielleicht war er bei der SS-Flak-Abteilung Kommando-Stab I „RF-SS“, die im Mai 1945 „im Raum Schwerin“ (Klietmann, S.407) genannt wird … ?(
    http://maps.google.de/maps?ie=UTF8&q…=0&iwloc=A&sa=X

    Herzliche Grüße Roland

    Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel - man weiss nie, was man bekommt. Forrest Gump

  • Roland,

    die Informationen sind ja viel besser als ich erwartet habe. Vielen Dank!!!

    Hast Du das original Dokument worin mein Opa nach Rerik kommandiert wurde???

    Auch, wo kann ich "Unser Wikingruf, 12/2007 erwerben???

    Nochmal, ich kann Dir gar nicht sagen wie dankbar ich bin für diese detaillierten Informationen.

    Sascha

    P.s. Ich habe noch mehr Information wie mein Opa zum Razteburge See gekommen ist. Bin aber gerade auf der Arbeit :-). Es kann auch gewesen sein das er in der I Flak Abteilung gewesen ist. Hast Du mehr Informationen über diese Abteilung???

    Danke!!!

    Edited once, last by smangs (April 12, 2010 at 9:56 PM).

  • Quote

    Danach war er in Muenchen-Freimann als Untersturmfuehrer (Ersatztruppenteil).


    Hallo Sascha,

    hier noch ein Foto (klick) von der Kaserne in München-Freimarn.

    Schönen Gruß
    Peter

  • Quote

    Original von smangsEs kann auch gewesen sein das er in der I Flak Abteilung gewesen ist.
    Danke!!!

    Hallo, die

    I./SS-Flak-Abteilung Kommando-Stab „RF-SS" war Ende 2'45 eingesetzt zum Schutz der Feld-Kdo.Stelle RF-SS "Birkenwald" (gleichzeitig Standort der Führ.Abt. der H.Gr.Weichsel)

    vermutlich war sie bis Kriegsende immer in der Nähe Himmlers eingesetzt...

    --

    lesenswert auch dies:
    http://forum-der-wehrmacht.de/thread.php?thr…hilightuser=556

    Uwe

  • Quote

    Original von schwarzermai

    lesenswert auch dies:
    http://forum-der-wehrmacht.de/thread.php?thr…hilightuser=556

    Uwe

    Uwe,

    vielen Dank für den Link. Mein Opa hat mir erzählt dass er den Führerbunker fuer kurze Zeit bewachen musste.

    #444. Schlacht_ und Gefechstbezeichnungen
    IV. )
    1.Batterie II.Flak-Abteilung/Kommandostab „RF-SS“
    1.4.44 – „Einsatz zum Schutz des Führerhauptquartiers“

    Uwe, hasst Du vielleicht eine Kopie (Scan) vom Verordnunsgblatt der Waffen-SS, 5.Jahrgang, Nr.15 vom 1.August 1944???

    Danke,

    Sascha

    Edited once, last by smangs (April 14, 2010 at 2:58 PM).

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