2./(H) Aufklärungsgruppe 10

  • Hallo,

    ich bin an allen verfügbaren Informationen zur 2./(H) Aufklärungsgruppe 10 interessiert. Mein Vater hat dieser Einheit vermutlich von Oktober 1938 bis Oktober 1943 angehört. Insbesondere wären Angaben über die Standorte während des Polen-, West, Balkan- und Russlandfeldzuges hilfreich, aber auch jedwede andere Information.
    Wer kann mir weiter helfen?

    MfG CharlieZulu

    Edited once, last by CharlieZulu (April 5, 2010 at 10:52 PM).

  • Vielen Dank, Windy,

    aber diese Links sind mir bereits bekannt und lassen etliche Fragen offen.
    1) Insbesondere hat mein Vater behauptet, im Dezember 1940 und Januar 1941 als Besatzungssoldat in Frankreich gewesen und bis nach Bordeaux und Biarritz gekommen zu sein. Mit den Angaben auf https://www.forum-der-wehrmacht.de/www.wk2.dk ist diese Aussage nicht vereinbar.
    2) Mein Vater scheint Balkan- und Russlandfeldzug zumindest von April 1942 bis April 1943 mitgemacht zu haben. Er kam direkt aus dem Kaukasus angereist, als meine Eltern am 17.04.43 heirateten (und sich zuvor mehr als zwei Jahre nicht gesehen hatten!). Einige Standorte gemäß https://www.forum-der-wehrmacht.de/www.wk2.dk kann ich weder per Google Earth noch auf andere Weise finden, selbst wenn man leichte Abwandlungen probiert. Und für den Rückzug ab Januar 1943 werden die Angaben äußerst schwammig.
    3) Die 2./(H) Aufklärungsgruppe 10 soll zum 01.04.43, also unmittelbar vor der Hochzeit meiner Eltern, in 2./ Nahaufklärungsgruppe 12 umbenannt, ins Reich nach Herzogenaurach verlegt und dort auf ein anderes Flugzeugmuster umgeschult worden sein. Genauere Angaben über den Zeitraum April - Oktober 1943 wären wünschenswert.
    4) Danach wurde mein Vater zur 6./Flieger-waffentechnische Schule 3, Großenbrode, versetzt. Auch darüber fehlen mir nähere Angaben.

    MfG CharlieZulu

  • Hallo CharlieZulu,

    habe ich mir schon gedacht (innerlich) - aber wir sind ja hier nicht allein...

    "Biarritz" (lag im besetzten Teil Frankreichs) hört sich eher nach Urlaub an.

    Das einzige Problem mit den Stationierungsortsnamen habe ich mit "Inkow"...

    Diese Probleme taten sich auch auf, als ich mich mit dem Griechenland-Feldzug beschäftigte. Die Originalquellen (OKW/L-Berichte etc.) schrieben den Namen des Ortes nach "Hörensagen" auf. Deshalb habe ich bei meiner Recherche sehr starken Wert auf die Berichte hinsichtlich der Bodenoperationen der zugeordneten Division/Korps gelegt. Die hat viele "Dinge" erklärt...

    Vielleicht regt ja unser Beitrag zu "mehr Antworten" an...

    Viel Erfolg bei der weiteren Recherche und beste Grüße aus Frühlings-Aachen,
    Windy

  • Hallo Windy,

    wenn es nur bei "Inkow" bliebe, einen Ort, den ich auch nicht identifizieren kann! Ich habe noch mehr Probleme mit:
    1) Novo Selczi. Es gibt Selci, was aber in Kroatien liegt (Gebiet des künftigen Feindes nach Lage der Dinge im März 1942), und Novo Selo im Dreiländereck Bulgarien-Rumänien-Serbien (plausibel und taktisch günstig).
    2) Dub. Es gibt einen Ort dieses Namens in Serbien, nahe der bosnischen Grenze, sogar heute noch mit Flugplatz, aber ist das plausibel?
    3) Tazinskaja kann ich nirgends finden, obwohl alle Staffeln der AufklGr 10 gleichzeitig dort gewesen sein sollen; andere Quellen nennen "Armawir" für den gleichen Zeitraum, was schon eher passt.
    4) Rowenki ist ebenfalls unklar, andere Quellen nennen "Orlowka", wofür es in der Gegend vier Alternativen gibt, davon eine auf der Krim und zwei nördlich des Asowschen Meeres.

    Auch für Ivankow und Borissowka gibt es jeweils drei plausible Möglichkeiten.

    Du scheinst da mehr zu wissen?

    MfG CharlieZulu

  • Hallo CharlieZulu,

    endlich Zeit ein paar Antworten zu Deinem Beitrag zu posten:

    zu 1.)
    Novoseltsi in Bulgarien (Vidin District).

    zu 2.)
    eský Dub im heutigen Tschechien (Okres Liberec). Eine Einheit der JG-3 war auch dort stationiert. Hostynne liegt in der Nähe.

    zu 3.)
    Tazinskaja im Nordkaukasus (Oblast Rostow).

    zu 4.) und weiter unten
    Rowenki und Borissowka in Zentralrussland (Oblast Belgorod).

    Vielleicht hilft es etwas weiter...

    Mit besten Grüßen aus Aachen,

    Windy

  • Hallo Windy,

    ganz vielen Dank für die hilfreichen Hinweise!

    1) Novoseltsi konnte ich finden, es liegt übrigens ganz in der Nähe des von mir vermuteten Novo Selo und passt von seiner Lage her gut in das strategische Bild.

    2) Ob mit "Dub" tatsächlich Cesky Dub/Tschechien, nach damaliger Sicht also ein Ort quasi im Reich gemeint sein kann, möchte ich trotz JG 3 bezweifeln. Warum sollte man mit viel Kostenaufwand eine fliegende Einheit im Mai 41 vom Balkan nach Hause holen, nur um sie kurz danach im Juni 41 gegen Russland loszuschicken? Ich tippe nach wie vor auf Dub/Serbien, auch wegen des dort noch immer vorhandenen Flugplatzes. Ebenfalls denkbar: Dobri Dub im Kosovo, einige km westlich von Pristina gelegen.

    3) Tazinskaja habe ich gefunden, mit dem heutigen Namen Tatsinskiy kam Google Earth nicht zurecht. Der Standort scheint im Zusammenhang mit Stalingrad eine bedeutende Rolle gespielt zu haben, er passt auch zu dem von mir vermuteten Rückzugsweg ab Dezember 42 mit Krasnodar als Umkehrpunkt, der von meinem Vater ausdrücklich erwähnt wurde. Von dort mit der Roten Armee im Nacken zuerst nach Tazinskaja (erobert 24.12.42) und dann nach

    4) Rowenki, von dem ich stark annehme, dass es nicht Rowenki/Russland, Oblast Belgorod, sondern Rovenky/Ukraine, 150 km westlich Tatsinskiy gewesen ist (erobert am 17.02.43). Von dort nach XXX oder direkt nach Herzogenaurach, das ist noch offen.

    5) Borissowka halte ich nicht für den Ort in Russland, Oblast Belgorod, weil das mit der Richtung des Hinwegs nicht gut passt: Warum sollte man zuerst von Charkow südöstlich nach Artemowsk, danach aber 200 km nördlich nach Borissowka verlegen? Ich persönlich glaube eher an den Ort Borysivka/Ukraine, auf der Krim und 410 km südlich Artemowsk gelegen. Von dort ist es nicht weit bis Krasnodar - es sei denn, Du hättest konkretere Informationen?

    6) Hinsichtlich "Inkow" hätte ich eine gewagte Hypothese: Ich vermute, der Rechercheur von https://www.forum-der-wehrmacht.de/www.ww2.dk hatte handschriftliche Quellen. Wenn man deutsche Schrift schlampig schreibt und der Leser Däne ist, kann man eventuell ein I mit einem Z verwechseln, beim n und u ist das sowieso leicht, weil ein u dasselbe wie ein n mit einem Überstrich ist! Könnte der Ort "Zukow" heißen? In diesem Fall gibt Google Earth ein Terrain namens Zhukov etwa 250 km nordöstlich Kiew an. Für Ivankiv gibt es drei Möglichkeiten in der Umgebung von Kiew. Von dort zuerst nach Zhukov, also in Richtung Kursk und Woronesch, und dann 260 km südöstlich nach Charkow, das ergäbe taktisch Sinn! Was hältst Du davon?

    Im übrigen: Glückwunsch! Wie hast Du Dir Deinen profunden Kenntnisstand erarbeitet?

    MfG CharlieZulu

    Edited once, last by CharlieZulu (April 16, 2010 at 9:30 PM).

  • Hallo CharlieZulu,

    danke für Deine netten Worte, aber ich schätze, Dein Wissensstand ist weit mehr "profund" als meiner...

    Nun, bei 1.) und 3.) sind wir uns einig. Bei 4.) bis 6.) ist Deine Argumentation sehr überzeugend. Nur bei 2.) gibt es noch "Klärungsbedarf".

    Für das XVIII. Gebirgskorps war der Griechenland-Feldzug am 27.4. vorbei (verblieb im Raum Athen), danach war nur die 5. Panzerdivision und die Leibstandarte SS „Adolf Hitler“ auf dem Peleponnes aktiv. Die Verluste der 2.(H)/10 betrugen nur 2 Maschinen mit den entsprechenden Besatzungen.
    Was sollte sie in Serbien/Jugoslawien? Dort war schon alles "gelaufen". Und wenn ein richtiger Flugplatz dort war/ist, waren bestimmt auch andere fliegenden Einheiten dort stationiert.

    Vielleicht kann jemand im Forum Klarheit in die Frage bringen oder eine E-Mail an mike35nj@yahoo.dk (falls er noch aktiv ist). Sein letzter redaktioneller Eintrag war im Mai 2006, die letzte Editierung die Änderung seiner E-Mailadresse in September 2009.

    Mit besten Grüßen aus dem "kondenzstreifenfreien" Aachen, Windy

  • Hallo Windy, und an alle Forumsteilnehmer!

    Hinsichtlich der Teilnahme meines Vaters am Balkan- und Russlandfeldzug scheint das Meiste nun wesentlich klarer. Mich würde abschließend noch interessieren, welchem Heereskorps/-division o.ä. die 2.(H)/Aufklärungsgruppe 10 als Nahaufklärereinheit zugeordnet war, damit ich vielleicht noch über die Heereseinheit weiter komme. Kann da jemand behilflich sein?

    Völlig unklar ist die Anwesenheit meines Vaters in Frankreich (Bordeaux und Biarritz) im Dezember 1940 und Januar 1941. Für die 2.(H)/10 ist dort kein Aufenthalt belegt. Andererseits kam mein Vater frisch vom "4. Waffenunteroffizier-Lehrgang 1940d für Stuka-/Aufklärerverbände" an der Waffenmeisterschule der Luftwaffe in Merseburg (Dokument liegt vor). Der Lehrgang dauerte vom 02.07. bis 16.11.40, und da mein Vater unmittelbar vorher an der Luftwaffen-Sportschule in Berlin-Spandau war, hat er weder die Besetzung Dänemarks und Norwegens noch den Frankreichfeldzug mitgemacht.
    Kennt sich jemand mit den Personalführungssitten der Luftwaffe aus? War es üblich, einen frisch absolvierten Lehrgangsteilnehmer erst mal in eine zumindest frontnahe Einheit zu versetzen (im November 40 gab es keinen akuten Waffengang, also evtl. Besatzungsdienst in Frankreich), bevor er wieder in seine Stammeinheit zurück ging? Für 2.(H)/12 bzw. 2.(H)/41 sind Aufenthalte in Biarritz für Februar 41 bzw. November 40 belegt. Wer hilft weiter?

    MfG CharlieZulu

  • Hallo

    Stationen der 2./(H)10

    Polenfeldzug laut Aufmarschanweisung "Fall Weiß"
    ----> bei der H.Gr.Nord unter dem AOK 3 - Bereitstellung Fliegerhorst Neuhausen

    nach dem Frankreichfeldzug im Rahmen der "Seelöwe"-Stationierungen
    Stand 15.12.40 ----> bei der H.Gr.A dem AOK 9 unterstellt

    Ostfeldzug
    Stand 24.6.41 ----> bei der 6.Armee unter dem XXXXIV.A.K.
    Stand 5.8.41 ----> bei der 6.Armee unter dem LI.A.K.


    Uwe

  • Hallo Windy,

    wir hatten beide Unrecht: "Dub" ist weder Cesky Dub/Tschechien noch Dub/Serbien, sondern Dub Komarow-Osada bei Zamosc, Südostpolen, etwa 100 km nördlich Lemberg/Lviv.

    Ich habe meine Suche auf http://forum.axishistory.com/viewforum.php?f=49 ausgeweitet. Dort gibt es jemanden aus Florida, der zur Geschichte der 2./(H) Aufklärungsgruppe 10 sehr detailierte Informationen beisteuern kann. Er hat Etliches bestätigt und mehrere Lücken geschlossen, weitere Details bedürfen noch der Rückfrage. Ich melde mich wieder im Forum, sobald ich mehr weiß.

    Danke auch an schwarzermai. MfG
    CharlieZulu

  • Hallo zusammen (und besonders: hallo Windy)!

    Hier einige abschließende Feststellungen auch für dieses Forum, nachdem ich bei forum.axishistory.com recht erfolgreich war:

    Eschweiler und Borissowka sind definitiv jeweils Orte eines Flugzeugabsturzes der 2./ (H) 10, ein Flugfeld gab es an diesen Orten nicht. Seit der Rückkehr aus Norwegen bis zum Einsatz in Craiova/Rumänien ist merkwürdig wenig bekannt und lediglich ein kurzer Stop an der Kanalküste im August 40 belegt. In Artemowsk gab es zwar einen Platz, es ist jedoch unsicher, ob er von dieser Staffel belegt wurde oder ob nur zufällig ein Absturz in seiner Nähe stattfand. Die Staffel war von Dez. 41 bis März 42 auf dem Flugplatz Charkow I stationiert, ab April 42 auf dem Platz Charkow-Voichenko zwecks Umrüstung von Hs 126 auf Fw 189 A.

    Einen Flugplatz namens "Inkow" scheint es nie gegeben zu haben, zumindest weist keiner der von irgendeiner Einheit der Luftwaffe benutzten Plätze im Osten die Anfangsbuchstaben "In..." auf.

    Nach dem gesicherten Aufenthalt in Krasnodar verlegte die Staffel im Dezember 42 nach Millerovo (und sehr wahrscheinlich nicht nach Tatsinskiy), einem Platz, der als Luftversorgungsbasis für Stalingrad erhebliche Bedeutung hatte, und von dort nach Rovenki/Ukraine, ca. 55 km südlich Lugansk (damals Voroshilograd). Nach einer Zwischenstation im Raum Gorlovka (heute Horlivka, Ukraine) wurde die Staffel zwecks Umrüstung auf Bf 109 nach Jesau/Ostpreußen zurückgerufen, befand sich aber zumindest im März 43 immer noch in der Ukraine (von wo aus mein Vater zu seiner Hochzeit nach Pommern fuhr).

    Die weitere Umrüstung auf Bf 109 soll sehr schleppend verlaufen sein. Ab Juni 43 befand sich die Einheit definitiv in Herzogenaurach, verfügte jedoch nach wie vor nur über wenige Fw 189 A und erhielt erst im Oktober 43 insgesamt 19 Bf 109 verschiedener Typen.

    Ein Aufenthalt um den Jahreswechsel 40/41 in Biarritz/Südfrankreich ist nach wie vor nicht belegt und daher ein offenes Problem. Kennt sich da jemand mit der Geschichte des VIII. Fliegerkorps im Zusammenhang mit dem "Unternehmen Felix" aus?

    MfG Charlie Zulu