Eisenbahnunfall mit Wehrmachtsangehörigen 1944 Litauen

  • Der Herausgeber der Zeitschrift "Baltic Railways Magazine" hat mich zu nachfolgendem Thema angesprochen. Leider konnte bisher bei eisenbahnspezifischen Quellen nichts hierzu gefunden werden. Vielleicht kann einer der Forumsleser Informationen hierzu beitragen, da auch Recherchen vor Ort keine weiteren Details als die untenstehenden erbracht haben.

    Gesucht werden Informationen zu einem Eisenbahnunfall 1944 in Litauen. Im Sommer 1944 war das Litauische Staatsgebiet noch von Deutschen Truppen besetzt. Im Juli oder August 1944 (genauer ist dies nicht bekannt) ereignete sich ein Eisenbahn-Unfall, bei dem - nach unserem Wissen - mehr als 100 Deutsche Offiziere und Soldaten starben.

    Wir wissen, daß sich der Unfall auf der Eisenbahnlinie Pagegiai (Pogegen) - Taurage (Tauroggen) - Radviliskis ereignete. Den konkreten Unfallpunkt kennen wir nicht, jedoch nach Erzählungen ereignete sich der Unfall zwischen Vidukle und Sienlaukis.

    Wir wissen, daß sich der Unfall am hellichten Tage ereignete. Der Unfall geschah wegen eines Stellwerksfehlers in Sienlaukis, wobei zwei Züge auf das gleiche Steckengleis geleitet wurden.

    Ein Zug war ein Krankentransport, der von der Ostfront Richtung Ostpreußen fuhr und Verwundete transportierte. Der andere Zug war mit Soldaten besetzt und hatte Munition geladen. Er kam von Ostpreußen und fuhr Richtung Front.

    Aus den Erzählungen wissen wir nur, daß es ein großer Unfall war und es dabei Explosionen gegeben hat. Während des Unfalls starben viele der Soldaten, nach Erzählungen nicht weniger als 100. Wo die getöteten Deutschen Soldaten begraben sind, wissen wir nicht.

    Vielleicht gibt es in Ihren Archiven irgendwelche Dokumente, Fotos und Zeugenaussagen zu diesem Ereignis. Wir wären Ihnen für jede Information dankbar. Vielen Dank.

  • Hallo Nagelnagel,

    unter

    http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/~bgwiehle/wiehle/wichtige2.htm

    finden sich diese Angaben:

    "Nach Beendigung seines Urlaubes fuhr Herbert am 20.1.1943 mit dem Urlauberzug zurück. Auf der eingleisigen Strecke Tauroggen-Schaulen fuhr dieser Urlauberzug auf, einen entgegenkommenden Urlauberzug zu und verunglückte Herbert tödlich am 22.1.1943 mit noch 80 Kameraden. Das Eisenbahnunglück ist auf große Fahrlässigkeit Bahnbeamter zurückzuführen. Herbert ist auf dem Heldenfriedhof in Schaulen in mitten seiner achtzig Kameraden beigesetzt."

    Viele Grüße
    Bernhard

  • Hallo Bernhard,

    vielen Dank für ihren Hinweis.

    Der gesuchte Unfall fand allerdings den vorhandenen Informationen zufolge im Sommer 1944 statt. Zudem waren keine Urlauberzüge, sondern diesen Informationen nach ein Munitionstransport und ein Verwundetenzug betroffen. Die Information zur Bahnstrecke stimmt jedoch in etwa überein.

    Insofern zur Klärung vielleicht die Frage, welche dt. Truppeneinheiten im Sommer 1944 im Raum Tauroggen / Siauliai aktiv waren - vielleicht läßt sich über entsprechende Unfall- oder Verlustmeldungen die Frage klären, ob es zwei Unfälle gab (Jan. 1943 und Sommer 1944) oder ob es vielleicht nur ein Unfall war und die örtlichen Informationen im Laufe der Zeit oder durch falsche Überlieferung verändert wurden.

    Vielen Dank.

  • Hallo Bernhard_63 - ich kann mir nicht vorstellen das in der Zeit ab 15.08.44 noch ein Zugverkehr zwischen Tauroggen und Schaulen stattfand. Begründung: Die 14.PD wurde am 15/16.08.44 im Zug der Operation "Cäsar" in Tauroggen ausgeladen - Kampfauftrag: Zusammen ua. mit der GD die Rollbahn bis Schaulen wieder frei zu kämpfen. Die Stecke zwischen Tauroggen und Schaulen war schon in Besitz der RA - Grenze ca. Ventoskanal - Fluss Venta - Kursanai

    Gruß - Alte61 - Achim

    Suche alles über die Pz.Aufkl.Abtl. 14 der 14.PD in Litauen ab 15.08.1944

  • Hallo Margarete ,

    ich habe all die Bücher die du suchst und noch andere,
    es gibbt ganz wenige Angaben zu Zugünglücken währen des II WK,
    Wenn Info's vorhanden sind dann in den "alten" Grenzen vor 1939.

    Ich vermute das Nachrichten dazu in den betreffenden ehemals besetzten Gebieten - wenn vorhanden - als Archivgut hinterlegt ist. Zum Beispiel bei den baltischen Bahnen, PKP und russischer Staatsbahn.
    Es könnte aber auch in Wehrmachtsberichten von Einheiten etwas dokumentiert sein,da zu dieser Zeit ja alles militärische Transporte waren.

    Ein Beispiel aus meinen 9 Büchern über Eisenbahnunfälle.

    Am 23.01.1945 nahe Maldeuten, Strecke Allenstein-Marienburg.
    Bei Fahren auf Sichtwar ein Flüchtlingszug auf einen Lazarettzug gefahren,dessen letzte Wagen zusammengedrückt wurden.Durchgebrochene Sowjetpanzer mit aufgesessener Infantrie sorgten dann für weitere Tode.Insgesamt sollen es mehrere Hundert gewesen sein.
    (Verlag Ritzau Katastrophen d. dt. Bahnen Teil II)

    Grüße Matthias

  • Hallo allerseits,

    und vielen Dank für die Informationen zur Anfrage.

    Ich habe einen Teil davon bereits an den Herausgeber von "Baltic Railways Magazine" weitergereicht (in Englisch), den Rest reiche ich heute nach.

    Man wird vor Ort in Litauen versuchen, mit eventuell noch vorhandenen Zeitzeugen die Frage zu klären, ob es (mindestens) zwei Unfälle gab - Januar 1943 und Sommer 1944 - oder ob sich im Laufe der Jahrzehnte vielleicht die Erinnerungen verfälscht haben und es sich nur um einen Unfall im Januar 1943 handelt. Eventuell lassen sich auf dem wiederhergestellten Kriegsgräberfriedhof in Siauliai Hinweise dazu finden, denn bei der in Frage kommenden Opferzahl (80 - 100) und der Möglichkeit, dass diese Opfer dort bestattet wurden, ist die Wahrscheinlichkeit doch in Ansätzen gegeben.

    In Bezug auf die Museen waren entsprechende Anfragen nicht erfolgreicher gewesen - soweit ich verstanden habe, wurde die Anfrage der Zeitschrift an das DB-Museum auch mit einer Kopie aus einem entsprechenden Buch beantwortet. Andere Eisenbahn-Museen bzw. Museen mit Eisenbahn-Abteilung konnten leider auch nicht weiterhelfen.

    Sollten sich neue Infos aus Litauen ergeben, werde ich diese hier veröffentlichen.

    Grüße,
    nagelnagel

  • Quote

    Original von nagelnagel
    Der Herausgeber der Zeitschrift "Baltic Railways Magazine" hat mich zu nachfolgendem Thema angesprochen. Leider konnte bisher bei eisenbahnspezifischen Quellen nichts hierzu gefunden werden.
    ...

    ..

    Gesucht werden Informationen zu einem Eisenbahnunfall 1944 in Litauen. Im Sommer 1944 war das Litauische Staatsgebiet noch von Deutschen Truppen besetzt. Im Juli oder August 1944 (genauer ist dies nicht bekannt) ereignete sich ein Eisenbahn-Unfall, bei dem - nach unserem Wissen - mehr als 100 Deutsche Offiziere und Soldaten starben.

    Wir wissen, daß sich der Unfall auf der Eisenbahnlinie Pagegiai (Pogegen) - Taurage (Tauroggen) - Radviliskis ereignete. Den konkreten Unfallpunkt kennen wir nicht, jedoch nach Erzählungen ereignete sich der Unfall zwischen Vidukle und Sienlaukis.
    ...

    ..
    Vielleicht gibt es in Ihren Archiven irgendwelche Dokumente, Fotos und Zeugenaussagen zu diesem Ereignis. Wir wären Ihnen für jede Information dankbar. Vielen Dank.


    Hallo nagelnagel
    hallo zusammen,

    zur Ergänzung, erlaube ich mir nachfolgende Kartenausschnitte einzustellen:

    Kartenausschnitt zur Strecke zwischen Vidukle und Sienlaukis (1939)
    http://www.bilder-hochladen.net/files/5yka-h2-jpg.html

    Kartenausschnitt zur Strecke zwischen Vidukle und Sienlaukis, Lage 25.07.1944
    [Blocked Image: http://www.bilder-hochladen.net/files/5yka-h3.jpg]

    Quelle: http://www.gutenberg-e.org/esk01/maps/LageOst25Jul44_lg.jpg

    Anhand der Frontlage Ende Juli 1944, scheint daher ein Bahnverkehr auf diesem Streckenabschnitt wahrscheinlicher, als einen Monat später (siehe
    http://www.gutenberg-e.org/esk01/maps/LageOst19Aug44_lg.jpg ).

    Kartenausschnitt zur Strecke zwischen Vidukle und Sienlaukis, heute
    [Blocked Image: http://www.bilder-hochladen.net/files/5yka-h4.jpg]


    Vielleicht finden sich im Litauischen Historischen Staatsarchiv, http://www.archyvai.lt/archyvai/chang…eId=1&pathId=59 , noch Unterlagen? Eine Anfrage wäre sinnvoll.

    Ich hoffe, mit diesen Angaben ein wenig helfen zu können?

    Grüße
    AlAvo

    Edited once, last by AlAvo (March 10, 2010 at 3:00 PM).

  • Ergänzend sei noch erwähnt das der Eisenbahnknoten Schaulen ab 27.7.44 nicht mehr zur Verfügung stand und eine Verbindung mit Riga nur noch über Memel - Prikule und den bedrohten Knoten Mitau möglich war. Demnach könnte dieser Unfall im Juli 44 vor dem o.g. Datum passiert sein.

    Quelle: Eugen Kreidler

  • Hallo allerseits,

    und vielen Dank für die Informationen.
    Ich werde mir die Sachen in den kommenden Tagen ansehen und insbesondere den Hinweis auf das Staatsarchiv verfolgen (bzw. klären, ob hier schon von Litauen aus angefragt wurde).

    Grüße,
    nagelnagel

  • Quote

    Original von nagelnagel
    Hallo allerseits,

    und vielen Dank für die Informationen.
    Ich werde mir die Sachen in den kommenden Tagen ansehen und insbesondere den Hinweis auf das Staatsarchiv verfolgen (bzw. klären, ob hier schon von Litauen aus angefragt wurde).

    Grüße,
    nagelnagel


    Hallo nagelnagel,

    vielen Dank für Deine Rückmeldung.

    Ist doch gerne geschehen und war mir ein Vergnügen!

    Vielleicht finden sich noch zu diesem Unfall, in deutschen Archiven (Stadtarchive oder Zeitungsarchive) Zeitungsmeldungen hierzu?


    Wünsche viel Erfolg bei den weiteren Bemühungen!


    Viele Grüße

    AlAvo

  • Quote

    Original von Matthias Köhler
    Hallo Margarete ,
    ich habe all die Bücher die du suchst und noch andere, ...
    Am 23.01.1945 nahe Maldeuten, Strecke Allenstein-Marienburg.

    Hallo, Matthias,

    sehe gerade, dass Du mich angesprochen hast. Ist mir irgendwie entgangen. Du bist also ein Bahn-Freak! :D
    Melde mich per PN, weil: passt nicht in dieses Thema.

    Lieben Gruß von Margarete
    auch an alle anderen

  • Werte Foren-Leser und Antwortschreiber,

    zuerst einmal nochmals vielen Dank für Ihre Antworten und Hinweise.

    Nachdem alle Hinweise verfolgt wurden und zuletzt auch die Deutsche Dienststelle auf eine entsprechende Anfrage geantwortet hat, bleibt als letzte Erkenntnis, dass sich der Unfall dann wohl 1943 ereignet haben müßte. Auch wenn es hierzu schon Kommentare gab, möchte ich nochmals fragen, ob jemand mit Blick auf das Jahr 1943 entsprechende Information hat. Leider war eine weitere Suche in Litauen auch aufgrund einer wohl schlechten Quellenlage und dem Fehlen von Aufgenzeugen nicht erfolgreich.

    Vielen Dank vorab für Ihre Geduld, aber auch für weitere Hinweise.

    Mit freundlichen Grüßen
    S. Nagel

  • Hallo, vielleicht kann ich helfen. Mein Opa war zu dieser Zeit als Zugführer der Reichsbahn ins Baltikum kommandiert, und ich bearbeite eben sein Tagebuch - deshalb stieß ich auch auf deinen Eintrag.

    Mein Opa schreibt 19.7.1944 von einer Fahrt ab Tauroggen die durch einen von Partisanen gesprengten Zug behindert wurde. Den genauen Ort konnte ich noch nicht entziffern. Müsste nach seinen Zeitangaben morgens passiert sein, da um 0800 bereits ein Hilfszug kam (der aber entgleiste wegen gelockerter Schienen - erneut Partisanen).

    Hilft das?

    Grüße Horst Angerer

  • Hallo Horst,

    danke für Dein Hilfsangebot. Zumindest was den User Nagel anbelangt solltest Du vllt. mit einer Mail Kontakt aufnehmen, da dieser hier offenbar seit 2010 nicht mehr im Forum aktiv war.

    Allgemein freut es mich als Eisenbahner, daß Du die Geschichten / Erinnerungen Deines Großvaters aufarbeitest. Dieser bereich ist bisher im allgemeinen noch sehr wenig betrachtet.

    Gehe ich recht in der Annahme, daß er Reichsbahner war ( "Blauer Eisenbahner"), oder war er als Soldat dort (Stichwort "Grauer Eisenbahner") ?

    Mit freundlichen Grüßen


    MunaLisa

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.

  • Hallo MunaLisa,

    Das mache ich.

    Ja, er war blauer Eisenbahner aus Linz/Österreich. Gj 1902, eingezogen im Juli 1944. Sein Einsatz startete 14.Juli 1944 mit der Fahrt von Linz über Wien nach Königsberg. Ich habe durch die Recherchen der ersten 3 Einsatztage schon sehr viel erfahren und gelernt. Meine Idee ist, das Tagebuch mit Bildern und Zusatzinformation aufzubereiten und für meine Kinder als Familienerinnerung drucken zu lassen. Ich kann mich auch an Fotos meines Opas erinnern, aber die sind wohl bei der Hausauflösung alle verloren gegangen. Wehrpass und Tagebuch sind noch vorhanden.

    Wäre es interessant wenn ich Informationen auch hier im Forum poste?

    Grüße Horst

  • Guten Abend Horst,

    schön, daß Du dir die Mühe und den Kindern die Freude machst. Auf jedenfall einmal später werden sie den "Wert" der Ausarbeitung erkennen..

    Gerne kannst Du eine Zusammenfassung bzw. Auszüge zu bestimmten Ereignissen hier einstellen ( ich kenne den Umfang der Aufzeichnungen nicht..).

    Auf jeden Fall wird so etwas hier seine interessierten Leser finden. Einen hast Du schon.

    Mit freundlichen Eisenbahner-Grüßen

    MunaLisa

    An Informationen zur Heeres-Neben-Muna Kupfer, Muna Siegelsbach, Muna Urlau, Muna Ulm und zur Aggregat 4 - speziell Logistik für den Verschuß und den Eisenbahntransport- interessiert.