Munition "schweres Wurfgerät 41"

  • Hallo,

    da ich über die Suchfunktion kein Thema gefunden habe eröffne ich ein neues zum o.g. Thema.

    Ich habe in einem Buch mit Zeitzeugenberichten über Stalingrad folgende Schilderung gelesen:

    Nach dem verschiessen der Wurfkörper ist in der Umgebung der Einschläge ein gelblicher Stoff verteilt gewesen, dieser wirkte sich extrem stark korrosiv auf Blech and Fahrzeugen und Panzern aus (Autor: "Das Blech sah nach kurzer Zeit wie aufgequollenes Holz aus." "In Bäumen sind faustgross geätzte Löcher drin").

    Stattgefunden hat dies in der Zariza Balka (Schlucht) vor Stalingrad.

    Der Auto beschreibt zudem das diese Munition danach nicht mehr eingesetzt wurde weil die Sowjetische Luftwaffe Flugblätter abgeworfen hat die besagen, dass sollte diese Munition erneut eingesetzt werden, würde ihrereits mit Gas geantwortet.

    Mehr Informationen stehen mir momentan nicht zur Verfügung da ich keine Details über die Laborierung der Ladung bzw. deren Zusammenserzung finden konnte.


    Kann jemand mehr dazu sagen oder hat technische Informationen
    für mich ?

    Ich würde mich sehr freuen wenn jemand mehr dazu beitragen kann.


    Grüsse aus dem Münsterland


    SturmPionier

  • Hallo allerseits,
    meiner Meinung nach handelt es sich bei der beschriebenen Substanz um weißen Phospor. Der ist hochgiftig und entzündlich, wurde (wird?) in Brandbomben eingesetzt und früher auch in Nebelmunition.

    Ich könnte mir vorstellen, dass da eine Werferbatterie eine Nebelwand legen wollte und hat da Nebelgranaten in hoher Zahl verschossen, auf engem Raum. Der darin verwendete weiße Phospor, der durch den Matsch und den Schnee in der Umgebung verunreinigt und so gelb wurde, frisst sich in Fahrzeuge, Panzer, Pflanzen etc. Dann war es vermutlich ein so nicht gewollter Nebeneffekt, der vll. dadurch auftrat, das übermäßig viele Werfer am Legen der Wand beteiligt waren.

    gruß
    tom

    "Man muß sich bemühen, die Mehrheit der Stimmen auf seiner Seite zu haben: Also beleidigt mir die Dummköpfe nicht!" Alexander Sergejewitsch Puschkin

  • Hallo,

    nach etwas nachdenken vermute ich, dass mit Flammöl geladene Munition verschossen wurde.
    Längenstreuung: 110m
    Breitenstreuung: 100m
    Inhalt der Wurfgranate: 50 l Flammöl.
    Wurfgerät 38/42 cm
    Weiteres sh. auch im LdW.

    Der Einsatz von Giftgas ist in Rußland nichts bekannt.
    Übrigens, wenn es Gelbkreuzgas bzw. Senfgas a. d. Gruppe Lost, Natobezeichnung: HD gewesen wäre, das auch in Werfergranaten verfüllt war, so ist anzumerken, dass dieses nicht gelb, sondern farb - und geruchlos ist.

    Gruß Karl

  • Guten Abend,

    ich danke euch allen für diese schnellen Antworten und das ihr mir weitergeholfen habt !

    Der Antsatz mit dem Flammöl klingt ganz vernünftig, das dort Nebenmittel verschossen wurden wurde lt. Autor nicht erwähnt. Es ist auch wahrlich nicht einfach aus diesen dünnen Informationen was rauszuholen.


    Wirklich ein super Forum, danke nochmal :)


    Grüsse


    SturmPionier

  • Quote

    Original von Karl Grohmann
    Hallo,

    soweit mir bekannt, könnte es sich bei gelben "Niederschlägen" um Schwefel ( - beimengungen) handeln.

    Gruß Karl

    Hallo,
    mir ist nichts davon bekannt das Schwefel eine derart zersetzende Wirkung erzielt, wenn überhaupt dann sicher nicht an Panzerfahrzeugen.

    Wenn keine Nebelwände gelegt wurden, dann stammte die gelbe Substanz aus den Brandgranaten der Werfer, vermute ich.

    Und durch die Verwendung dieser Brandmunition hat man sicherlich auch den Zorn der Gegenseite auf sich gezogen. Wenn mich nicht alles täuscht steht sogar etwas Ähnliches in Mansteins "Verlorene Siege". Laut Manstein drohten die Soldaten der roten Armee in dem Frontabschnitt mit einem Vergeltungsangriff mit Gas, sollte noch einmal die Brandmunition eingesetzt werden.

    Das Feuer mit der Brandmunition wurde aber, soweit ich mich entsinne, nicht eingestellt, da ein Gasangriff der eigenen Seite wohl mehr Schaden zugefügt hätte als den Deutschen (mangelnde Anzahl an Gasmasken etc.)

    Auch im weiteren Kriegsverlauf ist ja die Brandmunition noch eingesetzt worden, oder? Und von "Vergeltungsgasangriffen" seiten der Sowjets ist mir auch nichts bekannt. Korrigiert mich bitte wenn ich falsch liege.

    Gruß
    tom

    "Man muß sich bemühen, die Mehrheit der Stimmen auf seiner Seite zu haben: Also beleidigt mir die Dummköpfe nicht!" Alexander Sergejewitsch Puschkin

  • Hallo Tom,
    die Sowjets haben aber auch Brandmunition (Phosphor) benutzt.Zum Beispiel im KTB der 208.ID steht zum 11.6.42

    Am Tage fdl. Artl.-Feuer auf dem linken und mittleren Div.Abschnitt und den Ortschaften im rückwärtigem Gebiet.
    Durch fdl. Phosphormunition starker Brandschaden in Dimitrijewka.Dabei sind 52 Häuser abgebrannt.

    Gruß Micha

    Suche alles zur 208.Infanterie-Division

  • Hallo Micha,
    ja, aber wie gesagt von Gasangriffen is ja nix bekannt oder? Von beiden Seiten nicht, im gesamten WK II gabs ja, soweit mir bekannt, nur einen Vorfall, nämlich im Polenfeldzug wo Gas zum Einsatz kam, und da wenn mich nicht alles täuscht von polnischer Seite (?).

    So, aber mal zurück zum Thema. Also können wir uns gütlich einigen dass es sich vermutlich um weißen Phospor handelte, weil bis jetzt is ja immer noch keine Antwort gekommen was denn jetzt richtig ist???

    gruß
    tom

    "Man muß sich bemühen, die Mehrheit der Stimmen auf seiner Seite zu haben: Also beleidigt mir die Dummköpfe nicht!" Alexander Sergejewitsch Puschkin

  • Hallo Leute,

    nach schnellen, nochmals zu überprüfenden Angaben, waren in der Zariza, auch Tsaritza, nach dem gleichnamigen Fluß genannten Balka, die 71, 297., 100., und 94 Jg. Div. im Einsatz. Über die Verwendung solcher Werfermunition habe ich BISHER NICHTS lesen können.
    Ich weise nochmals darauf hin, dass diese Angaben über die dort einges. Div. nochmals zu überprüfen sind.
    Ich halte nach derzeitiger Auffassung die Schilderung der sog. "Zeitzeugen" für unglaubwürdig oder falsche Einschätzung/Schilderung der verwendeten Munitionsart bzw. der Wirkung der Werfermunition.. ?(

    In Unwissenheit,
    Grüße von Karl

  • Quote

    Original von SturmPionier
    Ich habe in einem Buch mit Zeitzeugenberichten über Stalingrad folgende Schilderung gelesen:

    Nach dem verschiessen der Wurfkörper ist in der Umgebung der Einschläge ein gelblicher Stoff verteilt gewesen, dieser wirkte sich extrem stark korrosiv auf Blech and Fahrzeugen und Panzern aus (Autor: "Das Blech sah nach kurzer Zeit wie aufgequollenes Holz aus." "In Bäumen sind faustgross geätzte Löcher drin";).

    Stattgefunden hat dies in der Zariza Balka (Schlucht) vor Stalingrad.

    Der Auto beschreibt zudem das diese Munition danach nicht mehr eingesetzt wurde weil die Sowjetische Luftwaffe Flugblätter abgeworfen hat die besagen, dass sollte diese Munition erneut eingesetzt werden, würde ihrereits mit Gas geantwortet.

    Hallo,
    ich glaube da ist der Autor irgendeiner Geschichte aufgesessen, etwas wie die Pressluftgranaten, die nichts mit Pressluftgranaten zu tun hatten, sondern die tödliche Wirkung durch den ständigen Über-/Unterdruck der Explosionen der Werfergranaten im Zielgebiet hervorriefen.
    Hier steht etwas zu den auf deutscher Seite verwandten Raketenwerfern
    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Waffen/raketenwerfer.htm
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo,

    als Ergänzung zu den Ausführungen von Rainer noch das hier:

    "Hierzu kam, dass bei Massenfeuer auf einen Geländeabschnitt die durch die Detonation entstehenden Zonen hohen Drucks mit Zonen niederen Drucks untermischt waren. So ist die Tatsache zu erklären, dass besonders zu Beginn des Russlandfeldzuges viele Gegner ohne äußerlich sichtbare Verletzungen in ihren Schützenlöchern tot aufgefunden wurden: ihre Lungen waren durch den beim Einsatz dieser Munition entstehenden Unterdruck geplatzt."*

    Gruß, Stefan

    *Quelle: Hans Rielau, "Geschichte der Nebeltruppe", Köln 1965 (Seite 144 f)

    "Es gibt nichts, was ein deutscher Offizier nicht kann!" (Oberst Manfred v. Holstein)

  • Quote

    Original von SturmPionier

    Ich habe in einem Buch mit Zeitzeugenberichten über Stalingrad folgende Schilderung gelesen:.....

    Hallo nur mal so wie heißt das Buch kommt mir bekannt vor.

    Das Zitat "etwas" gekürzt...Huba

  • hallo,

    wenn man den Links nachgeht trifft man auch irgendwann auf den Begriff des Abprallerschießens, was anscheinend besonders gefürchetet war.

    Ich kann mir darunter aber nicht besonders viel vorstellen und die Beschreibung im Lexikon hat mir auch ned allzuviel weitergeholfen. Kann zu dem "Abprallerschießen" wer was genaueres sagen? Wurde das dann teilweise auch extra gemacht oder kam das nur gelegentlich sozusagen als Nebeneffekt vor?

    gruß
    tom

    "Man muß sich bemühen, die Mehrheit der Stimmen auf seiner Seite zu haben: Also beleidigt mir die Dummköpfe nicht!" Alexander Sergejewitsch Puschkin