Luftbetankung im Zweiten Weltkrieg

  • Hallo,

    an dieser Stelle http://forum-der-wehrmacht.de/thread.php?thr…htuser=0&page=2

    hatten wir mal das Thema Luftbetankung angerissen.

    Für mich war es total neu, daß die Luftbetankung schon im Zweiten Weltkrieg möglich war.

    Nun fand ich in der Zeitschrift "Der Adler" von 1939 den beigefügten Artikel, der aufzeigt, daß die Engländer scheinbar noch früher dazu befähigt waren.

    Interessant wäre, ob jemand weitere Informationen über Luftbetankungs-Einsätze im 2. Wk hat.

    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo,

    Ich habe gerade noch einen kleinen Hinweis auf die dt. Bemühungen gefunden.

    Aus: Mühlbauer, Wolfgang: Messerschmitts Reichweitenwunder Me-264., In: Fliegerkalender 2006, S. 62ff

    "..., und das Projektbüro begann schon früh mit Untersuchungen zur Leistungsverbesserung. Man arbeitete Konzepte mit Luftbetankung... aus."

    Diese Arbeiten müssen sich um 1942 abgespielt haben.

    Viele Grüße
    Steffen

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

  • Hallo Steffen!


    Quote

    Nun fand ich in der Zeitschrift "Der Adler" von 1939 den beigefügten Artikel, der aufzeigt, daß die Engländer scheinbar noch früher dazu befähigt waren.

    Nach Griehl waren es die Amerikaner, die in den 1920er Jahren als erste eine Luftbetankung durchführten. [1]


    Eine gute Zusammenfassung über die Entwicklungsanstrengungen auf diesem Gebiet bietet Griehl.

    Ansonsten die relevanten Typendokumentationen: Kössler, Karl; Ott, Günther: Die großen Dessauer - Junkers Ju 89, Ju 90, Ju 290, Ju 390, Planegg 1993 und Forsyth, Robert; Creek, Eddie J.: Messerschmitt Me 264 Amerika Bomber: The Luftwaffe's Lost Transatlantic Bomber, Surrey 2007

    Die Aktenlage zu (etwaigen) Testversuchen und Erprobungsergebnissen nach 1943 ist sehr schlecht. Zur Einsatzreife gelangte ein Luftbetankungsverfahren jedoch nicht mehr.

    Interessanter, als die technische Komponente, finde ich bei diesem Thema aber ohnehin die damit verbundenen militär-politischen Planungen. Also eine Möglichkeit zu schaffen, das amerikanische Festland angreifen zu können.


    [1] Griehl, Manfred: Luftwaffe over America: The Secret Plans to Bomb the United States in World War II, New York 2006


    MfG

    Whoever saves one life, saves the world entire.
    Talmud Jeruschalmi

  • Hallo,

    Rote-Kapelle,

    Danke noch für die weiteren Infos.
    In der Tat sind die Fernstflugzeug-Planungen der Wehrmacht recht interessant.

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    Anbeir noch ein Artikel aus: Der Adler 18/1941.

    Interessanterweise ist bei diesem beschriebenen Verfahren das Tankflugzeug unterhalb des zu betankenden Flugzeuges.

    Bisher kannte ich das Verfahren nur andersherum.

    Viele Grüße
    Steffen

  • „Luftbetankung und Flugzeugkoppelung im Flug. Felix Kracht, …, entwickelte die kühne Idee, Flugzeuge im Flug anzukoppeln. Als Erstes mußte ein Lösung gefunden werden, das hinter dem Schleppflugzeug frei flatterende Schleppseil zu stabilisieren. Nach vielen Versuchen wurde eine dreieckige Tütenform entwickelt, welche das Schleppseil völlig ruhig in der Luft liegen ließ. Nun galt es einen Mechanismus zu konstrukieren der es einerseits gestattete, das anzukoppelnde Flugzeug automatisch in die Dreieckstüte einzuklinken, andererseits aber in der Lage war sich jederzeit wieder aus der Koppelverbindung zu lösen. Diesen Mechanismus erprobte Erich Klöckner in mehreren Veruschen mit einer zweimotorigen Focke-Wulf Fw 58 Weihe, wobei eine Ju 52 als Schleppmaschine diente. Den Koppelmechanismus an einem rund 80 m langen Schleppseil fuhr eine Winde im Flug aus. Erich Klöckner versuchte dann mit der Weihe, in den Koppeltrichter einzuklinken. Das gelang nicht immer, und so mancher Propeller ging zu Bruch, wenn er ungewollt ins Schleppseil geriet. Doch schließlich klappte es und Verfahren sowie Mechanik wurden fortlaufend verbessert. Auf Grund der positiven Ergebnisse reifte der Gedanke, Jagdflugzeuge an Kampfflugzeuge anzukoppeln, sodaß diese sich bei Langstreckeneinsätzen einen eigenen Jagdschutz mitnehmen konnten. Am Einsatzort sollten sich die Jäger abkoppeln und den Kampfflugzeugen feindliche Abfangjäger vom Leibe halten. Nachdem der Bombenangriff beendet war, sollten sich die Jäger für den Rückflug wieder ankoppeln. … Mittlerweile war das Verfahren der Flugzeugkoppelung so perfektioniert worden, daß das geschleppte Flugzeug aus dem normalen Seilschlepp in den Kurzschlepp, ja sogar in den Starrschlepp genommen werden konnte. … Die erfolgreichen Koppelversuche zogen Überlegungen nach sich, angekoppelte Flugzeuge in der Luft zu betanken. Die DFS ließ eine spezielle Umpumpanlage entwickeln, die große Mengen Treibstoff in kurzer Zeit vom Mutterflugzeug in die angekoppelte Maschine pumpen konnte. Nach anfänglichen Tests bei der DFS wurden die weiteren Tests bei den Junkerswerken in Dessau durchgeführt. Dort gelang es, Luftbetankungen von einer als Tankflugzeug dienenden viermotorigen … Ju 90 V7 in eine am Tankgeschirr angekopopelte Fw 58 durchzuführen. Weitere erfolgreiche Versuche fanden am 12.11.1943 mit einer … Ju 290 (Werksnummer 0169) als Tankflugzeug und einer (weiteren) angekoppelten Ju 290 (Werksnummer 0170) statt. Sogar mit der riesigen sechsmotorigen … Ju 390 V1 wurden Luftbetankungen in Prag-Rusin durchgeführt. In Mont de Marsan fanden ab Mai 1944 Luftbetankungungsversuche mit Ju 290 A2 (Werksnummern: 0157 und 0158) statt. Die Luftbetankungungsversuche wurden bis Juli 1944 weitergeführt und dann wegen Benzinmangel untersagt und abgebrochen.“

    Quelle: Geheimprojekte der DFS, Horst Lommel

    Lommel führt im Quellenverzeichnis einige Aktenvermerkte und Erprobungs- und Abschlußberichte zu verschiedenen Tragschleppversuchen, mit verschiedenen Baumustern, auf.
    Versuche mit Flugbetankungen sind nicht explizit erwähnt.

    Lommel spricht weiter hinten in obigen Werk von Plänen die Schleusen des Suezkanals zu sprengen. Nach meinen Informationen hat der Kanal aber keine Schleusen, das machte mich doch sehr stutzig. Und so fragte ich in einem spezialisiertem Forum nach, ob mehr darüber bekannt sei.
    Die Antwort eines Users dort lautete wie folgt:

    Quote

    Die Luftbetankungsversuche bei Junkers mit den Ju 290/110169 und 110170 sind durch Flugbucheinträge und einen Bericht der Abteilung EFo (Abteilung Forschung von Boris v. Schlippe), Sachbearbeiter Dipl.Ing. Kurt Ulbricht, nachgewiesen. Flugzeugführer waren Dautzenberg und Matthies. Die Luftbetankungsversuche bei der FAGr.5 in Mont de Marsan mit 110157/158 sind in einem Dokument von GL/C-E erwähnt. Einzelheiten kenne ich nicht. War - glaube ich - nur eine Planung. Die Versuche bei Junkers wurden von einer Ju 87 aus gefilmt. Der damalige Leiter der Junkers-Filmstelle, Herr Hatry, sagte mir vor einigen Jahren, dass die Filme wohl noch in irgendeinem Archiv vorhanden wären. Habe da aber noch nicht weiter nachgeforscht.


    Ju 90 und Fw 58 waren Schlepp- bzw. Flugkoppelungsversuche, die Junkers in Zusammenarbeit mit der DFS durchführte. Hanna Reitsch war zu diesem Zwecke mehrfach in Dessau. Ein interessantes Thema, das noch der Aufarbeitung harrt.

  • Hallo,

    nur mal so zur Information, daß die abgebildeten Flugzeuge noch die alte Kennzeichnungsform tragen, die nur bis 1934 geführt wurde... Danach wurde alles auf die neue Norm der Form D-nnnn überführt und die Flugzeuge in Lastklassen A, E, I, O, U und Y aufgeteilt.

    Damit sind die Fotos älter, als sie uns der "Adler" glauben machen will...

    Grüße
    Fred

    Halle/Saale: Heeres- und Luftnachrichtenschule // Siebel Flugzeugwerke

  • Hallo,

    was wisst Ihr über die Luftbetankung im Krieg -wurde sowas überhaupt gemacht.

    Ich weis das sowas erprobt wurde, aber wurde es eingesetzt oder war die Technik noch nicht ausgereift?

    LG Litz

    Suche alles zur Festungs-Brigade 963,vor allem aber zum V.Festungs-Infanterie-Bataillon 999

  • Hallo Litz,

    es wäre hilfreich, wenn manchmal VOR einen neuen Frage einfach mal die Suchfunktion DIESES Forums bemüht würde8o.....

    Auch wäre es angenehm, wenn der Fragesteller DAS mitteilt, was er SELBST schon weiß bzw. ermittelt hat.

    Im Kapitel "Waffen der Luftwaffe" findet sich der Thread "Luftbetankung im 2.Weltkrieg" vom 23.11.2009, in dem sehr ausführlich mit Texten, Links und Fotos wohl alle Fragen beantwortet werden.....

    Beste Grüsse

    Ingo