• Hallo,
    ich bin neu angemeldet, weil ich etwas darüber erfahren möchte, wo mein Vater im Krieg eingesetzt war (ich habe vor kurzem eine Lesung von Sabine Bode über Kriegskinder gelesen). Außerdem habe ich ein Soldbuch (Zweitschrift) meines Vaters gefunden.

    Aus (wenigen) Erzählungen weiß ich, dass mein Vater in Russland bei der Artillerie gekämpft hat. Er hat auch einen Rückzug über die Weichsel mitgemacht.
    Er wurde am 11.10.44 im Lazarett Wien VI nach einer Verwundung aufgenommen.
    Nach der Entlassung aus dem Lazarett in Ziegenhals 23.1.45 und kurzem Urlaub wurde er nach Frankreich verlegt und geriet dort in Gefangenschaft.
    Mein Vater wurde m. W. 1941 eingezogen. Das die Soldbuch-Zweitschrift erst 1945 ausgestellt wurde, sind dort nicht viele Angaben. Vermutlich war er beim Art. Reg. 306 9. Batt. (Angabe ist durchgestrichen). Wo war das eingesetzt ???

    Die Beschriftung der Erkennungsmarke lt. Soldbuch lautet:
    2. schw. AEA (mot) 59-5115. Das ist vermutlich die Einheit, der er 1945 in Frankreich zugeteilt wurde (?).

    Im Soldbuch finde ich noch eine schwach lesbare Angabe:
    Depot 222 Fort de NOISY-LE-SEC
    Région de Paris
    War das wohl der Ort der Gefangenschaft? Allerdings hat er auf einem Bauernhof gearbeitet.

    Noch eine Frage zum Schluss:
    Mein Vater kam im Juli 1948 aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause. 1956 bekam er eine Entschädigung gem. §17 KgfEG für die Zeit der Gefangenenschaft - aber nur für die zeit vom 1.1.47 bis 31.7.48. Warum nur für diesen Zeitraum? Warum gab es keine Entschädigung für die Zeit ab 1945?

    Über Auskünfte würde ich mich sehr freuen.

    Horst Scharn

  • Servus Horst,

    weil ich es gerade sehe:
    Zum Artillerie-Regiment 306 findest du für den Anfang hier etwas:

    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/ArtReg/Gliederung.htm

    Gruß Eddy

    Nachtrag:
    Die Erkennungsmarke besagt die

    2. Batterie / schwere Artillerie-Ersatz-Abteilung (motorisiert) 59

    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/A…/Gliederung.htm

    Gruß Eddy
    Suche alles zu 143. Reserve-Division und Füsilier-Bataillon 217.

    Edited once, last by ehansl02 (November 9, 2009 at 3:44 PM).

  • Hi Edy,
    danke für den Hinweis, Im Lexikon finde ich die Angabe, dass das Regiment in der Südukraine eingesetzt war. Mein Vater ist mit Geschütz über die zugefrorene Weichsel nach Westen gezogen, da passt die Südukraine nicht ganz.

    Horst

  • Hallo Horst,

    die Angaben von edy werden richtig sein. Du sagtest ja, dass die Eintragung gestrichen sei. Meine Vermutung geht dahin, dass dein Vater, während seine Einheit (wie auch zu lesen) in der Südukraine aufgerieben wurde, noch im Lazarett war. Das würde die Streichung der Einheit im Soldbuch erklären.

    LG
    Dirk

    StUffz a.D 1.PzGrenBtl 322 später 1.FmBtl 130

    Edited once, last by Dirk (November 10, 2009 at 12:03 AM).

  • Hallo Horst,
    ich glaube es wäre besser Du stellst einen Antrag bei der WAST.
    Wie es geht siehst Du hier
    https://www.forum-der-wehrmacht.de/thread.php?threadid=12

    Es sind doch so ein paar ungereimten bei.Zum Beispiel schreibst Du "MEIN VATER IST MIT GESCHÜTZ ÜBER DIE ZUGEFRORENE WEICHSEL NACH WESTEN GEZOGEN".
    Wann soll das gewesen sein?
    Dein Vater wurde doch schon im Oktober 44 verwundet,ich kann mir nicht vorstellen das da die Weichsel schon zugefroren war.Im Januar 45 wurde er dann aus dem Lazarett entlassen,da könnte die Weichsel zugefroren sein aber er kam nicht mehr an die Ostfront sondern an die Westfront.
    Verstehe mich bitte nicht falsch,ich will Deinen Vater bestimmt nicht zu nahe treten,vielleicht hat erwas durcheinander gebracht.Ich habe das oft bei meinen Opa erlebt.

    Gruß Micha

    Suche alles zur 208.Infanterie-Division

  • Hallo Horst,

    das Depot 222 (also ein franz. Kgf-Lager) war, wie der Soldbucheintrag richtig widergibt in Fort-de-Noisy im Departement Seine in der 22. Militärregion Region de Paris. Im Sommer 1946 waren dort ca. 6000 Kgf. interniert von denen 71% im Arbeitseinsatz waren. Die wichtigsten Arbeiten waren:
    Industrie, Forst- und Holzarbeiten, Landwirtschaft und Arbeiten für die franz. Armee.

    Das passt ja ganz gut zu den Angaben, denn oftmals wurden die Kgf. auch auf Einzelhöfen in der Landwirtschaft eingesetzt. Dazu kam, daß sich 1947 viele Kriegsgefangene freiwillig in ein "freies" Arbeitsverhältnis begaben. Damit konnten sie aus den Kgf-Lager entlassen werden, musste sich aber verpflichten für 12 Monate, an einen Arbeitgeber gebunden, in Frankeich zu bleiben und zu arbeiten. Diese "freien Arbeiter" wurden oftmals in der Landwirtschaft eingesetzt.
    Möglich, daß er dafür auch die Entschädigung bekam. Möglicherweise, war ihm sein vertraglich zugesicherter Lohn nicht oder unvollständig gezahlt worden.

    Viele Grüße
    Steffen

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

  • Hallo Micha,

    mein Vater hat zu Hause nicht über den Krieg gesprochen, aber eine Begebenheit hat er doch erzählt, und zwar dass er erlebt hat, dass ein zugefrorener Fluss (ich habe da die Weichsel in Erinnerung) überquert werden musste. Er erlebte, dass das Nachbargeschütz mit Kameraden und Pferden im Eis einbrach und unterging und keine Hilfe möglich war. Das hat sich mir sehr eingeprägt.
    Wenn ich mir die Daten anschaue, kann ich mir auch keinen Reim auf den Zeitpunkt machen. Ich habe vor einigen Tagen deshalb auch einen Antrag an die Dienststelle abgeschickt, um über den Kriegseinsatz meines Vaters Klarheit zubekommen.

    Hallo Steffen,

    danke für die Bestätigung und die Infos über das französische Lager. Der Name ist nur ganz dünn mit Bleistift auf der letzten Seite eingetragen. So weiß ich, was das zu bedeuten hat.
    Dass er nach 1947 verlängert hat, mag ich kaum glauben, da zu Hause eine 4-jährige Tochter auf ihn wartete, die er noch nicht gesehen hatte.
    Mein Vater war Anfang 1945 vermutlich in Südfrankreich eingesetzt, da er auf einem Foto zu sehen ist, das auf der N559 nahe St. Cyr bei Toulon gemacht wurde. Bei Kriegsende scheint er dann in das Lager bei Paris gelangt zu sein.

    Bezüglich der Entschädigung nach dem KgfEG: Lt. §3 wurden Entschädigungen für die Zeit der Kriegsgefangenschaft erst vom Stichtag 1.1.1947 an gezahlt. Mein Vater erhielt 1956 somit für 19 Monate 570 DM (30 DM je Monat). Für längere Gefangenschaften gab es höhere Monatsbeträge. Somit entspricht die Höhe der Entschädigung der gesetzlichen Regelung.

    Vielen Dank für eure Antworten!

    Horst

    Edited once, last by Horst.Scharn (November 9, 2009 at 10:10 PM).

  • Hallo Horst,

    Gerne geschehen.

    Wegen des freiwilligen Arbeitsverhältnisses.
    Schwierig zu sagen. Im Frühjahr 1947 veröffentlichten die Franzosen eine Liste "Termin und Reihenfolge der Entlassung der Kriegsgefangenen".
    Lt. dieser Liste gab es 10 Kategorien, die sich nach Lebensalter und Kinderanzahl richtete.

    Ich nenne nur mal die beiden letzten:

    9 - Kgf, die am 1.1.1947 das 40. Lebensjahr überschritten haben - Entlassung Jan-Mrz. 1948

    10 - Kgf. Väter von 3 Kindern; Entlassung ab April 1948


    D.h. Deinem Vater war bewusst, daß er wenn er in regulärer Kgf. bleibt frühestens nach der Entlassung der Kgf. der 10. Kategorie, dh. frühestens Sommer 1948 entlassen wird.

    So könnte er sich gedacht haben, wenn ich sowieso noch bleiben muss, dann als freier Arbeiter.
    Viele Kgf. erhofften sich durch die Annahme eines solchen Vertrages, bessere Lebensbedingenen, Ernährung und Unterkunft, Lohn etc. Nicht immer wurden diese Hoffnungen erfüllt, aber immerhin gewannen sie ja ein großes Stück pers. Freiheit zurück. Viele betrachteten auch den Lohn als Grundstock für den Neubeginn in Deutschland usw.

    Also, was ich damit nur sagen will, die Annahme eines solchen Arbeitsverhältnisses sagt nichts über den Wunsch nach Heimkehr aus, sondern war häufig eine Möglichkeit sich die Zeitspanne, auf die man keinen Einfluss hatte, lebenswerter zu gestalten.

    Viele Grüße
    Steffen

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

    Edited once, last by Papa (November 9, 2009 at 11:59 PM).

  • Danke Steffen,
    deine Information klingt ganz plausibel, da mein Vater ja regelgerecht im Sommer 48 entlassen wurde.
    Ich hatte mich nicht mehr gemeldet, da ich auf eine Antwort mit dem Einsatzverlauf der Dienststelle wartete, aber da sie noch nicht gekommen ist, sage ich schon mal danke und melde mich wieder, wenn ich was Neues höre.

    Ich weiß halt so wenig, da meine Mutter alle Briefe aus der Zeit vernichtet hat. Zwar hat sie meinen Vater 44 während seines dreimonatigen Aufenthalts im Lazarett besucht, ich kenne aber die Verwundung oder Krankheit nicht (kann man darüber Informationen bekommen? ReLa Wien und Ziegenhals lt. Soldbuch).
    Und ich bin so verwundert, dass mein Vater (wie schon erwähnt ,41 eingezogen) zuerst in bei der Artillerie in Russland, aber 1943 schon nach Südfrankreich versetzt ist.

    So long

    Horst

  • Quote

    Original von Horst.Scharn
    Und ich bin so verwundert, dass mein Vater (wie schon erwähnt ,41 eingezogen) zuerst in bei der Artillerie in Russland, aber 1943 schon nach Südfrankreich versetzt ist.


    Hallo,
    über Versetzungen darf man sich nicht wundern. Mein Vater war in Frankreich stationiert, meldete sich freiwillig zum Afrikakorps und wurde in den Raum Kirkenes versetzt. Wenn ich mir seinen Wehrpass und das von der WASt erhalte ansehe, so ist er mindestens zehn Mal versetzt worden, teilweise unter einem Monat in einer Einheit, der Rekord ist fünf Tage.
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Hi Horst,

    es könnte sein, daß sich in den Archivbeständen "Deutsche Wehrmacht"
    in Wien die Krankenunterlagen Deines Vaters finden lassen.

    Alle Angaben, um Auskunft zu bekommen, findest Du hier.

    Gruß, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo Steffen,
    danke für deine Erläuterungen. Da mein Vater "regelgerecht" im Juli 48 freigekommen ist, würde der freiwillige Arbeitseinatz dazu passen. Ich kenne zwar die Zustände in dem Lager nahe bei Paris (Fort de NOISY-LE-SEC) nicht, aber gut möglich, dass er lieber auf dem Land gearbeitet hat. Es gibt drei Fotos, auf denen er dort mit Kameraden (?) abgebildet ist.

    Ich bin auf die Mitteilung von Wast gespannt. Was ich mir gar nicht erklären kann ist, dass er 1943 als Artillerist nach Südfrankreich versetzt worden ist, obwohl doch zu dieser Zeit sicherlich jeder Mann in Russland gebraucht wurde. Es war sicherlich zu seinem Glück, da ich mir vorstelle, dass er zu dieser Zeit dort ein ruhigeres Leben hatte, als in der Ukraine bei der Artillerie.

    Danke Kordula,
    Mail an He. Roman Eccher mit Kopien von soldbuch und Sterbeurkunde
    ist unterwegs.

    Ich melde mich wieder, wenn ich Neuigkeiten habe.

    Horst

    Edited 4 times, last by Horst.Scharn (November 24, 2009 at 1:08 PM).