Überstellungen von Angehörigen der Luftwaffe zur Waffen-SS

  • Hallo Uwe,

    Quote

    Es wird also..

    Eine solche Formulierung bedeutet für mich, daß Du damit Bezug auf das vorher zitierte Schreiben nimmst.

    Außerdem wurde das doppelarmige Hakenkreuz eben nicht vorgeschlagen, sondern taucht erstmals (evtl. hast Du da ja noch andere Quellen) als Anordnung in dem Befehl vom 27.6.1944 auf.

    Aber sei es drum. Dies sind ja nur Nickligkeiten.

    Mehr interessieren würde mich, ob Du meiner korrigierten Zusammenfassung zustimmst.

    Viele Grüße
    Steffen

    "Man besucht ja nur sich selber, wenn man zu den Toten geht" (Kurt Tucholsky)

  • Hallo habe mal eine Frage. Wurden Soldaten der Wehrmacht oder der Luftwaffe 1944 in den KZ als Wachmannschaften hingestellt ohne in die SS übernommen zu werden?
    Liebe Grüße

  • Hallo Lucas,

    Quote

    Wurden Soldaten der Wehrmacht oder der Luftwaffe 1944 in den KZ als Wachmannschaften hingestellt ohne in die SS übernommen zu werden?

    warum fragst du(Hintergrund?) denn so allgemein ist die Frage nicht zu beantworten

    Gruss Dieter

  • Servus Uwe und Andreas,

    ich entdeckte jetzt erst Euren Beitrag aus 2009.

    Grenadier-Divisionen (Später VGD) 541-553, sowie 558, 559, 561, 562

    Ich nehme an dir liegt der Befehl nicht vor? Die anderen Wehrmachsteile fehlen dann noch...

    Ihr seid Euch da einig, dass nicht nur LW Soldaten an die Waffen SS z.B. für Wachaufgaben übergeben wurden. Nach einem Führerbefehl sollen es Divisionen der 29. Welle gewesen sein, wie im Zitat aufgeführt.

    Ist Euch für andere Divisonen auch sowas bekannt?

    Mir geht es konkret um einen im Januar 1945 vermissten Soldaten, der im Gren Ers-und Ausb Btl 19 in der übergeordneten Divison 467 als letzte bekannte Einheit war.

    Es wird vermutet und gemunkelt, dass er der SS zur Bewachung in Auschwitz überstellt wurde, offiziell gibt es aber nix!

    Ist Euch bekannt, ob auch aus dieser Einheit WM-Soldaten an die SS abgestellt wurden?

    Vielleicht könnt Ihr durch Euer Wissen zur Schicksalsklärung beitragen!

    Gruß Hans

    Edited once, last by DokuWH (September 16, 2020 at 6:53 PM).

  • Hallo ja ich habe gelesen dass 1945 im KZ Neugamme Soldaten der Wehrmacht als Wachmannschaften eingeteilt wurden vor allem alte Soldaten die oft nicht mehr Kampffähig waren. Ich dachte immer dass die Soldaten der Wachmannschaften aus der Wehrmacht z.b kommen aber eben dann in die SS übernommen wurden.

  • Hallo Lucas,

    Quote

    Hallo ja ich habe gelesen dass 1945 im KZ Neugamme Soldaten der Wehrmacht als Wachmannschaften eingeteilt wurden vor allem alte Soldaten die oft nicht mehr Kampffähig waren.

    ich weis nicht ob das so klar ist deshalb nochmal in klaren Worten. Wenn hier diese Thematik diskutiert werden soll reicht es nicht mit eine lapidaren Satz wie, "Ich habe gelesen...... "

    zu beginnen. Eine eigenständig Grundrecherche ist bei dem Thema zwingend und wenn die Basics klar sind kann man anfangen die Sachen auf Plausibilität abzuklopfen.

    Auf keinen Fall geht das mal so eben mit dem I Phone auf der Couch

    Gruss Dieter

  • Friedrich Berger, geb. 1925 in Bargen, heute Ortsteil der Gemeinde Erfde im Kreis Schleswig-Rendsburg, war als Maschinengefreiter der Kriegsmarine ab 23. Januar 1945 dem Wachpersonal des KZ Neuengamme in den Außenlagern in Meppen-Versen und Meppen-Dalum zugeteilt, die zu den "Friesenwall"-Lagern gehörten. Im März 1945 wurden beide Lager aufgelöst und die Häftlinge per Bahn oder in Fußmärschen ins Hauptlager Neuengamme zurückgeführt. Die Kriegsmarine-Bewacher wurden anschließend zu anderen Marineverbänden ohne Bezug zum KZ-System versetzt oder bekamen neue Bordkommandos.

    Wie kam es dazu, dass Marineangehörige zu Wachmannschaften eines Konzentrationslagers gehörten? Im Herbst 1944 hat im KZ Neuengamme ein umfangreicher Personalaustausch stattgefunden. Angehörige des Wachpersonals wurden auf Waffen-SS-Verbände in Frankreich verteilt. Als Ersatz erhielt das KZ Neuengamme Soldaten aus allen Wehrmachtteilen. Gleichzeitig expandierte das Außenlagersystem des KZ Neuengamme. Dem gestiegenen Bedarf an Bewachungspersonal wurde entsprochen, indem die Wehrmacht Soldaten abstellte. Die Hälfte des Wachpersonals des KZ Neuengamme bestand damit ursprünglich nicht aus SS-Angehörigen oder wurde – wie Teile des Heers und der Luftwaffe – in die Waffen-SS übernommen. Unter den Bewachern der Außenlager waren auch 80-100 Angehörige des Marineinselbataillons 354, die am 23. Januar 1945 von Langeoog aus nach Neuengamme abkommandiert wurden, darunter auch der 19jährige Friedrich Karl Berger.

    Aus kriminalpolizeilichen Ermittlungsunterlagen ist bekannt, dass 80 dieser Männer nach wenigen Tagen den Auftrag erhielten, Häftlinge in das Außenlager Meppen zu bringen. In Meppen mussten über 1700 Häftlinge den Bau des so genannten „Friesenwalls“ vorantreiben. Mit dem „Friesenwall“ wurde ein gigantisches Befestigungswerk an den Küsten und Grenzen geplant, das gegen eine Landung der Alliierten schützen sollte. In Wedel, Aurich-Engerhafe, Husum, Ladelund, Meppen-Dalum und Meppen-Versen an der niederländischen Grenze mussten KZ-Häftlinge unter Bewachung von Marineangehörigen die Erdarbeiten ausführen. Die Namen der Häftlinge, die v.a. aus der Sowjetunion, Polen und den Niederlanden kamen, aber auch aus Deutschland, Dänemark, Lettland, Frankreich oder Italien stammten, sind durch eine Liste aus dem Januar 1945 bekannt. Wegen unzureichender Ernährung, Kleidung und Unterbringung starben bei dem harten Arbeitseinsatz hunderte Häftlinge. Auf der Kriegsgräberstätte Versen befinden sich noch die Grabstätten von 297 verstorbenen Häftlingen aus den beiden Meppener Außenlagern des KZ Neuengamme.

    Am 25. März 1945 ließ die SS das Lager räumen. Die „marschfähigen“ Häftlinge wurden zu Fuß über Cloppenburg nach Bremen getrieben, von wo ein Großteil von ihnen, begleitet von den Marineangehörigen, zurück ins Stammlager Neuengamme kam. Mindestens 50 Häftlinge sind auf dem Marsch umgekommen. Die Bewachereinheit wurde anschließend nach Cuxhaven zurückbeordert


    Diesen Artikel habe ich gelesen und mir war nicht bekannt das Soldaten die nicht der SS angehörten in KZ als Wachmannschaften eingesetzt wurden.

  • Hallo - Infos finden sich in dem Artikel im Anhang. Ich sende ihn Dieter zu und er soll den dann bitte hier einstellen.

    Als Vorabinfo:

    4. Befehl des Reichsführers SS Heinrich Himmler. Feld-Kommandostelle, 27. Juni 194436

    BA, NS 19 neu/1922

    1. Ich ordne an, daß die Wacheinheiten der Konzentrationslager für Kriegsdauer nicht

    den Totenkopf, sondern einheitlich das doppelarmige Hakenkreuz auf dem Spiegel als

    Abzeichen tragen.

    2. Angehörige der SS tragen die Sigrunen auf der linken Brustseite ihres Uniformrockes.


    5. Befehl des Chefs der Amtsgruppe D — Konzentrationslager — des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamtes,

    SS-Gruppenführer Richard Glücks, an alle Kommandanten und

    Leiter der Verwaltungen der Konzentrationslager. Oranienburg, 8. August 194437

    BA, NS 19 neu/1922

    Der Reichsführer-SS hat mit Verfügung vom 27. 6. 1944 — RF/M. 1960/44 geh. — angeordnet,

    daß alle Angehörigen der Kommandanturstäbe und Totenkopf-Sturmbanne für

    Kriegsdauer nicht wie bisher den Totenkopf, sondern einheitlich das doppelarmige Hakenkreuz

    auf dem Spiegel als Abzeichen tragen. Angehörige der SS tragen dazu die Sigrunen

    auf der linken Brustseite des Uniformrockes.

    Die übernommenen Heeres- und Luftwaffen-Angehörigen haben ab sofort diese Spiegel

    anzulegen; SS-Angehörige der Kommandanturstäbe und Totenkopf-Sturmbanne tragen

    erst die alten Totenkopfspiegel auf.

    Die neuen Spiegel mit dem doppelarmigen Hakenkreuz werden den Verwaltungen der

    Konzentrationslager vom Chef der Verwaltung meiner Amtsgruppe zugewiesen.

    Uwe

  • Hier fehlt eine Anrede....

    Danke für die Info hat mir sehr geholfen. Und mal wieder gezeigt dass viel was im Internet steht falsch ist

    Hier fehlt ein Gruß...

  • Hallo

    Ich danke für alle Antworten habe aber noch eine letzte Frage. Man nahm ja eher den älteren Jahrgang, aber auch dort wurde genau geschaut wer genommen wird da man sich sicher sein wollte dass man Regime Treue Leute in den KZ hat.
    Berichtigt mich bitte wenn was falsch ist

    Gruß Paul

  • Man nahm ja eher den älteren Jahrgang, aber auch dort wurde genau geschaut wer genommen wird da man sich sicher sein wollte dass man Regime Treue Leute in den KZ hat.

    Hallo Paul, nein - es wurde Personal gesucht, egal ob jung oder alt, Hauptsache mindestens bedingt SS-bedingt-tauglich.

    Beispiele hier (22 und 25 Jahre)

    http://forum.balsi.de/index.ph…43.msg68973.html#msg68973

    Uwe

  • Hallo Paul,

    vor der Hand wurde es formell an der Tauglichkeit festgemacht, die zu überstellenden war z.b.GvH (Garnison-Verwendungsfähig-Heimat)

    und sie musste Wachtauglich sein. Die Anforderungen waren denkbar gering und die Möglichkeiten der Repression waren 1:1 hinter

    dem Stacheldraht zu sehen. Linientreue war da eher zweitrangig es lief auf Befehl und Gehorsam und Druck hinaus.

    Das heist nicht das es unter den Zwangsüberstellten Menschen gab die sich bei den Behandlung der Häftlingen besonders negativ hervortraten

    und das ohne Druck ohne zu Tun von Vorgesetzten.

    Gruss Dieter

  • Hallo, Lucas,

    ich denke, Deine Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Deshalb kann ich Dir nur von meinem Urgroßvater berichten, der als Wachmann in einem der Außenlager des KZ Neuengamme Dienst tat, und zwar in Bremen-Farge (Bunker Valentin) mit seinem "Arbeitserziehungslager". Er blieb von Einberufung bis zu seinem Tod im Mai 1945 immer Angehöriger der Marine, dennoch gehörte er - rein dienstlich gesehen - dem "SS-Wachkommando Bremen-Blumenthal" an.

    Grüße

    Diana

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert (Ingelore Ebberfeld)

  • Hallo zusammen,

    nachdem August-Dieter nun den Thread Übernahme von Heer in SS freundlicherweise geschlossen hat, zitiere ich meine Antwort dort noch einmal selbst


    Speziell für das KZ Stutthof ist der Einsatz von Wehrmachtsangehörigen (überwiegend ältere Jahrgange kleiner 1900) als Wachpersonal gesichert. Hier wurde Ende Juni 1944 ein II.SS-Totenkopf-Sturmbann aufgestellt, zu großen Teilen aus vormaligen Wehrmachtsangehörigen. Viele Angehörige dieses Sturmbann wurden dann bereits im Juli/August auf andere KZs (Buchenwald, Sachsenhausen, Neuengamme - auch im Rahmen von Transportbegleitungen) verteilt.

    Mindestens die Außenlager Hersbruck, Holisev, Gundelsdorf, Litomerice des KZ Flossenbürg wurden von ehemaligen Offizieren d.Wehrmacht geleitet. Für den Bereich des KZ Flossenbürg habe ich einige 100 Wehrpässe von Wehrmachtsangehörigen, die ab Spätsommer 1944 Im Lagerdienst eingesetzt waren - leider noch nicht ausgewertet.

    Im Bereich des KZ Ravensbrück lassen sich ab Juli 1944 Wehrmachtsangehörige nachweisen, so auch Lagerführer der Außenlager Neubrandenburg und Holisev.

    Auch im Bereich des KZ Dachau läßt sich mindestens ein Lagerführer (Waldlager Mühldorf/Inn) von der Wehrmacht nachweisen (ab August 1944).

    Im Bereich des KZ Natzweiler mit seinem wuchernden Außerlagersystem in Baden-Württemberg gab es ebenfalls sehr viele ehemalige Wehrmachtsangehörige auch in leitenden Funktionen (z.B. Dautmergen, Offenburg, Mannheim-Sandhofe, Bisingen, Haslach).

    Diese Aufstellung ist sicher nicht vollständig...

    Grundsätzlich läßt sich wohl sagen, daß sich der betroffene (vorwiegend ältere) Personenkreis sowohl aus der Wehrmacht (z.B. Landesschützen-Bataillone), der Luftwaffe und vermutlich auch aus ehemaligen Angehörigen der Marine rekrutierten, die durch die Verkleinerung des besetzten Gebietes nicht mehr im Rahmen ihrer ursprünglichen Sicherungs- und Bewachungsaufgaben eingesetzt werden konnten und somit die Plätze der SS-Angehörigen einnahmen, die zum Fronteinsatz geschickt wurden. Manche wurden auch als quasi vorletztes Aufgebot erstmalig im Sommer 1944 nach kurzer Ausbildungszeit final zum Wachdienst eingezogen.

    Ein letzter Punkt: Die Erkenntnis des ökonomischen Ausbeutung der Arbeitskraft der KZ-Häftlinge führte ab 1944 zu einer immensen Vergrößerung des KZ-Systems mit einer Vielzahl von neuen Außenstellen und -kommandos - auch hiermit wuchs der Bedarf an Bewachungskräften.


    Nachtrag:

    Der Wachdienst in den KZs bedeutete nicht automatisch eine Übernahme in die SS. Ich habe eine SSO gefunden, in der der betroffene Hauptmann ohne eine SS-Nummer erhalten zu haben das Recht zum Tragen der Uniform eines SS-Hstuf d.Res. erhielt (Dieses gab es auch schon lange im Sipo-Bereich).

    Nachtrag:

    1944 wiederholte sich ein Prozess von 1939 als Angehörige der Allgemeinen SS im Rahmen der verstärkten SS-Totenkopf-Einheiten auch in den KZ-Dienst überführt wurden.


    Gruß Frank

  • Hallo Uwe,

    bei den mir mit Geburtsdaten bekannten Personen (in Leitungsfunktionen sehr sicher!) handelt es sich überwiegend um die Jahrgänge 1900 und älter (bis hinunter zu einem Major des Jahrgangs 1883).

    Grundlage dieser Aussage sind mir vorliegende Kommandanturbefehle der KZs Stutthof, Majdanek, Mauthauen und Natzweiler.

    Gruß Frank

  • Hallo Frank, bei den mit Befehl SS-Artillerie-AuE-Rgt. vom 14.09.1944 nach Auschwitz versetzten ehemaligen 404 Luftwaffenangehörigen waren

    (nach Überfliegen der Daten)

    25% Jahrgang 1906 - 1910

    50% Jahrgang 1911 - 1920

    25% ab Jahrgang 1921 (bis 31.12.1924 - also noch 19!)

    also in Masse eher "jung"

    Uwe